Trockenmauer 1) Sie sind um vieles haltbarer als man glaubt.
1) Sie sind um vieles haltbarer als man glaubt.

Man nennt sie auch Buch- oder Feldsteinmauern, und obwohl sich in der Trockenbautechnik selbst freistehende Mauern bauen lassen, so werden im Garten- und Landschaftsbau aus losen Schichtsteinen nur Stützmauern gebaut, um damit Hänge und Böschungen abzufangen oder zu terrassieren. Auch für den Laien sind solche Bauten einfach zu errichten. Sie sind haltbar, haben eine gute Optik und fügen sich in jede Gartengestaltung bestens ein.

Allgemeine Hinweise, was zu beachten ist

Wer ein Trockenmauer bauen möchte, der braucht allerhand Material für solch ein Projekt, doch schnell hat man sich verkalkuliert. Meist ist es dann so, dass das Bauwerk halb oder dreiviertel fertig ist und festgestellt wird, dass noch Steine fehlen. Aus diesem Grunde sollte sich der Bauherr vorher kundig machen, wo im Bedarfsfalle noch genügend Nachschub zu bekommen sind. Das ist besonders dann wichtig, wenn Altmaterial verbaut wird, welches auf die Schnelle nicht zu beschaffen ist. Lässt man sich neue Bruchsteine von einem Steinbruch liefern, ist die Nachlieferung in der Regel kein Problem.

Tockenmauer Findlinge2) Diese alte Einfriedung aus Findlingen beweist die Haltbarkeit solche Bauwerke.

Aufbau

Die folgenden Ausführungen entsprechen der althergebrachten gärtnerischen Bauart, die so übernommen werden kann. Allerdings sind auch die entsprechenden örtlichen Bauvorschriften zu beachten.

Fundament

Als Hangstütze können Steine ohne Fundament verbaut werden. Allerdings ist es zweckmäßig, einen Unterbau aus grobem Material wie Bruchstein oder Schotter etwa einen halben Meter tief einzubringen und zu verfestigen. Dieser verhindert Staunässe unter der Stützmauer. Wo im Winter häufig starker Frost herrscht, ist es ratsam, den Unterbau so tief einzubringen, dass der Frost nicht bis an dessen Sole reicht. Das können bis 80 Zentimeter sein. Erst dann handelt es sich um ein frostsicheres Fundament.

Wer eine freistehende Mauer baut, der sollte auf jeden Fall ein solches Fundament planen. Ich will aber auch zwei Beispiele geben, in welchem Fall ein Unterbau nicht nötig ist.

Trockenmauer mit Bepflanzung3) Diese Schichtung mit Steingartenbepflanzung kann eine Alternative zum Gartenzaun sein. Sie hat maximal Hüfthöhe und benötigt kein besonderes Fundamen.

Hier im Bild 3) ist beispielsweise ein frei stehendes Trockenmauerwerk (zum Teil aus recht großen Blöcken) zu sehen, für dessen Errichtung lediglich ein zehn Zentimeter tiefer Aushub nötig ist. Für die Terrassenmauer und das Holzdeck im Bild 4) ist ein ca. zehn Zentimeter tiefes Schotterfundament erforderlich.

Bei all solchen Bauwerken braucht es keine besonderen statischen Berechnungen. Diese und die entsprechenden Genehmigungen werden, je nach örtlichem Baurecht, erst ab Höhen von etwa zwei Metern nötig.

Terrasse mit Steinmauer4) Mauer und Holzdeck befinden sich auf einem Schotterfundament.

Weiterer Aufbau

Im Bild 5) ist gut zu sehen, wie die Steine geschichtet werden. Die geraden Seiten kommen dabei nach außen, wo mit einer gespannten Schnur die Flucht und die Waagerechte vorgegeben wird. Wenn es auch nicht immer möglich ist, so sollten die Schichten, oder wenigstens jede dritte Steinschicht optisch waagerecht liegen. Kippelnde Brocken werden mit kleinen Steinen keilartig von außen oder innen fixiert. Anschließend wird das Innere der Trockenmauer mit möglichst wasserdurchlässigem (grober Splitt, Kies) Material verfüllt. Im Bild 5) ist das gut zu sehen.

