Pentagramm – Symbol und Bedeutung

Pentagramm in Rinde geritzt

Das Pentagramm, der Drudenfuß, das regelmäßige Sternfünfeck, der fünfzackige Stern aus einer Linie gezogen, ist ein schon in ältester Zeit verwendetes geometrisches Symbol. Ein selten verwendeter Begriff für das Zeichen ist auch "Pentalpha" und meint, dass dieser Stern aus fünf (penta) Alpha-Schriftzeichen zusammengesetzt erscheint. Das Pentagramm findet sich schon auf vorgeschichtlichen Felsenzeichnungen in den Alpen. In der Antike war es das Erkennungszeichen der Pythagoreer und verbreitete sich in der Spätantike durch die verschiedensten religiösen Kulte, Philosophien und Bünde durch die Jahrhunderte hindurch bis heute weiter.

Bedeutung als geometrische Symbolik

Doch neben der Verwendung als magisches Symbol hat das Pentagramm in der Bedeutung auch eine mathematische Komponente. Jede der fünf Linien schneidet die andere nach der Regel des harmonischen "goldenen Schnittes" und drückt damit eine mathematische Gesetzmäßigkeit aus. In dieser Funktion findet sich der Fünfstern und das Fünfeck als geometrische Zeichnungsgrundlage zum Beispiel auch in der Architektur mittelalterlicher Kirchen wieder [1]. Über die Auseinandersetzung mit der Geometrie findet sich das Pentagramm auch in der operativen und spekulativen Maurerei der privilegierten Bauhütten (Freimaurerei siehe unten). Allerdings gibt es auch in der Natur viele Formen (z.B. Kastanienblatt), in welche sich Fünfeck und Pentagramm hineinprojizieren lassen. Auf Grund dessen weisen merkwürdig viele Naturformen Proportionen des goldenen Schnittes auf.

Orientalische Schnitzerei PentagrammOrientalische Schnitzerei

Symbol des Menschen

Das Pentagramm symbolisiert die Gestalt des Menschen mit ausgestreckten Armen und Beinen und ist so ein Symbol für den Menschen und den menschlichen Mikrokosmos. Der Fünfstern steht in enger Beziehung zur Zahlensymbolik. In der Reihenfolge der Zahlen steht zuvor die 4, die für die 4 Himmelsrichtungen steht, als Materie- und Weltsymbol (Quadrat).

Nach alter Vorstellung besteht die Materie aus 4 Elementen: Feuer, Wasser, Luft und Erde und daraus folgernd die Pflanzen, Tiere und der Mensch: Feuer = Wärme des Körpers, Wasser = Blut, Luft = Atem und Erde = Fleisch. Doch kommt allein beim Menschen das 5. Element hinzu: der Geist, der nicht an die Materie gebunden ist und dem Menschen innewohnt. Aus diesem Grunde ist das Pentagramm als Symbol für den Geist (unsterblicher, göttlicher Geistfunke) im Menschen zu sehen, bzw. das Pentagramm ist Symbol für den Menschen als Krone der Schöpfung und der Mensch ist fähig die Materie als "Gotteskind" zu überwinden.

Diese Deutungen verbinden sich mit der Numerologie der Zahl 5. In alter Zeit benutzte man auch die Buchstaben der Alphabete zum Zählen, also jedem Buchstaben wurde ein bestimmter Zahlenwert zugeordnet. Im hebräischen ist es der Buchstabe H, ein gehauchtes Hé. Bei den Kabbalisten hat das H die Bedeutung des "Atem Gottes" (Geist). Dieser Hauch ist das Leben der menschlichen Seele und erweckt in ihr die Unzerstörbarkeit ihres Seins. Darum trägt auch die 5. Tarotkarte den Namen "Hoher Priester" als Symbol für Religion, die Verbindung des Menschen mit Gott. [2]

Stehen an den Ecken des Pentagramms die Buchstaben: S A L U S (Heil), so verkörpert es sowohl Gesundheit als auch die fünf Sinne.

Chemtrails Wolken in PentagrammformOhne Worte...

Magie, magische Bedeutung

Da der Fünfstern weder Anfang noch Ende hat, übernimmt er im magischen Denken die Bedeutung Macht (Magie) und Vollkommenheit des Kreises. Wie der Kreis besitzt er die Macht, böse Mächte und Elementargeister zu binden und bedeutet daher Glück. Im alten Volksglauben bannten gezeichnete Pentagramme an der Tür des Hauses böse Geister.

