Paprika-ErntePaprika aus dem Freiland (und Paprika-Tomate).
Paprika aus dem Freiland (und Paprika-Tomate).

Paprikaanbau – das Wichtigste vorweg: Der Samen wird nicht direkt ins Freiland gesät, sondern die Pflanzen müssen vorgezogen werden. Die Aussaat dafür erfolgt im Februar und März. Wichtig ist vor allem die rechtzeitige Aussaat, die sowohl im geheizten Gewächshaus als auch im Zimmer erfolgen kann. Die Keimung der Samen dauert recht lang. Man beachte, dass der Paprika ein sogenannter Dunkelkeimer ist. Ebenso wichtig für die Kultur im Freiland ist die gute Bodenvorbereitung und regelmäßige Düngung. Da die Ernte der Schoten nicht an kurzfristige Termine geknüpft ist, eignet sich diese Kultur besonders für Gartenfreunde, welche ihren Garten nicht regelmäßig besuchen können.

Das Gemüse liefert von Juli bis zum ersten Frost gute Erträge.

Paprika wird von Kleingärtnern oft im Gewächshaus gezogen und kultiviert, doch der Anbau gelingt auch im Freiland sehr gut. Dieser Freilandanbau, den ich selber mit Erfolg praktiziere, ist hier beschrieben. Zuvor werfen wir aber einen Blick auf die Pflanzen selber:

Botanik

Der Gemüsepaprika, den wir anbauen, aber auch Chili und Peperoni sind eine Pflanzenart, welche wir eigentlich korrekt als Spanischer Pfeffer [2] – botanisch Capsicum annuum – bezeichnen. Diese Art, der Spanische Pfeffer, ist eine von etwa 35 weiteren recht exotischen Paprika-Arten, welche allesamt der Pflanzengattung Paprika (Capsicum) angehören. Diese wiederum wird der Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) zugeordnet und diese der Ordnung der Nachtschattenartigen (Solanales). Die Urheimat dieses von den Ureinwohnern Amerikas entdeckten Gemüses ist das Gebiet des heutigen Nord-Kolumbiens und Texas. In Peru wurde bereits 2000 v. Chr. scharfer Paprika angebaut. Der Arzt Diego Álvarez Chanca, ein Begleiter von Christoph Kolumbus, erwähnte die Früchte bereits 1494 das erste Mal, und schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts dienten die Chilischoten den Portugiesen und Spaniern als Gewürz. Von Spanien aus verbreitete sich dann die scharfe Würzpflanze in die ganze Welt. Bis in das 20. Jahrhundert hinein gab es aber nur die scharfen Chili- und Peperonivariationen, bzw. baute man im 19. Jahrhundert den Spanischen Pfeffer (wie heute ebenfalls) auch als Zierpflanze an.

Paprika Beißbehre1879: Bei Rümpler [1] gibt es vom Spanischen Pfeffer zwei Sorten: 'Lange Beißbeere' und 'Eckige Beißbeere'. Die Gattung wird mit Calecutischer Pfeffer bezeichnet.

Nach meinen Recherchen sind die ersten milden und süßen Gemüsepaprika-Sorten wohl erst in den 1930er oder 1940er Jahren in Ungarn um die Stadt Szeged herum entstanden. In Deutschland ist der Anbau dieses wichtigen Vitamin- und Mineralstofflieferanten nur sehr stockend in den Fokus geraten. Merkwürdigerweise wurde im 19. Jahrhundert die Kultur des Spanischen Pfeffers in den gängigen Gartenbüchern noch detailliert beschrieben, doch in der Literatur von 1900 bis 1945 ist sie fast völlig verschwunden. In Karl Erwigs Buch "Der Nutzgarten" (Leipzig, Berlin 1949) ist dann dem "Paprika und süßen Pfeffer" ein Kapitel gewidmet, wobei mit "Paprika" Chili und Peperoni gemeint sind und mit süßem Pfeffer sicher der ungarische Gemüseparika, der hier zusammen mit anderen südländischen Kulturen (Pattison, Zucchini) zuerst mit Erfolg von den geflohenen und vertriebenen Ungarndeutschen angebaut wurde. Die Nutzgärten dieser Vertriebenen sind mir noch aus den 1970er Jahren gut bekannt, und die Ungarndeutschen waren wohl auch diejenigen, welche in Deutschland am längsten die alten, klassischen Selbstversorgergärten und -wirtschaften erhielten, als einheimische Gartenbesitzer den Gemüsegarten bereits durch englischen Rasen und die Obstbäume durch Koniferen ersetzt hatten. Die rechte Breitenwirkung hatte in Deutschlands Kleingärten der Paprikaanbau aber immer noch nicht erreicht, bis dann in den 1990er Jahren die gut vorgezogenen Chili- und Paprikapflanzen in den Gartenmärkten angeboten und modern wurden.

