Kapuzinerkresse, die universelle Sommerblume – Küchen- und Heilkraut

Kapuzinerkresse am Zaun

Die Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) ist eine unterschätzte Sommerblume und Würz- und Heilpflanze, welche besonders auf dem Balkon oder an Terrassen zur Wirkung kommt, wo sie sich kaskadenartig entfalten kann. Die in den herrlichsten warmen Farben, von gelb bis orange, blühenden Kressen sind sehr einfach anzubauen und auch wieder selber zu vermehren. Die Besonderheiten bei der Anzucht der Kapuzinerkresse sind, dass sie nicht zu zeitig gesät werden dürfen, weil sie nicht frostfest sind und die Erde, in der sie wachsen sollen, darf nicht zu nährstoffreich sein, da die Pflanzen sonst viel Blätter und wenig Blüten ausbilden. Die Samen brauchen lange zum keimen. Von Schnecken werden die Pflanzen nicht heimgesucht. Damit ist schon das Wichtigste gesagt.

Botanik, Heilwirkung

Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) ist eine Art der Pflanzengattung der Kapuzinerkressen (Tropaeolum). Diese wiederum sind die einzige Gattung der Pflanzenfamilie der Kapuzinerkressengewächse (Tropaeolaceae) und gehören in die der Ordnung der Kreuzblütlerartigen (Brassicales). Die Kreuzblütlerartigen fügen sich nach der Nomenklatur in die Malviden (auch Eurosiden II), diese in die Rosiden und diese in die Kerneudikotyledonen, welche eine Pflanzengruppe der Bedecktsamigen Pflanzen darstellen. Eine relativ nahe verwandte Gruppe stellen die Kaperngewächse (Capparaceae) dar, welche eine Familie in der Ordnung der Kreuzblütlerartigen sind. Zu diesen gehört der Echte Kapernstrauch (Capparis spinosa). Interessant ist diese Erwähnung, weil man die Samen der Kapuzinerkresse auch als Kapern-Ersatz verwenden kann.

Kapuzinerkresse JungpflanzenEs dauert oft über 14 Tage, bis die Samen aufgehen

Genau genommen ist die Große Kapuzinerkresse keine richtige Art, sondern es soll wohl ein Hybride zweier südamerikanischer Kapuzinerkresse-Arten (?) sein. Das mag etwas außergewöhnlich scheinen, doch ein ähnliches Phänomen haben wir auch bei der Kartoffel, welche ebenfalls ihre Herkunft in Südamerika hat und ein Hybrid ist. Meist ist es ja so, dass Hybriden (Bastarde) selbst nicht mehr fruchtbar sind, doch beider Kartoffel und auch bei der Kapuzinerkresse ist das anders. Sie können aus dem gewonnenen Samen wieder weiter vermehrt werden. Offensichtlich können wir Tropaeolum majus zu den uralten Kulturpflanzen der Ureinwohner Amerikas (westlichen Südamerika, Brasilien, Peru) zählen. Bekannt ist, dass bereits die Hochkultur der Inka (13. bis 16. Jahrhundert) die Pflanze als Schmerz- und Wundheilmittel nahmen und auch heute noch ist die Kapuzinerkresse bei den indigenen Völkern Südamerikas eine Heilpflanze, um Hautkrankheiten, Skorbut, Vergiftungen, Kopfschmerzen und Bronchitis zu lindern. [1] Weitere Heilwirkungen werden dem Kraut bezüglich Candida-Infektionen, Blasenentzündungen und Erkältungen zugesprochen. Tropaeolum majus wurde 2013 vom "Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres 2013 gekürt. Die Heilwirkung ist vermutlich aber nur eine unterstützende, da die in den Pflanzen befindlichen Senföl-Glucoside leicht antibakteriell und antimykotisch wirken.

Verwendung im Kräutergarten und in der Küche

Auf jeden Fall ist die Kapuzinierkresse ein gesundes Würzkraut. Blätter und Blüten können wir in herzhaften Salaten und in Kräutermischungen verarbeiten und beispielsweise für Kräuterbutter, Pesto oder Kräuterquark verwenden. Wer zur Dekoration für ein Buffet essbare Blüten benötigt, hat mit diesen farbenfrohen Kapuzinern eine gute Wahl getroffen. Von wann bis wann die Blüten in der Küche zur Verfügung stehen ist unten nachzulesen. Wer den Anbau der Kapuzinerkresse zu Gewinnung für ein Buffet einplant, der sollte sich in der folgenden Anbauanleitung aber auch bezüglich der Blühwilligkeit kundig machen, denn oft lesen wir in den Internetforen den Hilferuf: "Meine Kapuzinerkresse blüht nicht, was kann ich tun?" Unten lesen wir die nötigen Maßnahmen dazu.

