KapuzinererbsenA.) Die Pflänzchen gehen schnell auf und benötigen Reiser zum emporklettern
A.) Die Pflänzchen gehen schnell auf und benötigen Reiser zum emporklettern

Aufmerksam wurde ich auf die Kapuzinererbse, die auch Graue Erbse genannt wird, in einem alten Gartenbuch von Theodor Lange, welcher diese neben der traditionellen Gemüseerbse (mit ihren vielen Varietäten) in eine eigene Nebenart gruppierte. Bisher bekam ich in meinem kleinen, intensiv bewirtschafteten Selbstversorgergarten mit den gängigen Sorten nie die erhofften Erträge und baute dann quasi als letzten Versuch die Kapuzinererbse (die hohe Sorte 'Blauwschokker') mit bestem Erfolg an.

'Blauwschokker' (gilt als alte Gemüsesorte)

Für meinen Anbauversuch säte ich sowohl diese als auch drei andere, moderne Sorten auf einem langgezogenen Beet aus. Letztere gingen wie immer sehr unvollständig auf. Nur eine der drei modernen Sorten zeigte sich einigermaßen vital und wuchsfreudig.
Ganz anders die Kapuziner. Obwohl der Samen schon ein paar Jahre alt war, ging jedes einzelne Körnchen auf, und die Pflänzchen standen stramm, wie die Soldaten in der Reihe, eine wie die andere (Bild A; ganz oben). Sie wuchsen zunächst bis Mitte Juni ins Kraut bis etwa Brusthöhe weiter, blühte dann mit einem Schlage und setzte rasch Hülsen an, welche jung für die Gemüsepfanne geerntet werden konnten. Von Anfang/Mitte Juli entwickelten sich dann kontinuierlich Blüten und Schoten bis Ende Juli und damit aber auch die Höhe der Büsche. Die provisorisch gesteckten Reiser zum Abstützen der Pflanzen wurden inzwischen durch ein Spalier ersetzt. Weiter ausgereift hatte ich anfangs frische und später dann trockene Erbsen zur Verfügung.

Kapuzinererbsen im JuniB.) Die karminroten Schoten haben den Vorteil, dass man sie bei der Ernte nicht erst lange suchen muss. In den Büschen (auch hier im Bild) befinden sich auch gut ein viertel grüne Hülsen. Kannst du sie entdecken?

Was sind Kapuzinererbsen?

Offensichtlich ist es so, dass die Kapuzinererbse den Gemüse- bzw. Markerbsen (Medullare-Gruppe) zugeordnet wird. Ihr botanischer Name ist deshalb Pisum sativum subsp. sativum Medullare-Gruppe (Schmetterlingsblütler). Die Markerbsen erkennen wir daran, dass sie im ausgereiften, getrockneten Zustand geschrumpfte und zuckerhaltige (statt stärkehaltige) Kerne besitzen und durch Kochen nicht mehr weich werden, so die Definition. Und gleich vorweggenommen, ich habe sie getrocknet und dann gekocht, und sie wurden weich.

Kapuzinererbsen Blüte

Zurück zu den Markerbsen. Von ihnen werden nur die Körner gewonnen, welche man unausgereift frisch erntet und verwertet, also kocht, einkocht oder einfriert. Sie sind das ideale Ausgangsmaterial für Konserven. Sie stehen zwischen den stärkehaltigen Pahlerbsen (Sativum-Gruppe), die zum Trocknen angebaut werden, und den Zuckerschoten (auch Kaiserschoten, Macrocarpon-Gruppe), welche keine derbe Innenhaut in den Hülsen haben. Bei letzteren wird die junge Schote gepflückt, wenn ihre Kerne noch wenig herangereift sind, und zubereitet oder roh verzehrt. Der Geschmack der jungen Hülsen und Kerne ist nicht so intensiv-aromatisch, wie der von diversen F1-Hybriden, doch ist er allemal als delikat zu bezeichnen – jedenfalls in der Selbstversorgerküche.

Kapuzinererbsen ausgebildete Hülsen

Was die Gruppenzuordnung betrifft, so ist nun meine Beobachtung diese, dass die Kapuzinererbse in der Sorte 'Blauwschokker' alle drei Eigenschaften in sich vereint. Sie ist also nicht nur eine Markerbse. Ich erwähnte bereits, dass sich ihre Schoten jung verwerten lassen und natürlich auch die voll entwickelten Körner, welche größer als gewöhnliche Erbsen sind.

Kapuzinererbsen Kerne getrocknet und gekochtE.) Die Kerne getrocknet, 24 Stunden gequollen und gekocht

Theodor Lange schrieb in seinen Ausführungen darüber: "Kapuzinererbsen heißen die großen, grauen, beim Kochen bis zur Größe kleiner Kirschen anquellender Kerne." Dass die Ernten seinerzeit (1908) auch als Trockenerbsen Verwendung fanden (zumindest die Feldsorten, siehe unten) lesen wir im nächsten Satz: "Dieselben werden wohl nur zum Trockenkochen benutzt [...]"

