Knollenbegonien – Pflege und Wegweiser für die Sorten

Knollenbegonie

Gerade, wer seinen Balkon auf der Nordseite hat und trotzdem üppig blühende Blumenkästen man und zudem noch in kräftigen Farben, der kann aus dem Fundus der Knollenbegonien (Begonia tuberhybrida oder Begonia tuberosa) schöpfen. Hier findet er die verschiedensten Typen und Hängeformen in knalligen Farben von gelb, orange, rot, rosa und auch die weißblühenden Sorten, welche schattige Plätze optisch aufhellen. Das Besondere bei diesen Sommerblumen ist, dass wir sie relativ leicht über den Winter bringen können. Die Pflanzen bilden nämlich Knollen aus, welche überwintert werden können und im nächsten Jahr neu austreiben. So kann das Sammeln von Knollenbegonien-Sorten ein interessantes Hobby werden, auch wenn nicht viel Platz vorhanden ist. Die zweite Besonderheit wurde schon angesprochen. Die Pflanzen kommen auch mit überschatteten Plätzen zurecht und sind deshalb die idealen Balkonblumen für Schatten und Halbschatten.

Pflanzensteckbrief

  • Sommerblume aus den Tropen
  • für Halbschatten und Schatten
  • nur B. boliviensis verträgt Sonne
  • kalkmeidend
  • humusreicher Boden ist nötig
  • variantenreich, leuchtende Blütenfarben
  • kann überwintert werden

Botanik

Zur Botanik ist weitgehender zur Beschreibung der Begonien allgemein eingegangen worden. Die Art Begonia tuberhybrida gehört zur Gattung der Schiefblätter/Begonien (Begonina) und diese zur Familie der Schiefblattgewächse (Begoniaceae). Interessant ist, dass diese Pflanzenfamilie zur Ordnung der Kürbisartigen (Cucurbitales) zählt und so mit unseren Gurken und Kürbsiarten verwandt ist. Knollenbegonien sind sogar essbar, bzw. nimmt man für Salate die Blüten, welche einen säuerlichen Geschmack aufweisen und eine guten Ersatz für Zitronen hergeben.

Klassen (Formengruppen)

Knollenbegonien als Zierpflanzen gibt es erst seit Ende des 19. Jahrhunderts, wo die die Art, welche eigentlich ein Hybrid ist (Begonia x tuberhybrida) aus Kreuzungen verschiedener knollenbildender Spezies aus den Tropischen Boliviens, Ecuadors und Perus entstanden ist. Durch rasche weitere Zucht ist eine enorme Formenvielfalt entstanden und es kommen immer neue Sorten durch Einkreuzungen hinzu. Erst 1990 ist in Bolivien eine neue Art für die Zierpflanzenzucht entdeckt worden und bereits zwanzig Jahre später gab es von ihr ein völlig neues Spektrum an spektakulären Hängebegonien. Dies ist die Art Begonia bolivensis (siehe unten).

Begonia bolivensis Million Kisses DevotionB. bolivensis 'Million Kisses Devotion' mit überhängendem Wuchs. Nur diese Art verträgt auch volle Sonne.

All die verschiedenen Zierformen werden welche in verschiedene Klassen und Formengruppen unterteilt: 1.) Gigantea-Klasse mit Blüten bis zu 20 cm Durchmesser; die 2.) Duplex-Klasse mit halbgefüllten Blüten und 3.) die 'Plena-Klasse' mit gefüllten Blüten. Es gibt weiterhin 4.) Multiflora-Typen (B. x tuberhybrida multiflora) mit einem mehr gedrungenen Wuchs und kleineren, meist gefüllten Blüten. Eine Kreuzung zwischen der Gigantea-Form und der Multiflora-Form ist die 5.) Grandiflora-Klasse. Neu ist die oben erwähnte 6.) Bolivensis-Klasse mit schmalen Blüten und überhängendem Habitus. Zusätzlich kennt man noch Sondergruppen, wie die zur Grandiflora-Klasse gehörende Bauernbegonie:

