Pflanzen und ihr Einfluss auf den Gartenstil

Gras in Heidelandschaft

Es ist eine Tatsache, dass bereits die Auswahl bestimmter Pflanzen den Stil einer Park- oder Gartenanlage prägen. Doch nicht nur die Arten selbst, sondern auch deren gezüchtete Ziersorten haben auf das Erscheinungsbild eine besondere Wirkung. Bei der Fixierung auf eine bestimmte Kunstrichtung muss die Entscheidung für die entsprechenden Pflanzen besonders gut durchdacht werden. So haben sowohl Habitus (= Wuchsform) als auch die Farbe der Blätter, Blüten und Früchte der Gewächse Einfluss auf die Ausstrahlung der gesamten Anlage. Ein Missgriff bei der Auswahl kann ein klares Konzept durchaus verwässern oder regelrecht verunstalten, etwa wenn ein Bambus der Blickfang im Bauerngarten wird oder eine winterharte Palme im Alpinum.

Wild- und Hochzuchtpflanzen unterschiedlich einsetzen

Das beste Beispiel für ganz unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten einer Art und deren Varietäten ist die Königin der Blumen, die Rose. Der Sortensammler wird vielleicht ein architektonisch geprägtes Rosenkabinett anlegen. Die Romantikerin dagegen hat duftende Rosen in Pastellfarben für ihren "Feengarten" ausgewählt. Beide Male kommt die Rose zum Einsatz, doch werden jeweils völlig verschiedene Wirkungen und Stimmungen erzielt. Im klassischen Naturgarten finden wir eher Wildrosen, und Hochzuchtsorten können einem Barockgarten das gewisse Etwas verleihen. Dieses Beispiel soll zeigen, welch immensen Einfluss selbst die Auswahl der Sorten ein und derselben Pflanzenart haben kann. Und die erste gestalterische Grundregel dazu lautet: Nahe am Haus und in architektonischen Anlagen kommen hochgezüchtete Zierpflanzen am besten zur Geltung. Auch fremdländische Gewächse und Exoten können hier zum Einsatz kommen. Die Farben sollten klar, bunt und kräftig sein. Warme Farbtöne dürfen überwiegen. 

Sorte Lobstar2) Petunia 'Potunia Lobster'

Je weiter wir uns vom Haus entfernen und vor allem je natürlicher das Grundstück bewachsen ist, um so mehr sollten die Blütenfarben in kühle (blau!) und Pastelltöne übergehen. Auch natürlichen Formen und Blüten sollte dann der Vorzug geben werden. Das muss aber nicht heißen, dass wir nur reine Wildpflanzen verwenden dürfen. Schon die alten Gartenkünstler haben es verstanden, mit besonderen Zuchtformen, welche nur im ersten Moment und fast unbemerkt wie ihre wilden Vorfahren wirken, steigernde Effekte herbeizuführen. Bereits die Blütenfülle kann etwa eine solche Wirkung hervorrufen.

Nicht zuletzt darf auch der Gast aus ferneren Gefilden in diesem Bereich wurzeln, immer aber mit der Maßgabe, dass er dem Gesamtbild der Anlage nicht schadet oder den Stil mit beispielsweise hoher Dominanz stört. 

Der Habitus und dessen Wirkung

Auch der Habitus einer Pflanze hat eine starke Auswirkung auf das Erscheinungsbild und kann durchaus sehr unterschiedliche Wirkungen hervorrufen. Die einen schauen heiter in die Welt, die anderen düster, wobei die Frage zu stellen ist, ob wir denn überhaupt düstere Gewächse gebrauchen können. Die Antwort darauf ist eindeutig ja. Und der entsprechende Kunstkniff ist das Setzen von Kontrasten und Kontrapunkten. Damit erst ist es möglich, beispielsweise die gewünschte, beschwingte Optik einer Außenanlagen zu verstärken. In diesem Sinne folgen nun zwei Listen von Zierpflanzen, die ich entsprechend unterscheide (sortiert nach der Wuchshöhe):

Konservative Ausstrahlung (streng bis düster)

  • Efeu
  • Tränendes Herz (Staude)
  • Falscher Jasmin (Bauernjasmin)
  • Edelrosen, Hochstammrosen
  • Hortensie
  • Rhododendron
  • Schneebeere
  • Eibe
  • Rotdorn
  • Eiche

Der Habitus ist streng und im Zusammenspiel mit dem meist dunkelgrünen Laub ist ihr Auftritt autoritär, doch trotzdem von edler Schönheit. Eichen haben eine besondere, kaum zu erklärende Ausstrahlungskraft. Für den Garten sind sie oft zu gewaltig, doch gibt es einen schönen, ähnlich wirkenden Ersatz: die Hainbuche.

