Dicke BohneSo grün werden sie geerntet
So grün werden sie geerntet

Aus Erfahrung kann ich jedem Kleingärtner dazu raten, die Dicke Bohne bzw. Puffbohne (Vicia faba var. major) im Garten anzubauen. Mit der Auswahl geeigneter Sorten und einer entsprechenden Zubereitung zähle ich diese Bohne zu den edlen Gemüsen und setze sie durchaus dem Spargel gleich. Im Laufe der Zeit bekam sie vielerlei Namen wie Acker-, Sau-, Schweins-, Pferde-, Vieh-, Faber- oder Favabohne, die meistens auf den Verwendungszweck hinweisen. Allein das mag ein Grund dafür sein, dass es häufig zu Missverständnissen geführt und den Anbau im Garten unattraktiv gemacht hat. So mag beispielsweise der Name Saubohne nicht gerade ein Edelgemüse vermuten, aber auch Dicke Bohne oder Puffbohne klingen nicht sehr attraktiv. Ich würde das Edelgemüse eher als Butter-Bohne bezeichnen wollen, doch dieser Name ist leider schon vergeben [1]. Kurz gesagt, sollte jeder Selbstversorger sich über Herkunft, Anbau, Ernte und Verwendung informieren, um diesem, aus meiner Sicht im Selbstversorgergarten unterschätzten Gemüse, mehr Bedeutung zukommen zu lassen.

Das Erste, was wir unbedingt wissen müssen, ist der Umstand, dass es von der hier behandelten Bohnenart (Vicia faba, Ackerbohne) nur eine spezielle Art-Variante für den Anbau im Garten gibt. Diese wird Dicke Bohne oder auch Puffbohne genannt. Sie bildet ziemlich große Kerne aus, welche unausgereift und noch weich geerntet werden und in der Küche Verwendung finden oder konserviert werden müssen. Die Variante, die im Feldanbau zum Einsatz kommt (V. f. subsp. faba var. minuta) hat kleine Kerne, die ausreifen und dann als Trockenbohnen geerntet werden. Diesen Unterschied müssen wir unbedingt kennen und den Sorten entsprechend unseren Samen kaufen. Zur besseren Verständlichkeit habe ich die Unterschiede der Varietäten hier noch einmal ausführlicher beschrieben:

Botanisches

Die Art Vicia faba gehört zur Gattung der Wicken (Vicia), diese zum Tribus (Unter-Unterfamilie) Fabeae, diese wiederum zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae), diese zur Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), und diese letztendlich zur Ordnung der Schmetterlingsblütenartigen (Fabales).
Der Gattungsname vicia für Wicke stammt von den alten Römern und faba für Bohne aus dem Lateinischen. Logischerweise würde die Art zu deutsch dann "Wickenbohne" heißen, wobei die alten Römer sie vermutlich nur als faba bezeichneten. Denn der botanische Name Vicia faba wurde erst im 19. Jahrhundert vergeben.
Über die Herkunft der Dicken Bohne könnte wohl ein eigenes Buch geschrieben werden. Hier möchte ich lediglich erwähnen, dass die Art vermutlich aus dem Gebiet rund um das Kaspische Meer stammt und, neben etlichen anderen Hülsenfrüchten [2], seit ca. 8.500 v. Chr. in Vorderasien kultiviert wurde. Seit etwa 3.000 v. Chr. ist die Bohnenart auch im Mittelmeerraum weit verbreitet und fand von da aus vermutlich schon sehr früh seinen Weg nach Europa. Seitdem hat sie sich bis nach Mitteleuropa ausgebreitet. Da die Ackerbohne die einzige Hülsenfrucht ist, die auch auf salzhaltigem Boden kultiviert werden kann, wurde sie zur Zeit der Antike in den nordischen Ländern auch viel in Küstennähe angebaut und gilt deshalb als typische Kulturpflanze der Germanen und Nordmänner. Die großkernigen Varianten wurden aber erst zu Beginn des Mittalalters (um das Jahr 1000) entwickelt.
Von der Art Vicia faba, die oben klassifiziert ist, gibt es heute zwei Unterarten (susp.[3]):

