Schwarzwurzeln bringen aus dem Selbstversorgergarten ein schmackhaftes, vitaminreiches, außerordentliches gesundes Gemüse auf den Tisch und dies von Oktober bis März. Man erntet die frostharten Wurzeln in der Regel direkt vom Beet und spart sich so das aufwändige Einlagern oder Konservieren. Natürlich ist letzteres möglich und durch Einfrieren ebenfalls schnell erledigt. Die Kultur ist sehr einfach, es wird nicht viel gedüngt und gewässert, aber sehr tief umgegraben. Das tiefe Graben hat wiederum den Vorteil, dass beim jährlichen Wechsel des Anbaubeetes nach und nach der ganze Gemüsegarten auch in der Tiefe gelockert wird.
Die Schwarzwurzel kennt man auch unter dem deutschen Namen Scorzonerwurzel oder Winterspargel. Vom "Winterspargel" spricht man wegen des edlen Aromas der Wurzelstangen. Was den echten Spargelanbau betrifft, so ist die Scorzonerwurzel auf dem geplanten Spargel-Pflanzbeet für denselben die beste Kultur im Jahr davor (Vorkultur) und auch für jeden Selbstversorgergarten empfehlenswert. In Kleingärten von geringerer Größe empfiehlt sich die Pflanzung von Grünspargel, der ohne Hügelaufschüttung kultiviert wird. Fast völlig identisch mit dem Schwarzwurzel-Anbau ist die Kultur der Haferwurzel (Tragopogon porrifolius), welche separat beschrieben ist. Allerdings ist die Haferwurzel nicht so reich im Ertrag.
Botanik und Verwendung
Die Schwarzwurzel hat den botanischen Namen Scorzonera hispanica. Neben den oben erwähnten deutschen Namen gibt es noch die Synonyme Spanische Schwarzwurzel, Echte Schwarzwurzel, da es noch gut 175 weitere Arten Scorzonera gibt. Unsere Scorzonera hispanica weist mit dem Begriff "hispánica" (lateinisch = spanisch) auf die Herkunft aus Spanien. Die hier vorgestellte Art gehört zur Gattung Schwarzwurzeln (Scorzonera) und diese zur Unterfamilie der Cichorioideae. Letztere wiederum ordnet sich in die Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae) ein, welche zur Ordnung der Asternartigen (Asterales) gehört.
Von dem Gemüse verwenden wir die Wurzeln, doch auch junge Blätter können wir als frische Kräuter schneiden. Selbst die Blüten sind essbar. Und zwar nimmt man für diese Zwecke junge geschlossene Blüten. In Frankreich kennt man ein Rezept, wo die Blüten in ein Omlett verarbeitet werden: "Omelette aux fleurs de salsifis". Für eine Portion nimmt man eine Hand voll Blüten und brät sie in einer Pfanne bei geringer Hitze in etwas Olivenöl an. Zwei Eier werden mit Salz und Pfeffer verquirlt und dann über die Blüten ausgeschüttet. Man lässt das Ei stocken und etwas braten. Fertig.
Kulturanleitung
Standort, Boden und Düngung
Voraussetzung für gute Ernten ist ein Tiefgründiger guter Gartenboden. Der Anbau erfolgt in zweiter Tracht. Das Beet darf also nicht frisch mit Mist gedüngt sein, aber ein guter, humusreicher Gartenboden in alter Kultur ist optimal. Um von der einjährigen Kultur zu profitieren, sollte die Schwarzwurzel also auf bestem Boden, der zudem zwei Spaten tief umgegraben wird, angebaut werden. Eine Grunddüngung vor der Kultur mit 30 Gramm pro Quadratmeter Blaukorn ist empfehlenswert. Ein Guss mit verdünnter Jauche ist gleichwertig. Solange die Sämlinge noch relativ klein und dabei sind, ihre Pfahlwurzeln in die Tiefe zu senken, wird kein Dünger gestreut, weil dies zur Verzweigung der Wurzeln führen würde. Etwa ab Johannis (24. Juni) können wir in vierwöchigen Abständen verdünnte Jauche oder Blaukorn geben. Beim Blaukorn rechnen wird aber insgesamt nur zwei Mal gedüngt und zwar jeweils 15 Gramm pro Quadratmeter.
