Man könnte meinen, dass über Oregano nicht viel zu schreiben wäre. Doch dem ist nicht so. Hier können wir zu der wichtigen mehrjährigen und frostfesten Staude sicher noch Informationen und Besonderheiten entdecken, die wenig bekannt sind. Zudem wird die Vermehrung und Kultur im eigenen Garten noch wichtig werden, denn ganz offensichtlich sollen wir das beleibte Pizzagewürz in der Zukunft vor allem frisch verwenden. Derzeit jedenfalls ist das getrocknete Würzkraut im Supermarkt wohl etwas in Verruf geraten, weil es gedörrt und zerkleinert hier und da einen erhöhten Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden (PA) aufweist. PA ist ein giftiger Stoff, der nach diversen Studien die Leber schädigen und Krebs auslösen könnte. [1] Doch wollen wir hier zu Anfang an nicht gleich den Teufel an die Wand malen.
Ich bin mir sicher, dass Oregano welcher auch Gemeiner Dost, Wilder Majoran oder Majran genannt wird, wichtiger Bestandteil unserer Küche bleiben wird, zumal er frisch aus dem Garten geerntet unbedenklich und ohnehin aromatischer ist, als in getrockneter Form.
Botanisches
Beschreibung
Bevor wir uns den Anbau des Küchenkrautes anschauen, machen wir einen kurzen Abstecher in die biologische Beschreibung und Systematik der Pflanze, bei der es sich um eine mehrjährige Staude handelt, welche je nach Varietät 20 bis 80 Zentimeter hoch werden kann. Aus dem holzigen Wurzelstock treiben im Frühjahr vierkantige, sich reichlich verzweigende Triebe. Die bis zu drei Zentimeter großen Blätter weisen eine eirund-herzförmige Form mit glattem Rand und kurzem Stiel auf. Die oft rötlich überlaufenen Ästchen sind leicht Behaart. Der Flor in Form von rosa Blütendolden beginnt im Juli und zieht sich zuweilen bis in den September hinein. Aus diesem Grunde wird der Dost als wertvolle Wild-Zierstaude geschätzt.
Wie die meisten Pflanzen aus der Familie der Lippenblütler, verdunstet Origanum vulgare aromatische Öle und zieht mit seiner Blüte zahlreiche Insekten und Tagfalter an. Dazu unten unter dem Thema Ziergarten mehr.
Verbreitung und Standorte
Ursprünglich mag das Gewächs wohl aus Kleinasien stammen. Doch ist es über die Jahrtausende in der ganzen Alten Welt in allen gemäßigten Klimazonen verbreitet worden und später auch in Nordamerika, wo es verwildert, heute sogar recht häufig vorkommt. Die Pflanzen lieben warme Standorte und einen kalkhaltigen Untergrund und sie verwildern oft auf nährstoffarmen Böden. Das sind zum Beispiel lichte Eichen- und Kiefernwälder in Skandinavien, wo Origanum vulgare eine Leitpflanze in den wärmeliebenden Pflanzengesellschaften darstellt. Allerdings sucht die Staude auch bodenkühle und schattige Plätze auf, wie etwa in den Alpen wo sie in Buchen- und Fichtenwäldern zu finden ist.
Systematik und verwandte Würzkräuter
Oregano mit dem botanischen Namen Oreganum vulgare, ist eine Art der Pflanzengattung Dost (Origanum), welche etwa 40 verschiedenen Arten aufweist. Diese fügt sich in die Unterfamilie der Nepetoideae und diese in die Familie der Lippenblütler (Lamiaceae, bez. Labiatae). Die Lippenblütler wiederum sind Teil der Ordnung der Lippenblütlerartigen (Lamiales). Der Name Origanum leitet sich aus dem Griechischen her, und setz sich aus den Wörtern óros und gános zusammen, also "Berg" und "Schmuck/Glanz", was uns bereits den natürlichen Standort dieser Kräuterstauden verrät.
Nebenher gilt die Staude, die schon von den alten Griechen beschrieben wurde, als Heilpflanze. Ich habe ein Beispiel dazu dazu aus einem alten Kräuterbuch hier separat gestellt. Origano hat die Namensherkunft nicht nur von den Griechen (Dioskorides und Hippokrates) geerbt, sondern ist namentlich dort und in Italien eines der wichtigsten Würzkräuter in der Küche. Interessant ist, dass der mit dem Dost äußerst nahe verwandte Majoran – botanisch Origanum majorana – zwar ebenfalls in der mediterranen Küche Verwendung findet – traditionell jedoch mehr in Frankreich. Recht eng mit unserer Kräuterpflanze verwandt ist auch das Winter-Bohnenkraut (Satureja montana), welches unter dem Namen Berg-Bohnenkraut sicherlich bekannter ist. Auch dieses sollte in keinem Kräutergarten fehlen.