Verwendung als Trockenerbse

Was das Kochen mit Trockenerbsen betrifft, so habe ich damit einige Erfahrungen, und auf dieser Internetseite sogar ein ganz passables Eintopf-Rezept veröffentlicht. Natürlich habe ich die Hinweise von T. Lange auch getestet. Wie man es mit den trockenkonservierten Erbsen vor dem Kochen empfiehlt, habe ich sie einen Tag zuvor in Wasser eingeweicht. Tatsächlich quollen diese, wie es das Bild oben zeigt, enorm auf – genau gesagt von einem Durchmesser von durchschnittlich acht Millimeter auf gut 12 Millimeter . Wobei T. Lange mit "Kischen" sicher nur die kleinen Vogelkischen meinte, doch etwas Übertreibung ist erlaubt und macht diese Hülsenfrucht erst recht interessant. In anderen Werten gerechnet ist das eine Vergrößerung des Rauminhaltes über das dreifache hinaus von ca. 0,27 Kubikzentimeter auf 0,90 Kubikzentimeter . Nach ca 1,5 Stunden hat sie etwa so viel Wasser aufgenommen, dass sie weich ist. Der Geschmack mag milder sein, als der von anderen Suppenerbsen. Damit hat der Autor Recht.
Was das Trocknen der Kerne betrifft, so ist bei der reinen Gartensorte 'Blauwschokker' unbedingt zu beachten, dass diese nicht zu spät geerntet werden darf. Die Schoten legen vor ihrer Reife noch einmal ein beachtliche Dickenwachstum an den Tag, bevor sie dann in kurzer Zeit wieder Wasser verlieren und zu trocknen beginnen. In diesem Stadium müssen sie ausgekernt und vollständig getrocknet werden, was in den hochsommerlichen Tagen kein Problem sein dürfte. Lassen wir die Kerne zu lange in den Schoten ausdörren, werden sie fleckig und vermögen später tatsächlich nicht mehr so gut aufzuqellen.

Nutzen für Selbstversorger

Die besonderen Informationen, welche ich hier auf diesen Seiten bezüglich der Gemüse gebe, haben immer die Nützlichkeit für Kleingärtner und Selbstversorger im Blick. Die Sorte 'Blauwschokker', und vielleicht gibt es ähnliche alte Regionalsorten, finde ich praktisch und empfehlenswert, da die Pflanze von Mitte Juni bis Ende August Erträge bringt. Besonders der Juni ist eine Zeit, wo frisches Gemüse aus dem eigenen Garten immer noch rar ist. Die Ernte der für die Trocknung bestimmten Kerne ist etwas mühsam, weil die Schoten öfter durchgepflückt werden müssen. Sie werden nicht alle gleichzeitig reif, und so ist eine tägliche Kontrolle ratsam. Dafür hat man aber für den Privatgebrauch auch gleich das Saatgut für das nächste und übernächste Jahr. Die Samen sind etwa fünf Jahre lang keimfähig, haben ihre höchste Keimkraft aber nach dem zweiten Jahr.
Für die eigene Samengewinnung und Weiterzucht empfehle ich nur die Samen der roten Hülsen zu nehmen. Wenn du eine grünhülsige Kapuzinererbse züchtest, dann wird die Suche bei der Ernte um vieles erschwert. Im Alltag ist es meist so, dass die Gemüse für die Mahlzeit erst in letzter Minute im Garten "gerupft" werden, und dann sind rot markierte Erbsenhülsen ein entschiedener Vorteil gegenüber den grünen, gut getarnten.

Wächst in Sonne und Halbschatten,  Hinweise zum Anbau

Ein weiterer Vorteil für den Einsatz im Küchengarten ist, dass die Hülsenfrüchte nicht nur in der Sonne, sondern auch im Halbschatten noch ganz gut gedeihen. In der Praxis hat man häufig auch überschattete Anbaufläche. Da kommt es dem Rankgewächs dann auch zugute, dass es relativ hoch wird und sich von dort die nötigen Sonnenstrahlen holt. Allerdings ist bei der Aussaat der Sorte 'Blauwschokker', die fast 1,80 Meter hoch wird, darauf zu achten, dass sie andere, lichtbedürftige Kulturen nicht beschattet. Man sät die Samen im März/April vier Zentimeter tief und maximal zwei Reihen auf ein Beet, möglichst in Nord-Süd-Ausrichtung. Der Boden sollte nicht zu stark gedüngt sein.

Kapuzinererbsen Mitte AugustF.) Kapuzinererbsen Ende August. Wer sich beeilt, kann noch eine zweite Kultur anbauen.

Allerdings sterben die üppigen Büsche Mitte August rasch ab und werfen dann auch keinen Schatten mehr, und so ist die Höhe zur Vollernte kaum noch ein Problem. Für die Nachkultur (um den 10. August) auf dem frei gewordenen Beet sollte man vorkultivierte Grünkohlpflänzchen parat haben, oder man sät sofort Herbstrübchen, wie die schnellwüchsigen 'Ulmer Ochsenhorn', oder Schwarzen Rettich noch direkt ins Beet. Da die Kapuzinererbse Schmetterlingsblütler ist, versorgt sie mit ihren Wurzelbakterien den Boden mit Stickstoff und befördern dadurch auf natürliche Art und Weise die nachfolgenden Kulturen. Eine direkt Mischkultur mit anderen Gartengewächsen ist nicht angebracht.
Was die genaue Anbauanleitung der Kapuzinererbse betrifft, so weist der schon öfter erwähnte Theodor Lange in seinem Allgemeinen Gartenbuch auf folgendes hin: "Im übrigen gleicht ihre Kultur vollkommen derjenigen anderer Erbsen."

Weitere Sorten

Bekannt ist mir bisher nur noch die: 'Ostfriesische Felderbse' –  sie wird nur 40 Zentimeter hoch und ist eine freie, ertragreiche Sorte; die Kerne werden vorzugsweise für die Trocknung verwendet.


Anmerkungen/Literatur: LANGE, Theodor; Allgemeines Gartenbuch. Band 2: Gemüse und Obstbau; Leipzig, Spamer, 1908