Aussaat
Die Aussaat soll in den ersten Märztagen erfolgen, in milden Wintern auch schon Ende Februar, also so zeitig im Jahr wie nur möglich. Die Keimdauer beträgt 10 bis 12 Tage. Die erste Aprilwoche sollte der letzte Termin für die Aussaat sein. Später gesäte Schwarzwurzeln bleiben im ersten Jahr dünn und können dann erst im kommenden Jahr (zweijährige Kultur) geerntet werden. Möglich ist das, denn die Ernte des Wurzelgemüses ist auch im zweiten Jahr möglich und auch dann, wenn die Pflanzen in die Blüte gegangen sind.
Gesät werden vier Reihen auf ein Beet, also im Reihenabstand von 25 Zentimeter, Tiefe zwei Zentimeter (max. 3 cm) und drei Zentimeter Pflanzenabstand. Es ist zweckmäßig die Samen, die wie kleine Holzstifte aussehen, einzeln zu legen. Damit benötigt man maximal 1,5 Gramm Samen je Quadratmeter. Später wird auf sechs Zentimeter bis 10 Zentimeter Abstand verzogen, wenn dicke Wurzeln wachsen sollen. Nach der Aussaat werden die Rillen zugezogen und mit dem Rücken eines Rechens angedrückt. Anschließend wir die Saat vorsichtig angegossen. In der Regel bracht bis zum Aufgehen der Samen nicht weiter gegossen zu werden, da im zeitigen Frühjahr noch recht oft regnerisches Wetter herrscht, und der Boden noch nicht so schnell austrocknet, wie im April.
Auf Fehlstellen Haferwurzel säen
Der späteste Saattermin für gute Ernten liegt, wie bereits erwähnt, Anfang April. Manchmal bemerken wir aber erst dann, dass einige der Samen nicht aufgegangen sind. Dann ist es für eine effektive Nachsaat aber bereits zu spät. Für diese Zwecke sollten wir jedoch immer etwas Samen der Haferwurzel vorrätig haben. Dieses ganz ähnliche Wurzelgemüse wächst schneller und wird deshalb in die Fehlstellen gesät.
Keine alten Samen kaufen!
Für beide Kulturen sollten wir möglichst nur Saatgut verwenden, welches maximal drei Jahre alt ist. Frischeres ist besser! Zu alter Samen ist der Hauptgrund für schlechte Keimung derselben. Also kaufen wir die Samentüchen erst kurz vor der Verwendung und achten zudem auf das Verfallsdatum. Übrigens gibt es hier auf diesen Infoseiten eine umfangreiche Tabelle über die Haltbarkeit (Keimfähigkeitsdauer) von Gemüsesamen, welche man hin und wieder mal studieren sollte.
Pflege
Die Pflege der Schwarzwurzelkultur ist, abgesehen von der aufwändigen Bodenvorbereitung, recht simpel. Außer drei- oder viermaligem Hacken bedarf es keiner Pflege. Tritt kurz nach dem Aufgehen der Samen eine Trockenperiode auf, wird gegossen. Später ist diese nicht mehr nötig, da sich die Pflanzen durch ihre Pfahlwurzeln das Wasser aus der Tiefe holen. Sollten die Pflanzen blühen, so brauchen dies Blüten nicht abgeschnitten werden.
Mischkultur
Man kann auf einem Normalbeet von 1,2 Meter Breite die Reihen etwas weiter auseinander legen, also 35 Zentimeter. Zwischen den Reihen ist nun Platz für sogenannte Zwischenkulturen in diesem Beet, welche zunächst nur eine kurze Kulturzeit benötigen. Das sind Radieschen oder Schnittsalat, den man aber nicht zu üppig wachsen lassen sollte. Steckzwiebeln und Schalotten sind ebenfalls möglich. Sie sind bereits wieder geerntet wenn die Hauptkultur in ihr Vollwachstum gerät. Ein echter Mischkulturanbau ist derjenige mit Porree, der bereits in älterer Literatur beschrieben ist, doch benötigen wir hierbei gut 40 Zentimeter Abstand zweier Schwarzwurzelreihen. Nach den Erfahrungen des Autors ist die Variante mit den Schalotten die beste Schwarzwurzel-Mischkultur und weitere Experimente sollten nicht gemacht werden. Es ist eher so, dass eine Vielzahl von stärker wachsenden Gemüsen, die in der Nähe des Wurzelgemüses stehen (wie beispielsweise Tomaten und Kohlarten), die Ausbildung desselben stark behindern.
