Für manchen Betrachter ist die Natur Alltag und von einer gewissen Nüchternheit geprägt. Ein anderer entdeckt in Wiesen, Wäldern, Landschaften und Gärten viel viel mehr. Für ihn ist es eine Welt voller Wunder und Geheimnisse, und manch unverbesserlicher Romantiker sieht den Garten angefüllt mit Elfen, Feen und anderen Naturgeistern. Stauden, Gräser und Blumen sind dann mehr als bloße Gewächse, sie scheinen beseelte Wesen zu sein. Da ein Zuviel an Romantik und Naturverbundenheit nie schaden kann, so ist die Idee von einem geheimnisvollen Feengarten, der angelegt werden soll, ein Wunsch so mancher Träumerin. Doch dieser Traum kann Wirklichkeit werden, wenn dabei ein paar Grundregeln Beachtung finden.
Fantasy-Flair
Das Schlimme unserer modernen Zeit ist, dass durch Wissenschaft und Rationalismus das Geheimnisvolle der Alltagswelt verloren ging. In einem letzten Kraftakt versuchten die Romantiker, welche in der Literatur von 1795 bis 1848 auszumachen sind, wohl noch einmal das Ruder herumzureißen. So hinterlies diese empfindsame und romantische Epoche auch in der Gartenarchitektur ihre Spuren. Das Konzept der Landschaftsgärten (Beispiel Park Machern) stammt aus dieser Zeit. Heute mag es die Anhängerschaft der Naturgärten sein, welche ähnlich denkt. Doch ihre Intention ist meistens nicht dieses mystisch kindliche Weltbild. Das wird denen zugeschrieben, die sich einen Elfen- oder Märchengarten wünschen.
Doch so, wie auf Bildern, die zu diesem Thema im Internet in einer ungeahnten Mannigfaltigkeit zu bestaunen sind, lässt sich die Wirklichkeit oft nicht nachbilden. Diese Bilder sind eine moderne Kunstform und nur mithilfe besonderer Bildbearbeitung entstanden. Die Fantasy-Kunst bedient ein tiefliegendes menschliches Bedürfnis nach Abkehr von der hektischen Umgebung hin zu inneren, heilen Welten voll von Schönheit und Zartheit. Doch nicht nur die graphische Kunst kann dieses Bedürfnis befriedigen. Auch in der Gartenkunst, die in ihrer Geschichte immer wieder auch von der Malerei beeinflusst wurde, ist vieles möglich.
Der Elfengarten
Solch ein idealisierter Märchengarten muss eine gewisse Unberührtheit ausstrahlen! Hierzu habe ich unter dem Thema Landhausgarten schon einiges geschrieben, wie beispielsweise "Der Landhausgarten ist die Verklärung der ländlichen Lebensweise. Hier will man der Enge der Großstadt entfliehen und nicht mehr an Büro und Arbeit denken." Da wir nicht überall den Raum für ländliche und unberührte Gärten haben, wo das gewünschte Gestaltungskonzept leichter umzusetzen wäre, sei von vornherein darauf hingewiesen, dass solche ein Projekt keinen besonders großen Raum braucht. Ja, es kann sogar in einem Balkongärtchen umgesetzt werden.
Wenn ich von Unberührtheit schrieb, so ist damit zwar eine gestaltete aber unverbildete Natur gemeint. Der Garten ist immer ein vom Menschen bewusst gestalteter Raum, anderenfalls würde nach einer Übergangszeit der Verwilderung an solch einem Ort ein Wald entstehen. Zwar ist der Wald mit seinem bemoosten Erdboden der ideale Raum für die Darstellung von Wichteln, Elfen und anderen Naturgeistern, doch diese Umsetzung in ein Gartenkonzept ist nur selten möglich. Es sei denn, der Garten selber liegt am Waldrand oder gar im Wald. Die Idee, einen waldähnlichen Garten anzulegen, bringt uns zunächst nicht weiter. Wichtig ist zu allererst die nötige Abgrenzung vom Lärm und von den neugierigen Blicken der Umgebung.