Anbauanleitung

Bodenansprüche, Nährstoffbedarf

Paprika verlangt einen lockeren Boden. Man sollte ihn tiefgründig lockern (zwei Spaten tief). Wer hat, der grabe oberflächlich Stroh ein (10 bis 20 Liter pro m²) oder strohigen Mist (10 Liter pro m²). Die Pflanzen haben ein hohen Nährstoffbedarf, welcher durch eine Grunddüngung (Stallmist) vor der Pflanzung gesättigt werden kann. Aber die Nährstoffe können auch als sogenannte Kopfdüngung sowohl 2 Wochen nach der Pflanzung als auch nach Ausbildung der ersten Früchte gegeben werden. Zu viel Kunstdünger wird aber nicht gut vertragen. Mittlerweile dünge ich selber nur noch mit Kleintiermist und Jauche (in Wasser vergorener Hühnerkot) und erziele damit beste Erfolge. In der Regel bringe ich die verdünnte Jauche ab Juni aller 14 Tage aus und achte kaum auf irgendwelche Dosierungen. Für den konventionellen Kleingärtner habe ich aber trotzdem den Bedarf an Nährstoffen und Kunstdünger zusammengestellt, denn gar nicht zu Düngen ist auch keine Lösung, wenn Stallmist oder Dung aus der Kleintierhaltung nicht zur Verfügung stehen.

– Düngung

Es wird empfohlen, stets eine Grunddüngung von 5 g/m² Stickstoff zu verabreichen, da beim Paprika so nicht die Gefahr einer Reifeverzögerung (wie bei Tomate) besteht. Laut Fachliteratur wird die Stickstoff-Grunddüngung "auch dann vorgenommen, wenn der Stickstoffgehalt im anzustrebenden Nährstoffbereich (100 bis 175 mg/Liter) liegt. Bei normalem Versorgungszustand des Bodens werden außerdem 10 g/m² Phosphor und 25 g/m² Kali als Grunddüngung verabreicht." Bei ungenügender Stickstoffversorgung wird bereits zwei Wochen nach der Pflanzung mit einer entsprechenden Kopfdüngung in Höhe von 5 g/m² (N) begonnen. Eine optimale Stickstoffversorgung zeigt sich beispielsweise bei der empfohlenen Kleingarten-Sorte 'Feher' durch eine hellgrüne Farbe der obersten Blätter, während die darunterliegenden Blätter dunkler sind. Kalidüngung: Der anzustrebende Nährstoffbereich liegt zwischen 300 und 600 mg/Liter. Mit Kali wird in der Anbauperiode ein- bis dreimal in einer Menge von je 8 g/m² zu düngen sein.

Paprika selber ziehen:

Möchtest du Peperoni oder Chili anbauen, so genügt für den Bedarf meist eine einzelne Pflanze, die man als Jungpflanze günstig beim Gärtner kauft. Für Gemüsepaprika ist die eigene Anzucht und Kultur lohnend.

– Aussaat-Erde, Substrat für die Jungpflanzen

Das Substrat für die Aussaat sollte relativ locker sein, denn der Luftbedarf der Paprikawurzeln ist hoch. Auch die pikierten Jungpflanzen sollten in lockerem und strukturstabilem Substrat stehen. Das heißt, die Erde sollte mit Torf gemischt werden oder lockere Komposterde Verwendung findet.