Bauernbegonie

Begonia bertini 'Compacta', die Bauernbegonie ist wiederum ein eigener Typ, der einen gedrungenen Wuchs aufweist und mit vielen mittelgroße Blüten in rot, schwefelgelb und weiß punktet. Die Blumen sind sehr gute Topfpflanzen oder Bepflanzungen für Kübel. Diese Gruppe gibt es in den Gartenmärkten mit Sorten- bzw. Verkaufsnamen, wie:

  • 'Bertinii Worthiana' – leuchtend rot ins orangerote gehend
  • 'Tanais' – feuerrot
  • 'XXL Bertinii' – orangerot

Hängebegonien

Sie bilden ebenfalls ein eigen Gruppe und sind besonders für Blumenampeln geeignet, aber ebenso für Blumenkästen, wo die Bepflanzung überhängend sein soll. Die Blütenformen dieser Hänge- bzw. Ampelbegonien können nun wieder den oben erwähnten Klassen zugeordnet werden, wie Gigantea-Klasse, Duplex-, Plena- und Multiflora-Klasse.

Waterfall Rainbow Falls Knollenbegonie'Waterfall Rainbow Falls' ist eine Sorte für Ampeln, Blumenkästen und Töpfe.

Ein Sorten-Beispiel ist 'Dragon Wing Red', die rote Form aus der Sortengruppe der Drachenflügel-Begonien. Auch die Waterfall-Gruppe (Wasserfall-Begonien) beinhaltet die verschiedensten Hängesorten. Weitere Sonderformen sind:

Duftbegonien

Als Begonia odorata (Begonia tuberhybrida pendula odorata). Diese duften oft stark nach Zitrusfrucht und so schmecken sie auch (essbar!). Vermutlich haben viele der anderen Sorten auch diesen Duft, doch hier lenkt der Verkaufsname auf diese Besonderheit. Zudem bietet sich die Pflanzung in der Blumenampel förmlich an, da die duftenden Blüten dann in geeigneter Höhe die Wahrnehmung erleichtern.

Begonia bolivensis – auch für sonnige Plätze

Eine neu entstandene, erst in den 2000er Jahren gezüchtete Gruppe von hängenden Knollenbegonien sind die der Begonia boliviensis. Die Heimat dieser Art sind die Bergwälder Nordargentiniens und Boliviens, wo die Gewächse mit langen, schmalen Blüten in gebirgigen Schluchten wachsen. Sie gedeihen dort aber im Schatten, wie auch an Südhängen. Die anspruchslose Art wurde mit verschiedenen anderen Arten und Hybriden gekreuzt und weiter entwickelt und es entstanden zahlreiche Sorten an Balkon- und Ampel-Begonien mit besten Eigenschaften. Zwar wächst diese Form am besten an schattigen Standorten, doch Sonne macht diesem Typ nichts aus. Mittlerweile gibt es auch Einkreuzungen in B. boliviensis, welche nicht mehr die typischen schmalen Blüten aufweisen und auch vom Wuchs her den anderen Klassen ähnlich sind. Sorten aus dieser Gruppe sind:

  • 'Bonfire' – orangerot, sehr üppig auch in voller Sonne
  • 'Fireball Orange' – orangerot, üppiger aufgelockerter Wuchs
  • 'Million Kisses Devotion' – rot, aufgelockerter Wuchs
  • 'Sparkler Scarlet' – rot, schöne Blüten
  • Summerwings-Gruppe in Sorten Deep Red, Orange, Rose und White
  • 'Summerwings Deep Red' – bildet kugelrunde Ampeln
  • 'Waterfall Encanto Orange'

Übrigens sind die Pflanzen der B. boliviensis Gruppe sehr zäh. Sie vertragen, wie gesagt Schatten und volle Sonne und können ohne Schaden auch mal in der Urlaubszeit 14 Tage ohne Wasser auskommen.

Standortbedingungen und Verwendung

Knollenbegonien sind besondere und sehr vielseitige Blumen. Für den Garten oder für den Balkon sind sie sehr wertvoll, das sie hier auch auf schattigen Plätzen blütenreich wachsen. Im Zimmer gedeihen sie ebenfalls, an jedem hellen Fenster, wo die Sonne nicht direkt anliegt. Einen besonderen Wert haben die Knollenbegonien auch für die Bepflanzung von Gräbern und zwar an den Standorten, wo Schatten herrscht und keine anderen Sommerblumen mehr blühen wollen. Damit sie dort aber gut gedeihen, muss die Pflanzstelle mit nährstoffreiche Humuserde aufgebessert sein und es sollte auch regelmäßig gegossen werden, wenn der Boden trocken ist. Auch das regelmäßige Düngen sollte nicht vernachlässigt werden. Gleiche Prinzipien gelten für die Kultur im Balkonkasten.