Abgeschiedenheit
Du kannst den allerschönsten Fantasygarten dein Eigen nennen, beispielsweise mit Quelle, Bachlauf und Wasserfall, mit Schattenpartie, Blumenwiese, Schmetterlingen im Sommer und mit Lichteffekten in der Nacht, doch wenn er an einer stark belebten Straße liegt und keinen Sicht- und Lärmschutzschutz hat, dann ist die ganze Anlage wertlos. Ich habe über viele Jahre hin und in den unterschiedlichsten Situationen immer wieder die Beobachtung gemacht, dass ein Wohngarten um so seltener benutzt wird, je weniger Blickschutz vorhanden ist. Ist die Anlage nach außen hin jedoch sowohl akustisch als auch optisch abgeschottet, fühlt sich der Benutzer unbeobachtet und unbelauscht, wird der Ort zu einem vielbenutzten Refugium und erfüllt alle Erwartungen des Besitzers. Und ganz nebenbei wird diese Oase zu einem zusätzlichen Wohnraum unter freiem Himmel und nicht selten auch entsprechend ausgestattet wie z.B. mit einer intimen Lümmelecke für das unbeobachtete Sonnenbad oder gar mit einer beheizbaren Badetonne. Und so ist das auch mit dem Projekt Feengarten. Zu allererste sollten wir den nötigen Sichtschutz schaffen und wenn es nötig ist auch entsprechenden Lärmschutz. Den Verlinkungen folgend kannst du dich darüber ausführlich und aus der Praxis heraus informieren.
Wie wird ein Stück Garten geheimnisvoll?
Ich sprach bereits und nicht ohne Absicht davon, dass solch eine Fantasy-Projekt etwas Geheimnisvolles bekommen sollte. Fertige Kompositionen wirken plakativ und tragen nicht dazu bei, in unserem Kopf Bilder und Geschichten entstehen zu lassen. Ganz anders das Verborgene, Magische und auch etwas Mystische. Doch bevor wir uns dem Thema nun zuwenden und darüber nachdenken, wie man diesen Garten anlegt und gestaltet, will ich noch einmal die absolute Abgeschiedenheit betonen, denn allein dadurch empfindet der Besucher diesen besonderen psychologischen Effekt.
Und das geschieht, indem er vom optischen und akustischen Lärm der Umgebung plötzlich in einen Naturraum eintritt, der (zumindest einigermaßen) still vor ihm liegt. Und mit Stille ist nicht nur die hörbare, sondern vor allem auch die optische Ruhe gemeint. Das bedeutet, ein buntes Durcheinander ist unbedingt zu vermeiden. Ebenso auch knallige (schreiende) Farben, wie es die Umschreibung so trefflich sagt. Zarte, zurückhaltende Pastelltöne hingegen strahlen Ruhe und Entspannung aus. Wird ein Garten beispielsweise ausschließlich von weißen Blüten dominiert, verwandelt er sich wie von selbst in ein verzaubertes Märchenreich. Beispielsweise in den Mittsommernächten, wenn so gut wie nie absolute Finsternis herrscht, leuchten weiße Blüten noch lange und geben dem Garten eine magische Ausstrahlung. Hellgelb und rosafarbene Pastelltöne haben die gleiche Wirkung und durchleuchten noch lange Zeit das hereinbrechende Dunkel. Natürlich ist es auch möglich, mit einer gekonnten Lichtgestaltung (Installation eines Leuchtkörpers), die aber unbedingt ganz dezent erfolgen muss, diese Mittsommernachtsstimmung bis in den Frühherbst hinein zu verlängern.
Bei unseren Vorfahren waren die Bienen geheimnisvolle Wesen. Man glaubte, dass sie Botschaften in die jenseitige Welt tragen können und flüsterte ihnen entsprechende Aufträge zu. Wenn Bienen, Insekten und Schmetterlinge einen Garten bevölkern, dann schaffen sie ohnehin eine mystische Stimmung. Mit sogenannten Schmetterlingsmagneten (bestimmte Blütenpflanzen) können wir sie in unser Feenreich locken.
