Wer ein Gartentor entwerfen und bauen möchte, der mag dazu geschmackliche Ansichten haben. Doch es gibt im Bauhandwerk auch allgemeingültige, gestalterische Regeln, welche bereits den Handwerkszünften des Mittelalters Grundlage für das Arbeiten waren. So zum Beispiel die genaue Kenntnis der Geometrie im Allgemeinen und der Lehre der Proportionen im Besonderen.
Proportionen haben wiederum viel mit Harmonielehre und optischem Gleichgewichten zu tun. Das wird heute im Handwerk oft nicht mehr gelehrt. Für einen guten Anfang in Sachen Gartengestaltung mit richtigen Maßverhältnissen bietet sich ein Tor besonders gut an:
1. Grundmaße festlegen – Das Maß des Menschen
Zuerst gibt es bei jedem Bauwerk, in der Architektur oder im Landschaftsbau gleichermaßen, das sogenannte "Maß des Menschen". Das gibt konkret eine Mindestbreite des Tores vor, äquivalent dazu natürlich auch die Breite des Gartenweges zum Haus. Ein Meter bis 1,10 Meter ist ein gutes Maß, wobei der Weg immer ein kleines Stück breiter angelegt werden sollte als das Tor! Das sind Kleinigkeiten, die jedoch für das optische Gesamtbild viel bringen.
Sollte die Möglichkeit fehlen, durch ein separates Hoftor sperrige Gegenstände in das Haus zu transportieren, und das neu zu planende Gartentor der einzige Zugang zum Haus sein, müsstest du es auf jeden Fall breiter anlegen, also 1,20 Meter bis 1,40 Meter. In diesem Fall ist ein zweiflügliges Eingangstor empfehlenswert, wobei es nicht zwingend sein muss, dass beide Türflügel die gleichen Maße aufweisen. In der Regel wird bei zweiflügligen Konstruktionen der rechte Torflügel (von außen gesehen) auf ein Meter bis 1,10 Meter Breite gearbeitet und der linke Flüge entsprechend schmaler.
Das Zweite, durch die Anatomie des Menschen vorgegebene Maß, ist die Höhe der Türklinke, die etwa in ein Meter bis 1,05 Meter Höhe zu greifen sein sollte. Im Innenbereich ist dies ein anerkanntes Maß. Im Außenbereich scheint dieses Maß nicht selten außer Kraft gesetzt. Manchmal muss man sich in gebückter Haltung in ein Grundstück begeben, weil das Tor für Gartenzwerge konzipiert wurde [A].
2. Grundmaß festlegen – Richtmaß aus der Umgebung
Im einfachsten Fall muss man sich eine harmonische Proportion als die Vervielfachung einer Maßvorgabe vorstellen. Ein schönes Maß wäre etwa Höhe zur Breite 1:1, 1,5:1, 2:1 oder 3:1 oder wenn man den Goldenen Schnitt als Proportion wählt etwa 1,622:1. Das Ganze lässt sich relativ einfach rechnen, wenn wir als ein Grundmaß den Meter der Türklinkenhöhe wählen.
Daneben wäre ein Grundmaß, welches aufzunehmen ist, die Höhe der Zaunanlage. Nach dieser muss sich dann proportional die optische Größe des Tores richten.
3. Optische Gleichgewichte
Neben rein mathematisch oder geometrisch zu erfassenden Maßverhältnissen gibt es jedoch auch optische Gewichtungen, die sich am besten an Beispielen erklären lassen.
Im Bild [C] ist ein Eisentor in einer Gartenmauer regelrecht "eingeklemmt". Positiv ist, dass der Hausherr das Tor recht massiv aus Schmiedeeisen gefertigt hat. Vielleicht wäre eine klare 1:1 Proportion von Höhe zur Breite besser gewesen, doch so ist das schon okay. An Stelle der Eisenpforte könnte hier auch ein Holztor stehen, welches allerdings massiv und wuchtig gearbeitet werden sollte.
Die Beispiele [D] und [E] zeigen uns solche Holztore in den Grundmaßen von 1,5:1 bzw. 1,622:1, mit denen man bei Gartentüren immer richtig liegt.
Zum Bild [E]: Die Spitzen des Rautenmusters dieser hölzernen Gartenpforte stemmen sich optisch gegen das Mauerwerk und bilden trotz der Leichtigkeit der Konstruktion ein optisches Gewicht gegen die Gartenmauer. [TJ.24.18] I
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