Mit etwas handwerklichem Geschick lassen sich auf diese Art und Weise wirklich schöne Stütz- und Gartenmauern setzen. Hat man etwas mehr Platz und ausreichend Füllmaterial zur Verfügung, dann sollte man diese ruhig etwas breiter planen. Das können durchaus 80 bis 100 Zentimeter bei einer Höhe von 100 bis 120 Zentimetern sein. Denn nicht nur statisch auch optisch sieht das Ganze dann nicht so schmächtig aus, wie es mir im Bildbeispiel 5) dann doch vorkommt.

Schichtmauerwerk5) Die Ansichtsseite der Steine kommt nach außen. Innen wird mit Grobkies verfüllt.

Bei frei stehenden Bauwerken wird immer waagerecht geschichtet, dabei darf und sollte die Mauer an der Krone ein wenig schmaler sein als am Grund. Auch das gibt dem Gartenbauwerk nicht nur physikalisch sondern auch optische Stabilität.

An Böschungen

Soll ein Hang befestigt werden, so wird vor dem gewachsenen Boden der Böschung (die aus Platzgründen unter Umständen auch ein Stück abgetragen werden muss) die Stützmauer im Abstand von etwa 20 bis 50 Zentimetern gebaut. Hinter die Mauer kommt eine Schüttung von möglichst grobem Kies. Wie das Fundament angelegt werden muss, wurde oben bereits beschrieben. Die grobe Kiesschicht hinter der Mauer, das Schotterfundament und die Trockenschichtung der Steine bewirken eine ideale Wasserdrainage, welche zusätzliche Abflussrohre häufig unnötig macht. So haben Trockenmauern gegenüber den in Mörtel gesetzten Werken den immensen Vorteil, dass eindringendes Wasser ungehindert abfließen kann. Eine unzureichende Drainage an vermörtelten Mauern zur Hangbefestigung ist der Hauptgrund für Bauschäden. Oft wird die fachgerechte Entwässerung, die an einem Hang besonders wichtig ist, vernachlässigt oder ganz vergessen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde kann der Trockenbau dem scheinbar solideren Bau einer mit Mörtel verbundenen Mauer durchaus vorgezogen werden.

Skizze Trockenmauer bauen Anleitung6) Anleitung für Schichtungen mit größeren Blöcken links und mit kleinteiligem Material rechts.

Eine Stützmauer an einer Böschung bekommt, im Gegensatz zu einem frei stehenden Mauerwerk, einen sichtbaren Neigungswinkel von 10° bis 15°. Außerdem wird sie in nur einer Aufschichtung von Steinen, siehe Bild 6) linke Seite, wenn diese die entsprechende Größe haben, errichtet. Steht lediglich kleinteiliges Steinmaterial zur Verfügung, so sollte diese Hangstütze wie eine frei stehende Mauer gegen den Hang gesetzt werden, siehe Bild 6) rechte Seite, bestehend aus zwei Schichten, die mittig aufgefüllt werden. Der Neigungswinkel von 10° bis 15° ist auch in diesem Fall erforderlich. In beiden Bauweisen sind sogenannte Bindesteine, die eine entsprechende Größe aufweisen müssen, unabdingbar. Sie verbinden sowohl die einseitige als auch die doppelwandige Stützmauer mit dem Hang. Die Begründung findet sich im nächsten Absatz. Das übrige Material können Natursteinbrocken mit den Abmessungen von ca. 40 mal 40 Zentimetern sein, um die Hangstütze einreihig zu setzen. Sind die Steine nicht tief genug, werden sie zweireihig geschichtet, wobei die Optik der inneren Exemplare keine besondere Rolle spielt. Prinzipiell gilt der Grundsatz, dass die "Schokoladenseite" des Gesteins die Außenseite des Bauwerks zieren sollte.

