Blutjohannisbeere1) Normaler Blütenbesatz des Zierstrauches
1) Normaler Blütenbesatz des Zierstrauches

Die Zierjohannisbeere, deren kräftig rotblühende Sorten auch Blutjohannisbeere (Ribes sanguineum) genannt werden, wächst als Strauch und bleibt die meiste Zeit des Jahres eher unscheinbar und unauffällig. Im April und Mai aber, wenn das Gehölz in die Blüte kommt, ist es mit kaum einer anderen Art vergleichbar und einfach nur wunderschön. Je nach Sorte hängen dann in Massen zartrosa bis kräftig rote Blütentrauben an den Zweigen. Steht im Hintergrund dann noch eine Forsythie im Flor, werden die Farben dieses Zierstrauchs noch intensiver, wie im Bild 2) schön zu sehen ist. Solche Farbkombinationen halte ich für wichtig und empfehle sie immer wieder, denn in Einzelstellung wäre ein Großteil des Blüteneffektes verschenkt.

Herkunft und Botanik

Die Heimat von Ribes sanguineum (lateinisch sánguis = Blut) ist das westliche Nordamerika, also etwa das Gebiet von Britisch-Kolumbien herunter bis Kalifornien und Colorado. Es gibt etwa 150 wilde Ribesarten, von denen rund ein Dutzend zu Zierzwecken genutzt wird. Drei Arten eignen sich auch als Obstgehölz und tragen Früchte. Das sind sowohl unsere Gartenjohannisbeeren als auch die Stachelbeere. Denn die Pflanzengruppe der Ribes gehört zu der Familie der Stachelbeergewächse, der Grossulariaceae und ist darin die einzige Pflanzengattung. Mittlerweile wurden viele verschiedene Ziersorten gezüchtet, von denen die meisten den besagten üppigen Flor bringen. Mein Tipp zum Kauf von Blütenpflanzen ist immer: Geh zur Zeit der Blüte in eine Gärtnerei oder Baumschule vor Ort. Das Original sollte überzeugender sein als jedes Hochglanzfoto im Katalog oder im Internet. 

Ribes sanguineum, Zierjohannisbeere2) Die Blüten der Zierjohannisbeere erscheinen kurz vor dem Austrieb der Blätter. Mit einer Forsythie im Hintergrund wirken sie besonders intensiv.

Das Gehölz ist sommergrün und absolut frosthart. Die meisten Exemplare werden etwa 2,5 Meter hoch. Sie haben rotbraune Triebe, die ein wenig behaart sind; werden sie älter, dunkeln sie nach, und die Rinde fasert an den Zweigen ein wenig ab. Die Blätter haben eine runde Form mit herzförmigem Grund und sind ungleich gesägt. Oberseits sind die Blätter behaart und dunkelgrün, unterseits sind sie eher weiß-filzig und ebenfalls behaart. Die Blüten brechen im April und Mai hervor und befinden sich an sechs bis neun Zentimeter langen Trauben, die bei manchen Sorten anfangs aufrecht stehen und mit weiterem Wachstum erst herabhängen. Im Gegensatz zu den Zuchtsorten hat die Wildform weiße oder rosa Blüten mit kurzen Kronenblättern, wobei aber die Kelchröhre rosenrot ist und farblich wirkt. Die Blüten ziehen auffallend viele Hummeln und Bienen (wertvolle Bienennahrung) an. Damit zählt die Blutjohannisbeere zu den Bienenweide-Gehölzen. Blätter und Blüten haben einen intensiven, herben Duft. Die Früchte reifen im Juli und August schwarz und sind etwas blauweiß bereift, etwa einen Zentimeter dick und etwas behaart. Die Beeren schmecken herb, sind aber nicht giftig. Sie sind für Vögel eine willkommene Nahrungsquelle.

