Hausansicht vom Garten ausDen Wohnplatz mit der Umgebung verschmelzen. Warum nicht?
Den Wohnplatz mit der Umgebung verschmelzen. Warum nicht?

Wer einen Eigenheimbau von Grund auf plant, der sollte wirklich genau darüber nachdenken, wie und wo er Wohnhaus, Nebengelasse und die Garage/Stellplätze auf dem Grundstück platziert. In vielen Fällen wird es allerdings so sein, dass die örtlichen Bauvorschriften und Bebauungspläne kaum einen nennenswerten Spielraum lassen. Das Schlagwort, welches die Rechtslage hierzu definiert, heißt "Überbaubare Grundstücksflächen".

Baugrenzen und Baulinien (Fluchtlinien) begrenzen deinen Handlungsspielraum in den allermeisten Fällen. Und selbst die Ausrichtung des Dachfirstes kann vorgeschrieben sein, die heutzutage nicht immer nur gesamtgestalterisch von Belange ist, sondern auch mit der entsprechenden Dachneigung für Photovoltaikanlagen relevant.

Meist nur Notlösungen?

Die Thematik der Gebäudeplatzierung (Eigenheime) möchte ich an dieser Stelle etwas ausführlicher betrachten und zunächst in das 19. Jahrhundert zurückblicken. Damals nutzte man das Bauland so, dass möglichst viel zusammenhängende Gartenfläche verblieb und setzte den Baukörper so nah wie möglich an die Straße. War nicht die gesamte Breite zur Gasse mit dem Haus bebaut, bildete möglichst eine Mauer (gegebenenfalls mit Zufahrtstor) die Grenze zum öffentlichen Raum. Doch dann begannen Vorschriften folgendes Problem hervorzurufen, welches bereits Joseph August Lux 1907 in einem Büchlein über "Schöne Gartenkunst" bemängelte: "Eine Baupolizeiliche Vorschrift verbietet vielerorten, die Häuser an den Gartenrand nach der Straße hinauszurücken; sie müssen also ein ganz nutzloses Stück Vorgarten haben, nutzlos oder zumindest für den Aufenthalt ungemütlich, weil eine weitere Vorschrift den ungehemmten Einblick von der Straße aus verlangt."

Der Autor geht hauptsächlich darauf ein, dass die geforderte Hausplatzierung mit kleinen Vorgärten, die weder "Fisch noch Fleisch" sind, ein lächerlicher und verzwergter Abklatsch der amerikanischen Eigenheimsiedlungen darstellt. Dort, wo die Grundstücksflächen um vieles großzügiger sind, als in Europa, stehen die Häuser eingerückt und haben zur Straße hin Rasenflächen, die man auch als solche bezeichnen kann. Neben dem Haus ist Platz für geräumige Garagen und Garagenvorplätze. Der Autor schreibt dann weiter: "Aus naheliegenden Gründen konnte bei uns dieses Vorbild nicht erreicht werden. Dagegen hat diese Bauvorschrift unseren heimischen Überlieferungen [Bautraditionen] den Garaus gemacht [und auch das amerikanische Ideal nur verzerrt wiedergegeben]. Dieser heimischen Art gemäß wurden die Gärten vielfach gegen die Straße vollständig abgemauert, die Familienhäuser rückten an die Mauer hinaus mit der Hauptfassade dem Garteninneren zugewendet, und solcherart die sehr malerischen Gartengassen geschaffen, die voll heimlichen Zaubers sind."

Eigenheim ohne VorgartenBebauung, welche auf den Vorgarten verzichtet.

Im Grunde hat sich seither nichts an dieser baulichen Unkultur geändert. Wenn wir über die ideale Positionierung des Eigenheimes auf dem Grundstück nachgrübeln, so philosophieren wir also über Stückwerk und werden immer nur die zweite Wahl zur optimalen Lage finden. Zugegeben bin ich als Autor in dieser und vielen anderen Beziehungen etwas "altmodisch", wenn ich bei dieser Thematik, wie auch bei der der Zimmeraufteilung (Gliederung eines Hauses, Teil II), wichtige Hinweise zuerst bei den "Alten" hole. Doch diese machten sich über solcherlei Dinge wenigstens noch Gedanken. Gebäudeplatzieung und Raumaufteilung greifen ineinander. Haus und Garten sollten eine Einheit bilden.

Heutzutage gibt es lediglich ein paar Tipps zu den vier Himmelsrichtungen, und wo dementsprechend die Zimmer liegen sollten. Nachher wird das Haus, welches meistens dann keinen echten Bezug zum Grundstück und zur Umgebung hat, platziert. Du kannst das ändern.

Herangehensweise

Meist haben wir unser Eigenheim vor Augen, wie wir es von der Straße her auf dem Grundstück positionieren. Wer später ein Foto von seinem Heim macht, der wird das üblicherweise von der Straße her, also von der Schokoladenseite des Hauses tun. Um solche Äußerlichkeiten wird sich meist intensiv Gedanken gemacht, aber wenn es um die Hausrückseite geht, werden Fehlentscheidungen getroffen, die erst bei der Benutzung zutage treten. Deshalb sollte ein Umdenken erfolgen, und ich schlage Folgendes vor. Bei der Betrachtung unseres Hauses sollten alle Seiten gleichwertig beachtet und geplant werden. Muss sich die Wohnterrasse unbedingt immer direkt am Haus befinden? In einem kleinen Garten beispielsweise kann ein etwas abgelegener Platz viel gemütlicher (sonniger, weniger zugig) sein. Auch eine verglaste Veranda kann eine Alternative zu einer kleinen Frühstücksterrasse sein. Sie ist das ganze Jahr über nutzbar und nicht nur auf warme, sonnige Tage beschränkt.

Auf viele Fragen zur Thematik der intuitiven Gartenplanung bin ich bereits eingegangen. Da es eine sinnvolle Idee ist, auch den Garten in Verbindung mit dem Haus als Wohnplatz zu nutzen, sollten wir von dieser Perspektive aus planen, denken und Ideen entwickeln.

Tipps und Fragen-Checkliste

  • Wohnterrasse und Hausgarten sollten von der Straße her nicht einsehbar und erreichbar sein. Andersherum schon.
  • Habe ich aus dem Haus (z.B. Küche) gute Sicht zum Eingangsbereich oder zum Garten hin, wo die Kinder spielen?
  • Kann ich von der Küche aus unkompliziert in den Kräuter- und Nutzgarten gelangen?
  • Gelangen Besucher im Haus zur Terrasse, ohne das Wohnzimmer zu betreten?
  • Kommt man vom Garten (Terrasse) auf kürzestem Weg zur Besuchertoilette?
  • Auf welchem Platz im zukünftigen Garten wird man sich am liebsten aufhalten?
  • Wie kann man das Haus dazu in Beziehung bringen?