In der "schwarzen Magie" bezeichnet der auf der Spitze stehende Fünfstern den bocksfüßigen Teufel, und er ist ein Zeichen für die Verkehrung der gottgeschaffenen Natur des Menschen. Allerdings sind nicht alle auf der Spitze stehenden Pentagramme als satanistische Symbole zu sehen, denn spiegelverkehrte (gespiegelte) Symbole können auch Zeichen für die geistige (immaterielle) Welt (Gegenwelt, Spiegelwelt) darstellen. Beispiel: das Bild des "Gehängten" im Tarot (XII), eine gefesselte Person nach unten hängend dargestellt ist Symbol für den gefesselten Geist im Menschen.

Als Amulett zur Abwehr böser Geister findet sich das Pentagramm auch im islamischen Kulturkreis, auch wegen des Hangs zum ornamentalen Schmuck. An den Haus- und Hoftoren mag es Schmuckornamentik sein, welche demnach eine doppelte Funktion besitzt. Bild (Casablanca, Marokko, Beschlag mit einem geflochtenen Pentagramm). Als Pentagramm-Schmuck (Ketten, Anhänger) und in ähnlicher Funktion ist das magische Sternsymbol heute auch von keinem Mittelalterfest mehr wegzudenken.

Symbolik

Christentum

Im Christentum steht der Fünfstern für die fünf Wunden Christi (Zahlensymbolik) und ist in diesem Sinne wohl auch das christliche Wahrzeichen des Ritters Gawein (ein Ritter der Tafelrunde), das auf seinem Schild dargestellt war. In der geometrischen Konstruktion des Pentagramms entdecken wir die harmonische Proportion des goldenen Schnittes und damit die Symbolik der Harmonie. Das geflochtene Pentagramm (Salomonisches Pentagramm), quasi in einer Unendlichschleife (Unendlichkeitssymbol), kommt der Bedeutung des Kreises nahe, präziser ausgedrückt des "Bann-Kreises" und soll einerseits böse Mächte abwehren oder gehört andererseits zur Knotensymbolik.

Freimaurer

In der Freimaurerei wurde das Pentagramm symbolisch weiterentwickelt zum "Flammenden Stern", außen mit Strahlenkranz und dem Buchstaben G in der Mitte. Im wesentlichen schließt hier die Bedeutung an das oben gesagte an. Das betrifft im Besonderen die symbolische Ausdeutung der harmonischen Proportionen und deren Umsetzung in der "Lebenskunst" des Alltags. Der Buchstabe G im Fünfstern wird allgemein als Kürzel für Geometrie gedeutet. Diesbezüglich muss man wissen, dass in den alten Bauhütten und Dombauhütten, denen die Freimaurer entstammen, bezüglich der Architektur die Geometrie einen sehr hohen Stellenwert hatte. Über geometrische Konstruktionen mit Winkel und Zirkel kam man zu mathematischen Ergebnissen, welche damals geometrisch unterlegt waren. Heute wird ähnliches rein mit mathematischen Formeln berechnet. Ein Beispiel hierfür ist gerade auch der sogenannte Goldene Schnitt, welcher rein mathematisch hergeleitet werden kann, oder durch die geometrische Konstruktion.

Venus-Pentagramm und Zeichen für den Morgenstern

Erwähnenswert ist auch, dass die scheinbare Bewegung der Venus am Himmelsgewölbe beinahe exakt ein Pentagramm darstellt. Daher auch das große Interesse der Astrologie und Mystik für dieses Symbol. Der Grund hierfür ist die Tatsache, dass die Umlaufzeiten der Erde (365,256 Tage) und der Venus (583,924 Tage) fast genau im Verhältnis 8:13 (13,004) steht. Aus der Differenz von 13 und 8 = 5 ergeben sich 5 Perioden, die von der Erde als 5 Venusphasen wahrgenommen werden (Venustransit) und in diesen harmonischen Perioden innerhalb des Tierkreises ein sogenanntes Venuspentagramm entstehen lassen. Übrigens: wenn du 8:13 teilst, dann ist der Quotient 0,61519... das entspricht fast genau dem goldenen Schnitt = 0,6180339 ! Übrigens betragen die Winkel der fünf Zacken jeweils 72°. Die 72 hat in der Zahlensymbolik (Numerologie) auch wieder ein spezielle Bedeutung, welche immer wider mit dem Fünfstern in Verbindung gebracht werden kann. Interessant ist aber auch, dass die 72 die sogenannte Präzessionszahl ist. Astronomisch, wie astrologisch gesehen, wandert in 72 Jahren der Frühlingspunkt am Sternenhimmel um ein Grad weiter.

