Japanischer Garten für die Teezeremonie

Der Teehausgarten der Japaner, wurde eigens für die Teezeremonie geschaffen. Er ist in seiner Idealform (wie er in der Literatur beschrieben wird) ein klar erdachtes und geschaffenes Kunstwerk der japanischen Zen-Mönche, welche die Philosophie des Teekultes aus China zu sich holten und nach der Philosophie des Zen umformten. Sie schufen damit ein besonderes Kulturgut um damit vielerlei Lebensbereiche zu kultivieren.

Interessant ist, dass die Gestaltung der japanischen Hausgärten, wie auch der traditionellen japanischen Wohnhäuser selbst, eng mit der Entwicklung der japanischen Teezeremonie verbunden sind. Denn die japanische Wohngartengestaltung holt sich ihre Anleihe besonders aus diesen hier beschriebenen Teehausgärten, die in ihrer Art wohl auf den Mönch Sen Rikyu (1522 – 1591) zurückgeht.

Das Haus und die Verbindung mit dem umgebenden Garten ist in Japan ganz besonders eng und als Ganzes zu sehen. So gibt es zwischen Haus und Garten kaum eine Grenze und überall herrscht größte Einfachheit und Zweckmäßigkeit, ganz besonders in dem Bereich, der für die Teezeremonie vorgesehen ist.

Für den Teegarten wählten die alten Zenmeister den Namen ROJI, was wörtlich "Tau-Erde" oder im Wortspiel auch "Pfad" heißt – daher auch die symbolische Benetzung der Trittsteine mit Wasser... Der Teegarten symbolisiert einen vom Staub der Welt gereinigten Bezirk, in welchem Gedanken des Hasses, Neid und des Stolzes keinen Platz haben sollen.

Teehausgarten: Gliederung und Beschreibung

GartenplanPlan eines japanischen Teehausgartens.

Das Zentrum des Teehausgartens ist das Teehaus (C) – es ist eine schlichte Hütte aus unbehandeltem Holz und am besten mit Stroh oder Rinde gedeckt. Des Weiteren befindet sich eine Empfangshalle (A) nahe des Eingangs (A), welche in einem ebenso schlichten Stil erbaut ist. Wenn reichlich Platz vorhanden ist, dann gibt es noch einen überdachten Warteplatz, der in den "Pausen" der Teezeremonie aufgesucht wird, vor allem dann, wenn das Wetter einen Aufenthalt im Freien nicht zulässt. Zäune aus Bambus sind eher grazil und transparent. Lebende Bambuspflanzen sind kein Muss in solch einer Gartenanlage.

Das Tor und der Warteraum

Das Tor oder Torhaus markiert eine scharfe Grenze zwischen dem Mikrokosmos des Teehausgartens, der in der Gesamtform seiner Gestaltung einen sicheren Zufluchtsort vor dem hektischen Alltagsleben darstellen soll, und der Außenwelt. Die Trennlinie wird durch einen Schwellenstein am Eingang markiert. Neben diesem liegen im Inneren symbolisch eine Steinplatte für den Gastgeber und außerhalb dann eine weitere für den Gast.

Torhaus im japanischen GartenTor mit geteilter Schwelle, sie symbolisiert das Innen und Außen.

Nahe des Warteraums oder am Teehaus befindet sich ein steinernes Wasserbecken (Tsukubai- meist nur ein Stein mit flacher Vertiefung). Dort hat der Teemeister eine Kelle abgelegt, damit sich die Gäste in Form einer symbolischen Waschung die Hände säubern und das Gesicht waschen können. Im Kupferstich oben ist die Wasserstelle wohl nahe der Steinlaterne im Bereich (B) zu suchen. Der Trittsteinweg, welcher zum Teehaus führt, liegt nochmals in einem separaten Bereich.

Eine Teezeremonie beginnt schon im Vorfeld mit einem kurzen Besuch des Gastes bei dem Gastgeber. So kann der Besuch – besonders, wenn fremde Menschen sich begegnen – am Tage der Zeremonie schon mit mehr Gelassenheit angegangen werden. Zur Zeit der Teezeremonie ist das Eingangstor bereits leicht angelehnt, um die Besucher (meist 5 an der Zahl) Willkommen zu heißen. Schon bei der Überschreitung der Schwelle am Tor, die meist durch einen entsprechenden Stein gekennzeichnet ist, verlässt der Gast den lauten und hektischen Alltag. Er betritt den Garten, der eine in sich geschlossene Welt der Ruhe und Harmonie darstellt.

