Über Geschmack lässt sich streiten. Doch in einem Punkt sollten sich bei Grab- und Friedhofsgestaltung alle einig sein: Grüne Gräber sind schön, schlicht und tröstlich. Grün beruhigt das Auge und lässt nachweislich den Pulschlag sinken. Der Schmuck der Gräber mit einer wechselnden Bepflanzung aus einjährigen Frühjahrs-, Sommer- und Herbstblumen ist zwar Tradition, doch solltest du bedenken, eine ständige Wechselbepflanzung ist recht zeitaufwendig in der Pflege.
Generell ist zu Bepflanzung der Grabstätte zu sagen: „Sie hat ein Grab zu dokumentieren und nicht einem Repräsentationsbedürfnis zu dienen. Weniger ist mehr. Übergroße Buntheit nimmt den Blick für das Einzelne und stört die Gesamtanlage.“
Mit der Verwendung einer robusten Pflanzenart für die Eingrünung des Grabes kannst du dir die Grabpflege sehr erleichtern, das Gießen im Sommer fast ganz ersparen, und es gibt sogar Bodendecker, die das Herbstlaub "schlucken". So ist es möglich, das Grab eines lieben Angehörigen still besuchen zu können und dabei nicht immer nur an Gießen und Unkrauthacken denken zu müssen.
Grundbepflanzung mit Bodendeckern
Es ist sinnvoll, die Fläche eines Grabes mit möglichst wenigen Pflanzenarten (besser sogar mit nur einer Pflanzenart) bodendeckend einzugrünen. Dieser Pflanzenteppich (Grundbepflanzung) hält im Sommer den Boden frisch und verhindert das Abspülen des Grabhügels bei Regen. Wenn du einen immergrünen Bodendecker verwendest, ersetzt dieser im Winter das aufwendige Abdecken mit Reisig. In das bodendeckende Grün hinein kannst du Schneeglöckchen, Szilla, Schneestolz, Krokus oder andere frühblühende Blumenzwiebeln setzen, welche dort bestens gedeihen.
Bodendecker gibt es in den verschiedensten Arten sowohl für sonnige als auch für schattige Plätze. Bspw. Gedenkemein (Omphalodes verna) eignet sich als Grundbepflanzung für halbschattige und schattige Standorte. Im Frühjahr blüht es mit herrlich blauer Farbe.
In den letzten 20 Jahren haben auch Gräser einen festen Platz in der Grabgestaltung eingenommen. Gräser wirken der Düsternis entgegen und brechen (wie hier im Bild) die harten Kanten der Steineinfassung.
Blühende Polsterstauden sind im Steingarten beliebt. Sie können auch auf Gräbern sehr gut verwendet werden. Die meisten dieser Polsterstauden sind immergrün und damit auch im Winter interessant anzusehen. Der Moos-Steinbrech mag keine volle Sonne - absonnige Plätze sind der besten Standort für ihn.
Die Rahmenpflanzung
Häufig wird von Friedhofsgärtnern die Empfehlung ausgesprochen, das Denkmal der Grabstätte mit raumbildenden Gehölzen (z.B. Koniferen) einzurahmen. Das Grabmal ist jedoch ein im Raum freistehender Körper, kein zweidimensionales Bild, und bedarf deshalb keiner Rahmung. Rahmenpflanzungen sind Teil der allgemeinen Friedhofsanlage und umgrenzen Grabfelder, aber nicht einzelne Gräber.
Hecken für Gräber
Wo auf einem Friedhof bzw. in einer Gegend traditionell Buchsbaumhecken verwendet werden, sind Grabeinfassungen aus Buchsbaum ok. Durch Pilzkrankheiten können jedoch diese Pflanzungen gefährdet werden. Auch auf so manchem Friedhof sind alte Bestände stark angegriffen. Alternativen findest du hier: Kleine Hecken
Grabstätten sind immer Teil eines Gräberfeldes. Die Gestaltung sollte sich deshalb nie allein auf die einzelne Grabstätte beziehen sondern auch auf deren Umfeld. Auf abgrenzende, individuelle Heckenpflanzungen verzichtet man deshalb besser.
Die Staude als Grabbepflanzung, eine Alternative zur Sommerblume
Bestimmte, niedrige Stauden, auch einige Gehölzarten haben die Eigenschaft, Pflanzenteppiche zu bilden und somit die Oberfläche des Grabes zu schützen, die Erde zusammenzuhalten und ein rasches Austrocknen zu verhindern. Andere niedrige Stauden, Zwiebel- und Knollenpflanzen finden in einem solcherart geschützten Boden ideale Lebensbedingungen. Die Bepflanzung ist so zusammenzustellen, dass eine bodendeckende Pflanzenart, die teppichartig das ganze Grab überzieht, in der Blüte abwechselt mit dauerhaften Einzelpflanzen, z.B. Stauden, die je nach ihrer spezifischen Wuchs- und Ausbreitungsform vereinzelt, in losen Gruppen oder auch dichteren Nestern in diesen Teppich hineingepflanzt werden.
Aus der Bodendecke, die für die meiste Zeit des Jahres ruhig und zurückhaltend bleibt, treten so zu bestimmten Jahreszeiten, die eine Beziehung zum Toten haben sollen, Einzelpflanzen hervor, blühen und ziehen sich danach wieder zurück, um neue Kraft zu sammeln. Ein auf solche Art bepflanztes Grab ändert sein Erscheinungsbild kontinuierlich nach der Eigengesetzlichkeit der Pflanzen: es lebt. Somit kann es auch Sinnbild sein für das Werden und Vergehen, für den Kreislauf, dem sowohl der Mensch als auch die Natur untergeordnet sind.
Ein so bepflanztes Grab steht damit im Gegensatz zu einem mit jährlich mehrmals auszutauschender Wechselbepflanzung aus einjährigen, weitgehend standardisierten Blumen wie Stiefmütterchen, Begonien und Pelargonien, bei dem der Wechsel sprungartig erfolgt.
Bei allem Bezug der Bepflanzung und des Grabmales auf die Person des Verstorbenen ist es von übergeordneter Wichtigkeit, dass sich die Grabstätte in das Gräberfeld einfügt. Hochwachsende, eventuell noch raumbildend angeordnete Pflanzungen machen dieses Einfügen unmöglich. Sie zergliedern den Raum des Gräberfeldes, können das Grabmal verdecken oder seine Form verunklaren, bilden eine Konkurrenz zum aufrechten Grabzeichen und schaffen Unruhe. Die Rahmenbepflanzung bildet den Raum des Gräberfeldes. Auf dem einzelnen Grab ist sie unangebracht.
(Auszug aus "Friedhof & Denkmal" Nr. 2/3 Juni 1987 von F.W. Mayer)
Auch Blumen und Grün sind eine Hilfe bei der Trauerbewältigung.