Die Vermehrung des Gehölzes geschieht durch Steckholz. Man schneidet im Winter frische Triebe in Bleistiftlänge und lagert sie kühl und geschützt bis zum Frühjahr und steckt sie, sobald der Boden frostfrei ist. Das Steckholz wird so tief in gelockerten Boden gesteckt, dass oben nur ein Zentimeter herausschaut. Ein Jahr später sollte der Trieb bewurzelt sein und kann im Frühling ausgegraben und an den endgültigen Standort verpflanzt werden.

Ribes sanguineum Sorte 'Koja'3) Die Sorte 'Koja' im Halbschatten.

Standort – Gehölz für Schatten – fehlende Blüte?

Die Blutjohannisbeere wächst auf jedem Gartenboden gut, wenn er nicht zu schwer (sehr tonhaltig), sehr kalt oder ausgesprochen nass ist. Sehr trocken sollte der Standort aber auch nicht sein. Kalk wird gut vertragen. Der Boden kann durchaus nährstoffarm sein. Es ist sogar so, dass auf kargem Grund die Büsche kleiner werden, dafür aber um so üppiger blühen. Warme, sonnige Plätze sind ideal für eine üppige Blüte.

Nicht selten wird jedoch festgestellt: "Meine Blutjohannisbeere blüht nicht." Und die Frage lautet: "Was mache ich falsch?" Die Antwort kann meistens kurz und knapp gegeben werden: "Der Boden ist zu nährstoffreich." Selten ist er das von Natur aus, häufig liegt es an der Düngung mit Stickstoff. Was vielen Gewächsen gut tut und sie zu kräftigem Wachstum und üppiger Blüte anregt, ist für die Zierjohannisbeere kontraproduktiv. Sie mag weder Kunstdünger noch Tierdung.
Ein weiterer Grund kann der Standort sein. Das Ziergehölz wächst zwar auch im Halbschatten, wie im Bild 3) zu sehen, und verträgt sogar Vollschatten, was es für die Gartengestaltung wertvoll macht, doch je schattiger das Quartier, umso geringer die Blüte. Ist lediglich ein wenig besonnter Platz vorhanden, dann empfehle ich hellblühende (rosa, weiß) Sorten zu verwenden. Diese Blüten kommen im Gegensatz zu dunklen, kräftigen Farben im Schatten besser zur Geltung.  

Pflanzung, Pflege und Schnitt

Das Blütengehölz kann in Baumschulen und Gärtnereien ganzjährig erworben werden. Es wird mit Wurzelballen in einem Pflanztopf verkauft und kann am Standort sofort und unkompliziert gepflanzt werden. Der Boden sollte allerdings frostfrei sein. Bei der Pflanzung muss unbedingt darauf geachtet werden, dass das Gehölz in derselben Höhe im Boden zu stehen kommen, wie es im Pflanzgefäß stand. Wenn der Boden normal locker und nicht verdichtet ist, muss kein besonderes Pflanzloch gegraben werden, denn meistens gerät die Pflanzung dann zu tief. Danach wird gut angegossen, und auch im gesamten ersten Standjahr ist regelmäßiges Gießen, ganz besonders in langen Trockenperioden, erforderlich. Eine Düngung ist nach dem Pflanzen nicht nötig. Unkraut, das sich im Wurzelbereich ansiedelt, sollte regelmäßig entfernt werden, ansonsten ist keine weitere Pflege erforderlich. Alle Ribes-Arten reagieren auf Herbizide (chemische Unkrautbekämpfungsmittel) empfindlich.
Ein regelmäßiger Schnitt ist nicht erforderlich, kann aber gemacht werden. Überaltern die Sträucher, werden dürre und sehr alte Äste herausgeschnitten. Auch ein Totalrückschnitt ist möglich, d.h. die Triebe werden bis auf fünf Zentimeter über dem Boden zurückgeschnitten. Das Gehölz treibt dann wieder aus. Die Blutjohannisbeere kann auch zu einer Hecke formiert werden, jedoch neigt sie dann dazu, im unteren Bereich kahl zu werden, denn sie ist kein typisches Heckengehölz.

