Wer sich vorgenommen hat, einmal die Kamelienausstellung im Landschloss Pirna-Zuschendorf (30 Autominuten von Dresden entfernt) zu besuchen, der sollte meine Hinweise zum Besuchszeitpunkt beherzigen. Außerdem gebe ich hier auf dieser Seite Tipps, mit welchen Ausflugszielen man den Besuch der wunderschönen Kameliensammlung verbinden kann.
Da das Landschloss quasi bei mir um die Ecke liegt, bin ich öfter mal da, um mich an den Ausstellungen ganz besonders zur Kamelienblüte zu erfreuen. Und so kommt mein erster Tipp gleich aus der Erfahrung heraus, dass sich die Botanischen Sammlungen in Pirna-Zuschendorf (Kamelien, Azaleen, Hortensien) mittlerweile so großer Beliebtheit erfreuen, dass sie an den Wochenenden und an Feiertagen regelrecht überfüllt sind.
Adresse und Anfahrt
Wohl jeder Gartenfreund sehnt sich bereits im Winter, spätestens aber nach dem Jahreswechsel nach Blüten und Farben in der Natur. Da es in unserer Region nicht sehr viele äquivalente Möglichkeiten gibt, und ein Besuch in den angenehm warmen Kamelien-Gewächshäusern, besonders bei kühlem und unangenehmem Wetter, sowie der thematisierten Blütenausstellung im Schloss eine Alternative zum Museumsbesuch sein kann, zieht es immer mehr Menschen auch in kleinere Ausstellungen, was dann häufig zu starkem Andrang führt.
Wer die Möglickeit hat und das ganz besondere Ambiente in Ruhe genießen möchte, der sollte den Besuch auf einen Wochentag legen. Die bisherigen Öffnungszeiten sind Di bis So von 10 bis 17 Uhr. Ich rate aber, die aktuellen Öffnungszeiten sicherheitshalber nochmals zu recherchieren.
Ausreichend Parkmöglichkeiten sind auf einem ausgeschilderten Gelände, Seidewitzer Str. 1, 01796 Pirna, dem Schloss gegenüber, vorhanden.
Die Anfahrtadresse lautet Am Landschloß 6, 01796 Pirna.
2) Die Magie der Blüten: Wie japanisches Papier saugen sie das Licht in sich auf. Camellia japonica Nuccio's Pearl.
Was ist sehenswert?
Wenn man vor dem Landschloss auf der Straße steht, ahnt man noch nicht den Umfang der botanischen Sammlungen, welche der TU Dresden zugehörig, hier untergebracht sind. Ein markantes Häuschen mit einem kleinen Hof, der auch als Verkaufsraum eingerichtet ist, birgt den Zugang zur Anlage. Dort befinden sich auch die Besuchertoiletten.
Man zahlt seinen Obolus für den Besuch und gelangt dann auf geheimem Wege in den Park, welcher in drei Richtungen führend die Sehenswürdigkeiten bietet. Rechts geht es an einem japanischen Teich vorbei zum Schloss mit seinen Ausstellungsräumen. Diese beginnen im Festsaal, in dem übrigens auch das beliebte "Heiraten im Kamelienschloss" möglich ist.
Schlagen wir in den Weg zum am Hang gelegenen Park ein, so gelangen wir zu den Gewächshäusern, sechs oder sieben an der Zahl, die zwar historisch aber trotzdem voll funktionstüchtig sind. Die meisten der Glashäuser sind für den Besucher offen.
3) Hier findet sich auch ein Ableger der berühmten Pillnitzer Kamelie. Es ist die ungefüllte sanftrote Camellia japonica.
Auf eine Sehenswürdigkeit im Park will ich ganz besonders hinweisen, weil sie, ein wenig abseite, von den meisten Besuchern nicht beachtet wird. Es ist ein kleiner japanischer Teehausgarten mit allen Elementen, die der Kenner der Japanischen Teezeremonie hier vorfinden kann. Es ist sinnvoll, vor einem Besuch meine Beiträge über dieses Gärtchen, wie auch über Teezeremonie-Gärten und über die japanische Teezeremonie zu lesen, damit die Einrichtung des liebevoll geplanten und angelegten Gartens auch verstanden wird.
Das wir hier, neben der Kamelienausstellung, einen solchen Garten mit japanischer Teehütte, im Bild 4) zu sehen, vorfinden, kommt nicht von ungefähr. Die Blätter für den Grünen Tee liefert nämlich eine ähnliche Kamelienart. Das ist die Teepflanze Camellia sinensis. Sie ist ebenfalls eine Pflanzenart aus der Gattung der Kamelien Camellia.
4) Das Teehaus im Park, abseits und ein wenig versteckt.
Die japanische Zierform (Camellia japonica) und die chinesische "Kamelie" sind eng miteinander verwand, nur kann aus den Blättern der Zierart, die zwar nicht giftig ist, aber auch kein Tee gewonnen werden. In einem der Gewächshäuser auf dem Gelände findet sich eine echte Teepflanze, die man mit den anderen Formen vergleichen kann.
Aber die Kamelienblüten können durchaus kulinarisch genutzt werden. In einer Ausstellung aus dem Jahre 2011 wurde das thematisiert und zahlreiche Back- und Kochrezepte mit essbaren Kamelienblüten vorgestellt. Das Bild 5) dokumentiert, mit welcher Liebe zum Detail diese Ausstellungen gestaltet werden.
