ZuckererbsenIn diesem Reifegrad werden die Zuckerschoten geerntet
In diesem Reifegrad werden die Zuckerschoten geerntet

Zuckerschoten sind junge Hülsen von süßen Erbsensorten (Zuckererbsen), die auf der Innenseite ihrer Schoten-Hülsen keine zähe Pergamentschicht ausbilden. Dadurch bleiben sie weich und als zartes Gemüse verwendbar. In der Küche werden sie roh mit Essig, Öl und Salz zu knackigen Salaten zubereitet oder sie werden vorsichtig in Butter, angebraten und serviert. Für mich zählen die Kaiserschoten als ein saisonales Edelgemüse, welches im Selbstversorgergarten jedes Jahr angebaut werden sollte. Ich säe dafür sehr zeitig (Februar/März) eine zwei bis drei Meter lange Doppelreihe aus. Sie versorgt unseren Haushalt einer sicher kalkulierbaren Ernte etwa ab der zweiten Juniwoche.
Natürlich kann die Kultur auch spät erfolgen und der Aussaatzeitpunkt bis in den Juli hinein, verschoben werden, doch am vitalsten wächst die Zuckererbse in der Frühkultur [1].

Botanik

Auch wenn es nicht das spannendste Thema ist, machen wir vor den Anbauinformationen einen kurzen Exkurs in die Botanik und schauen in die botanische Systematik: Die korrekte botanische Bezeichnung der Zuckererbsen ist Pisum sativum L. convar. axiphium Alef.. Sie ist eine Artvariante der Gartenerbse (Pisum sativum). Diese Pflanzenart ist Teil der Gattung Erbsen (Pisum). Diese gehört zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae), und diese wiederum in die Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae, Leguminosae), welche Teil der Ordnung der Schmetterlingsblütenartigen (Fabales) darstellt. Die deutsche Übersetzung des Namens Pisum sativum L. convar. axiphium Alef. Heißt so viel, wie: "Kulturerbse (Pisum sativum) – Teil der Unterart (convar.)axiphium Alef (Bezeichnung der Unterart)". Ein botanisches Synonym ist Pisum sativum var. saccaratum. Weitere deutsche Namen sind neben Zuckerschote: Kaiserschote, Kefe, Kiefelerbse und Knackerbse.

Der Vorteil der Zuckerschoten gegenüber den länger reifenden Gemüseerbsen

Was den Anbau der Zuckerschoten im Unterschied zu den herkömmlichen Erbsen betrifft, so hat es damit folgende positive Bewandtnis. Wenn wir im Garten die gewöhnlichen Gemüseerbsen ernten wollen (also die Körner), braucht es dazu eine etwas längere Kulturzeit. Und wenn wir im Hausgarten ohne giftige Spritzmittel hantieren, hat das wiederum zur Folge, dass über Kurz oder Lang unsere Kultur von Schadinsekten (Erbsenwickler) und von Pilzkrankheiten (Mehltau) heimgesucht werden kann. Die Körner sind dann also mit Maden durchsetzt oder das Laub der Büsche weiß bereift, was das Wachstum der Pflanzen stagnieren lässt. Bei unseren Zuckerschoten ist das aber fast nie der Fall, natürlich nur, weil sie eher geerntet werden.
Ein weiterer Pluspunkt für die Wahl der Zuckererbsen ist der (wenn wir sie Februar / März säen), dass die Ernte Anfang Juni dann in eine Zeit fällt, in der im Hausgarten nicht allzu viel Gemüse zur Verfügung steht. Spargel ernten wir zwar noch bis Johanni und die ersten Frühkartoffeln gibt es auch schon, doch das war es dann auch bereits. Kopfsalat und Kohlrabi sind meist mit der Ernte schon durch und frühe Möhren noch nicht reif. Buschbohnen, Brokkoli, früher Blumenkohl und die beliebten mediterrane Gemüse gibt es frühestens gegen Monatsmitte.

