Gräser in einem Gesteinsaufschluss: Ein Gestaltungsvorbild aus der Natur. Dieses Foto machte ich vor Jahren mit meiner ersten Digitalkamera recht spontan, da ich das Motiv einfach interessant fand. Im Nachhinein war es dann klar, warum mir das Objekt ins Auge fiel. Die Graskissen bilden einen scharfen Kontrast zum rau gebrochenen Felsen. Solche Gegensatzwirkungen sind es, die sowohl in der Natur, als auch in der Gartengestaltung malerische Wirkungen hervorrufen und herausgestellt werden.
Doch es gibt noch einen zweiten Aspekt, der diese natürlich entstandene Passage zur Nachgestaltung interessant macht. Diese ausgewogene Kontrastwirkung entsteht erst dadurch, dass sie im Wesentlichen durch eine einzige Grasart geprägt ist. Sie bietet genügend gestalterisches Gegengewicht zum schon erwähnten kantigen Gesteinsaufschluss.
Ideen für den Steingarten
Man kann diese Naturbeobachtung durchaus auf die Gestaltung der Gärten übertragen. Zum Beispiel für ein Alpinum, wenn dort beispielsweise nur eine Grasart raues Gestein umrahmt. Die Idee ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen, da im Steingarten gern viele verschiedene Stauden zusammengesammelt werden, die in der Masse oft ein kunterbuntes Bild abgeben. Eine Rahmen- bzw. Leitpflanzung mit einem "weichen" Ziergras bringt dann wieder Ruhe in das Gesamtbild.
Um den besagten Effekt zu erzielen, kann man an Stelle des Grases auch Moos verwenden. Oder man gestaltet den Fels noch schroffer, wie hier im nachfolgenden Bildbeispiel mit dem geschichteten Bruchfels.
Beispiele aus der Natur für die Gartengestaltung zu entnehmen, ist oft schwierig, weil häufig versucht wird, die Landschaften im Kleinen nachzubilden. Der Garten ist aber keine Miniaturlandschaft. Allein im Steingarten hast du die Möglichkeit, Gestaltungsmotive aus der Natur im verkleinerten Maßstab abzubilden. Ähnlich ist das auch in japanischen Gärten möglich. Dort aber nur, weil die Motive mehr stilisiert sind. Beides miteinander kombiniert macht es möglich, den bei uns üblichen Steingarten auf die japanische Art zu gestalten.
Hier sehen wir beispielsweise ein auf die fernöstliche Art gestaltetes Teichufer. In der Natur hat man eigentlich eine Schilfzone, also eine grünes Ufer, welches mit entsprechenden Pflanzen den Wasserbereich vom Land trennt. In vorliegenden Bildbeispiel ist das nicht der Fall. Es ist der karge Fels (was eigentlich unnatürlich ist), der die "weich" geformte Landschaft (Rasen und malerische Kiefern) schroff von der wiederum "weichen" Wasserfläche trennt.
Zum Schluss gibt es die Aussicht auf ein beeindruckendes Naturpanorama. Spontan empfinden wir es als schön. Bei weiterer Bildmeditation bemerken wir die Gründe dafür. Es sind die scharfen Kontraste zwischen Höhe und Tiefe, Ferne und Nähe, Härte der Felsen und Weichheit der Wolken.