Zaun Bauhausstil
1) Haus und Einfriedung bilden eine Einheit.

Jede Architekturepoche hat ihren besonderen Stil. Das gilt sowohl für Baukörper und Dekorationen als auch für die Außenanlagen und Gärten. Fast immer sind auch Tore und Zaunanlagen von dem jeweils vorherrschenden Baustil geprägt. Ich stellte mir nun die Frage, ob das denn auch beim Bauhausstil der Fall ist. Bekannt sind übrwiegend Gebäude und Innenarchitektur, von Gärten und Außenanlagen ist weniger bekannt. Ich habe ein Beispiel gefunden, das meiner Ansicht nach als typisch angesehen werden kann.

Denkmalgeschützte Villa

Die Fotos habe ich in Radebeul (bei Dresden) gemacht. Für das Grundstück wurden sowohl das Haus als auch die Einfriedung nach der Idee des Bauhaus' entworfen und realisiert. Bereits im Jahre 1979 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und so konnte es mit der kompletten Außenanlage samt Tor und Zaun in seinem ursprünglichen Stil erhalten bleiben.

Bei der kleinen Stadtvilla handelt es sich um das bekannte "Haus Schönherr" (Eduard-Bilz-Straße Nr. 60). Bauherr war im Jahre 1932 der Zahnarzt Erich Schönherr und sein Architekt war Max Czopka. Die Einfriedung grenzt das Grundstück zur Straße hin klar ab, ist aber optisch zurückhaltend gestaltet. Zaun und Toranlage bildet eine Einheit mit dem dahinterliegenden Baukörper und ist eine Kombination von grau getöntem, weiß verputzten Mauerstücken und einem transparenten, weiß gestrichenen Eisenzaun. Damit tritt, vermutlich gewollt der Werkstoff Eisen (Schmiedeeisen) in seinem Wesen hinter das Gesamtkonzept des Architekten.

Bauhaus Stil Toranlage und Zaun2) Frühe 30er Jahre. Zaun und Toranlagen sind eine Kombination aus verputzter Mauer und Metallzaun.

Korrekturren und Proportionen

Interessant ist, wie es der Architekt geschafft hat, Zaun, Tor und Mauer am sehr abschüssigen Hang so zu platzieren, dass die Einfriedung im Gesamtbild die Schräge des Grundstückes optisch korrigiert und fast waagerecht wirkt, wie die Fotos 1) und 2) sehr schön zeigen. Zudem wünschte ich mir, jeder Architekt eines Eigenheims würde die Regel beachten, die besagt, dass die Torzufahrt einen zurückhaltenderen Eindruck machen sollte als die fußläufige Eingangspforte. Der Zugang ist an ausgeklügelter Stelle so platziert und zudem so transparent, dass vom Hause aus der Gast, vor dem Tore wartend, gut gesehen werden kann. Durch die Mauerbögen ist das Hoftor etwas zurückgenommen, was ebenfalls wieder optische Effekte erzeugt und von der extremen Schräglage des Baugrundstücks ablenkt.
Alles das sind gestalterische Aspekte, welche wir an jedem Eigenheim mit Vorgarten umsetzen können und sollten, weil es zeigt, wie die Optik zu unsem Wohlbefinden beitragen kann.

Da die Fotos das Grundstück nur von Außen zeigen, ist die Frage berechtigt, ob denn auch der Garten zur Zeit des Bauhausstiles entsprechend geprägt wurde. Diese Thematik habe ich an anderer Stelle näher beleuchtet, doch kann hierzu prinzipiell gesagt werden, dass es keinen speziellen Bauhausstil-Garten gab.
Die Fotos, welche hier zusammengestellt sind, stammen übrigens aus dem Jahre 2009 und zeigen etliche durchgewachsene Koniferen (Blaufichten), welche die Hausbesitzer vermutlich Ende der 60er oder Anfang der 70er Jahre gepflanzt hatten. Die Fichten wurden kurz darauf gefällt, das Haus saniert und seine Fassade wieder weiß gestrichen.

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