Die sogenannten Speiserüben (Brassica rapa var. rapa) teilt man in Mai- und Herbstrübchen (auch Stoppelrüben oder Bodenkohlrabi genannt). Die eine Form wird im zeitigen Frühjahr gesät und die hier behandelte Variante vorzugsweise als Nachtkultur im Juli/August. Die dritte Form, ebenfalls im Kleingarten verwendet, ist die Steckrübe (Brassica napus var. napobrassica), welche um den 1. Juni gesät und um den Johannistag (24.6.) herum verpflanzt wird. Bei den vorher genannten Formen wird nicht verpflanzt, sondern an Ort und Stelle gesät. Diese einfache Anbaumethode mittels Direktsaat ist die vom Autor für den Selbstversorger empfohlene. In der Regel gelingt der späte Anbau sehr gut. Auch eine Mischkultur mit anderen Sorten ist möglich und gar nicht so schwer. Sie wird unten beschrieben.
Anbauanleitung
Standort, Boden und Dünger
Erforderlich ist ganz normaler Gartenboden in freier Lage, der nicht stark verunkrautet sein darf. Am besten eignet sich sandiger Lehm. Auf sehr schweren und festen Böden geraten die Herbstrübchen nicht, bzw. sie werden dort gern von Erdflöhen heimgesucht. Sehr sandige Böden sind der Sorte 'Teltower Rübe' (Bild oben) vorbehalten. In Kübelgärten (Urban Gardening) ist die Kultur auf Komposterde-Substraten möglich. Vor der Aussaat wird das Beet mit dem Spaten 30 cm tief gelockert. Achtung! Nicht umgraben! Der Boden wird nicht umgewendet.
Übrigens haben sowohl der Standort als auch die Vorkultur durchaus auch Einfluss auf den Geschmack der Herbstgemüse. So ist in älterer Literatur zu lesen:
Es lassen sich auch vorzügliche Speiserüben auf frei werdenden Stoppeläckern ziehen; am wohlschmeckensten werden sie auf Roggenstoppeln und auf abgeernteten Erbsenbeeten.
Johannes Böttner
Wichtig ist noch der Hinweis, dass auf nicht gedüngte Gartenbeete gesät wird. Das Herbstgemüse nimmt seine Nährstoffe aus der Vorkultur und jegliches Düngen, sei es mit Kunst- oder Naturdünger ist dem Aroma abträglich, was der Autor aus eigener Erfahrungen bestätigen kann. Das Rübchen besitzt ohnehin einen ganz leicht grantigen Geschmack, der in der Küche bei herbstlichen Menüs durchaus erwünscht ist. Doch wird er durch Dünger und besonders durch Mist und dergleichen enorm verstärkt.
Aussaat Zeitpunkt
Gesät wird in der Regel zwischen 1. und 8. August. In kühleren Gegenden etwas eher. Die Teltower Rübe kommt Anfang Juli zur Aussaat, was durchaus breitwürfig erfolgen kann. Das 'Ulmer Ochsenhorn' ist eine sehr schnellwüchsige Sorte, bei welcher der Kulturbeginn von Juli bis weit in den August hinein reicht. Die Saattiefe beträgt 1 bis 2 cm.
Herbstrüben können auch im Frühling gesät werden. Dieser sogenannte Sommeranbau ist zwar möglich doch nicht empfehlenswert, da hohe Temperaturen nicht gut vertragen werden. Zudem werden die Früchte dadurch strenger im Geschmack. Analog dazu ist die späte Saat von Mairüben möglich, die dann aber wiederum schlecht lagerfähig sind.
Pflege
Zur Pflege der Kultur ist nicht viel zu sagen, da nicht viel beachtet werden muss. Im Spätanbau ist in der Regel viel weniger Unkraut zu entfernen, als in den Monaten Mai bis Juli. Da in der zweiten Jahreshälfte oft Regen fällt, braucht in der Regel auch nicht gegossen zu werden. Selbst im heißen und trockenen Spätsommer 2018 hat der Autor nur gewässert, wenn die Blätter der Rübchen schlaff wurden, was aber nicht nur durch Wassermangel verursacht wurde, sondern auch durch heiße Luft in den Mittagesstunden.
