Für denjenigen, der gern einmal die Kamelienausstellung im Landschloss Pirna-Zuschendorf (30 Autominuten von Dresden entfernt) besuchen möchte, sind vorher folgende Tipps gegeben und dazu noch ein paar weitere Ausflugstipps, welche man mit dem Besuch dieser Kameliensammlung verbinden kann. Das Landschloss liegt quasi bei mir um die Ecke und so bin ich hier öfters Vorort und aus meinen Beobachtungen heraus rate ich, die Anreise nicht unbedingt für ein Wochenende oder für einen Feiertagsausflug planen sollte.
Anfahrt
Mittlerweile sind die botanischen Sammlungen (Kamelien, Azaleen, Hortensien) in Pirna-Zuschendorf so beliebt, dass diese an den Wochenenden recht stark überfüllt sind. Wir sollten in dem sehr besonderen Ambiente den Rundgang aber möglichst in Ruhe genießen.
Immerhin gibt es für Gartenfreunde im Februar und März nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten zu besuchen und besonders bei kühlem und unangenehmen Wetter ist der Besuch der Blütenausstellung im Schloss und der Rundgang durch die angenehm warmen Kamelien-Gewächshäuser hier die einzige Alternative zu mehr oder weniger langweiligen Museumsbesuchen. Mein Tipp ist also, Wochentage zu wählen, natürlich mit den zuvor erkundeten Öffnungszeiten (Montags geschlossen?). Ausreichend Parkmöglichkeiten sind direkt vor dem Schloss vorhanden.
Die Anfahrtadresse ist Am Landschloß 6, 01796 Pirna. Der Parkplatz liegt gegenüber der Seidewitzer Str. 1, 01796 Pirna.
Was ist sehenswert?
Wenn man auf der Straße vor dem Landschloss steht, ahnt man noch nicht den Umfang der botanischen Sammlung, welche der TU Dresden zugehörig, hier untergebracht ist. Ein markantes Häuschen mit einem kleinen Hof, der auch als Verkaufsraum eingerichtet ist, birgt den Zugang zur Anlage. Dort befinden sich auch die Besuchertoiletten. Man zahlt seinen Obolus für den Besuch und gelangt dann auf geheimen Wege in den Park, welcher in drei Richtungen die Sehenswürdigkeiten bietet. Rechts geht es an einem japanischen Teich vorbei zum Schloss mit seinen Ausstellungsräumen. Diese beginnen im Festsaal des Schlosses in dem übrigens sonst auch das beliebte "Heiraten im Kamelienschloss" möglich ist. Schlagen wir in dem am Hang gelegenen Park den Weg nach oben ein, so gelangen wir zu den Gewächshäusern, sechs oder sieben Stück an der Zahl. Die meisten sind für den Besuch offen.
Auf eine Sehenswürdigkeit im Park will ich aber besonders hinweisen, weil sie von den meisten Besuchern nicht beachtet wird. Es ist ein kleiner japanischer Teehausgarten mit allen Elementen, die der Kenner der Japanischen Teezeremonie hier vorfinden kann. Es ist sinnvoll, vor einem Besuch meine Beiträge über dieses Gärtchen, wie auch über Teezeremonie-Gärten und über die japanische Teezeremonie zu lesen, damit die Einrichtung des liebevoll geplanten und angelegten Gartens auch verstanden wird. Das wir hier neben der Kamelienausstellung einen solchen Garten mit japanischer Teehütte vorfinden, kommt nicht von ungefähr. Die Blätter für den Grünen Tee liefert nämlich eine ähnliche Kamelienart.
Das ist die Teepflanze (Camellia sinensis). Sie ist ebenfalls eine Pflanzenart aus der Gattung der Kamelien (Camellia). Die japanische Zierform (Camellia japonica) und die chinesische "Kamelie" sind eng miteinander verwand, nur kann aus den Blättern der Zierart kein Tee gewonnen werden, wenn auch diese nicht giftig ist. Irgendwo in einem der Gewächshäuser auf dem Gelände findet sich auch eine echte Teepflanze mit der man die anderen Formen vergleichen kann. Allerdings können wir die Kamelienblüten duchaus auch kulinarisch nutzen. Ich erinnere mich noch gut an die Ausstellung im Jahr 2011, bei der zahlreiche Back- und Kochrezepte mit den essbaren Kamelienblüten vorgestellt wurden:
Rezept für eine Kamelien-Torte
Folgendes Rezept habe ich mir von der Ausstellung 2011 notiert: Die Kamelienblüten sind in der Küche natürlich mehr Zierde und keine Backzutat. Man Kandiert die Blüten und nimmt sie zum Verzieren. Dazu werden diese frisch gepflückt und im Backofen rasch getrocknet. Für diese Zwecke eignen sich besonders rote, stark gefüllte Sorten. Nach dem schnellen Trocknen werden die Blüten mit Zucker kandiert, und wie bereits erwähnt, zur Dekoration einer fertigen Torte genommen. Als kandierte Süßigkeit stehen den Kamelinblüten natürlich noch weiteren Verwendungen offen. Kandiert wird mit 100 g Zucker und 80 g Wasser. Aus diesen Zutaten wird warm/heiß ein Sirup gekocht, welchen man auskühlen lässt. In diesen werden die Blüten getaucht und dann an der Luft getrocknet.
