ZwiebelbeetGemüsezwiebel-Beet, ca. 2,5 lang
Gemüsezwiebel-Beet, ca. 2,5 lang

Wenn man sich auf die Statistiken des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz [1] bezieht, liegt bei Zwiebeln der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland bei ca. sieben Kilogramm. Um nun für den Anbau eine ausreichende Menge für den Eigenbedarf zu kalkulieren, gilt es zu allererst zu ermitteln, wie oft in unserem Haushalt gekocht wird, und wie viele Mahlzeiten außer Haus eingenommen werden. Wer jeden Tag selber kocht, benötigt natürlich mehr Speisezwiebeln, als ein Haushalt, in dem nur am Wochenende Speisen zubereitet werden. In unserem Beispiel gehen wir von einem Haushalt aus, indem oft gekocht wird. Um gleich eine fixe Größe zu nennen, meine praxisbezogenen Schätzungen liegen ziemlich nahe an den statistisch ermittelten sieben Kilogramm. Werden beim Kochen besonders viele Gemüsezwiebeln verwendet, so kann der Bedarf pro Person durchaus auch auf bis zu zehn Kilogramm steigen. In Haushalten, wo selten gekocht wird, kann der Bedarf durchaus auch nur halb so hoch sein. Mit diesen groben Kennzahlen können wir nun recht gut kalkulieren. [2]

Kennzahlen für die Berechnung

Gewicht und Menge pro Verpackung

Die Steckzwiebeln werden in verschiedenen Sortierungen angeboten. Wobei die Größen nicht immer genormt sind. Bei manche Abpackungen ist die Größe angegeben, bei anderen wiederum nicht. Auch auf das Einzelgewicht lässt sich selten schließen. Um eine ungefähre Richtlinie zu geben, habe ich für drei gängige Steckzwiebelgrößen das Durchschnittsgewicht ermittelt und die Ausbeute an Exemplaren ausgerechnet. Bei den folgenden Durchmessern ergibt sich in etwa ein Gewicht pro einzelner Steckzwiebel (Ø = Durchmesser einer Steckzwiebel):

  • Ø ca. 10/12 mm, Gewicht um die 2,5 g = ca. 200 Stück pro 500g-Netz (400 pro kg)
  • Ø  ca. 14/20 mm, Gewicht um die 3,5 g = ca. 140 Stück pro 500g-Netz (280 pro kg)
  • Ø  ca. 21/24 mm, Gewicht um die 8 g = ca. 63 Stück pro 500g-Netz (125 pro kg)

Ein 500-Gramm-Netz mit Steckzwiebeln in einem BeetEin 500-Gramm-Netz Steckzwiebeln

Für die folgenden Berechnungen gehe ich von einer handelsüblichen Packungsgröße von 500 Gramm aus. Da kleine Steckzwiebeln oft gleiche Erträge wie große bringen, nehme ich für meine Bedarfsberechnung Exemplare einer mittleren durchschnittlichen Größe und komme dabei auf 140 Stück pro 500-Gramm-Netz, was in der Praxis durchaus eine gängige Handelsabpackung ist. [3]

Durchschnittliche Haushaltszwiebel aus dem Garten: 50 Gramm

Ausgewachsen haben Gemüsezwiebeln sehr unterschiedliche Größen. Zunächst einmal gehen wir vom Gewicht einer Zwiebel, wie sie im Handel angeboten wird, aus und liegen da bei ca. 80 Gramm. Damit lässt sich schon einmal ermitteln, wie viele ausgewachsene Exemplare es braucht, um für eine Person sieben Kilogramm des Gemüses zu erzeugen. Die Rechnung ist folgende:

7 kg = 7000 g : 80 g = 87,5 Stück, und ich runde grob nach oben auf, und benötige im Haushalt 90 Zwiebeln pro Person

