Das Besondere dieser Zierstaude ist, dass zwei Arten denselben Namen tragen. Sie werden beide Zwerg-Herzblume (auch Zwergige Herzblume oder Doppelsporn) genannt, sind aber unter den lateinischen Namen Dicentra eximia, im Bild 2) zu sehen, und Dicentra formosa zu finden. Das Außergewöhnliche dieser unauffälligen, mehrjährigen Blütenstauden wird oft übersehen, weil sie im Gegensatz zum Tränenden Herz, im Bild 3) dokumentiert, kleiner und unscheinbarer sind. Sie werden nur 30 Zentimeter hoch, sind aber anspruchsloser im Standort. Sie wachsen sowohl in voller Sonne, als auch im Halbschatten und sogar noch auf schattigen Arealen. Sie können den Wurzeldruck großer Bäume tolerieren und werden von Schnecken gemieden. Als Dauerblüher erfreuen sie uns von Anfang Mai bis September mit ihren hängenden Herzblüten in tiefem Purpurrot, über helle Rottöne und Rosa bis hin zu reinem Weiß.
Botanik
Bevor wir uns dem Einsatz der Zwerg-Herzblume für unseren Garten zuwenden, ist es doch von Wert, etwas über die Botanik dieser interessanten Kleinstaude zu erfahren. Die Namensgebung stammt aus den griechischen Silben dis und kentron, was so viel wie Zwei-Sporn heißt. Dies bezieht sich auf die sackförmigen Ausbuchtungen am Grunde der Blüten, im Bild 2) gut zu sehen.
2) Dicentra exima, die Zwergherzblume
Dicentra eximia ist eine Art aus der Pflanzengattung Dicentra und gehört ganz grob klassifiziert zur Unterfamilie der Fumariaceae, den sogenannten Erdrauchgewächsen. Diese bilden eine Unterfamilie der Mohngewächse (Papaveraceae). Damit befinden wir uns auf bekanntem Terrain und stellen eine Verwandtschaft zu den Gartenformen der Mohnblumen fest. Viel enger ist aber die Pflanzenverwandtschaft, über die Familie der Erdrauchgewächse, mit den verschieden Arten des Lerchensporns (Corydalis). Wer einen Blick für solche Verwandtschaften hat, der wird zum Beispiel beim Gelben Lerchensporn (Corydalis lutea) große Ähnlichkeiten zur Zwerg-Herzblume feststellen.
Der Vollständigkeit halber und wegen der vielen Unterarten habe ich die botanische Klassifizierung hier noch einmal zusammengestellt: Dicentra eximia (Art) – Dicentra (Gattung) –Corydalinae (Sub-Sub-Sub-Tribus)** – Fumarieae (Sub-Sub-Tribus) – Fumarioideae, Erdrauchgewächse [1] (Sub-Tribus) – Papavereae (Tribus [Unterfamilie]) – Papaveroideae (Pflanzenfamilie der Mohngewächse [Papaveraceae]) – Ranunculales (Ordnung [der Hahnenfußartigen]) – Eudikotyledonen (Klasse [der Bedecktsamer]) – Magnoliopsida (Unterklasse) **(in Klammer) jeweils ineinander verschachtelte Unterarten, von mir nach bestem Wissen dargestellt.
3) Das ähnlich aussehende Tränende Herz (Lamprocapnos spectabilis) wächst höher und ist anspruchsvoller an den Standort.
Wenn wir vorhaben, mit der Zwergherzblume den Garten zu gestalten, ist es nicht ganz abwegig, auch auf den floralen Familienverband zurückzugreifen. Dazu zählen die bereits erwähnten Mohnblumen und die Lerchensporne (Corydalis lutea). Letztere finden sich oft in den Ritzen von Natursteinmauern. Aber auch die hier noch gar nicht erwähnte Herzblume, das Tränende Herz (Lamprocapnos spectabilis), welches früher sogar einmal direkt der Art Dicentra zugeordnet wurde und heute noch sehr oft unter der Bezeichnung Dicentra spectabilis verkauft wird, passt hervorragend dazu. Im Bild 3) ist das Tränende Herz zu sehen.
Beschreibung
Von den circa 15 Arten, welche die Gattung Dicentra umfassen, eignen sich nur die beiden hier vorgestellten für die Gartengestaltung. Sowohl Dicentra exima als auch Dicentra formosa stammen aus Nordamerika.
Dicentra exima
Diese Art der Zwerg-Herzblume wächst in ihrer Heimat in lichten Laubwäldern auf frischem Boden. Sie wird 20 bis 35 Zentimeter hoch und hat feine gefiederte Blätter, welche von grau-bis blaugrüner Farbe sind. Die kleinen, herzförmigen, dunkelroten, hängenden Blüten, die in Trauben wachsen, erscheinen im Mai. Bis in den September hinein werden neue Blüten gebildet, was sie zu einer der wenigen Stauden macht, die so ausdauernd blühen.
Dicentra formosa
Ein wenig kleiner, nur zwische 15 und 30 Zentimeter hoch, wird Dicentra formosa. Sie hat hat ihre heimatliche Verbreitung im Westen des nordamerikanischen Kontinents, wo die Pflanzen von Britisch-Kolumbien bis Kalifornien auftreten. Ihre meist dreimal-fiederteiligen Blätter sind zartgrün in einem kühlen Farbton (!). Die hellrosa Blüten erscheinen ab Juni und bilden sich bis in den Herbst hinein. Die Pflanze will im Halbschatten stehen und möchte frisch, sandigen Boden. In der Gartengestaltung wird sie weniger verwendet als Dicentra exima.