Lebensfrohes Erscheinungsbild

  • Waldmeister
  • Frühlingsmargeriten (Doronicum)
  • Sommerblumen
  • Gräser
  • Farne
  • Johanniskraut
  • Rosen mit Wild-Charakter
  • Goldrute
  • Bambus
  • Wisteria
  • Ranunkelstrauch
  • Forsythie
  • Sommerflieder
  • Zaubernuss
  • Tamariske
  • Robinie
  • Eschenahorn 
  • Birke
  • Wilder Wein
  • Knöterich
  • Echte Weinrebe
  • Kletterrose

Manche dieser Pflanzen strahlen Heiterkeit aus, wie beispielsweise die Birken. Andere wiederum grüßen locker und beschwingt mit ihrer Blütenpracht, wozu Sommerflieder und Goldrute zählen. Gewächse mit gelbgrünem Laub und gelber Blütenpracht, untermischt mit den blauen Blüten der Sommerwiesen geben den typischen Landhauscharakter, wobei auch Weinrebe und Sommerblumen die ländliche Fröhlichkeit betonen. Letztere gibt es auch in verschieden Staudenformen.

Malerische Ziergewächse

Wenn wir Gewächse für malerische Motive suchen, so sind das meist Pflanzen, die sowohl eine gewisse Ernsthaftigkeit als auch Heiterkeit in sich vereinen. Dazu zähle ich zu allererst die Magnolie (Tulpenbaum). Sie ist strahlt nicht nur konservative Strenge aus, sondern punktet auch mit malerischer, romantischer Schönheit. So stellen Magnolien an einem Parksee ein altes malerisches Gartenmotiv dar. Die verwelkenden Blütenblätter fallen auf die stille Wasserfläche und schwimmen dann wie kleine, weiße Schiffchen davon. Das sieht tatsächlich wunderschön aus.

Malerische Kompositionen erreichen wir zum Beispiel auch, wenn Dunkelgrün bei der Grundbepflanzung dominiert. Dazu zählen Pflanzen wie Lebensbaum und Eibe. Wird dieser Grund dann mehr oder weniger wild durchblüht, was wir mit weißen und rosa Blüten der Rankrosen oder mit den knalligen Farben der Gartenazaleen, welche beinahe die ganze Farbpalette bieten, erreichen, dann wirkt diese Komposition sowohl ernst als auch heiter und insgesamt romantisch.

Rustikales

Rustikal wirken rotlaubige Pflanzensorten, deren rotbraune Blätter einen guten Hintergrund für Sommerblumen, wie das kräftige Gelb und Orange der Zinnien, der Studentenblumen und des Sonnenhutes, abgeben. Kräftiges Grün, wie das der Stechpalme oder auch vom selbstklimmenden Wein, runden den Farbendreiklang ab. Kräftige Farben jedoch, wie oben bereits erwähnt, nur in der Nähe des Hauses verwenden, nicht im Landschaftsgarten. Bauerngartenpflanzen wirken ebenfalls rustikal und gehören genauso in die Nähe des Wohnhauses. Dazu zählen Tränendes Herz, Hortensie und Stockrose. Für die naturnahen Bereiche gibt es in der Palette der Hortensien die Rispenhortensien, die weniger kräftig und "aufdringlich" blüht.

Mediterran

Zur Thematik Mediterrane Gewächse, die klimabedingt fast immer einen bestimmten Habitus aufweisen, habe ich bereits an anderer Stelle ausführlich geschrieben. Für unsere Zwecke können wir aus dem Repertoire der klassischen Mittelmeergewächse wählen oder uns auch für winterharten Pflanzen im mediterranen Stil entscheiden. Letztere haben den Vorteil, dass wir sie ganzjährig im Garten belassen können, Erstere hingegen können nur im Pflanzkübel und mit frostfreiem Winterquartier genutzt werden.

Ein absoluter Klassiker der mediterranen Gewächse ist der Olivenbaum. Allein durch sein geheimnisvolles, silberlaubiges Geäst verbreitet er ein besonderes Flair und gibt seiner Umgebung eine ganz besondere Note. Kauft man alte Exemplare (aus gerodeten Plantagen), so schenkt der knorrige Stamm des Baumes samt Astwerk dem Garten eine besondere Seelenkraft.