Kapuzinerkressenblüte auf einer Quarkschnitte

Das vitaminreiche [2] Küchenkraut punktet vor allem durch den scharfen Geschmack der Blätter. Diese Schärfe wird, wie bei Rettich, Meerrettich, Rucola usw. durch krebshemmende Senfölglucoside bewirkt, welche durch Enzyme im Körper in Senföle umgewandelt werden. Wie man nun die gesundheitliche Wirkung der Kapuzinerkresse bewerten mag, als angenehm scharfes Würzkraut ist sie sehr zu empfehlen und im Hausgarten oder auf dem Balkon erfüllt sie nebenher noch den Zweck als pflegeleichte Zierpflanze (Sommerblume). Neben der Nutzung des Krautes können wir aber auch die geschlossenen Blütenknospen und junge Samen als Ersatz für Karpern in Essig einmachen. Ausgreifte und getrocknete Samen werden von der Hülle befreit und sind so bearbeitet, wie Pfefferkörner zu gebrauchen. Sie können sogar in der Pfeffermühle gemahlen und so zum Würzen genommen werden. Wir sollten die ausgereiften Samen also alle sammeln, in der Küche verwenden, aber unbedingt auch einen Teil wieder für Samen zur Aussaat aufheben.

Verwendung als Zierpflanze

Die Kapuzinerkresse ist aber auch eine hervorragende Blühpflanze für Balkone, um Zäune zu bekleiden, Bodenflächen zu bewachsen oder Terrassierungsmauern zu bepflanzen. Sie passen auch sehr schön in mediterran gestaltete Gärten und auf entsprechende Balkone und Terrassen, sowie in jeden Landhausgarten. Die Pflanzen gedeihen in der Sonne, aber auch im Halbschatten noch recht gut, nur bilden sie dort weniger Blüten aus. Die bunten Blütchen sitzen an Stielen und lassen sich auch für kleine Blumensträße pflücken. Mit einer Blüte rechnen wir von Juli bis Oktober. Wenn der Herbst lange frostfrei ist, so geht der Flor an sonnigen Plätzen bis in den November hinein.

Anbau im Freiland, Saattiefe usw.

Die Kapuzinerkresse wächst bei uns als einjähriges Kraut, denn bereits bei geringen Frostgraden erfrieren die Pflanzen komplett. Gezogen wird sie aus Samen, den wir um den 12. Mai direkt in die Erde säen. Bis zum 11./12. Mai, den sogenannten Eisheiligen, besteht die Gefahr, dass Nachtfröste auftreten können. Sagen die Wetterprognosen in den letzten Apriltagen einen frostfreien Mai voraus, dann legen wir den Samen natürlich schon eher. Die Samen, welche die Größe von Erbsen haben, stecken wir 2 cm tief in die Erde, welche gut vorbereitet sein sollte. Die Pflanzenart ist ein Dunkelkeimer. Aus diesem Grunde dürfen die Samen nicht zu flach in die Erde kommen. Die ideale Temperatur für das Auflaufen der Samen liegt bei 15 bis 18°C. Dann dauert es gut 14 bis 20 Tage, also relativ lange, bis sich die Pflänzchen zeigen. Der Pflanzenabstand sollte 15 cm betragen

Humusreicher Boden bewirkt reiche Blüte, wenig gießen

Oft lesen hören wir die Hobbgärtner klagen: "Meine Kapuzinerkresse blüht nicht!" Was mag die Ursache dafür sein? Die ist schnell gefunden, denn bekannt ist, dass der Boden für das Gewächs nicht zu nährstoffreich sein darf, denn dann wachsen nur die Blätter und es werden kaum Blüten ausgebildet. Das ist die Theorie. Pflanzen in solchen Substraten und vor allem in Blumenkästen blühen tatsächlich, doch nicht selten sehen sie mager und kränklich aus und werden am Ende noch von Blattläusen (siehe unten) heimgesucht. Die Besonderheit bei Tropaeolum majus ist, dass diese Gewächse möglichst humusreiche Erden zum gesunden Wachstum benötigen – genau gesagt ist es humusreiche, sandige Lehmböden. Dafür benötigen wir Komposterde, welche nicht extra mit Dünger versetzt wurde. Gesiebter Kompost, ohne Zugabe von Mist oder Kunstdünger usw., ist sehr reich an Humus, hat auf der anderen Seite aber gar nicht so viel Nährstoffe (vor allem Stickstoff) in sich, wie wir glauben. Es sind die Mikroorganismen im Substrat, welche Komposterde so wertvoll und fruchtbar machen. Die Kapuzinerkresse braucht solche lebewesendurchsetzte Erde, die eher etwas zu kalkhaltig sein sollte, als sauer. Neben humusreicher Komposterde fördern wir diese Mikroorganismen aber auch, indem wir sie mit abgestandenen Wasser gießen. Dafür nehmen wir am besten eine extra Blumengießkanne und krümeln etwas Erde hinein, befüllen sie mit Wasser und lassen dieses einen Tag abstehen, bzw. entleeren es nie komplett. Durch die anfänglich zugegebenen Erdkrümel wird schon das Gießwasser biologisch aktiviert und wird von den Blumen besser vertragen, als frisches Gießwasser aus der Leitung. Draußen im Garten können wir auch Mist- oder Pflanzenjauchen stark verdünnen und damit wässern, doch besonders die Pflanzenjauchen entfalten zuweilen infernalische Gerüche, welche auf dem Balkon ganz sicher störend wirken. Das war bereit das kleine Geheimnis, warum bei manchen Gartenfreunden die Kapuzinerkressen von Juli bis in den November hinein üppig blühen und warum bei anderen nicht.

