Vorweg gesagt – Anfänger sollten bei der Legehennen-Haltung mit vier bis sechs Hennen beginnen. In den meisten Fällen wird sich die Hühnerhaltung dann mit den Jahren aber etwa auf einen Bestand von 15 bis 20 Tieren einpegeln. Mit diesen Zahlen haben wir für den Eigenbedarf nämlich ausreichend Eier und können nebenher regelmäßig ein paar Eier verkaufen, welche uns wiederum ermöglichen, bestes Futter und Equipment für unseren Bestand zu erwerben. Zudem bleibt der Arbeitsaufwand im Prinzip der Gleiche, ob wir nun fünf, zehn oder zwanzig Stück Federvieh betreuen müssen. Bei 20 bis 30 Tieren ist der Pflegeaufwand schon etwas größer und was über den Bestand von 30 hinaus geht, ist dann schon eine Form der nebenberuflichen Landwirtschaft, die hier aber nicht thematisiert werden soll.
15 bis 20 Legehennen + 5 im Selbstversorgerhaushalt
In der Praxis haben wir mit 15 sogenannten Legehybriden oder 20 herkömmlichen Hennen einer guten Wirtschaftsrasse, im Durchschnitt 10 bis 12 Eier pro Tag in den Nestern. Grob gerundet sind das 80 Eier pro Woche. Als Selbstversorger benötigt man davon für den Eigenbedarf etwa die Hälfte der Ausbeute, also 40 Eier pro Woche [1] und hat wöchentlich 40 weitere zum Verkauf übrig, wiederum grob gerundet sind das für die "Hühnerkasse" 2000 Eier pro Jahr. So kalkuliere ich selber.
Eine Kalkulation
Wer nun noch den Gewinn mit den vorgelegten Zahlen errechnen möchte, der veranschlage pro Jahr und Henne 43 kg Futter. Für 15 Legehybriden braucht es damit im Jahr 645 kg Futter! Wenn wir das alles mit den aktuellen Preisen für Bio-Eier und den Kosten für Futter gegenrechnen, spielt unserer Eierverkauf im Bekanntenkreis ganz knapp die Futterkosten ein. [2] Haben wir wesentlich weniger Legerinnen im Bestand, zahlen wir drauf. Und deshalb sind die oben von mir vorgeschlagenen 15 oder 20 Tiere der optimale Hennenbestand. Das gilt für jeden, der Futter zukaufen muss. Die einzige Ausnahme sind Bedingungen, unter denen sich unsere Haustiere frei in der Umgebung (unbegrenzter Auslauf), ihr Futter selber suchen können. Dort wird anders kalkuliert. Das vorliegende Rechenbeispiel bezieht sich jedoch auf die Hühnerhaltung in begrenzten Ausläufen.
Weitere Überlegungen
Allerdings funktioniert das ganze Rechenbeispiel wiederum nur dann, wenn wir Hennen haben, die sommers, wie winters konstant Eier legen. Der Grund dafür ist nämlich, dass wir langfristig nur potente Käufer für unsere Überproduktion finden, wenn wir sie regelmäßig versorgen können. Und – was noch viel wichtiger ist – das ganze Rechenbeispiel ist nur dann für die Praxis tauglich, wenn wir junge, leistungsfähige Legerinnen im Stall haben. Konkret sind das 2/3 einjährige und 1/3 zweijährige Hennen. Wer die empfohlenen fünfzehn zehn oder zwanzig Hennen im Stall hat, sollte diesen Bestand also jung halten. Das heißt, dass regelmäßig alte Hühner geschlachtet werden müssen. Anderenfalls wird der Zeitaufwand, den wir in dieses Hobby stecken, ein Zugschussgeschäft, da ältere Hennen kaum noch Eier legen. So mancher Hobby-Tierhalter hört das nicht besonders gern.
Wenn wir das Schlachten also ablehnen und der Meinung sind, den Tieren besser ein langes Leben zu bescheren, so fördert gerade das die Massentierhaltung. Man kann es nämlich auch aus der Perspektive betrachten, dass die Kleintierhalter in ihrer Bequemlichkeit und Infantilität nicht in der Lage sind, den Markt auch nur ansatzweise mit Eiern zu versorgen.