Zwischenfazit: Wenn wir ein 500-Gramm-Netz Steckzwiebeln kaufen, welches ca. 140 Steckzwiebeln enthält, dann würde es rechnerisch für 1,5 Personen reichen. In der Praxis ist es jedoch so, dass die oben erwähnten 80 Gramm Gewicht pro ausgewachsener Zwiebel (und seien es selbst die oft angebotenen 'Stuttgarter Riesen') im Hausgarten nicht erreicht werden. Die optimale Größe ist nämlich nur dann zu bekommen, wenn wir profimäßig anbauen und düngen. Nun besteht jedoch das Dilemma, dass eine vom Profi gezogene Gemüsezwiebel oft nur mit speziellen Behandlungen (auch mit chemischen Mitteln) lagerfähig wird. Der Selbstversorger kann das selten bewerkstelligen oder will das oft auch gar nicht so umsetzen. Daheim haben wir nur einfachste Möglichkeiten Zwiebeln über die Wintermonate vorrätig zu halten. Haltbar bleiben die Lager-Zwiebeln aber nur, wenn sie wenig gedüngt wurden und nicht zu groß sind. Mit weniger Düngung erreichen sie wiederum nur Einzelgewichte von 40 bis 60 Gramm. Da diese Größen in der Küche durchaus praktisch zu gebrauchen sind, mache ich noch einmal die Rechnung für den Hausgarten auf und zwar mit 50 Gramm pro ausgewachsenem Exemplar:

7 kg = 7000 g : 50 g = 140 einzelne Steckzwiebeln und das ergibt pro Person ziemlich genau eine 500-Gramm-Abpackung!

Flächenbedarf Ertrag pro Quadratmeter

Eine weitere Kennzahl, die für den Kleingärtner wichtig ist, ist der Ertrag pro Quadratmeter Beetfläche. Üblich ist zunächst folgende Ausbeute sowohl in der Landwirtschaft, als auch im häuslichen Gartenbau, und das sind drei bis vier Kilogramm pro Quadratmeter (in der Landwirtschaft sind das 40 000 bis 30 000 kg pro Hektar). [4]

Auf ein Normalbeet von 120 Zentimeter Breite passen fünf Reihen*, innerhalb dieser Reihen die Steckzwiebeln mit fünf Zentimeter Abstand gepflanzt. Das sind pro laufendem Meter dann 100 Stück x 50 g = 5 kg zu erwartende Ernte. Grob gerechnet benötigen wir dann 1,5 laufende Meter für sieben Kilogramm Ertrag (für eine Person); für Vielverbraucher benötigt es zwei laufende Meter (10 kg Ernte).

*Man kann statt Reihen auch mit einem allseitigen Abstand von 8 bis 10 Zentimetern pflanzen und kommt damit auf ein ähnliches Ergebnis.

Dichteres Pflanzen mittels Tiefbeetkultur

Im traditionellen Intensivgartenbau (zwei Varianten habe ich ausführlich beschrieben: 1. Tiefbeetkultur, 2. GB-Gärtnerei), der vor über 100 Jahren ohne agrochemische und agrotechnische Erfindungen der Neuzeit besonders im städtischen Bereich auf wenig Anbaufläche viel Ertrag generieren musste, setzte man auf die sogenannte Tiefbeetkultur. Dabei wird der Boden gut 0,6 bis einen Meter tief gelockert, was wiederum eine dichtere Bepflanzung ermöglicht. Das Wurzelsystem der Nutzpflanzen breitet sich dann mehr nach unten als zur Seite aus.

Gemüsezwiebeln in TiefbeetkulturGemüsezwiebeln im Tiefbeetkulturbeet

Im meinem ersten Versuch, in Tiefbeetkultur Steckzwiebeln zu kultivieren (Wintersteckzwiebeln), habe ich 200 Stück pro Quadratmeter gepflanzt, wobei ich bald bemerkt habe, dass ohne Probleme auch 300 Exemplare pro Quadratmeter gezogen werden können. Zwar werden dann die Bollen wiederum ein wenig kleiner, als bei weiten Abständen, doch in der Masse rentabler. Bei einer doppeltiefen Bodenbearbeitung halte ich die sehr dichte Pflanzung sogar für absolut notwendig. Sie dämmt einen allzu üppigen Wuchs ein, was für die Ausbildung der Bollen wichtig ist, damit sie nicht dickhälsig werden und lediglich Lauch ausbilden. 