Die Sommerblumen sind, abgesehen von B. boliviensis (siehe oben), gegen Hitze und volle Sonne empfindlich. Überhaupt wachsen sie in Landstrichen mit hoher Luftfeuchtigkeit besser, als anderswo. Das erklärt, dass Schülp im Kreis Dithmarschen (Schleswig-Holstein) zum bedeutenden Anbaugebiet für Knollenbegonien wurde, wo die Blumen felderweise stehen. Ebenso im Emsland oder Oberbayern und im engeren Umkreis des Bodensees.

Pflege – Wasserbedarf usw.

Knollenbegonien mögen sandige Blumenerde. 50 % Sand und 50 % Laubhumus sind ideal. Boden oder Substrat dürfen nicht kalkhaltig sein, das mag keine der Begonienarten. In der der Wachstumszeit brauchen die Pflanzen auch reichlich Wasser, wobei auch wieder darauf zu achten ist, dass kein kalkhaltiges Leitungswasser genommen wird. Abgestandenes Regenwasser ist optimal. Wenn oben gesagt ist, dass die Gewächse eine hohe Luftfeuchte mögen, so sollte auf dem Balkon für heiße Tage eine Sprühflasche bereitstehen, mit welcher wir die Blumenkästen einnebeln können.

Die Begonien sind Sommerblumen und sie sind sehr frostempfindlich! Also pflanzen wir sie nie zu zeitig ins Freie – also besser erst ab 15. Mai einpflanzen. Günstiger ist die Pflanzung ins Freie erst ab Juni. Bei mildem Herbstwetter können die Blumen bis zum ersten Frost stehen bleiben, oft ist die Blüten dann oft am schönsten und die Pflanzen am weitesten entwickelt.

Waterfall Gruppe KnollenbegonieKnollenbegonie aus der Waterfall-Sortengruppe

Die Zierpflanzen dürfen nicht an Nährstoffarmut leiden. Sie müssen also mindestens in der Wachstumsphase regelmäßig gedüngt werden, was mit einem normalen flüssigen Blumendünger geschehen kann. Die öftere Düngung (wöchentlich) in kleinen Dosierungen ist immer günstiger, als selten und viel. Wird viel (hochdosiert) gedüngt, muss auch mehr gegossen werden, als normal. Muss man etwa wegen der Urlaubszeit das Gießen einschränken, so sollte drei Wochen vorher mit den Nährstoffgaben aufgehört werden. Sind die Pflanzen ausgewachsen, vertragen sie auch etwas Trockenheit ganz gut.

Überwinterung – Vermehrung durch die Knollen

Nach der Blüte lässt man die Knollenbegonien eintrocken. Nach dem ersten leichten Frost oder wenn die Blätter abgefallen sind, schneiden wir die Stängel ab und überwintern die Knollen der Pflanzen an einem kühlen und frostfreien Platz. Das geschieht so, dass die gut abgetrockneten und zunächst bei 15°C gelagerten Knollen anschließend in Beutel kommen und dann bei optimalen 7 bis 8°C gelagert werden. Bei diesen Temperaturen halten sie sich dort 7 bis 10 Monate, was aber gar nicht nötig ist. Bereits im Februar kommen die Knollen in Schalen oder Kästen, in eine Substratmischung aus Sand-Torfmull-Gemisch bzw. man ersetzt den Tormull mit Humuserde (leicht sauer, humusreich, durchlässig).

