Laubbäume im Garten? Ja auf jeden Fall. Trotz des Gelärms um Klimaschutz, in den Hausgärten werden immer seltener Laubbäume gepflanzt, so jedenfalls meine Beobachtung. Und das, obwohl mittlerweile jeder weiß, dass Bäume Sauerstoff produzieren und Staub aus der Luft filtern. Als Gegenargumente werden störender Schatten schlimmstenfalls im Nachbargrundstück, meistens aber lästiges Herbstlaub vorgeschoben. Doch ist es wohl eher die Furcht vor der Hysterie der Nachbarn, die etwas gegen das herabfallende Laub oder den Schattenwurf des Nachbarbaumes haben.
Es muss ja nicht ein ganzer Wald im Garten stehen, doch ein Baum am Eingangstor ist eine schöne alte Tradition, die ruhig wieder Einzug in unsere Gärten halten sollte. Der Baum am Tor symbolisiert Geborgenheit und Schutz. Zudem haben großzügig proportionierte Gehölze die Eigenschaft, kleine Eingangsbereiche optisch zu vergrößern. Wer durchaus kleinwüchsige Bäume verwenden möchte, der kann auf Flieder, Goldregen, Essigbaum, Zierapfel (Zierobst) oder Kugelakazie zurückgreifen. Jedes dieser Gehölze prägt auf eigene Weise seine Umgebung.
Laubbäume sind dabei immer den Nadelgehölzen vorzuziehen.
Ein weiterer Vorteil eines Laubbaumes im Garten ist sein Schattenwurf im Sommer, natürlich in den eigenen Garten. Wie ich bereits an anderer Stelle erwähnte, kann solch ein Gehölz der ideale Schattenspender auf der Terrasse oder am Sitzplatz auf dem Rasen sein. Im Frühling, wenn der Baum noch kein Laub hat, muss er auch noch keinen Schatten spenden. Dann lässt er fast alles Sonnenlicht passieren, bis in unser Wohnzimmer hinein. Mit zunehmender Sonnenintensität im Jahreslauf nimmt die Dichte des Laubes zu. Und bei großer Hitze sitzt es sich unter einem raschelnden Blätterdach, das durch Verdunstung auch noch die Umgebung kühlt, angenehmer als unter einem aufgeheizten Sonnenschirm. Im Wohnhaus bringt der grünlich schimmernde Schatten ebenfalls Kühle – wenn auch nicht immer wirklich, dann doch wenigstens gefühlt.
Welchen Nutzen hat ein Baum? Wie viel Sauerstoff produziert ein Baum?
Eine ausgewachsene Buche, Eiche oder Kastanie bindet pro Jahr etwa 100 Kilogramm Staub (Feinstaub). Ein Hektar Buchenwald kann pro Jahr an die 50 Tonnen Feinstaub vertilgen.
200 bis 300 Liter Wasser am Tag werden von einem großen, belaubten Baum verdunstet. Das befeuchtet auch die Luft der Umgebung und kühlt sie zugleich.
Pro Tag bindet solch ein Baum etwa 13 bis 18 Kilogramm Kohlendioxid [1] (das sind fünf bis sechs Tonnen pro Jahr) und produziert dabei 10 bis 13 Kilogramm Sauerstoff (also im Jahr etwa vier Tonnen). Das entspricht ganz grob kalkuliert pro Jahr etwa der Atemluft von 10 bis 20 Menschen.
Übrigens, wer sich ein kraftstoffsparendes Auto mit 3,5 Liter pro 100 Kilometer Verbrauch kauft, der würde bei 10.000 Kilometer Fahrleistung im Jahr grob gerechnet 1.000 Kilogramm Kohlendioxid (CO2) in die Luft pusten. Mit einem Laubbaum im Garten kann man schon recht gut sein ökologisches Gewissen beruhigen.
Nicht zulange drüber nachdenken. Pflanz einen Baum!
Also: Bäume pflanzen ist angesagt! Allerdings sollte bei dieser Überlegung ein Aspekt nicht außer Acht gelassen werden: Sowohl, wenn ein gefällter Baum verheizt wird als auch, wenn ein Baum im Wald verrottet [2], wird das im Holz gebundene Kohlendioxid wieder frei. Man könnte nun sagen, dass das gar nicht förderlich wäre und man solle doch lieber langlebige Gehölze anpflanzen oder das Nutzholz als Bau- oder Rohstoff einsetzten, denn dann bleibt der Kohlenstoff weiterhin gespeichert. Für Freunde schöner Holzgestaltung im Garten ist das natürlich eine gute Nachricht. Holz in der Gartengestaltung einzusetzen ist demnach ökologisch gesehen eine super Idee.
Allerdings halte ich solche Ideen mittlerweile für nicht richtungweisend, weil die entsprechenden Zahlenspielereien, wie sie oben zu finden sind, am Ende doch zu ungenau sind, und wir verwenden sie oft nur, um damit Theorien und Ideologien zu untermauern. Freigesetztes Kohlendioxid wird zudem von der Pflanzenwelt unserer Biosphäre begierig wieder aufgenommen, denn sie hätte eigentlich gern mehr davon – was ich als Gärtner jedenfalls so einmal gelernt habe.
