Im England des 18. Jahrhunderts entdeckte man, parallel mit dem aufgeklärten Denken (Philosophie, Malerei, Dichtkunst), schon frühzeitig die Liebe zur Natur und Landschaft. Diese Weltsicht wurde zum Grundstein der sogenannten Landschaftsgärten.
Waren im Jahrhundert der Aufklärung in England nur formale Gartenanlagen bekannt, wie sie in Frankreich in höchster Blüte standen, so begann man in den englischen Gärten recht schnell das neue Lebensgefühl in der Gestaltung neuer freierer Gartenformen umzusetzen. Zuerst waren dies geschlängelte Wege und landschaftsnahe Gestaltungsmotive.
Von dem englischen Philosophen Anthony Ashley Cooper Shaftesbury (1671-1713) lesen wir etwa die schwärmerischen Worte von dem idealisierten Gartenplatz, "wo weder Kunst noch Witz noch Laune des Menschen die echte Ordnung verdorben und jenen ursprünglichen Zustand verdorben hat. Selbst die rauen Felsen, die moosigen Höhlen, die unregelmäßigen natürlichen Grotten und gebrochenen Wasserfälle mit all der rauen Anmut der Wildnis, die die Natur darstellen" erscheinen erstrebenwerter, "als die steife Geziertheit fürstlicher Gärten."
Die "Schönheitslinie"
Man sagte also bald den strengen Formen ab ("die Natur verabscheut gerade Linien", Kent), man entsagte ebenso jeglicher Symmetrie und versuchten sich in der neuartigen Naturform der Wellenlinie (Schönheitslinie). Das Terrain bekam eine sanfte wellenförmige Bewegung - Terrassen wurden als unnatürlich abgeschafft. Wellenförmige Wege führten den Besucher zu verschiedenen, malerischen Bildansichten des Garten und besonders viel Wert legte man auf den, den Garten umlaufenden Gürtel-Weg, der mit vielerlei Windungen wohl auch das Gefühl der Weitläufigkeit der Anlage vermitteln sollte.
Der Englische Garten entstand tatsächlich im innigsten Verband mit der damaligen Dichtkunst und Landschaftsmalerei. So investierte der früh-romantische, englische Dichter William Shenstone (1714-1763) ein bedeutendes Vermögen in seinen recht umfangreichen Garten. Er prägte als Erster den Begriff des "Landschaftsgärtners" - Shenstone sagt hierzu: "Ich habe das Wort Landschaftsgärtner gebraucht, weil entsprechend unserem heutigen Gartengeschmack jeder gute Landschaftsmaler der geeignete Zeichner von Gärten ist."
Von Shenstone wird berichtet: "Die Ausblicke herauszuheben, die Oberfläche mannigfach zu gestalten, die Wege verschlungen zu ziehen, die Wasser zu schlängeln; dies tat er mit so viel Urteil und Phantasie, dass sein kleines Besitztum zum Neide der Großen und zur Bewunderung der Geschickten wurde; eine Anlage, die von Reisenden besucht und von Zeichnern abgezeichnet wurde". (Dr. Samuel Johnson [englischer Gelehrter und Dichter], Life of William Shenstone 1825)
Literatur & Quellen:
- Marie Luise Gothen - Geschichte der Gartenkunst, Teil 2, Jena 1926
- Englische Gärten, nach Zeichnungen von George S. Elgood
- [TJ.5.17]