Achtung – Besonderheit: Die Schwertbohne (Phaseolus vulgaris), welche hier beschrieben wird, hat eine gleichnamige tropische Art (Canavalia gladiata). Letztere wird bei uns nicht angebaut und so soll damit geklärt sein, dass diese nicht gemeint ist. Die Schwertbohne ist eine Art-Variante der grünen Gartenbohne und scheint immer mehr in Vergessenheit zu geraten. Der Grund dafür ist das nicht Wissen um seine besondere Zubereitung in der Küche, die eigentlich sehr leicht ist und vorzugsweise für Selbstversorger in Frage kommt. In größeren Supermärkten finden wir die schwert-flachen Schoten aber auch in Supermärkten mit größerer Gemüseauswahl. Dazu unten mehr. Zunächst wollen wir uns dem Anbau dieser bemerkenswerten Hülsenfrucht widmen und schauen, welche Wuchseigenschaften diese Gartengemüse aufweisen und welche Erträge sie bringen.
Es lässt sich nicht vermeiden, zunächst kurz etwas zur botanischen Herkunft dieser Gemüseart zu sagen. Diese Hülsenfrüchte teilen wir zunächst in Alte- und Neue-Welt-Bohnen. Letztere sind diejenigen, die es vor der allgemeinen Entdeckung Amerikas noch nicht gab. Aus dieser Neuen Welt (Amerika) kommen die Formen, welche wir roh nicht zubereiten dürfen. Sie müssen vor dem Verzehr erhitzt, bzw. gekocht werden.
Die Art stammt aus den Mittel- und Südamerikanischen Tropen und verträgt keinen Frost, trotzdem ist sie an unser Klima sehr anpassungsfähig.
Botanik
Die Schwerbohne mit ihren langen, sehr flachen Hülsen, ist ein Sortentyp der Grünen Gartenbohne Phaseolus vulgaris, diese Art gehört zur Gattung Phaseolus. Diese fügt ist in die Unter-Unterfamlie Phaseoleae und diese in die Unterfamlilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae), welche wiederum der Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) zugeordnet wird und die Hülsenfrüchtler gehören botanisch zur Ordnung der Schmetterlingsblütenartigen (Fabales). Damit ist nun wissenschaftlich klar gestellt, mit welchen Gewächs wir uns hier befassen.
Es ist eine Stangenbohne
Die Art Phaseolus vulgaris ist sehr variantenreich, was die Wuchsform und die Form und Eigenschaften der Hülsen betrifft. Die Schwertbohne ist eine Rank- bzw. Kletterbohne und rankt sich mit drehenden Wuchs an den aufgestellten Stangen gut 3 m hoch. Die Hülsen sind je nach Sorte zwischen 20 und 30 cm lang und ca. 2 bis 3 cm breit und im Jugendstadium ganz flach. Auf einer Seite sind sie gewellt. Sorten sind:
- 'Algarve' – grün, sehr früh
- 'Goldelfe' – gelb, früh
- 'Hilda' – grün, bis 30 cm lange Hülsen, Riesenstangebohne
- 'Limka' – grün, mittelfrüh, lange zart
Neben den hier genannten Sorten gibt es bei etlichen Online-Anbietern aber auch Zuchtlinen samenechter Stangenbohnen Samen zu kaufen. Meist sind es alte Landsorten aus den Selbstversorgergärten aus Russland, Ukraine, Osteuropa, Mexiko, und Südamerika.[1]
Bekannt ist die Form auch als lange flache italienische Stangenbohne und da man diese dort viel anbaut ist nicht verwunderlich, dass es etliche sehr hochwertige Sorten aus Italien gibt, wovon die mesiten auch als samenfast gelten.
- 'Albingha Sel. Larosa'
- 'Mangiatutto Supermarconi'
- 'Monachella'
- 'Posena'
- 'Smeraldo'
- 'Stortino di Trento'
- 'Supermarconi_
Anbau
Standort und Vorbereitung
Die Schwertbohnen gedeihen an jedem geschützten, sonnigen oder leicht halbschattigen Standort. Der Boden sollte locker und sehr humusreich sein. Es ist ratsam die Saatstelle zuvor mit reichlich Kompost aufzubessern. Es braucht stabile Stangen oder ein entsprechendes Gerüst, an dem sich die Pflanzen hochranken können und welches bei starken Windböen nicht umkippt. Günstig sind in Zeltform aufgestellte Stangen, welche nicht zu glatt an der Oberfläche sind. An geraden Stangen rutschen die hochgeschlungenen Pflanzen manchmal unter der Last der vielen Bohnen zusammen. Meist geschieht das bei starkem Regen. Eine Alternative ist es, die Pflanzen zusätzlich mit Strick an dem Stab festzubinden.