Große Knollen dürfen geteilt werden, aber so, dass jedes Teilstück ein tadelloses Auge besitzt. Die Schale wird nun moderat gegossen. Dann stellt man sie dass die "Füße warm stehen" (sie können zunächst dunkel stehen, z.B. auf einem Schrank) und wenn sie austreiben etwas kühler an einen hellen Platz. Anfang April werden die Setzlinge in Töpfe gepflanzt und dann kommen sie in ein halbwarmes Frühbeet oder an einen entsprechenden Platz, zimmer-warm in der Wohnung. Im Mai können die Töpfe in ein Frühbeet gestellt werden. Ende Mai sind die Bestände groß und können verkauft oder verpflanzt werden. Von solchen Pflanzen ist es auch möglich Stecklinge zu schneiden und diese so zu vermehren.

Sorten

Die Sorten der Art werden ständig weiter gezüchtet und verbessert, sodass wir hier nur einige stellvertretend nennen können. Man muss sich in den Gartenmärkten nach den neuesten Sorten und Formen informieren. Diese sind sehr zahlreich und nicht selten Sammelobjekte für Pflanzenliebhaber. Das Ganze ist eine Wissenschaft für sich. Wurden oben bereits einige Sortengruppen und Typen benannt, so gibt es innerhalb dieser doch weitere Auffächerungen der Formen. Das sind [1]:

  • Gigantea = eifach-großbklütig
  • Crispa = am Rande gekraust
  • Cristana = bärtig
  • Fimbriata = gefranst
  • Marginata = mit abweichend getönten Rändern
  • Duplex = halbgefüllt
  • Plena = gefüllt
  • Pendula = hängend (siehe oben)

Bewertung und Erfahrungen

Knollenbegonien sind immer noch Blumen für Liebhaber, was aber so nicht sein müsste. Sie könnten in Blumenkästen viel mehr Verwendung finden und sind eine preiswerte Balkonbepflanzung, wenn wir sie selber überwintern. Besonders für Balkonbepflanzungen sind diese kräftigen Farben geeignet. Was sonst in einem Garten in der Breite an Blütenschmuck genossen werden kann, müssen wir auf dem Balkon konzentriert genießen. Zudem sind die Blumen ja auch essbar und wir können für einen Gurken- oder Kartoffelsalat und besonders für Partys die Blüten ruhig einmal schröpfen, dann bekanntlich isst ja auch das Auge mit.

Noch gar nicht besonders erwähnt hat der Autor die Verwendung als Rabattenblume. Im Bild sind Knollenbegonien in einer Blumenrabatte zu sehen. Hier stehen gelbe Knollenbegonien zusammen mit weiß blühenden Eisbegonien in der Blumenrabatte. Beide Begonien-Arten sind Dauerblüher mit guter Fernwirkung. Doch auch für Gräber sind die Pflanzen oft die letzte Rettung unter Schatten werfenden Bäumen. Hier blüht Begonia tuberhybrida noch sicher. Sind alte Bäume in der Nähe, dann macht oft das einwachsende Wurzelwerk der Großgehölze zu schaffen. Wichtig ist dann vor allem die regelmäßige Düngung. Es ist ein Irrtum, dass die magere Blüte auf solchen Gräbern durch das mangelhafte Gießen verursacht ist. Meist ist es nur ein Mangel an Nährstoffen.

Pflanzen nach Farben oder gemischt?

Als gestalterische Tipp ist noch zu sagen, dass man bei Beetpflanzungen die Knollenbegonien farblich gemischt setzt. Dabei müssen aber die hellen Farben überwiegen. Die andere Variante ist nur eine Farbe zu nehmen, also Orangerot, Gelb, Weiß oder Rosa. Allein die dunkelroten Sorten für sich zu pflanzen, wird von den Gärtnern nicht empfohlen, denn sie wirken in der Masse "düster", so Grunert [1]. Über diese Bewertung lässt sich sicher streiten, doch Fakt ist, dass dunkelrote Blütenfarben keinerlei Fernwirkung haben und nur im Zusammenspiel mit hellen Farbkontrasten zur Wirkung kommen. Das gleiche Prinzip gilt auch für Blumenkästen, obgleich man hier mit den dunkelroten Blüten eine Ausnahme machen kann, wie diese Schönheiten meist aus der Nähe betrachtet werden und eine Fernwirkung nicht unbedingt nötig ist.


  • [1] Grunert, Christian; Gartenblumen von A bis Z, Radebeul 1972
  • www.landwirtschaft.sachsen.de/ landwirtschaft/download/ Begoniaboliviensis_2010(1).pdf