Buchsbaumgarten MarqueyssacBuchsbaumgarten in Marqueyssac, Frankreich, Département Dordogne, Vézac
Buchsbaumgarten in Marqueyssac, Frankreich, Département Dordogne, Vézac

Eine Besonderheit in der Gartengestaltung sind Knotengärten. Sie spielen vorzugsweise mit ornamentalen Elementen. Uralte symbolische Archetypen wie Flechtbänder, Knoten oder Irrgärten wurden besonders in den Anlagen der Renaissance zum Gestaltungselement und sind bis heute Bestandteil formaler und geometrischer Gestaltung. Wir finden Spielarten heute noch häufig in den alten und neuen englischen Architekturgärten.

Geometrische Ornamente geschnitten aus Buchsbaumhecken sind der gestalterische Kern der Knotengärten. Es sind Knotenornamente, Schachbrettmuster und Flechtbänder in symmetrischer Ordnung. Durch die Symmetrie erzeugen so gestaltete Anlagen eine gewisse optische Ruhe in der Fläche, aber zugleich auch eine Spannung durch den Rhythmus der Formen.

Knoten und Schachbrettmuster ParterreFormensprache in der Renaissance.

Symmetrie und Ornamentik in der Gartenkunst können, wenn sie geschickt eingesetzt werden, ähnlich positive, beruhigende Wirkung erzeugen, wie es die Mandalas im Hinduismus und Buddhismus tun. Oder anders ausgedrückt könnte man sagen, der Heckengarten der Renaissance ist der Zengarten der Europäer. Dieser Gedanke ist zwar weit hergeholt, aber die japanischen Kiesgärten gehen ebenfalls von einer besonderen Flächenwirkung aus. In den Renaissancegärten, welche sich an den klassischen italienischen Anlagen orientierten, ist es das Parterre. Das ist von seiner Entstehung her ein am Fuße einer terrassenförmigen Parkanlage befindlicher Lustgarten, ein tiefliegender, mit Blumen oder eben mit den besagten Heckenmustern verzierter Teil des Gartens. Das tiefliegende Parterre deshalb, weil die Ansicht von oben, von höher gelegenen Gartenarealen, erst diese besondere Perspektive bietet. Mitunter sind die Parterre und Knotengärten auch unterhalb eines Schlosses zu finden und zwar so, dass man sie von den Räumen aus im Blickfeld hat. Steht der Betrachter dann wiederum direkt vor der Ornamentfläche, ist die Anlage aus einer völlig anderen Perspektive einzusehen und eröffnet ganz neue Erfahrungen. Und somit ist meine Übertragung, die Knotengärten waren und sind die Zengärten der Europäer, wohl gar nicht so abwegig. Und wenn man es europäischer ausdrücken will, kann man auch sagen, es sind Dichter- und Denkergärten.

ornamentale BuchsbaumheckenRauten-Flechtband aus Buchsbaum. Man braucht nicht immer viel Platz für solche Art Beetornamentik.

Knotengarten anlegen

Wir benötigen für die Anlage eines solchen Gärtchens oder Beetes zuallererst einen Plan. Dieser Plan für das Buchsbaum-Ornament entsteht dann als Skizze auf dem Papier.

Firmengelände mit BuchsbaumheckenHier ist die Freifläche vor dem Firmengebäude einem Heckenparterre nachempfunden. Im repräsentativen Gelände einer Firma wirken solche Architekturformen immer und sind besser, als irgendwelche Naturformen, die das Gefühl der Verträumtheit aufkommen lassen.

Vorlagen für die Muster findest du beispielsweise in der Knotensymbolik. Dann wird das Papier mit der Zeichnung in Planquadrate unterteilt. Das geht durch Falten des Blattes ganz einfach. Das Raster lässt sich dann leicht durch Spannen von Fäden oder durch Einritzen in den Boden auf das vorbereitete Beet übertragen. In dieses Liniengitter ritzen wir anschließend das Buchsbaum-Ornament der Skizze und orientieren uns an dem Raster. Die Linien des Ornaments kannst du auch mit einer Sandstreuspur oder mittels Farbsprühflasche kennzeichnen. Das ist natürlich besser zu sehen, als es Linien in der Erde sind, und kann beim Betreten nicht so rasch zerstört werden.

Knotenmuster gibt es jede Menge. Zudem lassen sich viele zweidimensionale, ornamentale Muster relativ einfach mit der dritten Dimension erweitern, indem wir die Hecken wie Webfäden betrachten. Dort, wo sie sich kreuzen, kommt die erweiterte Dimension ins Spiel, sodass die eine Hecke scheinbar die andere unterläuft.

Nun kann gepflanzt werden. Wir benötigen dazu Buchsbaumpflänzchen aus der Baumschule, die meist in Töpfen angeboten werden. Man pflanzt die Setzlinge ein wenig tiefer, als sie zuvor im Topf gestanden haben und drückt sie gut an. Alle Tipps zur Buchsbaumheckenpflanzung findest du hier auf diesen Seiten. Sind die Linien der Hecke nicht ganz korrekt, lassen sich kleinere Korrekturen mit dem Spaten bewerkstelligen. Man sticht ihn neben dem Heckenstreifen in die Erde hinein und drückt die Pflanzung seitwärts in die gewünschte Richtung. Auf diese, zugegeben etwas rüde, Art können wir die Buchsbaumhecke jedoch noch um gut vier Zentimeter verschieben.

Moderner KNotengarten

Zum Bild oben: "Blaue Pause im Netz" heißt des Thema dieser kleinen Musteranlage auf der 2009er BuGa (von: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. + Grünanlagen-Bau-GmbH-Nord, Stäbelow, Planung Dirk Evert, 18528 Lietzow).

Glaskiesel

Die leeren Flächen im Knotengarten wurden früher nicht immer bepflanzt, sondern auch mit den verschiedensten Materialien wie Splitt, Ziegelsplitt, Schlacke, Eisenspäne, Kiesel usw. bestreut. Heute haben wir dafür Kies, Waschkies, Splitt, aber auch farbige Glaskiesel zur Verfügung. Besonders diese bunten "Glaskiesel" (Glaszierkies, Glaskies) sieht man häufig auf Gartenausstellungen, wo sie aber leider nicht immer in die Umgebung passen. Dort, wo naturnah angelegt wird, sind Kies- oder Kunstkiesflächen nicht angebracht. Nur dort, wo Gartenbereiche ganz klar architektonischen Charakter haben, möglichst in Bezug auf einen Baukörper, können diese Glaskiesel zum Einsatz kommen. Ein Knotenbeet ist hierfür ideal.

GlaskieselDie farbigen Glaskiesel gibt es als gebrochenes Glas oder aus abgerundeten Nuggets.

Bildrechte 1. Bild ganz oben: ©paul prescott - Fotolia.com – Die Buchsbaumgärten in Marqueyssac setzen mehr auf die Wirkung von dreidimensionalen Formen. Im Bild verlässt die geometrische Struktur in einer Art künstlerischen Metamorphose die Fläche völlig hin zum körperhaften Wesen der geschnittenen Pflanze.