Aussaat und Pflege
Die Zeit für die Aussaat ist von Mai bis 20. Juni möglich, wir sollten die Bohnen (vor allem, wenn es frühe Sorten sind) für den Sofortverbrauch in der Küche aber nicht mit einem Male gleich Anfang Mai säen, sondern in wöchentlichen Abständen immer ein oder zwei Stangen. Warum, dass wird unter der nächsten Überschrift näher erklärt. Etwa 7 Samen werden an einer Stange ein bis zwei Zentimeter tief gesteckt, angegossen und bei Trockenheit weiter feucht gehalten. Bei 15 bis 20°C beginnen die Samen zu keimen und gehen je nach Durchschnittstemperaturen nach 8 bis 14 Tagen auf. Sind viele Nacktschnecken im Garten unterwegs, müssen die Keimlinge geschützt werden. Einige wenige "Schneckenkörner" gestreut werden, sind da eine gute Hilfe. Eine besondere Pflege findet nicht statt, nur sollte bei starker Trockenheit zusätzlich gewässert werden.
Ernte und Verwendung
Bei der Ernte der Bohnen ist etwas Aufmerksamkeit gefragt. Lange Zeit scheint sich in den berankten Stangen nicht zu tun und dann sind diese wie über Nacht über und über mit den schwertflachen Bohnenschoten übersät. Bei den meisten der Sorten sollten wir die Hülsen ernten, wenn diese noch relativ jung sind. Dann sind sie geschmacklich eine wahre Delikatesse und mit anderen Gemüsebohnen gar nicht zu vergleichen. Das betrifft Zartheit und Aroma. Für jene ersten Delikatessen gibt es nur ein kurzes Zeitfenster. Aus diesem Grunde rät der Autor, der diesbezüglich schon viel experimentiert hat, mehrere Stangen in Wochenabständen zu besäen. Beim Turnus von 10 Tagen können wir 6 Chargen anbauen.
Reifen die Schwerbohnen weiter aus und sind noch relativ flach, bekommen sie die Qualität, wie jede andere Grüne Gemüsebohne auch, doch bald ist dadurch eine Grenze gesetzt, dass die Hülsen von innen her zäh werden. Man kann die Schoten dann aber trotzdem weiter Ausreifen lassen und hat dadurch Saatgut für das kommende Jahr oder Trockenbohnen für die Suppe.
Verwendung für gebratene Grüne Bohnen in der Pfanne
Das Interessanteste kommt nun zum Schluss. Immer wieder liest man in den Foren: "Kann ich Grüne Bohnen sofort in der Pfanne braten, etwa als Speckbohnen?" Nach den Erfahrungsberichten in den Foren und auch aus etlichen eigenen Erfahrungen (braten im Wok) ist festzustellen, dass dies bei den gängigen Gemüsebohnen nicht geht, weil diese ohne das Blanchieren in der Pfanne doch etwas zäh bleiben und auch ein rohes Aroma behalten. Nach dem Wissenstand des Autors gibt es aber zwei Ausnahmen. Das sind Spargelbohnen [2] und eben unsere Schwertbohnen. Diese können wir, wenn sie jung sind und je nach Sorte, sofort in der Pfanne oder im Wok braten [3] – mit oder ohne Speck – und irgendein Sternekoch soll dieses Aroma erst einmal auf seine herkömmliche Weise hinbekommen.
Wir mit unseren Selbstversorgergärten sind da besser dran, obwohl wir das Braten der Schwertbohnen als Gericht sicher nicht erfunden haben. Auf die Idee und mit viel Züchterfleiß haben das schon hunderte Jahre zuvor die Ureinwohner Amerikas getan und sie haben diese flachen Stangenbohnen garantiert auch so benutzt. Wir waren drauf und dran, dieses Wissen bei uns zu verlieren, bevor wir es uns richtig angeeignet haben.
[1] Ein Anbieter alternativer Sorten soll hier genannt sein: www.manfredhans.de mit seiner außergewöhnlichen Zuchtlinie "Stangenbohne aus Mexiko" (Saatgut)
[2] Meter- oder Spargelbohne (Vigna unguiculata subsp. sesquipedalis), eine Alte-Welt-Bohne, super, doch bei uns wenig Ertrag. Sie können roh gegessen werden.
[3] Die Hülsen von Phaseolus vulgaris enthalten Phasin, dass ein Eiweiß ist, welches bei manchen Menschen zu Vergiftungen führt. Aus diesem Grunde muss gut 10 Minuten lang heiß gebraten werden, was das Gemüse erst bekömmlich macht.