StechsalatDie Kultur ist gleichzeitig ein nützlicher Bodendecker auf dem Beet
Die Kultur ist gleichzeitig ein nützlicher Bodendecker auf dem Beet

Stechsalat ist nicht der Name einer Salatsorte, sondern eine Art und Weise, wie man diesen anbauen kann. Im 19. Jahrhundert war dies noch bekannt und ist dann jedoch in Vergessenheit geraten. Der Autor, der ein Liebhaber alter Gartenbücher ist, hat diese Kulturform dort [1] wiederentdeckt, getestet und für bestens geeignet befunden. Besonders dort, wo im Kleingarten Anbauflächen über Winter brach liegen, lohnt es sich den Stechsalat anzubauen. Das ist möglich, weil dieser im Spätsommer und im frühen Herbst gesät werden kann. Die aufgehenden Pflänzchen überwintern in diesem Falle und sind dann im Frühjahr vor der ersten Beetbestellung erntereif.

Sorten

Bevor der Anbau beschrieben wird, noch ein Wort zur Blattgemüseart, welche Verwendung findet. Wir benötigen dazu ganz normalen Gartensalat, den es bekanntlich in den Varianten des Kopf-, Pflück- und Schnittsalat gibt. Am besten eignet sich aber gewöhnlicher Kopfsalat dazu, welcher in der Sortenvariante des Wintersalates noch einmal mehr für den Anbau prädestiniert ist.

Stechsalat AussaatPflänzchen im Oktober, welche Anfang August gesät wurden.

Bei der hier vorgestellten Kultur des Stechsalates wird nichts anderes gemacht, als eine breitwürfige Aussaat des Kopfsalats, von welcher dann die relativ dicht stehenden Pflanzen jung geerntet, und für diese Zwecke im Ganzen ausgestochen werden. Die hier beschriebene Kultur ist aber vor allem dann effektiv, wenn wir den Samen für die Aussaat selber gewinnen, denn der Verbrauch an diesem ist höher, als beim Anbau in Reihen. Wie wir recht leicht selbst diese Sämereien in ausreichenden Mengen erhalten, ist in der Kulturanleitung für Wintersalat zu finden.

Anbauanleitung für Stechsalat

Standortverhältnisse

Für die oben bereits angerissene Anbaumethode, welche auf eine kurze Wachstumsperiode des Blattgemüses abzielt, braucht es keinen besonders hochwertigen Boden. Gewöhnliches Gartenland genügt, doch sollte es wenig verunkrautet und etwas locker sein. Bei der Kultur über die Wintermonate kann sich das Beet auch unter Obstbäumen befinden, welche im Winter ihr Laub verlieren und so das Beet für die Sonne frei geben. Nur sollte an solchen Plätzen das Laub im Herbst vom Beet entfernt werden.

Aussaat

Für das Säen lockern wir den Boden und machen ihn feinkrümlig. Dann wird der Samen mit zwei Fingern in Brusthöhe (bei Wind niedriger halten) verstreut. So verteilt er sich recht gleichmäßig am Boden. Anschließend häckeln wir den Boden etwas und dabei den Samen ein wenig unter, doch müssen die Samen dabei nur 5 bis 10 Millimeter tief in den Boden kommen, da sie Lichtkeimer sind und ein bestimmtes langwelliges Lichtspektrum abbekommen müssen. Nachher wird der Boden, zum Beispiel mit einer Schaufel, flächig angedrückt und nach dieser Arbeit vorsichtig überbraust, sodass er und die Saat feucht wird. Bei normaler Witterung mit Regen und Sonnenschein gehen die Pflänzchen bald ohne weiteres Gießen auf. Kühle Sommernächte befördern die Schnelligkeit des Auslaufes. Sind die Tage sehr trocken und heiß, sollte besonders abends zusätzlich gegossen werden. Bei Bedarf muss die Saat vor Schnecken geschützt werden. Der Autor tut dies mit Schneckenkorn, was aber äußerst sparsam zum Einsatz kommt. Ein Körnchen auf 20 x 20 Zentimeter genügt vollkommen. Wer bessere Methoden zur Schneckenabwehr kennt, der wende sie an.

