Fachwerkhaus Gifhorn, MühlenmuseumFachwerkhaus (Gifhorn, Mühlenmuseum).
Fachwerkhaus (Gifhorn, Mühlenmuseum).

Ich finde es vereinfachend, wenn man den Stil eines Gartens in ein grobes Raster einordnet. Dafür habe ich vier grundsätzliche Stilrichtungen festgelegt. Neben moderner Gartengestaltung unterscheide ich die mediterrane, fernöstliche und nordalpine Gartenkunst. Jede dieser Stile hat eigene Bautraditionen, Materialien, Stilelemente und typische Pflanzenarten.

Gartenkapelle in TaizeKleine Gartenkapelle in Taize. Hier als Sonnenterrass genutzt, aber trotzdem eine interessante Idee auch für den Hausgarten.Die Unterscheidung der Baukunst (und Gartenkultur) nördlich und südlich der Alpen geht auf Willy Lange zurück, der die Unterschiede vor allem an den zur Verfügung stehenden Baumaterialien und dem vorherrschenden Klima fest machte. Der Norden war schon immer reich an Holz. Regen und vor allem Schnee bedingen hier als Grundform das Hüttenhaus mit spitzen Dachformen wegen der Schneelast im Winter. Die räumliche Erweiterung der Bauten geschieht im Norden durch Aufstockung oder durch selbständige Nebeneinanderstellung. Auch der Garten befindet sich zumeist separat neben dem Haus.
Der Süden kennt dagegen das Steinhaus mit flachen Dächern. Die räumliche Vergrößerung geschieht durch Wiederholung in horizontaler Richtung in Zusammenschließung zu einer Reihe bei gleichzeitiger Aufgabe der Selbständigkeit des einzelnen Baukörpers. Als Garten wird hier der Hofraum bevorzugt.
W. Lange geht natürlich weiter, indem er vom Wesen des Hausbaues alles andere Bauen in Landschaft und Garten abhängt in Form, Stoff und Eigenart schreibt:

Wo es Zweck und Sinn zulassen, zeigen alle Kleinbauten Formenanpassungen an den ihnen zugehörigen Haustypus, besonders im Sinne der aufstrebenden, spitz überdachten Grundform so bei allerlei Dächern zum Schutz von Brunnen, Wegweisern, Marterln, Bildstöcken, Heiligenhäuschen, Grabmälern und anderen Kleinbauten harmloser Ausführung... Die Formgebung der Kleinbauten im Garten als Kunst ist also nicht der Willkür überlassen; für sie sind die Vorbilder im Zusammenhang mit den Hausformen aus deren natürlicher und geschichtlicher Entwicklung zu entnehmen.

Eisen wurde später zum Ersatz für Holz; Ziegel zum, wenn auch sehr alten Ersatz für Haustein. Beide tragen zur Mannigfaltigkeit der Erscheinungen bei (neben anderen, neueren Ersatzstoffen, z.B. Kunststein, Betonstein), heben aber die grundsätzlichen Gegensätzlichkeiten der Urbaustoffe Holz und Stein nicht auf, ebensowenig wie deren verschiedene Anwendung im nördlichen und südlichen Stil.