Schutznetz gegen ZwiebelfliegeKonzentrierter Anbau ermöglicht eine sparsame Abdeckeung mit Gemüse-Schutznetzen.

Ein weiterer Vorteil der Dichtpflanzung ist natürlich auch der, dass Insektenschutznetze gegen die Zwiebelfliege sparsamer zum Einsatz kommen. Weiterhin ermöglicht es dem Selbstversorger, mit einer viel höheren Ernte von vornherein eine "Überproduktion" anzustreben und den Überschuss zu verschenken oder zu verkaufen. In diesem Falle erübrigen sich auch die aufwändige Berechnungen.

Übrigens

Es lohnt auch einmal, in eine ältere Bedarfsberechnung hineinzuschauen. Eine Kalkulation von 1924 (zur hundertprozentigen Selbstversorgung mit Gemüse) rechnet mit 20 Quadratmeter Zwiebelbeet für sechs Personen. Das sind 3,3 Quadratmeter Anbaufläche pro Person und ergäbe nach meinen Schätzungen 14 Kilogramm Küchenzwiebeln pro Familienmitglied, was mir durchaus realistisch erscheint. Wir rechnen heutzutage meist sehr knapp, weil im Notfall der Supermarkt aufgesucht werden kann. Vor hundert Jahren war das so nicht möglich, und so wurden auch Reserven kalkuliert.


Quellen, Literatur und Bemerkungen (nicht mehr auffindbare Online-Beiträge bitte unter https://archive.org/web/ recherchieren)

[1] https://web.archive.org/web/20210125111454/https://de.statista.com/statistik/daten/studie/290799/umfrage/pro-kopf-konsum-von-zwiebeln-in-deutschland/

[2] Es soll nicht zu sehr in Detail gegangen werden, da wir beispielsweise auch Lauchzwiebeln anbauen können, oder statt Zwiebeln öfter Porree verwenden. Dieser kann im Winter frisch vom Beet geerntet werden und ist durchaus in der Küche ein Ersatz für die gängige Haushaltszwiebel. All diese Möglichkeiten sind in der oben gemachten Berechnung außer Acht gelassen.

[3] Hier habe ich einmal einen der wenigen Händler recherchiert, der eine Angabe zum Kilogewicht und Stückzahlen gemacht hat: "Größe (Ø): 10-21 mm 1 kg entspricht ca.: 350-450 Stück" (Bingenheim, Sorte 'Shakespeare')
https://web.archive.org/web/20210418024230/https://www.bingenheimersaatgut.de/de/bio-saatgut/pflanzgut/steckzwiebeln/wintersteckzwiebeln/shakespeare-g784 (Juni 2021)

[4] In der Gartenliteratur findet man die Angaben von 3 bis 4 kg Ernteertrag pro Quadratmeter: Buro/Meißner/Reinhold/Vaniceck: Freude am Garten, Berlin 1978. Erträge bezüglich der Landwirtschaft z.B. https://web.archive.org/web/20210518004232/https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaftliche-produkte/wie-werden-unsere-lebensmittel-erzeugt/pflanzliche-produkte/zwiebeln

[5] https://web.archive.org/web/20210516144834/https://www.ichbindannmalimgarten.de/zwiebeln-und-autarkie/ (Praxisbericht über den Bedarf)

[6]  https://web.archive.org/web/20210815000000*/https://www.lebensmittelwissen.de/tipps/haushalt/portionsgroessen/gemuese.php (Portionsgröße/gewicht von Gemüse, allgemein)

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