Geschichtliches
Der Grundstock der Kameliensammlungen stammt aus der berühmten Seidelschen Züchtung, des kurfürstlichen Dresdner Hofgärtners Johann Heinrich Seidel (1744 – 1815). Dieser war nicht nur durch seine Kamelienzüchtungen berühmt, sondern auch für seine züchterische Pionierarbeit bezüglich der Azaleen und Rhododendren. Die Seidels schafften es, diese damals noch nicht winterharten Ziergehölze frostfest zu züchten.
Um die Kamelien ranken sich aber auch andere, vielerlei spannende Geschichten, so wollten die Engländer im 16. Jahrhundert Teepflanzen aus China schmuggeln, doch die Chinesen sorgten dafür, das es keine Teepflanzen (Camellia sinensis), sondern Zier-Kamelien (Camellia japonica) waren. So kamen die ersten Kamelien als Zierpflanzen zuerst in Großbritannien in Gebrauch (1739) und dort natürlich dann auch die echten Tee-Kamelien für den Grün- und Schwarztee.
Wann blühen die Kamelien?
Die Kamelienblüte beginnt meist Ende Februar und geht manchmal bis Ende April. Über die genauen Öffnungszeiten und den Stand der Blüte kannst du dich auf der Internetseite kamelienschloss.de informieren. Ist man etwas spät als Tourist unterwegs, also Ende April oder Anfang Mai, dann ist die Kamelienblüte manchmal schon vorbei. Doch es schließt sich dann meist eine ebenbürtige Azaleen-Ausstellung an, die besucht werden kann. Im Sommer gibt es im Schloss jährlich eine weitere Ausstellung für Hortensienliebhaber, als eine weitere Ausweichmöglichkeit für Botanikfreunde außerhalb der Kamelienblütezeit.
Die Ausstellungen sind übrigens nie gleich gestaltet. In jedem Jahr wird die Dekoration und Thematik gewechselt, sodass es sich lohnt die Ausstellungen jedes Jahr zu besuchen, vor allem wenn man in der Nähe wohnt.
Botanische Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Wer Kamelienliebhaber ist, wird es sicher nicht versäumen, auch die berühmte gut 240 Jahre alte frei stehende Kamelie in Pillnitz (Ortsteil von Dresden) anzuschauen. Sie ist nur 15 bis 20 Autominuten von Pirna-Zuschendorf entfernt zu erreichen. Von solchen alten Kamelienexemplaren gibt es in Sachsen übrigens noch zwei andere Standorte. So findet sich eine uralte Camellia japonica 'Alba Plena' in Roßwein bei Nossen. Eine weitere interessante Sammlung findet sich in Königsbrück. Über beide Standorte habe ich hier auf diesen Infoseiten geschrieben. Wer im Februar/März in Dresden Urlaub macht, der kann mit etwas Glück zeitgleich zu einer gärtnerischen Ausstellung im Großen Garten vor Ort sein.
Diese finden ab und zu statt und sind absolut sehenswert. Für Naturfreunde welche hier auf eine Tagesreise unterwegs sind, will ich zum Schluss noch auf eine landschftliche Sehenswürdigkeit aufmerksam machen. Von Pirna-Zuschendorf aus, ist es mit dem PKW eine Fahrt von 25 Minuten zum schönsten Aussichtspunkt in der Sächsischen Schweiz. Wer nur kurz hier im Raum Dresden Urlaub macht, der sollte sich diesen Kurzausflug nicht entgehen lassen: Die Aussicht befindet sich auf der Bastei-Brücke nahe bei Lohmen und kann von einem Parkplatz vor Ort in 15 Minuten Gehweg erreicht werden.