Garten
Standortansprüche, Pflege, Vermehrung
Als Kulturpflanze gedeiht Origano auf jedem normalen Gartenboden und wächst in voller Sonne und im Halbschatten gleichermaßen gut. Letzteres ist besonders wichtig zu wissen, da oft die sonnigen Gartenplätze für Kräuter und Gemüse rar sind. Obwohl die Pflanzen in der Natur auf kargen Triften wächst, sollte sie im Garten nicht zu sehr vernachlässigt werden. Sie braucht hier zwar keine besonders nährstoffreichen Böden, doch wenn sie zu trocken steht und im Hochsommer an Hitzetagen nicht gegossen wird, dann fällt die Kräuterernte rar aus.
Vermehrt wird die Staude im Frühjahr durch Teilung. Wir graben für diese Zwecke die Pflanze mit Wurzelballen aus, schneiden dann den Wurzelballen von oben nach unten in Hälften oder weitere Stücke und setzen diese sofort wieder in die Erde. Die Setzlinge dürfen nicht lange zwischengelagert, sondert sollten sofort nach der Teilung wieder eingepflanzt werden. Im Spätsommer und frühen Herbst sind die einzelnen Setzlinge dann wieder so kräftig, dass wir sie weiter verschenken oder auch verkaufen können.
Kräutergarten und Balkon
Dass Origanum vulgare ein wichtiges Küchenkraut darstellt, ist oben schon vielfach erwähnt worden. Wollen wir selber Pflanzen und reichlich Kräuter ernten, sollten wir aber mehrere Pflanzen im Garten stehen haben. Um über den Sommer frisches, zartes Kraut zur Verfügung zu haben, müssen wir die Stauden nämlich öfters zurückschneiden, damit sie ständig jung und frisch austreibt. Älteres Schnittgut hat schnell harte Stängel und dann müssen die Blätter einzeln abgezupft werden, was sehr zeitraubend ist. Deshalb ist es zweckmäßig mehrere Büsche zu haben, die jeweils an verschiedenen Tagen zurückgeschnitten wurden und damit verschieden weit getrieben sind – und das gilt auch für das Balkongärtchen. So ernten wir die Kräuter immer in der optimalen Länge und Menge. Nichts ist nerviger, wenn wir kochen wollen und dann das Kraut nur kärglich zur Verfügung haben. Ohnehin würzen wir in der Regel viel zu sparsam mit Kräutern, weil wir fälschlicherweise Glauben, damit die Speisen schnell zu verwürzen. Wir sind es gewohnt so zu Denken, weil das mit Industriesalz und industriellen Würzen durchaus der Fall ist. Mit Gartenkräutern ist dem nicht so.
Unterschied von Oregano und Majoran
Wir sollten auch deshalb mindestens ein halbes Dutzend an Origano-Büschen pflanzen, weil sich die Stauden nicht ganz so schnell wieder aufbauen, wie das bei anderen Kräutern der Fall ist. Bis wir einen ordentlichen Bestand (zum Ernten und Trocknen) aufgebaut haben, können wir uns aber auch mit dem echten Majoran Origanum majorana aushelfen. Er wird Mitte Mai bis Mitte Juni ins Freiland gesät und im Sommer geerntet. Er ist also nur einjährig! Das ist übrigens auch der wichtigste Unterschied zu Oregano.
Ja – nun meinen die Experten zwar, dass Majoran nicht ganz so herb, wie Oregano schmeckt und das wäre der Unterschied, doch den Beweis muss man mir noch erbringen ... Ich meine der Majoran ist besonders gut für den Feldanbau geeignet, zudem er weniger Pflege – also weniger Wasser braucht und die Vermehrung geschieht preiswert über die Aussaat. Unser Dost hingegen ist eine Staude, die durch Teilung oder Stecklinge vervielfacht wird und so für den Gebrauch im Garten praktischer und handelbarer ist.
Bei der großen Menge an Sorten und Hybrid-Kreuzungen von Origanum vulgare - finden sich garantiert auch Varianten, welche im Geschmack mit dem Majoran nicht zu unterscheiden sind, vor allem dann, wenn wir die Triebe und Blätter jung ernten. Aber wie gesagt, brachen wir etliche dieser Stauden im Garten. Einen tollen Einfall zur Pflanzung im Garten fand ich bei Karl Foerster, der die Anregung gibt, die "Zwergbüschlein" als Beeteinfassung, also als niedrige Hecke zu pflanzen.
