Parkanlage mit PlastikSteinerne Plastik.
Steinerne Plastik.

Tödliche Langeweile für die Einbildungskraft: Die Idee und die Mode der Landschaftsgärten stammt aus dem 18. Jahrhundert und entstand in England. Doch die Entwicklung dieser romantisierten Anlagen stieß auch schnell an ihre Grenzen. Durch seine Reisen und die direkten Vergleiche in den alten Kulturländern Italien und China bemerkte selbst der bedeutendste Parkgestalter jener Epoche, Sir William Chambers (Schottischer Architekt, 1723 – 1796 in London), bald eine gewisse Eintönigkeit in dem neugeschaffenen englischen Landschaftsstil:

Wörlitzer Park, FloratempelWörlitzer Park, Floratempel"So wenig Abwechslung und solch ein Mangel an Urteil in der Wahl der Gegenstände findet sich dort, solch eine Armut der Einbildungskraft, dass der Besucher sich sterblich langweilt, die Schönheitslinie verflucht, bis er, von Müdigkeit übermann, von der Unterhaltung, beschließt, nichts mehr zu sehen. Ein vergeblicher Entschluss! Es gibt nur einen Pfad, auf diesem muss er sich zu Ende schleppen oder den gleichen ermüdenden Weg, den er kam, zurückgehen."

Was wurde in Fernost anders gemacht?

Also schaute Chambers neidvoll nach China, wo die Gestalter ihre Landschaftsgärten zwar mit Kunst und Architektur förmlich überhäuften, dabei aber treue Diener der Natur verblieben.

Kewgarden. Ruine von Cchambers entworfenKewgarden. Ruine von Cchambers entworfen.William Chambers versuchte nun, durch das Einfügen von Architekturen wie beispielsweise im Kewgarden mit einer Moschee, einer achtstöckigen Pagode und einem maurischen Gebäude, mit griechischen Tempeln und einer römischen Ruine gegenzusteuern. Außerdem pflanzte er zahlreiche fremdländische Pflanzen, besonders amerikanische Laubbäume und Koniferen.

Doch hatte Chambers einen bedeutenden Umstand dabei übersehn. Die Gartenanlage war eben doch für ein Durchwandern ausgelegt, was er eigentlich selbst unmöglich fand. Der Besucher muss, um die Bildaussichten zu genießen, endlose Wege gehen, um von Aussicht zu Aussicht geführt zu werden.

Der Unterschied zum fernöstlichen Garten ist einfach der, dass hier Bildmotive nicht wie auf einer Art Leinwand präsentiert werden. Ein chinesischer Garten ist quasi ein begehbares und sehr kontrastreiches Landschaftsbild in sich. Außerdem schafften es die Gartengestalter in Fernost (was man in Europa nie umzusetzen vermochte) Natur in verkleinertem Maßstabe abzubilden. Man formte in diesen Gärten stilisierte Landschaftsbilder und Bildaussichten und dies in sehr komprimierter Form und – auch das eine Besonderheit – man genoss seinen Garten sitzend und meist in geselliger Runde und nicht, wie im englischen Modell, laufend, sich "allerwärts aneinanderstoßend".

Geselligkeit behindernd

Englischen GartenEnglischen Garten in Lichtenstein bei ChemnitzDass der Garten ein Ort der Geselligkeit ist (die wohl auch eine der effektivsten Möglichkeiten darstellt, Kurzweil zu schaffen) und dass die gedehnten Landschaftsgärten dafür eben nicht sehr zweckdienlich sind, bemerkte schon Goethe: "Die geräumigen Laubdächer, Berceaux (Laubengänge) und Quinconcens lassen doch eine zahlreiche Gesellschaft sich anständig entwickeln und vereinen, während man in unseren englischen Anlagen, welche ich naturspäßig nennen möchte, allerwärts aneinander stößt, sich hemmt und verliert".

Und hier trifft Goethe wohl den Nagel auf den Kopf: der Garten ist ohne den Menschen, der ihn bewohnt, kein richtiger Garten, und der Versuch, die Natur im Kleinen nachzuahmen, endet oft dilletantisch.


Literatur & Quellen: