Die japanische Teezeremonie, traditionell in einer schlichten Hütte abgehalten, ist eigentlich nur im dazugehörigen Garten komplett durchführbar. Den Garten für die Teezeremonie habe ich schon genau beschrieben und den Ablauf der Teezeremonie bis zum Gang zur Hütte. Die zur Zeremonie geladenen Gäste betreten nun einzeln die Hütte durch eine sehr niedrige Schiebetür.
Dadurch betreten sie in demütiger Haltung den Raum, was bedeuten soll, dass im Teeraum der Rang oder die Stellung des Alltagslebens draußen gelassen werden, und Gäste und Gastgeber Gleiche unter Gleichen sind. Hier sei mir nochmals der Hinweis gestattet, dass schon Marie Luise Gothen in ihrer Geschichte der Gartenkunst (Jena 1926) auf die große Ähnlichkeit von östlicher Teezeremonie und westlicher Freimaurerei hinwies, wo bei der Versammlung der Brüder in der Loge ebenso weltliche Rangordnungen abgelegt werden müssen. Die Ähnlichkeit geht bisweilen bis in kleinste Details. So entrollt der Gastgeber bei der Teezeremonie ein Rollbild – im Freimauertempel wird ein "Arbeitsteppich" aufgelegt. Das grundlegende Element beider Gesellschaften ist jedoch das Einüben von Lebenshaltungen durch symbolisches Handeln (Ritual), was nicht mit religiösen Handlungen verwechselt werden darf. Es ist eine reine Kunst!
Haben die Gäste im Teehaus Platz genommen, beginnt die eigentliche Teezeremonie. Der Gastgeber schließt hörbar die Tür, damit hat die Zeremonie ihren Anfang genommen. Zuerst wird ein kleines Essen gereicht. Es folgt ein auflockerndes Gespräch unter den Gästen, meist zu den Gegenständen im Teehaus. Danach geht man wieder in den Garten.
Fünf Gongschläge laden wieder in die Hütte. Dabei geht der Weg abermals über den Trittsteinpfad und zum Wasserbecken, Mund und Hände werden gesäubert. Auf dem Trittsteinweg bekommt der Gang einen bestimmten Rhythmus und verlangsamt sich. Inzwischen ist im Teeraum das Wasser im eisernen Kessel auf einem Holzkohlefeuer erhitzt. Der Kessel summt, und der Duft von leichtem Räucherwerk füllt den Raum. Der Tee wird nun nach altem Ritual bereitet und den Gästen gereicht. Zuvor werden kleine Reiskuchen oder Süßigkeiten angeboten. Zu Beginn wird ein starker Tee aus klassischen Teeschalen getrunken, dann ein leichter aus flachen Schalen. Je nach der Form des Teerituals folgen kleine Konversationen.
Am Ende verlassen die Gäste einzeln die Hütte, wobei der Gastgeber vor der Tür Platz genommen hat, die Gäste verabschiedet und so lange verharrt, bis die Gäste den Garten verlassen haben. Ist die Gesellschaft den Augen entschwunden, ist für den Teemeister die Zeremonie noch nicht beendet. Die Gerätschaften werden nun gesäubert und ordnungsgemäß verstaut. Danach wird die Hütte nach vorgegebenen Ritual gereinigt. Erst dann ist die Teezeremonie abgeschlossen.
Video
Wer das fernöstliche Ritual erlernen möchte, der kaufe sich Literatur zur Thematik und informiere sich, wo gegebenenfalls Teezeremonien besucht werden können. Auch YouTube ist eine gut Quelle einen thematischen Einstieg zu bekommen. Das bisher interessanteste Video, welches ich zur Teezeremonie (deutsch) finden konnte ist folgendes. "Japanische Teezeremonie – Der Teeweg als Zen-Weg – Sôtai Martin Knipphals", 30.1.2016: