Ein Japanischer Berggarten: Gestaltungsbeispiele

Japanischer Garten Bad Langensalza

Japanische Gärten haben sehr vielfältige Gestaltungsmotive, wie zum Beispiel den Meeresfelsen-Stil, den breiter Strom-, den Wildbach- oder den Berggarten-Stil. Die einzelnen Grundmotive unterscheiden aber wiederum einen dreifachen Grad der Ausführung: Einen Stil der Vollendung, einen Mittleren und einen abstrahierten "Skizzenhaften Stil".

Um nicht weiter ins Detail der japanischen Gartenkunst gehen zu müssen, was ein schwieriges Unterfangen für Europäer ist, hilft oft ein konkretes Beispiel, welches wir nachahmen können. Hier ist es ein sogenannter Berggarten, allein mit den Hinweisen auf die gestalteten Hügel und die Verwendung von Steinen, Bäumen und dem Symbolismus, dem oft das Yin-Yang-Prinzip zugrunde liegt.

Der ausgeführte Stil des Berggartens muss mindestens fünf Hügel haben. Den Mittelgrund nimmt ein breiter, zu beiden Seiten abfallender Berg ein (Nr. 1), der sein ideales Vorbild im Fujiyama (dem Nationalsymbol) hat. Nr. 2, sein Kontrastbild, ist niederer, nahe an seiner Seite, Nr. 3 liegt an der entgegengesetzten Seite von Nr. 1 und ist weiter in den Vordergrund gerückt, damit dazwischen ein Tal bleibt, das, dicht bepflanzt, die verborgene Quelle wirklich enthalten oder andeuten soll. Nr. 4 liegt ganz im Vordergrund, um die Hügellandschaft zu betonen; und zu dem gleichen Zwecke ragt, um die notwendige Tiefe zu geben, zwischen den beiden Hauptbergen noch ein Berg im Hintergrund empor.

Zu einem solchen Garten gehören zehn Hauptsteine mit bestimmter Funktion und Namen. Der Größte, Nr. 1, ist der Wächterstein; Nr. 2, sein weibliches Gegenstück, liegt auf der anderen Seite des Wasserfalls. (Tipp: plane den Japangarten vom Wasserfall her). Der Stein der Anbetung liegt häufig auf einer Insel, der vollkommene Aussichtsstein meist im Vordergrunde oder zur Seite. Er soll durch seine Stelle andeuten, dass sich hier der schönste Blick auf den Garten darbietet. So hat jeder weitere Stein seinen wohlverstandenen Platz und Namen.

Dementsprechend sind auch die Hauptbäume japanischen Augen leicht verständlich ausgesucht; Nr. 1 ist eine stattliche Eiche oder ein anderer Laubbaum im Mittelgrund, die vollkommen in Wuchs und Schönheit sein muss, um den Blick zuerst auf sich zu ziehen. Nr. 2 ist hier die vielgeliebte Kiefer, die auf einer Insel steht. Es folgt dann noch der Baum der Einsamkeit (3), der Baum der Kaskade (4). Für den Baum des Sonnenuntergangs (5) wird gewöhnlich ein Ahorn ausgewählt, der so nach Westen gepflanzt ist, dass die untergehende Sonne seine roten Blätter durchleuchtet. Sieben solcher ausgesuchten Bäume muss eine vollendeter Garten haben und Wasser darf ihm niemals fehlen, welcher Art er auch sei.

Marie-Louise Gothein: Geschichte der Gartenkunst, Zweiter Band, Jena 1926.
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