Noch einmal zum Venus-Pentagramm. Wenn die Erklärung oben zu viele Zahlenspiele enthält, folgt hier nun noch einmal eine einfachere Erklärung. Wenn man die Venus am Sternenhimmel über mehrere Jahre lang beobachtet, so bewegt sich der Stern über den Zeitraum von genau acht Jahren beinahe genau (2 Tage fehlen) in den Linien dieses hier beschriebenen fünfzackigen Sternes. Allerdings endet die letzte Linie nicht wieder hundertprozentig an der einen Spitze des Pentagramm. Die geometrische Figur der Venus ist also nicht vollkommen. Auf diesen Umstand geht übrigens auch Johann Wolfgang von Goethe in seinem Faust, 1. Teil ein (Szene: Studierzimmer), wo Mephistopheles (Teufel) sich vor dem Drudenfuß, der auf die Schwelle des Zimmers gezogen war, fürchtete. Trotz dieses Schutzzeichens verschaffte sich Mephistopheles aber doch den Zugang zum Studierzimmer und weist Faust mit folgenden Worten auf diesen Umstand hin: "Beschaut es recht! es ist nicht gut gezogen: Der eine Winkel, der nach außen zu, Ist, wie du siehst, ein wenig offen."

Samas von Sippar Darstellung von Sonne Mond und VenusTafel um 860 v. Chr. mit Sonnensymbol und in kleiner Ausführung Mond, Sonne und Venus

Manchmal lesen wir, dass bei den alten Babyloniern der Abend- und Morgenstern, also die Venus als Pentagramm dargestellt wurde. Das ist nicht der Fall. Allerdings zeigt sich aus der babylonischen Zeit, dass dieser Stern (der dort für die Göttin Ištar steht; Isis, Astarte) in Form eines Sterns mit acht Zacken zu finden ist. Der Achtzackige Stern steht also für den Morgenstern, der aller acht Jahre die besagte Venus-Periode durchläuft und dabei das Pentagramm beschreibt. Die Acht steht deshalb eng mit unserer Symbolik in Verbindung. In vielen alten Kulturen, wie die der Ägypter und Mayas, kannte man Venus-Kalender, welche in Achtjahres-Perioden gegliedert waren und auch die ältesten Olympische Spiele der Antike wurden im Abstand von acht Jahren abgehalten (später aller 4 Jahre). Es war früher auch bekannt, dass der Venus-Kalender, mit dem man sich aus religiösen Gründen im Altertum viel beschäftigte, die oben bereits besagte kleine Differenz von 2 Tagen aufweist mit dem sich die achtjährige Venus-Periode und den Himmelsbeobachtungen aller 72 Jahr verschiebt (siehe oben). Aus dieser Berechnungen heraus hat man in Ägypten die sogenannte Sothis-Periode geschaffen, die einen Zyklus von 1460 Jahren beschreibt. An dieser Stelle gibt es eine Verbindung zur Symbolik des Phönix, welcher verbrennend aus dem Feuer wieder ersteht und physisch in einem Tempel des Sonnengottes erscheint. Dieses geschieht im 1461. Jahr der "Phönixperiode".

Fünfstern GrabmalsymbolUnbekannte Bedeutung, 1960er Jahre

Grabmalsymbolik

In der Grabmalkunst spielt das Pentagramm heute kaum eine Rolle, vielleicht aus Furcht vor Verwechslung mit dem gestürzten Pentagramm der schwarzen Magie. Im Bild habe ich einen Fünfstern auf einem Grabstein fotografiert, doch ist mir dessen Bedeutung unbekannt. Es könnte auch nur ein kommunistischer "roter Stern" sein, halt ohne Farbe. [TJ.9.12] Zählpixel I


Literatur & Quellen:

  • [1] Kamke, Wolfgang; "Pentagramm, Hexagramm und Achtort bei Kirchen der Zisterzienser und anderer Kirchen; Berlin 2003
  • [2] Kahier, M.; "Das verlorene Wort"; Bietigheim, 1980
  • Blöss, Christian; Maschinenkinder Über die Beziehung zwischen Angst und Naturwissenschaft; Berlin 1987
  • Bilder: 1. Foto © Antranias - Pixabay.com; Chemtrails © SAXSTL - Pixabay.com