– Samen

Aus einem Gramm Samen erhält man 60 bis 100 Pflanzen. Das Saatgut ist drei bis fünf Jahre keimfähig. Hohe Erträge bringen Hybrid-Sorten, deren Samen wir kaufen können. Doch auch einfache samenechte Paprikasorten sind rentabel, weil man von diesen selber den Samen gewinnen kann, und im Freilandanbau pflanzen wir halt ein paar Pflanzen mehr und kompensieren so die etwas geringeren Erträge der alten Landsorten. Ob gekauft oder selber gewonnen, man sollte vor der Saat rechtzeitig eine Keimprobe machen (Dezember). Der Grund dafür ist, dass die Keimung recht lange dauert. Gehen die im Februar gelegten Samen nicht auf, ist es für eine Nachsaat meist schon zu spät. Gewinnt man den Samen aber jährlich selber, so kann man sich diese Prozedur sparen, denn diese keimen sicher. Gründe, warum der Paprikasamen nicht keimt, gibt es viele. Da es den Rahmen dieser Seite sprengen würde, habe ich sie separat aufgeführt. Du findest sie unter: Samen keimt nicht.

Aussaat: Behältnisse, richtiger Zeitpunkt, Saattiefe, Anzuchttemperatur

Ich verwende statt flacher Saatschalen lieber kleine Blumenkästen, denn die Gefäße sollten für die Keimung relativ warm stehen, und dabei kann es schon mal passieren, dass die Erde in flachen Schalen austrocknet. Außerdem muss man im Blumenkasten die Setzlinge später nicht so schnell pikieren. Ich säe die einzelnen Samenkörner mit drei bis vier Zentimeter Abstand in die Erde. Die Saattiefe beträgt ein bis zwei Zentimeter (Dunkelkeimer). Tabelle: Welche Gemüse sind Licht und Dunkelkeimer?

März:
Eigene Jungpflanzenanzucht im ...
Paprika unter Plastikhauben An...

Der Aussaatzeitpunkt ist die letzte Februarwoche. Das gilt aber nur, wenn die Temperatur für die Keimung und die Anzucht der Jungpflanzen optimal ist. Die Keimung ist oft etwas schwierig, denn die Samen brauchen lange, bis sie aufgehen. Die Zeit dafür ist abhängig von der Temperatur der Erde in den Schalen. Bei einer Keimtemperatur von 25°C laufen die Samen nach etwa 16 Tagen auf. Herrschen nur 15°C vor (wenig beheiztes Zimmer bzw. am kühlen Fenster), dauert es etwa 35 Tage, bis die ersten Keimlinge sichtbar werden. In diesem Falle sollte der Aussaatzeitpunkt auf Anfang Februar vorverlegt werden. Auf diese Weise bekommt man ohne besondere Schwierigkeiten bis zum Mai ordentliche Jungpflanzen.

Behandlung der Sämlinge

Sind die Paprikasamen aufgegangen, sollten sie nicht zu kühl stehen. Optimal wären tagsüber Temperaturen von 20 bis 24°C und nachts von 18°C. Ist die Umgebung etwas kühler, verzögert sich das Wachstum. In diesem Falle (wie schon oben empfohlen) sollte die Aussaat bereits Mitte Januar geschehen, worauf in der Folge am Fenster eines wenig geheizten Zimmers genügend Zeit für das Wachstum der Pflänzchen bleibt.
Haben die Sämlinge ihre Keimblätter verloren und zwei Laubblätter entwickelt und sind sie einigermaßen erstarkt, werden sie pikiert, also in Töpfe umgepflanzt. Wir setzen immer zwei Pflänzchen in einen Topf. Dafür verwenden wir runde oder eckige Blumentöpfe (Foto) mit einem Durchmesser von etwa acht Zentimeter (8er Töpfe). Die Jungpflanzen sollten möglichst in feuchter Luft (Fachausdruck dafür ist: gespannte Luft) stehen, was im Gewächshaus einfach zu bewerkstelligen ist. Da das im Zimmer am Fenster nicht zu realisieren ist, behelfen wir uns mit Folietüten, welche wir über die Setzlinge stülpen und unter denen ein feuchtwarmes Klima entsteht.

