Britische Gärten sind nicht nur in ihrer Ausgestaltung als Landschaftsgärten in Europa bekannt geworden sondern auch durch die formale Gestaltungsweise ihrer Anlagen. Gern werden diese "Gardens" mit übermannshohen Eibenhecken oder Mauern umgeben. So sind Einblicke von Außen nicht möglich. Es entsteht damit, sicher gewollt, das Flair eines geheimnisvollen, geheimen und geschützten Refugiums. Doch Hecken und hohe Mauern wirken nicht nur geheimnisvoll, sie lassen auch Räume entstehen. Weitläufige Gartenanlagen erhalten kleine "Heckenzimmer" – manchmal mehrere hintereinander, und jedes Einzelne wiederum hat ein eigenes gestalterisches Thema.
Kontrastreiche Gestaltungselemente
Der formale britische Garten lebt besonders durch seine Kontrastwirkungen, die zum Einen düster und bald etwas unheimlich wirken. Auf der anderen Seite beobachten wir eine heitere Blütenfülle und den Hang zu verspielten Formen.
Geheimnisvoll und märchenhaft wirken dunkle, immergrüne Pflanzen (Eiben, Ilex, Efeu, aber auch Rhododendron). Zudem wird der Garten durch Rosen verzaubert, wobei pastellfarbene Sorten besonders geheimnisvoll wirken. In jedem Fall sollten es Duftrosen sein. Auf kleinen Flächen kannst du mit Kletterrosen Platz sparen. Altertümlich und konservativ wirkende Pflanzen sind zu empfehlen. Das sind zu den bereits erwähnten Rosen und Stockrosen, Eiben-Bäume, aber auch Strauchhortensien sowie Lilien.
Monochrome Gestaltung, d.h. die Blüten der Pflanzen in einer Farbe zu wählen, ist ein Mittel, kleine Gartenräume trotz Pflanzenfülle nicht zu überfrachten. Außerdem nimmt man so eine geheimnisvolle Ordnung des Arrangements wahr - der Gärtner kann in solch einem Heckenkabinett seine Sammlerleidenschaft frönen. Gerade wer Rosen sammelt, steht vor einer Überfülle an Sorten und Formen. Wie oben schon gesagt: gerade die weißen Töne mit leicht pastellfarbenem Anhauch verzaubern den Garten zu einem Märchengarten und lassen Feen und Elfen vermuten.
Emotionalität durch scharfe Kontraste
Ähnliche Gestaltungsmittel finden sich auch in den chinesischen, japanischen oder koreanischen Gärten. Und das ist es, was diese Anlagen so interessant macht. Sowohl im englischen als auch im chinesischen Garten stellen die Gestalter bewusst "das Heitere" und "das Bedrohliche" (so sagen die Chinesen) als Gegensatz dar. Durch starke Kontrastwirkungen entstehen starke Emotionen.
Gestaltung für den Menschen
Unbestritten hat der formale englische Garten viele Gemeinsamkeiten mit französischen (barocken) Gärten. Die barocke wie auch die britische Variante weisen deutlich auf die Anwesenheit des Menschen hin. Beide sind ein Bauwerk für den Menschen. Ohne jenen scheint die Kreation zwecklos. Das heißt, dass auch für den Menschen gestaltet werden muss. Der Naturgarten hingegen kommt auch ohne den humanen Bezug aus.
Sunken Garden
Im französischen Garten sind, im Unterschied zum formal britischen, trotz vieler raumbetonender Pflanzungen die Flächen betont. Bei den Briten weicht die geometrisch gegliederte Fläche mehr der 3. Dimension. Abgesenkte Flächen, wie das Motiv des Senkgartens (Sunken Garden) sind typisch englisch. Dieses Gestaltungsmotiv wurde Anfang des 20. Jahrhunderts viel in die europäische Gestaltung übernommen. So beispielsweise in gärtnerischen Anlagen im Jugendstil. Ein typischer Sunken Garden (der Idee nach vom britischen entlehnt) ist übrigens auch der Foerstergarten in Potsdam-Bornim.
In den formalen Gärten der Engländer werden wohl alle Register der Gartenkunst gezogen. Oben schon angeklungen, sind es Gegensatzdarstellungen. Hier dringt die Ordnung der Natur in das vom Menschen geschaffene Werk ein: die Herbstastern verlassen ihre Rabatten und dringen in den Raum vor (s.Bild Nr. 4)
Diese Ausführungen hier auf dieser Internetseite sind natürlich zum Teil Klischee, denn die englische Gartenkunst ist sehr vielfältiger. Aber letztlich geht es um eine Grundidee für Gärten, die man eben in einer gewissen Verklärung sieht. Hier soll mit Bildern und Texten die Fantasie angeregt werden, und dazu darf ich auch mal Klischees verwenden.
Die Idee vom "kleinen geheimen Refugium" wäre auch ein interessanter Ansatz zum Thema Sichtschutz. Irgendwie fürchten wir uns, die Terrasse (oder einen entsprechenden Platz auf dem Grundstück) mit übermannshohen Hecken zu umfassen - mit Rankgittern schon eher, doch fehlt dann dieser oben genannte Kontrast.
Der Cottage garden
Cottage Garden sein gestalterisches Thema bekommt. Und daher möchte ich ihn im Zusammenhang mit dem formalen Garten auch noch kurz erwähnen. Der Cottage Garden ist der ländliche Hausgarten, der mehr in Beziehung zum Haus steht. Der beschriebene, formale englische Garten ist selber mehr ein "Wohnbereich" aus Hecken und Blumen.
Die genannten Gärten haben fast immer den Charakter eines konservativen Landhausgartens, der wiederum von der Üppigkeit und Natürlichkeit einesAuch wenn der formale Garten der Engländer ein gebauter, architektonischer Raum ist, so ist er ein Teil der Landschaft – Teil der Kulturlandschaft.