Anbau und Pflege

Platzbedarf beachten!

Vorweg sei gesagt – und das ist fast das Wichtigste beim Erbsenanbau – dass diese Kulturen in Kleingärten nie in zu großen Mengen angebaut werden sollten. Der Grund dafür ist, dass man Jahr für Jahr immer wieder ein neues Beet nutzen muss, was zudem noch frei und sonnig gelegen sein sollte. Erst im fünften Jahr können wir wieder auf das gleiche Beet gehen, weil der jährliche Nacheinanderanbau auf einer Stelle der Kultur sehr abträglich ist. Halten wir uns nicht daran, werden vermehrt Mehltau und Schadinsekten die Ernte schmäleren. Durch das nötige fünfjährige Aussetzen, können bei größeren jährlichen Anbaumengen in kleinen Gärten irgendwann zu Platzproblem kommen. Einzig die gut geplante und dokumentierte Flächennutzung löst das Problem. Für diese Zwecke empfehle ich meine preiswerten Gartenkalender (Almanache), die ich selber verlege. Sie entstanden aus den soeben geschilderten Umständen heraus.
Sonst gilt für den Anbau der Zuckerschoten alles, was ich allgemein über Anbau und Pflege der Gartenerbsen geschrieben habe.

Mein bevorzugte Anbauvariante ist die zeitige Kultur:

Zuerst sei erwähnt, dass die Zuckererbse, wenn sie aufwächst unempfindlich gegen die Frühjahrsfröste [2] ist und so können wir sie zum Ende des Winters, also im Februar oder März säen. Da die Pflanzen sogenannte Schwachzehrer sind, braucht es keinen besonders stark gedüngten Boden, der allerdings reich an Humus nicht zu kalkarm sein sollte [3]. Eine tiefe Bodenlockerung wirkt sich sehr günstig auf die Kultur aus.
Reihenabstand und Saattiefe: Am effektivsten ist es, wenn wir auf einem Beet, was nur 70 Zentimeter breit sein muss, zwei Reihen säen (jeweils 15 cm vom Rand eine Reihe). Man legt bei Erbsen aber nie mehr als in zwei Reihen nebeneinander!

Wir säen etwa vier bis fünf Zentimeter tief. Die Körner kommen alle zwei bis drei Zentimeter in den Boden.

Etwa 14 Tage nach dem Aufgehen der Samen sollten wir die Pflänzchen anhäufeln. Bald benötigen die Pflänzchen auch Halt an einer kleinen Spalierkonstruktion (z.B. weitmaschiges Drahtgewebe) oder an gesteckten Reisigästen, die wir uns vom Weihnachtsbaum für diese Zwecke aufheben.
Das Erbsenbeet sollte nicht austrocknen. Es ist mäßig feucht zu halten, was uns im Frühjahr oft die Witterung abnimmt. Zur Zeit der Blüte ist aber das zusätzliche Gießen oft nötig!

Ernte

Geerntet werden die jungen Hülsen, bei denen sich die Kerne noch nicht ausgebildet haben. Man darf den optimalen Zeitpunkt der Ernte nicht verpassen, denn manche Sorten entwickeln schnell Fäden in den Schoten, die dann erst wieder zeitraubend entfernt werden müssen. Wer die Zuckerschoten in der Küche nicht Nachbearbeiten möchte, der schneide sie gleich mit einer Schere so vom Strauch ab, dass die Stielansätze am Busch verbleiben. Übrigens gilt bei der Ernte das gleiche Prinzip wie bei Zucchini und Einlegegurken: Je öfter wir ernten, um so mehr wächst wieder nach. In der Zuckerschoten-Saison sollten wir aller zwei Tage die Hülsen einholen. Was über das Maß hinaus gewachsen ist, lassen wir stehen und gewinnen von den ausgereiften Schoten dann die Erbsenkerne oder den Samen für die kommende Saison, womit wir thematisch bereits bei den Sorten sind:

