Astilben Schattenstauden1) Astilbe chinensis var. taquetii 'Romanze'
1) Astilbe chinensis var. taquetii 'Romanze'

Schattige Bereiche im Ziergarten sind für viele Gartenfreunde ein Problem, doch gerade in der Pflanzengruppe der Stauden (ausdauernde, winterharte Blumen- und Staudengewächse) ist die Auswahl größer, als man denkt. Die hier vorgestellten, blühenden Pflanzen sind zunächst nur eine kleine Zusammenstellung und sollen Anregung geben, sich mit diesem Thema noch intensiver zu beschäftigen. Hilfreich sind hierfür Besuche in botanischen Gärten, wo es immer schöne Beispiele spezieller Schattenpflanzungen gibt und wo häufig auch die Arten und Sorten der entsprechenden Stauden gut ausgeschildert sind.

Schattenstauden2) blühende Funkien (Hosta); wegen Wurzelkonkurrenz sollten die Pflanzen Abstand zu großen Bäumen haben

Zum Anfang meiner Ausführungen sei noch erwähnt, dass Pflanzen für wirklich tiefen Schatten gesondert gelistet sind. Informationen dazu findest du hier. Ansonsten ist der Schatten und Halbschatten, wenn er nicht zu trocken ist, ein idealer Lebensraum für viele der hier aufgeführten Staudengewächse. Allerdings sind dauerhaft trockene Standorte schwierig, und viele der hier empfohlenen Arten leiden unter solchen Bedingungen. In diesem Falle muss in der Vegetationsperiode regelmäßig bewässert werden, wie beispielsweise bei den Astilben:

Feuchter Standort

Zu den schönsten Blütenstauden, die auf absonnigen Flecken gedeihen, gehören die Astilben (Bild 1), die auch unter dem Namen Prachtspieren verkauft werden. Das sind Pflanzen mit großen, doppelt oder dreifach dreizähligen Blättern, Blütenrispen und kräftigen Rhizomen, durch welche sie sich auch willig ausbreiten, wenn der Standort ihnen zusagt. Sie benötigen aber nahrhaften und tiefgründigen Boden, der nie völlig austrocknen darf. Je nach Art, Sorte und guter Auswahl blühen sie von Mai bis August und sind als Sommerflor durch keine anderen Stauden zu ersetzen. Man rahmt und ergänzt sie mit Funkien (Bild 2), Schaublatt (Rodgersien), mit den duftenden Traubensilberkerzen (Bild 3) oder mit größeren Farnen. Im Frühling sind Rosen-Primel, Japan-Primel und Trollblumen ideale Vorläufer.

Cimicifuga dahurica Silberkerze3) Cimicifuga dahurica (August-Silberkerze, Kandelaber-Silberkerze) ist eine der wenigen Schattenblühpflanzen, welche intensiv duften.

In der großen Gruppe der Funkien (Bild 2), welche zierende Blüten- aber vor allem auch Blattzierstauden sind, finden sich viele Arten und Sorten, welche explizit keine besonders feuchten Standorte benötigen und dem nächsten Kapitel zugeordnet werden können. Andersherum ist unten die Schaumblüte genannt (Bild 6), welche an manchen Gartenplätzen nur auf leicht feuchtem Boden gut gedeiht, an anderen Plätzen braucht sie diese Feuchtigkeit nicht. Es ist also nie endgültig zu sagen, was wo sicher wächst. Das trifft auch auf die Klassifizierung "schattig" oder halbschattig" zu. Selbst manche Staude, welche gern in der Sonne steht, finden wir hier und da auch an sehr sonnenlosen, dunklen Plätzen, an denen sie trotzdem gut gedeiht.

Normaler Standort

Die Liste der Pflanzen für diesen Standort wäre so lang, dass sie schon wieder unübersichtlich wäre, und so will ich einige Empfehlungen geben und vor allem Gewächse vorschlagen, welche auf irgendeine Art und Weise eine Besonderheit aufweisen. Da wäre zum Beispiel das Waldgedenkemein (Omphalodes verna) zu nennen (Bild 4). Es ist ein Bodendecker, der nur um die 15 Zentimeter hoch wird und sich über Wurzelausläufer ausbreitet. Man kann mit ihm größere Flächen begrünen, aber es können auch einzelne Tuffs als Kontrapunkt gesetzt werden. Die Besonderheit des Waldgedenkemeins ist die weithin leuchtende himmelblaue Blüte, also eine Farbe, die unter den Blütenstauden im Bezug auf Schattenstandorte nicht zu häufig zu finden ist.