Besondere Effekte schaffen
Mit ein paar wenigen echten Psycho-Tricks ist es möglich, Effekte zu schaffen und unseren Garten tatsächlich in einen Zauberwald zu verwandeln. Allein die Wirkung von farbigem Licht (LED-Technik) kann unsere Wahrnehmung so verändern, dass wir meinen, in einer Anderwelt zu sein. Der Hinweis sei aber vorangestellt, dass wir unnatürliche Lichteffekte im Grundstück nur kurzzeitig anwenden sollten, da dauerhafte "Lichtverschmutzung" der Natur und besonders den Insekten Schaden zufügt. Zudem verpuffen auch bestimmte optische Psycho-Effekte mit der Zeit, wenn sie dauerhaft auf den Betrachter einwirken. Aber für eine Gartenparty oder für eine initiierte "Stunde der Zeitlosigkeit", die du selber genießen möchtest, kannst du alle Register der Verzauberung ziehen. Heutzutage kann man mit wenig finanziellem Aufwand LED-Leuchten so im Garten installieren, dass diese zum Beispiel einen ganz homogen Lichtraum schaffen, in dem im Zusammenspiel mit den bereits empfohlenen Sichtschutzelementen in der Dunkelheit mit einem Male eine ungewohnt Lichtwelt entsteht, die den Betrachter Raum und Zeit vergessen lässt. Wer es einmal ausprobieren möchte, dem empfehle ich, mit grünem Licht zu testen, weil das auf Mensch und Tier beruhigend wirken soll, denn es simuliert Wald-Licht.
Spiegel, die gezielt im Außenbereich platziert werden, können einen kleinen Garten optisch erweitern und eine unvermutete Ferne hervorrufen. Sowohl allein als auch im Zusammenspiel mit Lichteffekten sind vielerlei Sinnestäuschungen möglich, die unsere Fantasie anregen und beflügeln können.
Wer einmal erleben möchte, wie man mit den hier vorgestellten Tricks optische Gewohnheiten durchkreuzen kann, dem empfehle ich, den Freizeitpark "Kulturinsel Einsiedel" in Zentendorf bei Görlitz zu besuchen. Dieser wunderbar und fantasievoll gestaltete Riesen-Spielplatz nicht nur für Kinder sondern auch für junggebliebene Erwachsene ist absolut empfehlenswert, auch wenn es um die Sammlung von Ideen für einen eigenen Feen-, Märchen- oder Elfengarten geht. Doch um auf die Wirkung von optischen und akustischen Tricks zurückzukommen, so ist der Besuch des "Geisterwaldes" in besagtem Freizeitpark beispielhaft. Betritt man diesen Wald, so entsteht durch die Bemalung der Baumstämme mit horizontalen, weißen Streifen ein Moment der Verwirrung, weil die gewohnte Optik eines vertikal strukturierten Waldes durch diese geniale Idee aufgehoben wurde. Zusätzlich werden mit versteckten Outdoor-Lautsprechern unerwartete Geräusche produziert. So kommt es dem Besucher tatsächlich vor, in einem verwunschenen Hain zu stehen. Und da es nicht verboten ist, gelungene Konzepte zu kopieren, kannst du diese und ähnliche Effekte, also Wirkungen, welche die menschliche Wahrnehmung täuschen, ebenfalls in dein Gartenprojekt einfließen lassen. So steht uns mittels der erwähnten Lautsprecher für den Außenbereich ein weiteres Kunstmittel zur Verfügung, die Umgebung zu verzaubern.
Einen letzten Kunstkniff möchte ich noch erwähnen, der durchaus eine enorme Wirkung haben kann, und das ist die Anlage eines Senkgartens. Schon allein die etwas veränderte Pespektive hat eine Auswirkung auf unsere Wahrnehmung nd bringt diese auf eine andere Ebene. Durch akustische Reize kann das noch verstärkt werden. So erzeugen in Baumkronen aufgehängte Blumenampeln in Kombination mit einem klingenden Windspiel eine eigentümliche Stimmung.
Trittsteinwege – und weiteres japanisches
So merkwürdig es klingen mag, bereits das Anlegen eines Trittsteinweges kann bei der Benutzung unerwartete Sinnesempfindungen hervorrufen. Erfunden haben diesen Effekt japanische Mönche, welche den Weg zu ihrem Teezeremonie-Garten mit solchen Steinen versahen. Durch diese im Schrittabstand gesetzten Steine wird der Besucher gezwungen, die Zehenspitzen aufsetzend, den Weg zu gehen (Vorfußgang, sogenanntes GODO) und einen bestimmten Rhythmus einzuhalten. So entsteht eine Leichtigkeit beim Gehen und mit der Verzögerung ein neues Zeitgefühl beim Betreten des Gartens.
Auf Zehenspitzen geht die Fee über Moos und Steine, kaum den Boden berührend. Ebenso leicht soll der Besucher die Trittsteinwege in den Gärten und Tempelanlagen japanischer Zenmönche betreten. Das symbolisiert, dass der Eintretende nur Gast in der Natur ist und nicht mit stampfendem Hackenschritt eine Landnahme vornimmt. In diesem Geiste sollte man die Gestaltung einer solchen Anlage vornehmen.