Sorten

Wie bereits oben im Text erwähnt, können wir von verschiedenen Erbsensorten, die keine reinen Zuckerschoten sind, ebenfalls die jungen Hülsen ernten und als Zuckerschoten verwenden. Die Kapuzinererbse (alte Sorte) ist bereits erwähnt. Die modernen Sorten 'Ambrosia', 'Delikata' und 'Edula' können beispielsweise ausgreift auch als Gemüseerbsen in der Küche Verwendung finden. Doch bei vielen dieser Universalsorten werden am Ende die jungen Schoten dann doch schnell zäh. Wollen wir auf Nummer Sicher gehen, was die Qualität der Zuckerschoten betrifft, so wählen wir besser spezielle Züchtungen aus. Die folgende Aufzählung ist sicher keine vollständige Sortenliste. Zudem kommen recht oft auch neue, verbesserte Züchtungen auf den Markt – meist in Bezug auf die Standfestigkeit. Die Varianten, die im Garten ohne Spalier oder Reisigstützen auskommen, werden in Zukunft sicher häufiger angeboten. Man schaue also im Internet auch nach neu herausgebrachten Sorten. Bewährt haben sich:

  • Graue Buntblühende (Grijze Roodbloeiende) ältere Sorte bis 1,2 Meter hoch werdend
  • 'Gwisz' – wüchsig bis 1,50 Meter hoch.
  • 'Oregon Sugar Pod' – bewährte Sorte, ertragreich, und wird etwa 80 Zentimeter hoch werdend
  • 'Früher Heinrich' – früh, 60 bis 70 Zentimeter
  • 'Norli' – 40 bis 50 Zentimeter hoch, auf manchen Standorten höher
  • 'Schneeflocke' – robust, ertragreich, 50 bis 70 Zentimeter Höhe
  • 'Shiraz' – lila-rote Hülsen, 80 bis 100 Zentimeter hoch
  • 'Zuccola' – Hülsen lange Zeit ohne Faden
  • 'Zuckearfen' – alte freie Sorte bis 1,2 Meter hoch

Mischkultur? Nicht zu raten!

Es ist nicht so, dass ich etwas gegen den Mischkulturenanbau habe, aber bei einigen Gemüsen hat er sich nicht bewährt. Auch wenn wir manchmal vom günstigen Zusammenspiel mit Rüben, Möhren, Kohlgewächsen und dergleichen lesen, so bringt das gar nichts. Erbsen sollten für sich allein stehen.
Es ist dann sinnvoller die sogenannte Reihenmischkultur anzuwenden, indem man bei Wahrung der nötigen Abstände halt nur eine Reihe Erbsen auf ein Beet sät und in der nächsten Reihe eine andere Kultur. Das würde dann zum Beispiel mit Möhren funktionieren. Am Ende hat man dann im Garten lange und ganz verschieden besetzte Reihen. Im Prinzip mache ich das so, aber mittlerweile (in der Regel) mit Doppelreihen auf 70 Zentimeter breiten Beeten.

Übrigens: Neben 2,5 laufenden Metern Zuckerschoten baue ich im Anschluss ein gleiche Strecke Dicke Bohnen (Puffbohnen) an, welche ähnliche Kulturbedingungen mögen und zur gleichen Zeit zur Ernte kommen. Bei den Puffbohnen wiederum ist eine Mischkultur mit Spinat möglich. Alle drei Kulturen werden bei uns als erste Saat in einem Stück ausgebracht.

Eigene Samenernte: Von allen drei genannten Kulturen ist es leicht möglich, den Samen selber für den Eigenbedarf zu ziehen. Sinnvoll ist es aber für diese Zwecke jeweils ein paar Mutter-Pflanzen separat zu ziehen um die Samen separat reifen zu lassen.

Zuckerschoten und Dicke BohnenRechts stehen Zuckerschoten und links die Puffbohnen.