Mischkultur
Eine sehr zu empfehlende Mischkultur ist die zusammen mit Mairübchen, Winterrettich und Stängelkohl. Wenn beispielsweise ein Zwiebel-, Knoblauch-, Kartoffel-, Erbsen- oder ein sogenanntes Indianerbeet (Milpa) abgeerntet ist, dann werden alle vier Gemüsearten breitwürfig auf den gelockerten Boden gesät, etwas eingehäckelt und angegossen. Bei dieser Variante sind zuerst die Mairübchen und Winterrettiche für die Küche verfügbar (ab Oktober) und bis in den Dezember hinein dann noch Herbstrübchen und Stängelkohl.
Bei einer Aussaat bis ca. 20. Juli können zusätzlich sogar noch zeitige Buschbohnen-Tümpel gesteckt werden, die oft noch zur Reife kommen. Die alte samenechte Sorte 'Eisbohne' ist dafür prädestiniert, da sie leichte Nachtfröste übersteht.
Ernte, Lagerung, Verwendung
Geerntet wird im Herbst bis hin zu den stärkeren Frostnächten. Man kann die Spätrüben in Erdgruben oder Mieten unmittelbar im Garten lagern oder in Sand eingeschlagen bis in das neue Jahr hinein im Keller aufbewahren, doch der Geschmack lässt bei einigen Sorten mit der Zeit nach. Es gibt auch spezielle Züchtungen für die Einlagerung, welche zu wählen sind, wenn Vorratswirtschaft betrieben wird. Die Alternative zur Erdgrube ist, das erntereife Gemüse im November mit Brettern, Laub, Matten, Vlies oder dergleichen abzudecken und den kurzen Weg direkt vom Beet in die Küche zu wählen, also am frostgeschützten Platz ausgraben.
Das Herbstgemüse verwendet man für frisch geschnittene Rohkost-Salate, gedünstet und geschmort, sowie für Eintöpfe. Der Geschmack mischt sich aus den Aromen des Kohlrabi und dem milder Rettiche und kann mit angenehm kräftig-würzig umschrieben werden.
Im Freiland überwintern – Samen gewinnen
Viele der Herbstrübchen-Sorten sind auch so winterhart, dass sie den ganzen Winter draußen auf dem Beet verbleiben können, wo sie bis zum Frühjahr durchhalten. Doch sollten wir ihnen dabei etwas Winterschutz geben, indem wir Stroh oder kleines Laub zwischenstreuen. Allerdings lässt bei der Überwinterung das Aroma stark zu wünschen übrig. Diese Kulturvariante ist dann sinnvoll, wenn wir die Rüben als Futter verwenden wollen. Überwinterte Rüben schießen im Frühling sofort in den Samen, der dann im Sommer geerntet werden kann. Dafür müssen wir aber die Blütenstängel an einen Stab anbinden. Für die Samengewinnung können wir natürlich auch Rübchen nehmen, die zuvor im Keller überwintert haben. Sie werden im März an einen Platz gepflanzt, wo sie nicht stören. Wir setzen sie 5 cm tief in die Erde und achten mit dem Austreiben derselben sofort darauf, dass sie nicht von Schnecken angefallen werden. Die Blüten und die Samenschoten ähneln sehr dem artgleichen Raps. Die gut gereiften kleinen, runden Samenkörner werden den Schoten entnommen und trocken gelagert, wo sie mindesten fünf Jahre lang ihre Keimkraft behalten.
Herbstrübchen Sorten
- 'Bortfelder' – langsam wachsend; länglich; gelbfleischig; sehr gut lagerfähig und bester Geschmack.
- 'Goldkugel' – etwas kleineres Rübchen mit gutem Geschmack; gelbfleischig; kurze Entwicklungszeit von ca. 2 Monaten
- 'Lodi' – weiß; flachrund
- 'Oasis F1' – rund; weiß; Frühjahrs- und Herbstanbau möglich; virusresistent
- 'Plessis F1' – gesunde halbrunde Früchte; raschwüchsig
- 'Royal Crown F1' – flachrund; weiß mit leuchtend roter Schulter; sehr schossfest
- 'Rübe Bicolor' (auch 'Runde weiße rotköpfige') – rund; Lagersorte
- 'Teltower Rübchen' – alte, aus Teltow (bei Berlin) stammende Spezialitätensorte; kleines Rübchen für Sandböden; pikanter Geschmack; frosthart
- 'Ulmer Ochsenhorn' – längliche, leicht gebogene Form der weiß-violetten Rüben; guter Geschmack; sehr schnellwüchsig; freie Sorte
- 'Zürcher' – violetter Kopf; runde Knolle; weißes Fleisch; gute Lagerfähigkeit
Literatur: Böttner, Johannes: Gartenbuch für Anfänger, 1944