Thema wählen
Für die weitere Umsetzung deines Projektes gilt im Grunde weiterhin alles, was ich hier auf diesen Internetseiten über Gartengestaltung geschrieben habe. Und da in erster Linie, dem Gestaltungsprojekt ein Thema zu geben. Klar, es soll ein Elfenpardies oder ein Feengarten werden, doch das meine ich nicht. Die folgenden Beispiel zeigen, wie solch eine Themenwahl aussehen kann. Setze aber nur eine Idee um und versuche nicht, von jedem etwas und zu viel durcheinander zu gestalten. Themenbeispiele können sein:
- Blumenlichtung – eine Mohnblumenwiese anlegen. Wiesen transportieren sehr gut das Bild unberührter Natur.
- Moosgärtchen – das ist eine japanische Erfindung.
- An der Quelle – schaffe Energieorte (Grundquelle als Gestaltungsmotiv). Ein ruhendes Gewässer wirkt meditativ. Fließendes Wasser nur sparsam einsetzen.
- Im Land der Kelten – Felslandschaft und Heide und ein Wasserfall .
- Waldlandschaft – kann ich doch irgendwie ein Waldgärtchen anlegen?
- Weißer Blütengarten – monochrome Blumenbeete gestalten. Wer in lauen Sommernächten durch den Garten geht, sieht die weißen Blüten das hereinbrechende Dunkel in einem geheimnisvollen Licht durchleuchten.
- Ein blühender Mittsommergarten – nicht überpflegen, dann finden sich hier auch Glühwürmchen ein.
- Geheimnisvoller Schatten – Magische Momente entstehen dort, wo Licht und Schatten spielen.
- Ein stilles, geheimes Refugium schaffen – oder gar einen Garten im Garten anlegen?
Geeignete Pflanzen
Pflanzen mit lockerem Habitus sind strengen Formen vorzuziehen. Zudem sollte helles Grün dominieren. Der Garten sollte auch eine gewisse Unberührtheit ausstrahlen, er darf nicht überpflegt werden. Der Gestalter muss bei der Wahl von Pflanzen und Material die Seele des Ortes treffen, das heißt je natürlicher umso identischer. Für Mauern, Torsäulen, Brunnen und andere Architekturen sind regionalen, heimischen Materialien vorzuziehen. Der Stil sollte zeitlos sein. Pflanzen, welche sich für romantische Gärten eignen sind:
- Rosen, vorwiegend Strauch- und Kletterrosen
- Magnolien
- Gartenmohn
- Farne und Gräser
- Duftpflanzen
- Akelei, Glockenblumen, Cosmea, Phlox und Sonnenbraut
Für das Konzept eignen sich englische oder alte Rosen besonders gut. Allerdings sollte man beachten, dass Rosen viel Pflege brauchen. Man muss stets auf den richtigen Schnitt und eine gute Düngung achten und die Pflanzen regelmäßig nach Schädlingen oder auf Krankheiten untersuchen. Wenn du jedoch den Aufwand nicht scheust, sind der Fantasie bei der Bepflanzung keine Grenzen gesetzt. So kann man Kletterrosen nutzen, um Wände zu verschönern, oder man kann überall blühende Spaliere anbringen. Halt finden die Pflanzen auch an Rosenstäben, die es in den verschiedensten Ausführungen gibt wie beispielsweise welche mit Glaskugeln, aus lackierter Keramik oder schlicht aus Gusseisen. Diese Stäbe sehen nicht nur schön aus, sie sorgen auch bei stürmischem Wetter für eine hervorragende Haltung der Pflanzen.
Der eigene Garten stellt immer einen idyllischen Rückzugsort dar, denn für viele von uns ist es entspannend, Insekten und Vögel zu beobachten oder dem Rauschen des Windes in den Baumkronen zu lauschen. Dieses Naturerleben kann man mit dem Aufstellen einer oder mehrerer Plastiken abrunden. Die Auswahl an Elfen- und Feen-Plastiken, an Schmetterlingsdekorationen und Wildspielen ist enorm und kann zur Sammelleidenschaft werden. Diese können im Zusammenhang mit Quellstein oder Bachlauf magische Sommerabende schaffen. Eine Äolsharfe perfektioniert das Projekt.