Aussaatzeitpunkt in drei Varianten und für die Zuckerhut-Zichorie

Für diese Anbauart haben wir drei Zeitfenster, welche wir nutzen können. Das ist um die zweite Juliwoche. Wenn wir in dieser Zeit säen, haben wir bis zum November Salat, den wir stechen können. Der zweite Termin liegt in den Monaten August bis Mitte Oktober. Die aufgehende Saat überwintert und ist im April zu ernten. Die dritte Möglichkeit ist das Ausbringen das Samens im zeitigen Frühling. In der Regel bestellt man dann die Beete mit anderen Kulturen.

Stechsalat

Einzig die Variante mit der Zuckerhut-Zichorie ist sinnvoll, indem wir sie von Ende Mai bis Mitte Juni auf freien Splitterflächen säen, um Setzlinge für den Juli/August zu bekommen. Man pflanzt sie zum Beispiel auf frei gewordene Flächen von Kartoffeln, Knoblauch, Erbsen oder Erdbeeren. Da die Saat des Zuckerhutes manchmal schlecht aufgeht, macht man in kleineren zeitlichen Abständen mehrere Saaten. Am Ende werden dann aber nicht alle aufgegangenen Pflänzchen für das Verpflanzen gebraucht und so lässt man die Aussaatbeete stehen und erntet die größer gewordenen Zichorien als Stechsalat, welche gleichwertig wie die Ernten vom Gartensalat zu verwenden sind. Das geschieht im September.

Pflege und Ernte

Das Besondere der Kultur ist, dass weder gedüngt, noch eine besondere Pflege nötig ist, abgesehen vom gelegentlichen Unkraut entfernen. Da die Pflanzen direkkt gesät wurden und nicht versetzt werden, ist der Wasserbedarf auch nicht hoch. Beim Anbau über Winter braucht gar nicht gewässert zu werden und dort ist in der Regel auch kein Unkraut zu ziehen.

Stechsalat reif für die ErnteBlattrosetten in verschiedensten Größen zum Ernten.

Um die Salate zu ernten, werden sie entweder samt Wurzel vorsichtig aus dem Boden gezogen, was besonders bei feuchter Witterung gut möglich ist. Die andere Variante hat dieser Anbaumethode den Namen gegeben und das ist das herausstechen mit einem Messer. Die Ernte wird dann wie jeder Gartensalat in der Küche zubereitet.

Erfahrungen und Bewertung

Mitunter wird der eine oder andere Gartenfreund diese Art der Salatkultur in der Praxis durchführen. Im Prinzip entspricht sie auch der Permakultur, da bei der Saat im Spätsommer der normale Biorhythmus der Gewächse genutzt wird. Mitunter säen sich die Pflanzen sogar selber aus, wenn wir hier und da eine Mutterpflanze stehen lassen. Diese Chargen sind übrigens auch die gesündesten und vermögen sich im Frühjahr sogar gegen Schnecken zu behaupten. Was weiterhin dem weitgehend ökologischen Anbau entsprecht, das ist die Bodenbegrünung der Beete über die Wintermonate, auch wenn diese in dieser Zeit nicht völlig geschlossen ist, so ist es doch allemal besser, als den Boden völlig frei stehen zu lassen. Die Anlage einiger dieser Stechsalatbeete hat außerdem den Vorteil, dass wir im Frühling von diesen zum Verpflanzen immer ausreichend Jungpflanzen aufnehmen können, denn setzen wir die Pflanzen im März auf genügend Abstand, so erhalten wir im Mai ganz normale Kopfsalate.


[1] Th. Rümpler; Illustrierte Gemüse- und Obstgärtnerei (Bearbeitete Auflage); Verlag von Wiegand , Hempel & Parey; Berlin 1879

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