WarteplatzWarteplatz neben dem Garteneingang.

Die Gäste finden sich in der Empfangshalle (A) ein, wo sie vom Gastgeber stillschweigend mit einer Schale heißem Wasser (oder dünnem Tee) empfangen werden. Die Gäste einigen sich hier, in welcher Reihenfolge sie das Teehaus betreten werden. Auf dem Warteplatz stimmt sich die Gesellschaft außerdem weiter auf die Teezeremonie ein, beginnt die Alltagstimmung abzulegen und bekommt durch die Ruhe einen Blick für die Schönheit der Natur im Garten.

Der Trittsteinpfad zum Teehaus

Der Gang der Teegesellschaft auf dem Trittsteinpfad (B) hin zum Teehaus symbolisiert die erste Stufe der Selbsterkenntnis – das Abstreifen des Alltags. Der Gang durch den Garten dient somit der geistigen Vorbereitung auf die Zeremonie, und die Schönheit der Anlage soll dabei das Gemüt positiv beeinflussen. Im Sommer sind die Steine vom Gastgeber mit kühlendem Wasser besprengt, um eine Stimmung der Frische, Reinheit und Natürlichkeit entstehen zu lassen, welche letztlich auch wieder nur der Herzensbildung dient.

Wasserbecken zur rituellen ReinigungWasserbecken zur rituellen Reinigung am Trittsteinpfad.

Die kurze rituelle Waschung an einem Steinbecken mit Wasser, bereitet abermals auf die Teezeremonie vor. Man wäscht, wie in vielen Religionen, damit den Staub der Weltlichkeit ab, um nun erhabeneren Gedanken Raum zu geben.

Die Hütte am Meer

Im Idealfall ist der Teehausgarten einer rauen Berglandschaft nachempfunden oder einer Hütte am Meer. Er darf in der Gestaltung nicht mit den reinen Betrachtungsgärten der Japaner verwechselt werden. Alle Teile des Gartens sind funktional – die Wirkung der Schönheit mit einbezogen.

japanischer Berggarten mit TeehausJapanischer Berggarten mit Teehaus im egapark Erfurt.

Die Teegärten sollten rau und düster wirken und die Architektur – als Werk des Menschen – eher grazil, sehr einfach – ja beinahe zerbrechlich. Das Teehaus muss sich in seiner Schlichtheit in die Natur einfügen – beherrschen darf es sie nicht – damit dient dieser Stil, das Herz des Menschen zur Demut zu bewegen. Der Felsengarten, der direkt an den Teegarten anschließt, ist der japanischen Küstenlandschaft nachempfunden, die steil aus dem Meer aufragt.

Hinüber blicke ich
Weder Blumen
Noch farbige Blätter.
Am Gestade des Meeres
Eine einsame Hütte
Im schwindenden Licht
Eines Herbstabends

Sen Rikyu (1522 – 1591)


Literatur & Quellen:

  • Tetsuro Yoshida: DAS JAPANISCHE WOHNHAUS, Tübingen 1954.
  • Taut, Bruno: Das japanische Haus und sein Leben. Berlin, 1997.
  • Taut, Bruno: Ich liebe die japanische Kultur. Kleine Schriften über Japan. Herausgegeben v. Manfred Speidel. Berlin, 2003.
  • Leben auf dem Teeweg Sen, Soshitsu München 1991. ISBN 3-85936-048-5.
  • Buch vom Tee Okakura, Kakuzo Frankfurt, Leipzig 2002. ISBN 3-458-34655-4.
  • Marie Luise Gothen, Geschichte der Gartenkunst, Jena 1926.
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Wabi-Sabi; Wabi-Sabi (japanisches ästhetisches Konzept)

Bildquellen:

  • 1. Bild oben biblilog Pixabay
  • SW-Bilder: Josiah Condor Landscape Gardening in Japan (1912)
  • egapark Erfurt