Ernte
Das Besondere beim Schwarzwurzelanbau ist, dass die Wurzeln vom Oktober an über den Winter bis April des Folgejahres und sogar noch länger geerntet werden können. Dieser "Winterspargel" ist also ein echtes Wintergemüse. Für die Winterernte kann man ein Stück des Beetes mit Laub und Reisig abdecken, um die Erde frostfrei zu halten. Nach der Ernte sollten die Schwarzwurzeln rasch verbraucht werden, weil sie schnell eintrocknen. Geschälte Wurzeln bleiben weiß, wenn sie bis zum Kochen mit Wasser, dem etwas Essig zugegeben wurde, bedeckt stehen. Ich ernte der Einfachheit halber die Wurzeln im März und froste sie nach dem Blanchieren portionsweise ein (das Blanchierwasser gebe ich als Kochwasser gleich mit in die Dosen, so gehen keine Mineralstoffe verloren). So hat man die etwas mühselige Verarbeitung nur einmal.
Geschmack: Man liest oft, dass die "Winterspargeln" ganz ähnlich, wie richtige Spargelstangen schmecken, doch das ist so nicht richtig. Schwarzwurzeln haben ein ganz eigenes Aroma, mit dem sie zu den Edelgemüsen zählen. Das ist tatsächlich so der Fall. Ich baue das saisonale, lange Zeit frisch verfügbare Wurzelgemüse, sogar als eine Art Grundnahrungsmittel. Ich verwende es sehr viel in der winterlichen Küche und brate es beispielsweise zusammen mit Kürbis, oder mache eine Art winterliches "Wurzel-Letscho" und serviere es zum Reis u.s.w.
Tipp: Blätter als Kaninchenfutter nutzen
Im Herbst, wenn die Blätter dieser Wurzelgemüse ohnehin abzusterben beginnen, kann man jeweils die ältesten Blätter pflücken und als frisches Kleintierfutter verwenden. Das ist etwa von Oktober bis Dezember möglich.
Schwarzwurzel-Sorten
- 'Duplex'
- Eine sehr starkwüchsige Sorte, sie wird auf 10 cm Pflanzenabstand verzogen.
- 'Hoffmanns Schwarze Pfahl'
- Eine gängige, bewährte Sorte.
- 'Meres'
- Eine neue Züchtung, unempflindlich gegen Mehltau, letzterer kann ein Übel beim Anbau sein!
- 'Russische Riesen'
- Eine bewährte Sorte.
- 'Schwarzer Peter'
- Eine alte Schwarzwurzelsorte, auch für schwerere Böden.
Erfahrungen und Bewertung
Der Autor ist der Auffassung, dass der Schwarzwurzelanbau in jedem Kleingarten praktiziert werden sollte. Dort, wo die Böden steinig und scheinbar ungeeignet sind, ist es ein Ansporn, diese jedes Jahr Stück für Stück grundlegend aufzubessern, selbst wenn dafür Sand angefahren oder Erde gesiebt werden muss. Selbst, wenn dies nur ein oder zwei Quadratmeter Beetfläche pro Jahr betrifft, so ist nach 10 Jahren immerhin 200 Quadratmeter Gartengrund im besten Kulturzustand gebracht und die Ernten mögen sich vielleicht sogar verdoppelt werden. Das ist der positive Begleiteffekt der Kultur.
Literatur und Quellen, neben eigenen Anbauerfahrungen:
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Boettner, Johannes; Gartenbuch für Anfänger; Frankfurt 1942.
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Bier, A.; Lohnende Gemüsezucht; um 1923.
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Buro/Meißner/Reinhold/Vanicek; Freude am Garten; Berlin 1978.
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https://web.archive.org/web/20230930053225/
http://lemondedemilan.com/omelette-aux-fleurs-de-scorsoneres/ (Omlett-Rezept)
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