Christrosen Helleborus nigerChristrosen (Helleborus niger)
Christrosen (Helleborus niger)

Christrosen, bzw. Schneerosen werden weniger wegen der Blütenfülle im Garten gepflanzt, sondern sie werden besser als Schnittblumen verwendet. Dabei finden sich wohl in jedem Garten Plätze, wo die Helleborus (Nieswurz) ungestört wachsen können − wichtig ist nur, dass der Boden kalkhaltig ist. Von diesen mehrjährigen Stauden, die zeitlich zu den Winterblühern zählen, werden im Garten zwei verschiedene Arten, bzw. Formen verwendet. Das ist die Christ- bzw. Schneerose Helleborus niger. Daneben gibt es sogenannte Helleborus-Hybriden, was Ziersorten sind, die Kreuzungen und Züchtungen aus verschiedensten Arten des Nieswurz. Neben der Verwendung als Schnittblume erfüllen die Stauden, die im Frühling oft ein fast Kniehohes Blattwerk ausbilden auch den Zweck als Bodendecker unter größeren sommergrünen Laubgehölzen.

Helleborus-Arten finden auch in Parkanlagen Verwendung, wo sie einerseits ebenfalls als Bodendecker-Stauden fungieren und andererseits - nahe an Wegen gepflanzt - als echte Winterblumen die Aufmerksamkeit der Spaziergänger auf sich ziehen. Hierfür werden dann aber gern auch mal besondere Arten, wie Helleborus foetidus (hoher Wuchs) oder Helleborus bocconei (absolut grüne Blüte) gepflanzt. Für den Garten kommen die besagten Arten und Hybriden infrage, wobei die Christrose (Helleborus niger), die Art mit den schneeweißen Blüten ist, die oft schon zu Weihnachten blüht. Die anderen Formen besitzen in der Regel farbige Blüten und blühen in milden Wintern ab Ende Februar bis in das Frühjahr hinein. Für die botanisch interessieren Leser folgt noch einmal kurz die botanische Systematik:

Botanische Zuordnung und Giftigkeit der Stauden

Es gibt etwa 20 Arten der Nieswurz, deren Heimat von Europa bis Asien und Fernost reicht. Die einzelnen Arten gehören zu Gattung Helleborus (Nieswurz). Die Gattung fügt sich in die Unter-Unterfamlie Helleboreae und diese in die Unter-Familie der Ranunculoideae. Die Ranunculoideae wiederum gehören der Pflanzenfamilie der Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) an und diese sind Teil der Ordnung Ranunculales (Hahnenfußartige). Der aufmerksame Leser wird sicher schon bemerkt haben, dass eine Verwandtschaft zur beliebten Ranunkel-Blume (Ranunculus asiaticus) besteht. Verwandschaften als Hahnenfußgewächse bestehen aber auch zu Akelei, Winterlingen, Buschwindröschen, zum giftige Eisenhut und zu den eindrucksvollen Ritterspornen.

Helleborus-HybridenHelleborus x Hybriden, sie bringen Farbe in den Vorfrühlings-Garten

Interessant ist der Name "Nieswurz", der heutzutage nicht mehr klar gedeutet werden kann, wobei nach Wolf-Dieter Storl [1] der Name "Wurz" sprachlich immer auf eine uralte Heilpflanze hinweist. Allerdings sollten wir vorsichtig sein, die Christrose irgendwie selber als Heilpflanze zu benutzen, denn sie enthält stark giftige Saponine und Protoanemonin. Des Weiteren enthalten alle Spezies "in den Blättern und Wurzeln sehr giftige, kristallisierbare, im Wasser schwer-, in Alkohohl leichtlösliche Glykoside: Helleborine (Herzgifte). Dies war bereits dem altgriechischen Arzt Hippokrates bekannt" [2]. In der Antike stellte man damit Gifte her. Heute sind diese "Gifte" in niedrigen Dosen Bestandteil von Medikamenten gegen Gicht, Rheuma und Bandwürmer. In der Homöopathie werden die Präparate gegen Wassersucht eingesetzt.

Die getrockneten und zerriebenen Wurzeln waren aber auch weit bis in das 19. Jahrhundert hinein Bestandteil des begehrten "Schneeberger Schnupftabaks", der allerdings eine Mischung aus Kräutern usw. war und ist, und keinen Tabak enthält. Ob er heute noch dem Schneeberger Schnupftabak zugegeben wird, ist mir nicht bekannt.

Was die Giftigkeit betrifft, so konnte ich übrigens beobachten, dass die, in meinem Hühnerauslauf befindlichen Christrosen, von den Tieren nicht angerührt werden. Ähnlich ist das bei Narzissen der Fall. Hühner scharren im Garten also nicht alles fort, was grün ist.