Sorten
Eine Auslese von der Wildform, die es in den Gartenmärkten zu erwerben gibt ist Origanum vulgare subsp. hirtum. Das sind Büsche, die gut 30 bis 40 Zentimeter hoch und breit werden. Für den Küchengarten kaufen wir besser moderne Sorten, wie 'Goldtaler', 'Faltertreff' oder Origanum x majoricum, welche mehr aufrecht wachsend und gut verzweigt sind. Es gibt auch zahlreiche weitere Sorten, die sich wie der Majoran kissenartig ausbreiten. Für den Garten sind sie ungeeignet (Verschmutzung bei Regen!), doch für den Balkon ideal. Hier nun einige Beispiele verschiedener Sorten und Artvarianten:
- 'Compactum' – auch als "Rasiger Dost", Majoran im Handel; wächst bodendeckerartig flach, wüchsig
- 'Faltertreff' dichte Büsche bis 70 cm hoch, lockt besonders viele Schmetterlinge an
- 'Goldtaler' – goldgelbe Blätter 20 hoch und 30 cm breit werdend
- Origanum x majoricum – Sizilianischer Oregano, bis 50 cm, schöne Büsche, sehr frostfest
- 'Thumbles' – grün-gelbe Blätter, flach wachsend 20 x 20 cm
Ziergarten
Im Zier- und dort besonders im Steingarten oder in Staudenrabatten hat der Dost einen wichtigen Platz, weil er gerade dann anhaltend zu blühen beginnt, wenn im Steingarten Mitte Juli fast alle andere Steingartenpflanzen verblüht sind. In Staudenteppichen eigent er sich als Einsprengsel zwischen niedrigen Stauden und Ziergräsern. Dost fügt sich gut zu niedrigem Veronica-Arten und zu Schneeheide, zumal wir ihn in den heimischen Schneeheiden-Kiefernwälder (Südbayern/Nordalpen) verwildert finden. So haben wir ein schönes Gestaltungsmotiv aus der Natur für unseren Garten. Als Zierpflanze kauft man den Dost manchmal auch als "Zwerheidegündel", was aber wiederum auch nur die Sorte Origanum vulgare 'Compactum' ist. In Heide-Staudenrabatten, die auch an Hängen liegen können pflanzen wir 'Compactum' zu blaugrünem Sedum und blaugrünen Gräsern.
Wenn wir Oregano als Zierpflanze verwenden, dann liegt der gestalterische Haupteffekt aber weniger im Form und Farbe der Pflanze und Blüten, sondern in der Eigenschaft seine Umgebung mit feengleichem Leben zu verzaubern. Es sind seine Eigenschaften als Schmetterlingsmagnet, welche Karl Foerster wie folgt poetisch umschrieb: "Die Polsterflächen sind 16 Stunden lang in der Sonne so umsummt, umzittert, so lautlos umgaukelt von vielartigem Insektenleben, ... usw." Und damit hat er recht. Wer seinem Ziergarten mystisch verzaubern möchte, der pflanze also Dost hinein, aber bitte immer so, dass von den bequemen Sitzecken aus dieses Schauspiel in Ruhe und Muse genossen werden kann!
Neben Bienen (Bienenweide) und Schwebfliegen sind es Tagfalter, welche von den Blüten wie magisch angezogen werden. Z.B.:
- Distelstelfalter (Vanessa cardui)
- Großes Ochsenauge (Maniola jurtina)
- Großer Perlmuttfalter (Mesoacidalia charlotta) 2. Bild von oben
- Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus)
- Kleines Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus)
- Schachbrettfalter (Melanargia galathea)
Hühnerfutter
Einen letzten Punkt gibt es noch zu behandeln und zwar ist das der Wert der Origano-Staude für die Hühnerhaltung. Es ist ja bekannt, das Hühner mit Vorliebe neben Körnerfutter und dergleichen auch kleinegschnittene Kräuter picken. Zum Beispiel fressen sie neben Klee gern Schnittlauch, Schnittknoblauch, Salbei, Liebstöckel und viele andere Küchenkräuter. Das beste und offensichtlich auch gesündeste dieser Kräuter ist aber Origano. Kurz gesagt wirkt es antibakteriell, es stärkt das Immunsystem der Tiere und es steigert deren Fresslust. Aus diesem Grunde wird heute bereits dem industriell produzierten Hühnerfutter getrockneter Dost beigemischt. Für unserer eigene Kleintierhaltung können wir das Kraut ebenso nutzen, doch braucht es dafür schon etliche Pflanzen, denn das Grün wächst nicht so schnell nach, wie es etwa beim Schnittlauch der Fall ist. Der oben bereits gegebene Vorschlag, Origanum vulgare 'Compactum' als Einfassungshecken für Beete oder Blumenrabatten zu verwenden, ist da nicht weit her geholt. Der Dost ist also qusai als ein Ersatz für Buchsbaumhecken möglich – er ist zwar nicht wintergrün, doch hat er sonst viele gute Eigenschaften von Hecken. Das wäre zum Beispiel eine einigermaßen gute Trockenheitsverträglichkeit und die Eigenschaft in Sonne und Schatten gleichermaßen gut auszusehen.
[1] Gersmann, Hanna ; Oregano: Gift auf der Pizza; https://www. fr.de/wirtschaft/oregano-gift- pizza-13596140.html; vom 12. März 2020; die Ursache für die Anhäufung dieser Pyrrolizidinalkaloide können auch Unkräuter sein, welche ungewollt die untersuchten Gewürzmischungen mit beinhalten könnten.
https://www.t-online.de/leben/essen-und-trinken/id_77694650/cajun-gewuerzmischung-statt-kaufen-selber-machen.html
https://www.chefkoch.de/rezepte/1631341270734491/Cajun-Gewuerzmischung.html