1.) Vicia faba subsp. paucijuga – hat, im Gegensatz zur var. minor, meist nur einpaarig gefiedertes Blatt und relativ kleine Blüten, Samen auch klein (ähnlich wie bei var. minor), heute v.a. in Indien, Afghanistan, Pakistan verbreitet
2.) Vicia faba L. subsp. faba
Von dieser Unterart unterscheiden wir wiederum drei verschiedene Varietäten, zu denen auch unsere Dicke Bohne gezählt wird:
2.1.) Vicia faba subsp. faba var. equina – die Sau- bzw. Pferdebohne, welche als eiweißreiches Viehfutter zum Einsatz kommt
2.2.) Vicia faba subsp. faba var. minuta (Syn.: Faba vulgaris var. minor) – die Ackerbohne für den Feldbau, kleine rundlich-ovale Samen
2.3.) Vicia faba subsp. faba var. faba (Syn.: Vicia faba var. major) – die Garten-Variante mit großen, flachen Samen
Wichtig! Von der Dicken Bohne gibt es wiederum zwei Sorten-Gruppen:
2.3.1.) Sorten mit reinweißer Blüte – Bohnenkerne bleiben nach dem Kochen weiß oder grün und werden industriell für Nasskonserven angebaut, haben aber wenig Geschmack (nach Laber/Lattauschke)
2.3.2.) Sorten mit schwarzgesprenkelten Blüten – Bohnen färben sich beim Kochen braun, schmecken aber aromatisch, geeignet für den Frischmarkt, also für den Anbau im Selbstversorgergarten

Das Besondere der Dicken Bohne bezogen auf den Kleingarten

Abgesehen davon, dass frisch geerntete Dicke Bohnen geschmacklich ein Edelgemüse sind, hat auch ihre Kultur etliche Vorteile. So wird sie sehr zeitig angebaut und ist bereits Ende Juni, Anfang Juli erntereif (übrigens parallel mit den Zuckerschoten) und gibt die Beetfläche für einen zweiten möglichen Gemüseanbau frei.
Ein weiterer Nutzen im Freilandanbau der Kleingärtner und Selbstversorger ist bei zeitiger Aussaat Anfang März der, dass die Haupternte in ein Zeitfenster fällt, in dem im Garten abgesehen von den Frühkartoffeln für eine kurze Zeit nichts anderes zur Verfügung steht. Die Spargelzeit ist vorbei, Kohlrabi, Brokkoli und Früh-Blumenkohl sind durch und die Zucchini-Ernte hat zwar begonnen, doch ist noch nicht besonders kontinuierlich und die Sommergemüse (Auberginen, Buschbohnen, Tomaten, Paprika) stehen noch vollumfänglich zur Verfügung. Hier springen Dicke Bohnen in die Bresche, wie auch die Zuckerschoten sowie der kaum bekannte Spargelsalat und ebenso unbekannte Schnitt-Porree (Elefantenknoblauch).
Ein dritter Vorzug ist, dass die Puffbohne sehr tiefe Pfahlwurzeln ausbildet und damit den Boden tief lockert. Als Schmetterlingsblütler reichert sie zudem Stickstoff im Boden an, den sie aus der Luft aufzunehmen vermag und mittels Knöllchenbakterien-Symbiose im Boden den Pflanzen verfügbar macht; außerdem schließt die Art sehr gut Phosphor-Verbindungen auf.
Und viertens ist noch zu bemerken, dass wir den Samen leicht selber gewinnen können, indem wir einige Schoten ausreifen lassen und die Kerne erst ernten, wenn sie hart und trocken sind. Wir benötigen auch nicht viel Saatgut, da die Dicken Bohnen in ziemlich weiten Abständen gesät werden (siehe unten). Der Samen bleibt fünf Jahre lang keimfähig.