Letztlich geht es darum, was ich eingangs bemerkte. Pflanzen wir doch einfach einen Baum um seiner selbst willen vor unser Haus oder in unseren Garten, dann werden wir ohne viel Nachzudenken bemerken, wie solch ein Gehölz unsere Umgebung verändert und unseren Garten wohnlicher macht.
Übrigens
Bei allen Berechnungen und Theorien zu Kohlendioxid, Klima und diesen Dingen sollten wir eines nicht vergessen: Ohne Kohlendioxid kein Sauerstoff. Ziehen wir die oben aufgeführten Daten heran, so würde ein Baum, der pro Tag 13 Kilogramm Kohlendioxid bindet, damit nur 10 Kilogramm Sauerstoff produzieren. Also noch einmal ein Rückgriff auf den Biologieunterricht der Schule: Pflanzen produzieren mittels Sonnenlicht, Kohlendioxid und Wasser unseren lebensnotwendigen Sauerstoff: 6 Moleküle Wasser + 6 Moleküle Kohlenstoffdioxid + Lichtenergie = 6 Moleküle Sauerstoff + Zucker (Glucose; entsteht Biomasse). Aller unser Sauerstoff in der Erdatomsphäre (20,95 %) stammt von dem Kohlendioxid, welches Vulkane irgendwann einmal im Laufe der Erdgeschichte ausstießen. Bakterien und Pflanzen wandeln bis zum heutigen Tage dieses Kohlenstoffdioxid sofort in Sauerstoff um. Für diese Umwandlung benötigen sie einen winzig kleinen CO2-Puffer in der Atmosphäre. Dieser CO2-Puffer sind die 0,038 bis 0,04 Prozent Kohlendioxid, die wir in der Luft messen können. Sie sollten nicht unter 0,015 Prozent fallen, da dann die meisten Pflanzen absterben. Vermutlich wird der Kohlendioxidgehalt der Luft auch nicht viel höher als die 0,04 Prozent ansteigen, da die Natur reagiert und das Lebensgas (wie man CO2 früher gern nannte) wiederum in Biomasse wandelt. Die ganze Theorie lässt sich trefflich in den sogenannten Flaschengärten nachverfolgen, wo Pflanzen in einem Glasballon in einer völlig autarken Mikroatmosphäre gezogen werden können.
Bemerkungen, Quellen, Literatur
[1] Diesbezüglich kann ich nicht sagen, ob bei solchen Berechnungen (CO2-Bindung im Holz der Bäume) berücksichtigt wurde, dass Bäume im Verband mit ihren Wurzeln und mit diesen wiederum die Wurzelpilze (Mykorrhizen, welche in Symbiose mit den Bäumen deren Wurzelmasse erheblich erweitern) enorme Mengen an Biomasse und damit auch an Kohlendioxid im Erdboden aufbauen. Diese bodenbildenden Prozesse habe ich hier beschrieben: Bodenorganismen.
[2] Wenn ich oben schreibe, dass ein Baum, der im Wald verrottet, all sein gespeichertes Kohlendioxid wieder an die Atmosphäre frei gibt, so ist das nicht ganz korrekt. Tatsächlich wird er in einem natürlichen Umfeld (z.B. ein Mischwald, sogenannte CO2-Senken) nach seinem Absterben verrotten und weitgehend durch Pilze und Bakterien in die Humusstruktur des Bodens aufgenommen. Dort werden von seiner Biomasse (CO2) fast alle Strukturen (bei einer gesunden Bodenbiologie) in Dauerhumus umgesetzt – in diesem Falle vor allem durch mannigfaltige Hut- und Bodenpilze. Damit werden auf natürliche Art und Weise große Mengen an Kohlendioxid organisch gebunden.
- https://www.brain-channel.de/tiere-pflanzen/pflanzen/wieviele-menschen-koennen-von-der-sauerstoffabgabe-eines-baumes-leben
- https://www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard.php?id=2143&edit=0
- https://www.wasistwas.de/archiv-natur-tiere-details/warum-werden-baeume-die-gruene-lunge-genannt.html
- http://www.sdw-nrw.de/cms/upload/pdf/Landeswaldbericht_2007.pdf
- https://www.llv.li/files/au/pdf-llv-au-landeswaldinvent-2.pdf
- http://www.sdw-nrw.de/cms/upload/pdf/Landeswaldbericht_2007.pdf
Dankend an P. Lachmann, weitere Hinweise und Recherchen zur Speicherfähigkeit der Waldböden von Kohlendioxid:
- https://naturwald-akademie.org/forschung/studien/alte-waelder-speichern-dauerhaft-co2/
- https://www.wohllebens-waldakademie.de/media/65e47222-5cfa-49b7-9f3f-a2634a044bbe.pdf
- https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20130527-klima-wald-studie.pdf
- https://www.wetter.de/cms/interview-mit-peter-wohlleben-muessen-wald-in-ruhe-lassen-4542380.html
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