Auf die Bindesteine kommt es an

Nun komme ich zu einem weiteren wichtigen Punkt der Bauanleitung. Die Schichtungen bekommen zum einen ihre Stabilität, indem die Steine flächig gut zueinander passen und möglichst eng aufeinander liegen. Eine großflächige Auflage und daraus resultierende enge und schmale Fuge bedingen zum anderen einen hohen Reibungswiderstand der Exemplare untereinander und verhindert horizontale Verschiebungen in der Struktur. Weiterhin ist die ganze Statik davon abhängig, welches Eigengewicht die Mauer aufbringt. EineTrockenmauer mit großen und schweren Steinen hält deshalb besser, als eine Schichtung aus kleinen Brocken. Durch Einfügen sogenannter Bindesteine, die möglichst tief in die Hangstruktur hineinragen, kann man das Gewicht des Hangs senkrecht von oben auf die Trockenmauer übertragen siehe Bild 6). Diese zusäztzliche Last, welche auf das Schichtmauerwerk wirkt, erhöht nun den Reibungswiderstand innerhalb der Schichtung und macht sie extrem stabil. Auf diese Weise erfüllt im wahrsten Sinne des Wortes die Hangbefestigung ihren Zweck. Jedoch ohne die Bindesteine ist das Stützmauerwerk nur Fassadenverkleidung ohne Festigkeit und wird auch nicht von Dauer sein.

Trockenmauer mit Mauerpflanzen7) Bepflanzte Trockenmauer.

Abdeckung und Bepflanzung

Bei in Mörtel gesetzten Mauern bedarf es einer Abdeckung, damit das Bauwerk von ober her trocken bleibt. Sonst werden Witterungseinflüsse allen voran Frost, der in Verbindung mit Feuchtigkeit ein hohes Zerstörungspotenzial hat, das Bauwerk früher oder später zerstören. Dafür können Dachziegel oder große, flache Steine, die die gesamte Mauerkrone abdecken, verwendet werden. Befestigt werden sie mit Zementmörtel.

Bei Trockenmauerwerk ist eine solche Abdeckung aus bautechnischen Gründen in der Regel nicht nötig. Es sei denn, es wird Naturstein, welcher sich bei Nässe und Frost schnell zersetzt (z.B. Plänersandstein), verbaut. Aber auch aus optischen Gründen ist es mitunter angebracht, einer Trockenmauer einen ordentlichen Abschluss zu geben. Besonders bei gleichförmigen, rundlichen Steinen kann das ganze Projekt in der Optik sonst klödrig wirken. Der schönste Abschluss ist in diesem Fall eine Bepflanzung mit trockenheitsverträglichen Gewächsen. Meist sind das Polsterstauden und Steingartenpflanzen, die mit mageren Standorten bestens zurechtkommen. Auch gibt es etliche Staudenarten, welche die Fugen besiedeln. Diese wie auch Moose und Flechten vollenden unser Projekt und machen es zu einem beinahe natürlichen Bestandteil der Gartenanlage wie im Bild 7) schön zu sehen ist.

Weitere Varianten

Schichtung von Schiefer

Es gibt auch Sonderformen von Trockenmauern, die meistens nur regional zu finden sind, weil da ganz bestimmtes Gestein in natürlicher Form zu finden ist. Flach gebrochenes Schiefergestein ist z.B. ein solches Baumaterial. Da es sich mitunter nicht für ausreichend stabile, horizontale Schichtungen eignet, haben bereits unsere Altvorderen eine Möglichkeit gefunden, die Steine auch ohne den Verbund mit Mörtel zu einer Mauer zu schichten. Sie haben die Steinbrocken vertikal geschichtet wie im Bild 8) zu sehen ist.

Schieferstein Mauer Trockenbau8) Auch vertikal können Steine einer Trockenmauer geschichtet werden.

Trockenmauern aus Betonsteinen

Auch aus Beton können Mauersysteme gefertigt werden, die durchaus sehr brauchbar sind und mit entsprechender Begrünung und Gestaltung nicht unschön aussehen müssen. Beton ist ein altbewährter Baustoff im Garten- und Landschaftsbau. Was dabei zu beachten ist, kannst du hier nachlesen.

Friesenwall

Eine nordische Erfindung, die ursprünglich wohl nur mit Findlingen gebaut wurde (was aber nicht zwingend ist) ist der Friesenwall. Dabei handelt es sich nicht um eine frei stehende Naturstein- oder Böschungsmauer. Mit einem solchen Bauwerk wird ein Grundstück eingefriedet. Dazu wird gut zwei Meter vor der Grundstücksgrenze eine Böschung aufgeschüttet, die auf der Außenseite dann in eine Trockenmauer übergeht. Vom Grundstück her steigt das Gelände sanft an und bewirkt, dass die Einfriedung optisch kaum wahrgenommen wird.

Gabione

Beim Thema Trockenmauer muss dieses System ebenfalls genannt werden. Die dazugehörige Technologie und ihre sinnvolle Anwendung wird hier beschrieben.