Anbau

Standort und Aussaat

Boden- und Klimaansprüche:Der Boden sollte tiefgründig, gut mit Kalk versorgt und im Vorjahr auch gut mit Nährstoffen versorgt worden sein [4]. Optimal ist ein lehmiger Boden mit ausreichender Feuchte, denn die Bohnen sollten nicht trocken stehen. Überhaupt mögen sie keine trockene, sommerliche Hitze. Diese wiederum befördert den Befall durch die Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae) und weiterer Schadinsekten. Aus diesem Grunde sollte die Puffbohne so zeitig, wie möglich gesät werden, damit die Hauptertragszeit noch vor dem Hochsommer liegt.
Aussaat: Wie bereits erwähnt, sollte der Zeitpunkt der Aussaat so zeitig, wie möglich erfolgen. Die meisten Anbauanleitungen geben den 1. bis 5. März an. Mit diesem Zeitpunkt beginnt Ende Juni die Ernte. Wenn es die Witterung gestattet (die Winter werden leider wieder länger), kann aber auch schon im Februar gesät werden. Als später Aussaat-Termin, der noch im Optimum liegt, gilt der 15. März – notfalls noch Ende März. An etwas halbschattigen, aber luftig gelegenen Gartenplätzen soll es auch im April noch möglich sein.
Saat-Tiefe und -Abstand: Es wird ziemlich tief gesät, 8 bis 12 Zentimeter tief. Wichtig für einen erfolgreichen Anbau ist es, den Pflanzabstand unbedingt einzuhalten. Stehen Puffbohnen zu eng, bilden sie kaum Hülsen aus. Je nach Sorte (Anleitung beachten) werden im Abstand untereinander, jeweils von 30 bis 45 Zentimeter auf einen Fleck, vier Bohnen gesteckt. Die Keimdauer beträgt 10 bis 14 Tage.
(Eine andere Herangehensweise ist es, alle 10 Zentimeter ein Korn zu säen, und das bei einem Reihenabstand – je nach Sorte – von 40 bis 60 Zentimeter.)
Die nötigen Abstände zeigen uns, dass die Art lichthungrig ist. Werden die Bohnen zu dicht gesät oder in ungeeigneter Mischkultur angebaut, vermindert sich der Ertrag erheblich!
Mischkultur: Es bietet sich die Mischkultur mit Spinat an, der zur gleichen Zeit oder nach Aufgehen der Bohnen gesät werden kann. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Dicke Bohne am Rand der Frühkartoffelbeete zu kultivieren.

Dicke Bohne WuchsformPuffbohnen, rechts davon Zuckerschoten.

Pflegen, Düngen und Ernten

Sind die Samen aufgegangen, wird das Beet oberflächlich gehackt (gelockert), denn die Pflanzen mögen einen gut durchlüfteten Boden. Auch das angehäufeln nach dem Aufgehen wird von einigen Autoren empfohlen.
Sind die Bohnenpflänzchen gut zehn Zentimeter hoch gewachsen, können wir eine sogenannte Kopfdüngung geben. Im einfachsten Falle geschieht das mit einem Flüssigdünger, wie er für Blumenkästen genommen wird. Ich verwende eine verdünnte Dünger-Jauche, die mit Hühnermist angesetzt ist und von meinen 20 Lege-Hennen produziert wird.
Bei Trockenheit wird gewässert! [5] Das ist besonders zur Zeit der Blüte wichtig, weil Kulturpflanzen in dieser Zeit besonders empfindlich gegen extreme Umwelteinflüsse sind. [6]
Geerntet werden die grünen, noch nicht zähen Hülsen mit den nicht voll ausgereiften Bohnen, wobei bei den groß-kernigen Sorten oft nur drei oder vier Kerne pro Hülse zu erwarten sind. Die Bohnen in der Hülse halten sich gut eine Woche lang; ausgekernt sollten sie nach einem Tag in der Küche Verwendung finden.
Unter guten Voraussetzungen ernten wir bis 1,5 Kilogram Kerne pro Quadratmeter Beetfläche.