Omphalodes verna Waldgedenkemein Unterpflanzung4) Omphalodes verna, das Waldgedenkemein bringt das begehrte Himmelblau in absonnige Gartenbereiche.

Die folgende Blühstaude war früher in den Gärten und auf Friedhöfen auf den Gräbern wohl öfter zu finden. Es ist die Zwerherzblume (Dicentra eximia, Bild 5). Die große Schwester dieser Art ist das sicher bekanntere Tränende Herz (Dicentra spectabilis), das man aus den Bauerngärten kennt. Beide gedeihen auch gut im Halbschatten, doch robuster und ausdauernder in der Blüte ist die Zwergherzblume. Im Foto unten habe ich sie zusammen mit dem Waldgedenkemein "ertappt". Beide kommen offensichtlich zusammen ganz gut zurecht.

Zwergherzblume Dicentra exima hier zusammen mit dem blauen Waldgedenkemein an einem Platz.(E) Zwergherzblume Dicentra exima

Man kann die Zwergherzblume auch in eine Bodendeckerfläche von niedrigem Efeu hineinpflanzen. Der Efeu verdrängt die Staude nicht, und im Winter, wenn die Herzblume ihr Laub einzieht, bleibt der Gartenplatz durch den Efeu grün.

Die Schaumblüte (Tiarella cordifolia, auch Ranken-Schaumkerze genannt) ist ein weiterer pflanzlicher Bewohner düsterer Gartenecken und hellt diese durch seine zarten, duftigen Schaumblüten im Mai auf (Bild 6). Aber auch, wenn dieser elfenhafte Flor verschwunden ist, verbreitet das hellgrüne, bodendeckende Laub durch seine Färbung ein heiteres Flair in der Umgebung.

Tiarella cordifolia  Schaumblüte an einer Treppe6) - die Rankende Schaumkerze (Schaumblüte) als Treppen- und Wegbegleitstaude

Im Herbst punktet das Laub der Schaumblüte durch eine dumpfrote Herbst- und Winterfärbung. Tiarella cordifolia breitet sich durch Ranken aus, wuchert aber nicht. Tiarella wherryi ist eine rankenlose Form, also die Rankenlose Schaumkerze, welche im Mai und Juni mit etwas größeren Rispen blüht. Sie ist robuster als die rankende Form, und wenn erstere eher dem leicht feuchten Standort (siehe oben) zuzuordnen ist, so gedeiht die zweite Art auch noch gut auf normal trockenem Platz im Halbschatten. Man pflanze beide Formen der Schaumblüte zunächst zum Testen an den vorgesehenen Ort. An manchen Plätzen verwildert sie dann förmlich; auf anderen zieht sie sich zurück.

Trockene Passagen

Für etwas trockenere Areale empfehle ich die Große Sterndolde (Astrantia major, Bild 7), eine 30 bis 60 Zentimeter hohe, an Wildstauden erinnernde Pflanze. Eine kleiner Ausgabe der Art ist die Kleine Sterndolde (Astrantia minor). Auch sie deckt größere Bodenflächen zu und treibt den ganzen Sommer lang Blüten, was denn auch die Besonderheit dieser Zierpflanzen ist. Beachtenswert ist auch, dass beide Formen sowohl in voller Sonne als auch im Halbschatten bis in tiefschattige Bereiche hinein wachsen.

Astrantia maxima Grosse Sterndolde7) Astrantia maxima, die Große Sterndolde ist erst vor wenigen Jahren so richtig im Mode gekommen. Mit ihr können auch größere Flächen bepflanzt werden.

Man kann mit ihnen Übergänge von sonnigem Bereich bis ins düstere Dämmerlicht trister Gartenecken hinein gestalten und verwandelt diese durch die Blüte in heitere Auen. Die Sterndolde ist in den letzten Jahren zur Modepflanze geworden. Das hat den Vorteil, dass zahlreiche neue Ziersorten auf den Markt gekommen sind und noch kommen.

Bergenien immergrüne Schattenstauden(H) Blühende Bergenien (Bergenia cordifolia) im April

Nicht zu vergessen und deshalb in meiner Aufzählung für trockenen Standort und Schatten unbedingt zu nennen ist die Bergenie (Bergenia cordifolia). Man kann sie in Massen pflanzen oder auch als kleiner Farbtupfer mit wenigen Exemplaren. Eine besondere Blütenwirkung bekommt diese Pflanze allerdings nicht, auch nicht in der Masse. Dieser kleine Nachteil wird aber wieder wettgemacht, indem es sich bei diesem, sich moderat selbst ausbreitenden Gewächs um eine immergrüne Blattschmuckstaude handelt.