An milden November- oder Dezembertagen ist der aufmerksame Beobachter oftmals überrascht, blühende Bäume oder Sträucher in der Stadt, in Gärten oder einem Park zu sehen und glaubt, dass die Natur irgendwie durcheinander gekommen sein mag. Doch bei der Gefüllten Winterkirsche ist das normal. Winterblühende Gehölze sind eigentlich nichts Außergewöhnliches, doch so eine Novemberblüte ist schon etwas Besonderes. Meiner Meinung nach sollten sie viel öfter gepflanzt werden, um dem oft grauen November ein wenig Frühlingsahnung zu geben. Auf Hochstamm veredelt kann sie als Alleebaum zum Einsatz kommen, und als mehrstämmiger Baum Grünanlagen bereichern. Wer diese Art von zarten Blüten mag, der kann sich das Gehölz in den Vorgarten oder, noch besser, vor das Küchenfenster pflanzen. So hat man den wunderschönen Flor täglich vor Augen.
Die Art Prunus subhitella (Higan-Kirsche) ist ein im japanischen Hochgebirge beheimateter Baum, der dort bis 25 bis 30 Meter hoch werden kann. Von dieser Art gibt es einige recht schöne Ziersorten. Eine von ihnen ist 'Autumnalis'.
Diese bleibt kleiner, sie wird nur fünf Meter hoch. Der Sortenname leitet sich vom lateinischen autúmnum ab, was Herbst oder herbstlich bedeutet. Genau genommen haben wir es also mit einer Herbstkirsche zu tun. Die weißen, halb gefüllten Blüten, wie im Bild 2) zu sehen, mit einem Durchmesser von 2,5 Zentimetern erscheinen nämlich je nach Witterung bereits Mitte November bis Weihnachten aber auch Anfang April. Manchmal blühen sie sogar zu beiden Zeiten. Jedoch kann der Flor auch erfrieren und fällt dann komplett aus.Die bestäubten Blüten können Früchte ausbilden. Es sind dann schwarz-rote Kirschen mit einer Größe von etwa einem Zentimeter.
Die Zweige sind zum Treiben geeignet, doch sie halten sich nach meinen Erfahrungen nicht besonders lange in der Vase und verwelken kurz nach dem Aufblühen.
Bei dem Gehölz handelt es sich um einen fein verzweigten, sommergrünen Baum, der auch strauchartig wachsen kann. Die sechs bis acht Zentimeter langen, spitzovalen Blätter sind grob, teilweise auch doppelt gesägt (gröber gesägt, als die Art) und färben sich im Herbst gelborange.
Standort, Verwendung
Die Winterkirsche 'Autumnalis' hat keine besonderen Ansprüche an den Boden. Sie sollte aber möglichst sonnig stehen. Zur Verwendung ist bereits einiges gesagt worden. Solche echten Winterblüher sollte man nicht in irgendeine Gartenecke pflanzen, wo du im Winter eh nicht hinkommst. Besser setzt man solche Gehölze in den Vorgarten oder auf dem Zugangsweg zum Haus, auch neben die Garage, eben da wo man immer zugange ist. Und auf den Hintergrund kommt es an. Vor einer dunklen Fassade, wie das Bild 4) zeigt, wirken die weißen, leicht rosa überhauchten Blüten natürlich schöner, als vor einem hellen Hintergrund.
Ein weiterer Strauch, der im Herbst blüht und damit die Liste der herbstblühenden Gehölze auch schon beendet, ist die Herbst-Zaubernuss (Hamamelis virginiana). Auch sie ist ein großer Strauch, der baumartig werden kann. Die Herbst-Zaubernuss hat gelbe, duftende Blüten, die oftmals schon von Weitem zu riechen sind, eher als man sie gesehen hat.
Düster und Heiter
Von den vielen Zierkirschen, die fast allesamt aus dem fernen Japan kommen, ist Prunus subhirtella 'Autumnalis' auf jeden Fall eine derjenigen, die dem japanischen Kunstempfinden am nächsten kommt. Tatsächlich gibt es auch zahlreiche Japanische Blütenkirschen, welche durch reiche und große Blüten beeindrucken, doch diese hier wirkt auf eine ganz anderer Weise. Es sind zarte, weiße Blüten an einem düster wirkenden Geäst. Diese Kontrastwirkung von heiter und düster ist, was dem japanischen Kunstgedanken entspricht und das Ziergehölz so wertvoll macht.
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[TJ.15.5] I ©Bildrechte und Text: Thomas Jacob, 12.1.2018