Verwendung
Ähnlich wie in ihrer Heimat, den lichten, nordamerikanischen Wäldern, möchte die Zwerg-Herzblume auch bei uns ihren Standort haben. Ein halbschattiger Platz mit nicht zu trockenem Boden in unserem Garten wäre ideal, um ihr ein optimales Wachstum zu ermöglichen.
4) Im Frühling erscheint zuerst dass helle Laub der Zwerg-Herzblume.
Die kleine robuste Staude findet sicher in jedem Garten einen Platz, doch hat sie mit ihren gefiederten Blättern eher einen Wildblumencharakter. Sie ist also keine Pflanze für Sommerblumenrabatten. Eher ist es möglich, sie in Bodendeckerpflanzungen zu integrieren, ganz besonders am Rande von Gehölzgruppen. Sie gesellen sich gut zu Farnen oder zu verschiedenen Schattenstauden, wie Waldgedenkemein (Omphalodes verna), im Bild 5) zu sehen, oder Schaumblüte (Tiarella cordifolia) oder neben Schattengräsern, wie der Waldmarbel (Luzula sylvatica). Da die Zwerg-Herzblume leicht saure Bodenverhältnisse veträgt, können wir sie auch als Unterpflanzung für Rhododendren oder Gartenazaleen verwenden. Ich habe sie auch schon inmitten von Efeuflächen gefunden, wo sie in Eintracht mit diesem immergrünen Bodendecker wuchs. Kleinblättriger Efeu und Zwerg-Herzblume sind damit auch eine ideale und pflegeleicht Grabbepflanzung. Wem die Wechselbepflanzung auf dem Grab zu aufwändig ist, für den ist diese Art der dauerhaften Bepflanzung ein vortrefflicher Tipp.
5) Gelbe Tulpen geben eine schöne Komplementärfarbe zu den rosa Blüten.
Weil die Staude farnähnliche Blätter hat, kann man diese wunderbar als Bindegrün für kleine, zierliche Blumensträuße verwenden. Die Blüten eignen sich selbstverständlich auch bestens dazu. Da die Staude so lange blüht, können von ihr von Mai bis September reichlich Blumen geschnitten werden.
Sorten
Von Dicentra exima wird meist nur die Art gepflanzt und davon die weiße Sorte 'Alba'. Beide beginnen zeitig zu blühen, oft schon Ende April. Sorten, die später in die Blüte kommen, stammen meistens von Dicentra formosa ab, die erst ab Juni blüht und zu den sommerblühenden Stauden zählt.
- 'Alba' – weiße Zwerg-Herzblume (D. exima) mit schneeweißen Blüten, schwachwüchsig
- 'Aurora' – weißgelblich
- 'Bacchanal' – dunkel-purpurrot, stellenweise schwarzrot wirkend
- 'Bountiful' – rosa, dicht wachsend
- 'Burning Hearts' ® – dunkelrot, brillante Farbe
- 'Ivory Hearts' – weiß
- 'Luxuriant' – dunkelrosarot, schöne Herzen
- 'Red Fountain' ® – purpurrot, sehr reich blühend
kaufen – pflanzen – vermehren
Zu kaufen gibt es die Zwerg-Herzblume bei jedem Gärtner vor Ort und meist auch in Gartenmärkten. Nur ist da die Auswahl oft nicht so groß. Es lohnt sich auf jeden Fall, bei den Online-Gartenmärkten nachzusehen, ob dort nicht auch neue Sorten im Angebot sind. Dabei empfehle ich immer wieder, möglichst leuchtende Blütenfarben zu wählen. Sie haben eine besonders gute Fernwirkung. Dunkle Blüten mögen auf den ersten Blick interessant wirken, ziehen im Garten aber kaum die Aufmerksamkeit auf sich und haben, aus der Ferne betrachtet, keine Ausstrahlung.
Die beste Zeit, um diese Stauden zu pflanzen, sind die Monate März und April sowie September bis Anfang Oktober. Beim Einpflanzen sollten wir darauf achten, dass die jungen Setzlinge etwas tiefer in die Erde kommen, als sie zuvor im Topf gestanden haben. Etwa einen halben Zentimeter tiefer gepflanzt und fest angedrückt gibt den Wurzeln gute Starbedingungen. Trotzdem muss in der ersten Zeit regelmäßig gegossen werden, bis die Stauden gut eingewurzelt sind. Wenn der Standort der Gewächse so beschaffen ist, wie empfohlen, also nicht zu trocken, dann werden die Herzblumen bald ohne besondere Pflege wachsen und uns mit reichem Blütenschmuck erfreuen. Gedüngt wird einmal im Jahr, idealerweise im Mai, mit einem gängigen, flüssigen Blumendünger.
Zwerg-Herzblumen lassen sich durch Teilung leicht vermehren. Da die Pflanzenteile leicht verletzlich sind, bedarf es ein wenig Fingerspitzengefühl, um die Stauden zu trennen. Mit einem scharfen Messer sollte das aber kein Problem sein.
Hinweise/Literatur
- [1] Erdrauchgewächse, Synonyme: Fumarioideae (Endl.), Pteridophylloideae (Murb.)
- Grunert, Christian; Gartenblumen von A bis Z; Radebeul 1972
- Foerster, Karl; Der Steingarten der sieben Jahreszeiten; Leipzig/Radebeul 1981