Was das Gießen betrifft, so bleibt am Ende nur noch der Hinweis, dass die Pflanzen nur so viel gegossen werden dürfen, wie unbedingt notwendig und besonders in Töpfen und Blumenkästen darf sich am Boden keine Staunässe bilden. Von hohen Übertöpfen oder Unterstellschalen ist abzusehen. Auf dem Balkon oder auf der Terrasse können wir Pflanzschalen bei Dauerregen ins Trockene stellen, was ebenfalls die Pflanzengesundheit und deren Blühwilligkeit fördert.

Anzucht in Töpfen

Die Alternative zur Freilandaussaat ist die frostfreie Anzucht von Jungpflanzen in Töpfen zum späteren Umsetzen. Für die Aussaat in Blumentöpfen nehmen wir nicht zu kleine Größen. Sogenannte 9er Töpfe (Durchmesser oben 9 cm) sind ideal. Diese befüllen wir mit Erde, welche aus gemischter Kompost- und Gartenerde vom Beet bestehen sollte. In jeden Topf kommen drei Samenkörner 1 bis 2 cm tief. Es wird mäßig angegossen. Bis die Samen aufgehen, können sie durchaus im Dunklen stehen, dann müssen sie aber an ein helles Fenster kommen.

Mischkultur und Läuse

Eine Art Mischkultur oder Mischanbau ist der, die Kresse als Bodendecker unter Apfelbäumen (Spindeln, uä.) zu pflanzen oder zu säen. Diese Blumen-Bodendecke soll Blutläuse von den Äpfeln fernhalten. Besonders gefährdet sind etwa die alten Apfelsorten 'Golden Delicious', Jonathan, 'Klarapfel' und 'Wintergoldparmäne', wo man in älterer Literatur zu dieser Maßnahme rät. [3] Die Blutlaus (Eriosoma lanigerum) wirkt optisch übrigens eher wie eine Woll-Laus und bildet watteartig überzogen Kolonien am Geäst. Dort schädigt sie die Rinde und es siedeln sich dadurch oft auch noch Schadpilze an.

Im Zusammenhang mit der soeben erwähnten Eigenschaft Läuse von Obstgehölzen fern zu halten, mag auch die Eigenschaft erwähnt sein, dass sich auf den Pflanzen selber gern Läuse ansiedeln. "Blattläuse in der Kapuzinerkresse – was kann ich dagegen tun?" – solche Fragen lesen wir in den Internetforen zu Hauf. Der Autor rät, gar nichts zu tun, weil man da wirklich gar nicht viel machen kann. Irgendwelche Spritzmittel (Insektizide) einzusetzen, wäre mit Spatzen auf Kanonen zu schießen und alternativen Mittel (Kernseifen-Laugen) zu verwenden sind reine Zeitverschwendung und Beschäftigungstherapie. Wenn Zierpflanzen von Läusen befallen werden, dann ist meist Pflanzenstress ein Grund dafür oder plötzliche Wetterumschwünge im Mai und im Frühsommer, also etwa von einer kalten zu plötzlicher heißer Witterung. Die magische Anziehungskraft der Läuse auf das Kraut scheint aber auch eine positive Seite aufzuweisen, denn offensichtlich lenkt es die Schadinsekten irgendwie ab, sich auf Apfelbäume niederzulassen. Die Läuse bevorzugen nach dem oben vorgestellten Konzept der Unterpflanzung von Apfelbaumspindeln (bei Hochstämmen ist es wohl zwecklos) nicht die Bäume, sondern die Kressen als das kleinere Übel.


Literatur/Hinweise

  • [1] https://web.archive.org/web/20130206104506/http://www.presse.uni-wuerzburg.de/einblick/single_special/artikel/kapuzinerk/
  • [2] Folgende Inhaltsstoffe sind weiterhin erwähnenswert Vitamin C und B, Kalium, Calcium, Phosphor und Chrom
  • [3] F. Böhmig; Rat für jeden Gartentag; Leipzig 1971
  • Ob die Namensgebung von den an Kapuzen der Mönche erinnernden Blüten herrührt ist fraglich, es kann auch sein, dass sie wie die Kapuzinererbsen direkt aus Mönchsgärten stammen