Ideale Pflanzennachbarn

Der Blütenstrauch sollte immer zusammen mit anderen Blütengehölzen, welche zur gleichen Zeit blühen und einen Kontrast zur roten Farbe der Blutjohannisbeere bilden, gepflanzt werden. Vor allem die dunkelroten Sorten haben kaum eine Fernwirkung. Kombinieren wir sie jedoch beispielsweise mit dem gelben Flor einer Forsythie, idealerweise dahinter wie im Bild 2) zu sehen, kommen die Blüten wunderschön zur Geltung und werden regelrecht in Szene gesetzt.

Blütengehölze

Weitere Ziergehölze, welche einen schönen Kontrast bilden und zur selben Zeit blühen, sind die Arten und Sorten von Corylopsis (gelbe Blüten) und Cytisus x praecox (hellgelb). Ton in Ton blühen Amelanchier (rosa Blüten) Prunus triloba (pink), Prunus subhirtella (hellrosa), Prunus sargentii-Sorten (hellrosa) und Viburnum fragans (rosa). Einen weißen Blütenhintergrund geben Spiraea x arguta oder Spiraea thunbergii.

Stauden und Zwiebelpflanzen

Auch die Unterpflanzung mit Bodendeckern ist empfehlenswert. So gibt z.B. das himmelblau blühenden Waldgedenkemein (Omphalodes verna) einen guten Kontrast und auch die gelb blühende Golderdbeere (Waldsteinia ternata), die im Bild 4) zu sehen ist.

Bodendecker Waldsteinia ternata4) Waldsteinia ternata, die Golderdbeere kommt mit Schatten bestens zurecht. Das Gelb wirkt als Komplementärfarbe zum Purpurrot der Blutjohannisbeere.

Stauden, die in guter Nachbarschaft mit der Zierjohannisbeere gedeihen, sind das kissenbildende, gelb blühende Felsensteinkraut (Alyssum saxatile), welches ich bei den Mauerpflanzen beschrieben habe. Es eignet sich als Vorpflanzung für sonnige Standorte. Auch Zwiebelgewächse lassen sich im Umfeld einer Blutjohannisbeere gut verwildern. Dazu zählen Schneestolz (Chionodoxa luciliae) mit seinen  hellblauen Blüten und das bekannte tintenblaue Scilla. Letztere sind dunkler und weniger auffällig in der Fernwirkung als der Schneestolz, bilden aber trotzdem einen guten Kontrast. Narzissen gibt es in undenkbar vielen Sorten und Arten, und mit den Rottönen des Ribes sanguineum ergeben sich schöne farbliche Kontraste, wenn vorwiegend kräftig gelbe Exemplare gepflanzt werden. Man suche sich aber möglichst Sorten, welche zur Selbstvermehrung (Verwilderung) neigen.

Noch ein letzter Tipp, um schattige Plätze zu bepflanzen

Die Blutjohannisbeere verträgt zwar Schatten, doch besser gedeiht sie, wo es etwas lichter ist und wenigstens Halbschatten herrscht. Zudem lassen die dunklen Blätter der Art absonnige Gartenplätze noch lichtloser wirken. Wer der Düsternis solcher Orte etwas entgegensetzen möchte, sollte Gewächse mit lichter, hellgrüner Belaubung wählen. Mein Tipp hierführ ist die Alpenjohannisbeere (Ribes alpinum), die der Zierjohannisbeere nahe verwandt ist. Wo im Schatten nichts anderes mehr wächst, dort gedeiht sie noch gut und erfreut uns mit ihrem hellen Laub und zudem mit kleinen gelben Blüten. Da sie auch gut gegen den Druck der Wurzeln großer Bäume ankommt, ist sie neben der Eibe die einzige Alternative an heimischen Gehölz- und Heckenpflanzungen für trockenen und tiefen Schatten. Da die Eibe (Taxus baccata) in allen grünen Pflanzenteilen extrem giftig ist, bleibt für viele Standorte wie Spielplätze, Kindergarten und Hausgarten nur die Alpenjohannisbeere.