Geometrische Gärten Teil 6: Raumentwicklung und Ausstattung

Abgesenkter Garten.

Die Geländeplastik: Neben der Gliederung durch Form und Farbe ist ein drittes Element der Kunstgartenbildung wichtig: die Plastik des Geländes im Unterschied von hohen und tiefen Flächen, deren Übergang Böschungen und Mauern, durchbrochen von Treppen, bilden.

Die Höhen wirken am stärksten, wenn sie in Beziehung zu Tiefen gebracht werden. Höhen und Tiefen sind hier, oft für jedes abgeschlossene Gartengebiet verschieden, in bezug auf eine, ein Gebiet beherrschende neutrale Höhe gemeint. Wirkungsvoller wird die Geländeplastik, wenn ihre Profile in dem Raum über der Fläche weiter entwickelt werden durch Heckenwände, beranktes Gitterwerk, Pergolen, Ziermauern, die, mit Vasen und Plastiken geschmückt, über die Terrassenhöhe steigen. Durch die Entwicklung des geometrischen Gartens in den Raum wird er zum architektonischen.

Von so erhöhten Standpunkten gesehen, wirkt auch die Ornamentik klarer, und sie kann um so reicher gegliedert sein, je besser sie erkannt werden kann.

Rundbank in einer ParkanlageRundbank in einer Parkanlage

Weitere Ausstattungen im Kunstgarten

Erst wenn die geometrisch-architektonische Komposition klar, den angedeuteten Gesetzen gemäß durchgeführt ist, kann an eine Auflösung ins Malerische gedacht werden.

Spalierwand im geometrischen GartenSpalierwand als Abschluss eines geometrischen Gartens

Besonders die geometrisch begrenzten Wasserbecken eignen sich zur malerisch-natürlichen Ansiedelung von Wasserpflanzen. Das Malerische darf namentlich im Kunstgarten nicht in Verwahrlosung ausarten: hier sei alles wohl gepflegt, das Malerische darf immer nur aus einer gleichsam geduldeten Überfülle von Pflanzenwuchs hervorgehen, die hier und dort die ursprünglichen Beetgrenzen überflutet.

Anderseits ist der Kunstgarten nicht der Ort, um allerlei industriell hergestellte Gebilde aus Ton und Gips oder allerlei "Fantasie-Möbel", Zelte in schreienden Farben und Spielereien unterzubringen. Der künstlich geformte Garten muss vielmehr zielbewusst und klar von der Würde des Hauses zeugen.

Über die Wahl der Einzelheiten zur Ausstattung des Kunstgartens entscheidet neben den zur Verfügung stehenden Geldmitteln, und diese sind sehr bestimmend, der Charakter des Hauses, des ganzen Besitzes, die persönlichen Neigungen des Besitzers, ob sie sich mehr zur Pflanzenschönheit, mehr zur Architektur oder Plastik wenden. Auch der Kunstgarten hat seine Stimmungswerte, die deutlich aus ihm sprechen, wenn sie in ihn hineingelegt sind, seine Seele, die sich offenbart als protziger Reichtum in kalter Gleichgültigkeit gegen das mit Geld Geschaffene oder als Achtung vor der Kunst als Liebe zum künstlerisch verschönten Familienheim.


Literatur & Quellen: Willy Lange: Die Gartengestaltung der Neuzeit, Leipzig 1907 - mehrfach überarbeitetes Kapitel aus "Der geometrische Garten".