GaragenzufahrtA.) Hier wurden Zufahrt und Hauszugang optisch ausgewogen gestaltet.
A.) Hier wurden Zufahrt und Hauszugang optisch ausgewogen gestaltet.

Zwei Dinge halte ich für wichtig, wenn es um die Planung und Gestaltung einer Garagenzufahrt geht. Zum einen sollte sie zweckmäßig angelegt, gut zu befahren und möglichst mit abgerundeten Ecken, sowie leicht erreichbar sein. Zum anderen sollte der Vorplatz samt Positionierung der Garage eine zurückhaltendere Optik haben, als der Eingangsbereich des Wohnhauses. Letzteren gilt es es eher zu betonen.

Die Visitenkarte des Hausbesitzers

Bereits die alten Römer legten in der Architektur der Antike "das Maß des Menschen" als Grundlage gestalterischer Proportionen fest. Vor den Römern taten das bereits die Griechen: "Aller Dinge Maß ist der Mensch" Protagoras (Philosoph 490 – 411 v. Chr.). Man maß mit Handbreite, Spanne, Fuß und Elle, und der griechische Bildhauer Polyklet (um 480 v. Chr. bis Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr.) verfasste mit seiner Schrift "Der Kanon des Polyklet" Grundlegendes dazu. Der berühmte Architekt Le Corbusier (1887 – 1965) schließlich entwickelte diese nicht mehr ganz neue Idee in der Moderne weiter (Modular, Gitterrost der Proportion). Und trotzden muss ich dazu sagen, viel hat das alles nicht genützt. Denn in der Praxis moderner Eigenheimbauten und Gebäudeplatzierungen sieht die Welt harmonischer Architektur dann doch ganz anders aus.

GaragenzufahrtB.) Nicht so schön. Der Hauszugang sieht aus wie eine Straße. Die Garagenzufahrt ziert und betont eine Raute.

Was ich damit sagen will, ist der Umstand, dass es in vielen Fällen eher so ist, dass die Garageneinfahrt das Wohnhaus förmlich überlagert. Dort bestimmt das "Maß des Autos" die Maßverhältnisse am Bau. Schlechte Beispiele kennt jeder aufmerksame Beobachter aus der nächsten Eigenheimsiedlung. Es stellt sich nun die Frage, wie wir diesen ungünstigen Grundstücks- und Gebäudeansichten entgegenwirken können. Und bekommen als Antwort: indem wir den Eingangsbereich zur Haustür betonen und ihn gegenüber dem Garagenvorplatz gestalterisch aufwerten. Das kann beispielsweise mittels Torsäulen und einer schönen Gartenpforte geschehen. Ist kein Tor gewünscht oder möglich, kann eine Pergola den gleichen Zweck erfüllen.

Allein das Aufstellen einer Gartenbank neben dem Hauseingang im Bild A.) würde das Flair des Zugangsbereiches etwas aufbessern. Man könnte auch eine Plastik nahe der Haustür auf dem Rasenstück platzieren. Diese würde die Aufmerksamkeit von der Doppelgarage fortnehmen. Es muss aber nicht immer eine teure Skulptur sein. Ein in Form geschnittenes Gehölz, wie im Foto A.) ganz oben, bewirkt das Gleiche. Man schaut automatisch zuerst auf das Grün (in diesem Falle ein rotlaubiges Gehölz) und nimmt dann den kleinen Ruheplatz mit der weiß gestrichenen Bank wahr. Das ist ein wirklich positives Beispiel. Auch die Treppe bringt einen optischen Halt in die Vorderansicht des Eigenheimgrundstückes. Im Bild B.) hingegen leitet der abschüssige schmale Weg den Blick auf den Bordstein der Straße.

Zum Bild B.) ist noch folgendes zu bemerken. Die beiden Fertiggaragen, die hier aufgestellt wurden, passen vom Stil her nicht besonders zum Haus. Der optisch unschöne Anblick wird noch verstärkt, weil die beiden spartanischen Nebenbauten die Flucht der Hausfassade verlängern. Wären beide nur einen Meter nach hinten versetzt worden, würde sich die Situation schon erheblich verbessern. Wir sehen also, dass die eine oder andere Gedankenlosigkeit bei der Planung beachtliche Auswirkungen hervorrufen kann. Und letztlich bestimmt auch die gesamte Optik den Wert einer Immobilie, der hier in diesem speziellen Falle gemindert sein könnte.

Garagenzufahrt, ein weiteres Beispiel im Bild C.)

Die Garagenzufahrt (hier nur zum Teil zu sehen) sieht eigentlich ganz passabel aus. Sie ist beiderseits mit Buchsbaumhecken und Rabatten gesäumt. Die Fahrbahn ist vorbildlich mit breiten Fugen gepflastert, sodass Regenwasser leicht versickern kann. Zudem wurde das Gebäude gegnüber dem Wohnhaus weit zurückgesetzt  Und trotzdem stellt es eine Konkurrenz zum Wohnhaus dar, und das hat den einfachen Grund, dass beim Anlegen des Weges und der Zufahrt wichtige optische Aspekte außer Acht gelassen wurden. Zum Nebenbau führt einen "breite Straße". Der Hausbesitzer hingegen muss sich mit einem kargen und schmalen, an die Fassade gepressten Pfad zufrieden geben, der wenig repräsentativ wirkt. Noch erniedrigender sind die Positionen der Türen. Zugegeben notwendig, öffnen sich für das Auto zwei weite hölzerne Türflügel. Der Mensch hingegen, vermutlich im Range eines Dienstboten, findet den einzigen Zugang zu seinem Gebäude verschämt am Rande des Eigenheims. Zwar ist der Gang zur Garage auf diese Weise kurz, doch bei dem architektonischen und finanziellen Aufwand für zwei Baukörper, hätte man auch eine andere Möglichkeit finden können, trockenen Fußes vom Haus zum Auto zu gelangen.

Hauszugang an der GarageC.) Der offizielle Hauseingang wirkt wie der, für einen Dienstboten

Zum Bild C.) sei noch bemerkt, dass der rote Pflasterweg, der am Haus liegt, optisch ins Leere ausläuft, was die gestalterische Situation nicht gerade verbessert.

Die vorliegenden Beispiele sind nicht alle schön, doch sie sollen das Auge schulen und die Frage beantworten, warum die Situation im allerersten Foto A) ganz oben eine angenehme Atmosphäre ausstrahlt, obwohl die Gestaltungsmöglichkeiten auf der kleinen Fläche recht begrenzt sind.