Weinpergola3) Eine so begrünte Pergola spendet nicht nur Schatten, sondern verspricht auch eine reiche Ernte.

Auch der Wein gehört unabdingbar zur mediterrane Gestaltung. Wer sich aber einmal die Mühe macht, eine Pergola wie im Bild 3) auf diese Weise zu zu beranken, der wähle dafür die besten Tafelweinsorten.

Fernöstlich

Sowohl der japanische wie auch der chinesische Garten erzeugt nur mit der richtigen Pflanzenauswahl das gewünschte Stimmungsbild. In der fernöstlichen Kultur liebt man das Kontrastreiche. Das bedeutet, liebliche und morbide Elemente ergänzen sich auf ganz besondere Weise und lassen dieses gewisse Stimmungsbild entstehen. Knorrig gestutzte Kiefern auf kantigem, felsigen Untergrund beispielsweise stehen im Gegensatz zum heiter-gelassenen Bambus oder zur stilvollen, fast schwerelosen Kirschblüte, die selber wiederum nur auf dem düster-schwarzen Geäst der Zierkirschbäume zur Geltung kommt. Besonders märchenhaft ist im Frühling ihr Blütenschnee. Diese Wirkung, die die rieselnden Blütenblätter Schneeflocken gleich hervorrufen, kann aber nur entstehen, wenn mehrere Kirschbäume einer Art und Sorte! (da sie die Blütenblätter zur selben Zeit abwerfen) gepflanzt werden.

Exotisch, tropisch

Es ist bei uns zwar Mode geworden, Gärten aus aller Herren Länder nachzubilden, doch tropische Anlagen finden sich darunter eher selten. Sicher liegt es daran, dass viele der infrage kommenden Pflanzen keine Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aushalten und nur mit einem entsprechenden Frostschutz in unseren Breiten angepflanzt werden können. In dem Parkkomplex "Gärten der Welt" in Berlin-Marzahn, im Bild 4) zu sehen, befindet sich ein beachtlicher Tropischer Garten unter Glas, ein sogenannter Balinesischer Garten. Er zeigt einen authentisch nachgebildeten Wohnhof mit entsprechenden Gewächsen als Rahmen. Wie bereits erwähnt, sind die meisten der Tropenpflanzen nicht winterhart, doch es gibt einige Palmenarten, welche auch bei uns an geschützten Plätzen gut gedeihen. Winterharte Gewächse mit ähnlichem Habitus können wir solche einem Projekt hinzufügen, sodass wir exotische Urlaubserinnerungen durchaus auch bei uns in solch einem Ideenprojekt umsetzen können.

Tropengarten Farne im Balinesischer Garten Berlin Marzahn4) Unter Glas oder mit winterharten, im Habitus ähnlichen Pflanzen kann auch in unseren Breiten ein tropischer Garten gestaltet werden.

Das hier angeführte Beispiel weist uns dabei in die richtige Richtung. Es wäre natürlich ungeheuer aufwändig, das gesamte Areal unseres Gartens auf diese Weise zu bepflanzen und entsprechend zu gestalten, vom Frostschutz mal ganz abgesehen. So genügt es bereits, einen kleinen Bereich wie zum Beispiel die Terrasse oder eine Sitzecke im Freien auf diese Weise zu prägen. Auch der Bereich um den Pool ist gut geeignet, das gewünschte tropische Flair auszustrahlen.

Zu den geeigneten Pflanzen, die frosthart sind, zählen beispielsweise:

  • Hanfpalme*
  • Farne (Hirschzungenfarn)
  • Freiland-Orchideen
  • großblättrige Gehölze (Trompetenbaum)
  • großblättrige Lianengewächse (Pfeifenwinde)
  • mehrstämmige, kleine Bäume mit aufgefächertem Habitus (Essigbaum)
  • Bambus (wo es passt)

Ebenfalls für diese Gestaltung geeignet, aber nicht frosthart sind:

  • Kokospalme im Kübel
  • Indisches Blumenrohr im Freiland oder im Kübel (Wurzelknollen im Herbst ausgraben und trocken lagern - wie bei Dahlien) 

* Sie ist bei uns am gebräuchlichsten, weil sie dem Klischee und dem Typ einer tropischen Palme am nächsten kommt.