Zwischenfazit
Noch einmal zusammengefasst: Die ständige Selektion der alten, legefaulen und kränklichen Hennen – also das ständige Schlachten – ist im Hühnerhof außerordentlich wichtig. Das erfordert jedoch, dass wir durch Eigenaufzucht oder Kauf von Jungtieren zeitweise immer einige Tiere mehr im Bestand haben sollten. Wer seine Tiere im Landhandel als Junghennen kauft, der sollte im Stall wenigstens so viel Platz haben, dass er zuzüglich zum Dauerbesatz z.B. von 20 Tieren wenigstens fünf mehr einplant, also 25 Schlafplätze vorhält. Das hat den Grund, dass die Neuzugänge sich erst einmal Einleben und mit dem Eierlegen beginnen sollten, ehe wir alte oder ungeeignete (auch unsoziale) Hennen ausmustern. Ziehen wir unseren Nachwuchs selber auf, müssen wir sehr viel mehr Küken ausschlüpfen lassen, als wir am Ende brauchen, da von ihnen nie alle durchkommen und auch 50 Prozent männliche Tiere dabei sind. In dem Buch "Garten und Hühnerhaltung rentabel kombiniert" (siehe unten), habe ich vorgerechnet, dass letztlich von zwölf Küken maximal drei leistungsfähige Zucht- und Legehennen übrig bleiben.
Das heißt – wenn keines der Küken vorzeitig verendet – von den zwölf niedlichen kleinen Tierchen, die bei uns aufwachsen, neun Stück im Suppentopf oder im Backofen landen. Wer das nicht mag, der sollte aber auch konsequent sein und selber nie wieder Eier oder Eierspeisen konsumieren – und natürlich auch keine Brathähnchen. Und das gilt bitteschön gleichermaßen für die nächste Grillparty im Garten, oder den Restaurantbesuch, wo dann doch so manche eingefleischte Vegetarier- oder Veganer*In ihre gute Erziehung vergisst und ein Hähnchen-Schnitzelchen nach dem anderen verspachtelt oder beim Mexikaner "nur heute ausnahmsweise mal" Taquitos mit Limetten-Hähnchen bestellt. Die Ausreden dafür kennt sicher jeder*In.
Alternativen finden!
Mit dem oben geschriebenen ist nun in aller Kürze alles über die optimale Anzahl von Legehennen auf dem eigenen kleinen Hühnerhof gesagt. Weiterführende Informationen findet der Leser in der unten empfohlenen Literatur. Trotzdem möchte ich nochmals auf das Thema des ständigen Schlachtens eingehen und was das für die Zucht der alten Hühnerrassen bedeutet. Diese entstanden ohnehin nur, weil unserer Vorfahren aus einer sehr großen Menge an Federvieh, was man für die tägliche Ernährung brauchte, immer nur die besten Tiere für das Eierlegen übrig ließ.
Alte Landrassen?
Die vielen edlen alten Landrassen (die wir heute so gern erhalten möchten) entstanden historisch immer dann, wenn auf den Höfen sehr viel mehr Legehennen aufgezogen wurden, als es für die Eierproduktion brauchte. Da für den Kochtopf ständig Suppenhühner zur Verfügung stehen mussten – und es wurde auf dem Lande täglich Suppe gegessen – hielt man sich gut dreimal oder viermal so viele Tiere, als man für das Legegeschäft benötigte. Natürlich wurden nur die produktivsten und gesündesten Hennen im Bestand belassen und für die Verwendung in Küche die zum Legen unbrauchbaren Tiere selektiert.
Aus diesen alten Landrassen entwickelten wohl zuerst die Spanier, Italiener und Franzosen [3], mit dem 18. Jahrhundert beginnend, die Vorläufer der heutigen Fleisch oder Lege-Rassen. Im 19. Jahrhundert züchtete schon ganz Europa gezielt leistungsfähigere Hühner, indem asiatische Zuchtstämme mit heimischen gekreuzt wurden. Vor 180 Jahren war es oft noch so, dass ein Haushuhn im Durchschnitt 40 bis 80 Eier im Jahr legte. Um 1900 produzierten die Tiere schon 120 Eier. Und nachdem, besonders in den USA weitere Fortschritte in der Zucht gemacht und kopiert wurden, schafften es um 1930 z.B. Rebhuhnfarbige Italiener-Hennen in einfacher Linienzucht auf 215 Eier im Jahr. Heute legen viele der alten Landrassen um die 180 Eier in der Saison, was deren Haltung und Weiter-Zucht überhaupt erst rentabel macht.
Und wieder Kalkulationen
An Stelle der Hochleistungszuchten mit 215 Eier pro Jahr, sind heute jedoch die sogenannten Hybridhühner (Legehybriden, F1 Hühner) getreten, die es in ihrer ersten Legeperiode auf bis zu 330 Eier pro 365 Tage bringen, wonach sie dann ausgemergelt sind und gemerzt werden. Zuchtziel der großen Player ist es aber, diese Legezeit auf den Gewinn von 500 Eiern in ca. 570 Tagen zu verlängern. Für Tierschützer ist dies unvorstellbar, doch wie ich es eben schon schrieb, können wir es ja besser machen und ich mache das auch schon besser. Und wer macht mit?