5) Ausstellung 2011 zur Thematik der Kamelien als kulinarische Besonderheit.
Rezept für die Dekoration einer Kamelien-Torte
Folgendes Rezept zum Kandieren der Blüten habe ich mir von der Ausstellung 2011 mitgebracht, wobei die Blüten natürlich mehr der Zierde dienen und keine Backzutat sind. Aber da das Auge ja bekanntlich mit ißt, kann das fertige Gebäck durchaus als Kamelien-Torte bezeichnet werden. Essbar sind die Blüten durchaus. Die kandierte Blüten werden zum Verzieren einer fertigen Torte verwendet:
Die frisch gepflückte Blüten (besonders geeignet sind die rote, stark gefüllte Sorten) werden zuerst einmal im Backofen rasch getrocknet. Nach dem schnellen Trocknen werden sie in einer Zuckerlösung kandiert. 100 g Zucker und 80 ml Wasser lässt man zu einem Sirup kochen und auskühlen. Danach kann man die Blüten hineintauchen und an der Luft trocknen lassen.
Wenn sie nicht mehr klebrig sind, stehen sie als Dekoration zur Verfügung. Als kandierte Süßigkeit stehen den Kamelinblüten natürlich noch weitere Verwendungsmöglichkeiten offen.
Geschichtliches
Der Grundstock der Kameliensammlungen stammt aus der berühmten Seidelschen Züchtung, des kurfürstlichen Dresdner Hofgärtners Johann Heinrich Seidel (1744 – 1815). Dieser wurde nicht nur durch seine Kamelienzüchtungen berühmt, das Bild 6) zeigt ein besonders schönes Exemplar daraus, sondern auch für seine züchterische Pionierarbeit bezüglich der Azaleen und Rhododendren. Die Seidels schafften es, diese damals noch nicht winterharten Ziergehölze frostfest zu züchten.
6) Die alte, aber immer noch aktuelle, seidelsche Sorte Camellia japonica 'Tricolor de Siebold'.
Um die Kamelien ranken sich aber auch vielerlei andere, spannende Geschichten. So wollten die Engländer im 16. Jahrhundert Teepflanzen aus China schmuggeln, doch die Chinesen sorgten dafür, dass es keine Teepflanzen (Camellia sinensis), sondern Zier-Kamelien (Camellia japonica) waren. So kamen die ersten Kamelien in Großbritannien zuerst als Zierpflanzen in Gebrauch (1739) und später dann natürlich auch die echten Tee-Kamelien für den Grün- und Schwarztee.
Wann blühen die Kamelien?
Die Kamelienblüte beginnt manchmal bereits Ende Februar, gesichert ab Mitte März und dauert bis Mitte mitunter aber auch bis Ende April. Über die genauen Öffnungszeiten und den Stand der Blüte kannst du dich auf der Internetseite kamelienschloss.de informieren. Ist man als Tourist etwas später unterwegs, also Ende April oder Anfang Mai, dann ist die Kamelienblüte meistens vorbei. Doch es schließt sich eine ebenbürtige Azaleen-Ausstellung an, die durchaus einen Besuch wert ist. Im Sommer gibt es zudem im Schloss jährlich eine weitere Ausstellung für Hortensienliebhaber, als eine weitere Ausweichmöglichkeit für Botanikfreunde außerhalb der Kamelienblütezeit.
7) Thematisierte Dekoration der Azaleen-Ausstellung im Jahre 2010.
Die Ausstellungen sind wie bereits erwähnt thematisiert und jedes Jahr werden Thema und Dekoration gewechselt, sodass es sich immer wieder lohnt, das Landschloss Zuschendorf zu besuchen. Wer in der Nähe wohnt, ist natürlich klar im Vorteil.
Botanische Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Wer Kamelienliebhaber ist, wird es sicher nicht versäumen, auch die berühmte, gut 240 Jahre alte, frei stehende Kamelie in Pillnitz (Ortsteil von Dresden) anzuschauen. Sie ist nur 15 bis 20 Autominuten von Pirna-Zuschendorf entfernt zu erreichen.
Und noch zwei weitere Standorte solch alter Kamelienexemplare gibt es in Sachsen. So findet sich eine uralte Camellia japonica 'Alba Plena' in Roßwein bei Nossen und eine weitere interessante Sammlung in Königsbrück. Über beide Standorte habe ich hier auf diesen Infoseiten geschrieben.
Wer im Februar/März in Dresden Urlaub macht, der kann mit etwas Glück zeitgleich die jährlich stattfindende, gärtnerischen Ausstellung im Großen Garten besuchen. Das Bild 8) dokumentiert die Kunst der Gartengestalter. Sie sind jedes Jahr ein Besuchermagnet und absolut sehenswert.
8) Gartenbauausstellung im Palais des Dresdner Großen Gartens
Naturfreunde, die nun einen Ausflug zum Landschloss Zuschendorf planen, will ich zum Schluss noch auf eine landschftliche Sehenswürdigkeit aufmerksam machen. Von Pirna aus ist es mit dem PKW eine Fahrt von 25 Minuten zum schönsten Aussichtspunkt in der Sächsischen Schweiz. Die Aussicht befindet sich auf der Bastei-Brücke nahe bei Lohmen und kann von einem Parkplatz vor Ort in 15 Minuten Gehweg erreicht werden. Auch wer nur kurz im Raum Dresden Urlaub macht, der sollte sich diesen Kurzausflug nicht entgehen lassen.