Verwendung, Zubereitung

Es gibt so manches edle oder auch ertragreiche Gemüse, welches selten Verwendung findet, nur weil dessen sinnvolle Zubereitung unbekannt ist. Das ist bei den frischen Bohnen der Fall. Hinzu kommt, dass man sie auch deshalb nicht kennt, weil sie im Supermarkt als frische Ware kaum erhältlich sind, da die geernteten kern bereits einen Tag nach der ernte unansehnlich und deshalb für den Handel unbrauchbar sind. Hinzu kommt, dass die Rezepte aus alter Zeit heutzutage nicht besonders attraktiv sind – selbstredend ist das eine Art Bohnenbrei oder die etwas zu deftigen Speckkbohnen. Dabei können ganz junge Dicke Bohnen auch roh verzehrt werden und sind damit in Salaten bzw. auch für Rohköstler eine Delikatesse. Rezepte für Salate finden sich unter "Dicke-Bohnen-Salat nach griechischer Art". Am einfachsten ist es aber, die frisch geernteten Bohnen in Butter anzudünsten. Man kann sie noch mit Crème fraîche oder Zitronensaft verfeinern, Gemüsebrühe hinzugeben, in Sahne- oder Currysoße servieren oder vieles mehr.
Zu bemerken ist noch, dass die sogenannten "Weißen Riesenbohnen", die eingemacht im Glas im Handel angeboten werden vom Feldbau stammen. Dabei handelt es sich aber offensichtlich um ausgreift geerntete Dicke Bohnen, die gekocht konserviert werden.


[1] Nicht zu verwechseln mit der Limabohne (Phaseolus lunatus), die für die sogenannten Butter Beans verwendet werden. Sie stammt aus wärmeren Gegenden und bringt bei uns kaum Ertrag.
[2] Lathyrus clymenum (Purpur-Blatterbse), Lathyrus sativus (Saat-Platterbse), Lupinus albus (Weiße Lupine), Trigonella foenum-graecum (Bockshornklee), Vicia sativa (Futter-Wicke), Vicia ervilia (Linsenwicke.) siehe:
F. Antolín, J. Schibler; Domestikation der wichtigsten altweltlichen Kulturpflanzen und Haustiere;
[2b](überarbeitete Version eines Textes von S. Jacomet); IPNA 2018
[3] Die Abkürzung "subsp." in der Botanik steht für "subspecies" (Unterart). Es wird verwendet, um eine Gruppe von Pflanzen innerhalb einer Art zu kennzeichnen, die sich in bestimmten morphologischen Merkmalen von anderen Gruppen innerhalb derselben Art unterscheiden. Die Verwendung von "subsp." zeigt an, dass es sich um eine taxonomische Klassifizierungs-Ebene unterhalb der Art-Ebene handelt. Zum Beispiel wird eine bestimmte Art von Pflanzen als "Artenname subsp. Unterartname" bezeichnet, um auf eine bestimmte Unterart innerhalb dieser Art hinzuweisen.
[4] Im Gegensatz zu anderen Bohnenarten, die bei zu guter Düngung mehr Blätter und weniger Hülsen ausbilden, mag die Dicke Bohne zwar keine frische Mistdüngung, aber doch eine gute Nährstoffversorgung. Aus diesem Grunde ist die Mischkultur mit Spinat oder Frühkartoffeln effektiv, weil beide Kulturen ähnliche Ansprüche besitzen.
[5] Mir war anfangs nicht bewusst, dass ein Tiefwurzler, wie es die Puffbohne ist, Wassermangel leiden könnte und habe vormals viel an Ertrag eingebüßt, weil ich nicht ausreichend gegossen habe.
[6] Für diejenigen, die sich für die gärtnerische Kulturgeschichte der Menschen interessieren, deuten die Anbaubedingungen der Ur-Puffbohne auf ein nacheiszeitlich kühles Klima hin, bzw. auf einen Anbau in Flussauen. Kombinieren wir dies mit der vermuteten Herkunft der Pflanzenart, so werden wir vielleicht bei den Vorläufern der jungsteinzeitlichen Kulturen (Oxus-Kultur) fündig, die am Amudaja im westlichen Zentralasien existierte.


Weitere Quellen und Literatur:

https://www.frost-burgwedel.de/index.php?seite=detail/phaseolus

https://de.wikipedia.org/wiki/Ackerbohne

Buro/Meißner/Reinhold/Vaniceck; Freude am Garten; Berlin 1978, Seite 244

Johannes Boettner; Gartenbuch für Anfänger; Frankfurt/Berlin/Posen 1944, Seite 124

Schubert/Wagner; Pflanzennamen und botanische Fachwörter; Leipzig/Radebeul; 1984

Laber H. / Lattauschke G.; Gemüsebau; Stuttgart (Hohenheim) 2020; Seite 508ff

Rümpler, Theodor; Illustrierte Gemüse- und Obstgärtnerei (Bearbeitete Auflage); Verlag von Wiegand , Hempel & Parey; Berlin 1879, Seite 253ff

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