Standort, Vermehrung Pflanzung und Pflege

Bei den Christ- und Schneerosen ist es so, dass sie an ihrem Platz im Garten entweder dahinkümmern oder üppig wachsen und sich dann nicht selten sogar durch Samen selber weiter vermehren. Der Grund für gutes oder schlechtes Fortkommen ist unbedingt das nötige kalkreiche Erdreich sowie ein tiefgründiger, nahrhafter und frischer Boden und ein Platz, der leicht überschattet ist. Das klingt zwar nicht besonders kompliziert, doch sind solche Standorte im Garten selten zu finden und wenn, dann sind sie schon mit wichtigeren Zier- oder Nutzpflanzen besetzt. Wenn diese Stauden nur spärlich blühen oder wachsen, dann ist also meist Kalkmangel der Grund. Ein altes Hausmittel zur Problembehebung sind zerkleinerte Eierschalen, die an den Pflanzen eingehäckelt werden. Oder man streut Gartenkalk.

Die Hybriden können im Gegensatz zu Helleborus niger auch in die volle Sonne gepflanzt werden. Dort schlappen sie zwar im ersten Jahr, doch das vergeht mit der Zeit

Die eigene Vermehrung der Stauden geschieht durch Teilung. Die beste Zeit dafür und Pflanzzeit ist der Monat August. In Gärtnereien, wo früher viel die Schnittblumen gebraucht wurden, grub man die Quartiere sehr tief um udn kultivierte auf einem Beet die Christrosen, wie auch junge Bäume (Baumschulware, die nach wenigen Jahren gerodet wird). Letztere dienten zu Überschattung und optimalen Ausnutzung der Gartenbauflächen. Außer dem Unkraut jäten und dem Gießen bei großer Trockenheit, benötigen die Stauden keine Pflege.

Treiben von Schnittbumen

Wer nun Schnittblumen braucht, der schneidet sich diese aus dem Garten. Im professionellen Bereich werden (bzw. wurden) die Schnittblumen jedoch durch Treiberei gewonnen. Für diese Zwecke wird nach dem zweiten Standjahr nach Auspflanzung ab Mitte November damit begonnen. Die Stauden werden büschelweise ausgegraben, von Erde und allen Blättern befreit und dann in Kisten versetzt, wo die Zwischenräume ev. noch mit Torf oder Torfersatz ausgefüllt werden. Diese "Klumpen" sollten aber 12 bis 20 Blütenansätze aufweisen, damit sich die Arbeit lohnt. Dann kommen sie in eine warme, dunkle Umgebung. Früher stellte man sie unter die Stellagen-Tischen (Gewächshaus-Tabletten) und verhängte sie zusätzlich. Durch diese Behandlung treiben die Christrosen längere Blütenstängel, so wie diese für die Schnittblumenqualität benötigt werden.

Christrosen-Sorten und Helleborus-Hybriden

Helleborus-Hybriden entstanden durch die Kreuzung verschiedener Schneerosenarten und sie blühen in den Farben: weiß, rosa, dunkelrot und gescheckt. Diese Schneerosen blühen oft schon im Februar, lange Zeit ins Frühjahr hinein.

Weitere alte Sorten – Helleborus-Hybriden:

The Sultan dunkelrote ChristroseHelleborus-Hybride 'The Sultan'

  • 'Diadem' – zartrosa
  • 'Frühlingsbote' – lilarosa
  • 'Gertrud Froebel' – weinrot
  • 'Großlande' – satinrosa
  • 'Ibericus' – gelblichrosa
  • 'Rosa Perfection' – zartes Lilarosa
  • 'Stephan Olbrich' – lachsrot
  • 'Teerose' – hellvoilett auf gelben Grund
  • 'Theo Schweizer' – dunkelpurpurrot
  • 'The Sultan' – dunkelviolett
  • 'White Rose' – reinweiß
  • Helleborus niger ssp. macranthus, die Dreikönigsschneerose ist eine Unterart und blüht manchmal schon im Januar - sonst Februar bis März.

Morgenländischer Nieswurz Helleborus orientalisMorgenländischer Nieswurz (Helleborus orientalis)

Die Blüten des Morgenländischen Nieswurz (Helleborus orientalis) erscheinen Ende März und im April sie blühen kurz in weißer Farbe auf, vergrünen dann schnell und setzten Samen an. Heimat: Griechenland, Nord-Anatolien, Kaukasus.


[1] Storl, Wolf-Dieter; Wort und Wurz: Überliefertes Heilwissen der alten europäischen Völker; 2015

[2] Grunert, Christian; Gartenblumen von A bis Z; Radebeul 1972; Seite 313 und 314