Paprika Jungpflanzen

Pflanzung

Der optimale Zeitpunkt ist Mitte Mai, wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind. In der Regel pflanzt man Gartenpaprika im Abstand von 30 x 30 Zentimeter auf ein in voller Sonne liegendes Beet. Alte Erfahrungen besagen, dass es besser ist, jeweils zwei Paprikapflanzen eng nebeneinander zu pflanzen (7 cm). Irgendwie gedeihen dann die Pflanzen besser und sollen auch höhere Erträge bringen. Der Abstand zum nächsten Paar bekommt dann die oben erwähnten 30 Zentimeter.

Weitere Pflege

Beim Paprikaanbau im Kleingarten kann auf einen Triebschnitt verzichtet werden. Nur zur Pflanzung oder kurz danach wird die Terminalknospe (Mittelknospe) oder Blüte am oberen Ende der Pflanze ausgekniffen, damit die Paprikapflanze buschig wächst. Hat man außerdem kompakt wachsende Sorten und relativ kleine Pflanzabstände gewählt, dann brauchen die Bestände auch nicht mit Stäben befestigt zu werden.
Wichtig: Nach der Pflanzung darf nur wenig gegossen werden, weil die Pflanzen sonst die Blüten abstoßen. Auch die gesamte Kulturzeit wird nur moderat gegossen. Die Düngung wurde bereits oben im Text abgehandelt.

Paprika Kraut

Ernte

Die Paprikafrucht muss ausgewachsen und knackig sein, um geerntet werden zu können. Eine weiche Frucht, die sich zusammendrücken lässt, ist noch nicht erntereif. Wird sie dennoch geerntet, so welkt sie schnell. Bei gelben und roten Sorten wird der erntefähige Zustand bereits erreicht, wenn die Früchte noch grün sind (Marktreife). Sie können in diesem Zustand geerntet und verzehrt werden. Eine kräftige rote und gelbe Farbe bekommen sie aber nur, wenn sie an der Pflanze ausreifen können.
Diese Vollreife kann aber noch gut vier Wochen dauern. Darum genügt es auch, wenn die Früchte einmal in der Woche oder auch nur einmal aller 14 Tage geschnitten werden. Die Ernte erfolgt zweckmäßigerweise mit der Gartenschere.

Paprika ErnteAlte Landsorten aus meinem Freilandanbau

Lagerung

Die in der Grünreife geernteten Früchte halten sich bei Temperaturen von 8 bis 10°C und einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent mehrere Wochen lang frisch. Das Minimum der Lagertemperatur liegt bei 4°C, was die Lagerfähigkeit weiter verlängert (2 Monate). Voll ausgereifte Paprikafrüchte sind schlechter lagerfähig. Eine praktische Form, süßen Paprika lange zu lagern ist, dessen Zerkleinerung in ein Zentimeter große Stücke und diese gut zu trocken. Die trockenen Stücken werden dann in einem gut verschlossenen Glas aufbewahrt und können für Suppe und Saucen Verwendung finden.

Verwendung, Verarbeitung

Roh gegessen ist Paprika ein wertvoller Vitamin- und Nährstofflieferant. Aber auch in der Küche bieten sich vielerlei Verwendungsmöglichkeiten, um mit Salat und gefüllten Paprikaschoten nur zwei zu nennen. Wird sehr viel Paprika auf einmal geerntet, bietet sich die Verarbeitung zu Letscho oder Ratatouille an, das eingeweckt oder eingefroren wird. Für Letzteres werden neben Tomaten und Paprika auch Auberginen benötigt, deren Kultur im Eigenanbau ebenfalls möglich ist.


Literatur:

[1] Th. Rümpler; Illustrierte Gemüse- und Obstgärtnerei (bearbeitete Auflage); Verlag von Wiegand , Hempel & Parey; Berlin 1879

[2] Artbezeichnung auch "Speisepfeffer (Gemüsepaprika)" bei Horst Koehler; Das praktische Gartenbuch; Lengerisch 1955; Seite 425

[3] Gemüsearten zur Vervollständigung des Gemüsesortiments (Verband der Kleingärtner...) Pösneck 1987 (?)

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