Noch eine Möglichkeit für experimetierfreudige Zeitgenossen: Aussaat zusammen mit Kapuzinererben

Die folgende Anbaumethode habe ich selber erprobt. Sie hat sich gut bewährt. Ich säe manchmal neben den zeitigen Kaiserschoten in der zweiten Reihe gern noch eine etwas später reifende Erbsensorte, damit sich die Ernte der Schoten verlängert oder noch die Optionen besteht, das Gemüse als Körner zu gewinnen. Für diese Zwecke hatte ich mich neben einer etwa 70 Zentimeter hohen Zuckererbse für die recht wüchsigen Kapuzinererbsen entschieden. Letztere werden gut zwei Meter hoch und benötigen ein stabiles Gerüst, an die Hülsen samt Erbsenkörner in den fast zwei Meter Höhe ausreifen. Irgendwann hatte ich dann die Idee am gleichen Spalier 50 Prozent der gesäten Kapuzinererbsen mit einer niedrigeren Sorte – eben der besagten Kaiserschoten (Sorte 'Schneeflocke') zu bestücken.

Main Erbsenspalier mit zwei verschieden hohen Sorten

Das Experiment gelang. Ohne dass die Zuckerschoten von den Kapuzinern bedrängt werden entfalten sich an meinem Ersbengerüst beide Sorten in zwei Ebenen. Unten ernte ich zuerst die Schoten und etwas später in der zweiten Ebene die Kauzinererbsen. Übrigens kann man bei letzteren ebenfalls die ganz jungen Hülsen ernten. In Butter gedünstet geben sie ein ausgezeichnetes Gemüse, zwar nicht ganz so schmackhaft, wie die Zuckerschoten doch richtig zubereitet sind auch sie ebenfalls eine zarte Gemüsedelikatesse. "Richtig zubereitet" heißt in diesem Falle, mit reichlich Butter oder Ghee (indisch, ausgelassene Butter, Butterschmalz) versetzt und leicht gesalzen.


[1] Die Erfolge der späten Saaten sind sehr von der Witterung abhängig. Wer im Juli noch ertragreich Hülsenfrüchte anbauen möchte, der säe im Juli Buschbohnen. Bei mir ist das der hauptsächliche Aussaat-Zeitpunkt für die Gemüsebohnen, die dann noch lohnend angebaut werden können.

[2] Fröste von -4 bis -5°C werden vertragen. Wird es nachts kälter, decken wir da Beet mit einer Decke, Plane oder Matte ab.

[3] Was die Düngung betrifft, so darf durchaus eine Startdüngung mit Stickstoff gegeben werden. Wenn es auch Tatsache ist, dass die Erbsen nur Blätter ausbilden, wenn sie auf zu gut gedüngten Beeten stehen, so ist es ein Fehler, sie auf armen Böden zu kultivieren. Sandboden wäre ungeeignet, wenn er nicht mit reichlich Humus aufgebessert werden würde. Es ist auch bekannt, dass Erbsen, wie auch andere Hülsenfrüchtler mittels Wurzelbakterien Stickstoff aus der Luft binden und dem Boden zuführen. Es ist aber so, dass diese Stickstoffmengen – und es sind nennbare Werte von 100 Gramm pro 10 Quadratmeter – erst den nachfolgenden Kulturen zuguten kommen. Aus diesem Grunde ist es sinnvoll nach Beräumen des Zuckerschoten-Beetes Gemüse folgen zu lassen, welches relativ viel Stickstoff benötigt. Das ist zum Beispiel Blumenkohl oder Porree, bzw. Schnitt-Porree.
Literatur: ERNST, Dr. Manfred; Gemüsebau im Garten; Berlin 1981; Seite 206

[4] Buro/Meißner/Reinhold/Vanicek; Freude am Garten; Berlin 1978; Seite 240ff

[5] VANICEK/ETZOLD/EUE; Unser Garten; Berlin 1964; Seite 274ff

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