Yacon Knollen1) Die Knollen sind roh ein wirklich schmackhaftes Gemüse, welches meist wie Obst verwendet wird.
1) Die Knollen sind roh ein wirklich schmackhaftes Gemüse, welches meist wie Obst verwendet wird.

Es gibt ein Vielzahl von seltenen oder exotischen Gemüsearten, von denen die eine oder die andere immer mal wieder in Mode kommt. Erst wird das außergewöhnliche Gemüse angepriesen, mit Bezeichnungen wie "super gesund" oder gar "Superfood" versehen, doch häufig ist die Begeisterung dann auch ebenso schnell wieder verpufft, wie sie gekommen ist. Sollte dieses Knollengewächs, das aus Amerika stammt, nun auch in diese Kategorie fallen? Nein, ganz im Gegenteil, meine ich. Es hat so viele Vorzüge, dass es Zeit wird, dieses Gemüse auch im Kleingarten ganz selbstverständlich neben Kartoffeln und Möhren anzubauen.

Vorteile für den Anbau im Selbstversorgergarten

Bevor ich auf die Botanik und die Kulturanleitung eingehe, möchte ich die Vorzüge von Yacon aufzählen, um den Leser für den Anbau des Gemüses zu begeistern:

  • einfacher Anbau und unkomplizierte Vermehrung
  • frischer, leichter Geschmack ein wenig nach Kohlrabi und Birne, nur wenig süß
  • schmeckt auch Kindern ausgesprochen gut
  • wächst noch im Halbschatten
  • ist im Kübel kultivierbar (Balkongemüse)
  • einfach und lange lagerbar
  • sehr gesund

Botanik und Herkunft

Yacón (auch als Inkawurzel bekannt) hat die botanische Bezeichnung Smallanthus sonchifolius, doch gibt es auch noch die Synonyme Polymnia edulis und Polymnia sonchifolia, unter welchen das Gewächs beschrieben ist. Yacon ist eine Art der Pflanzengattung Smallanthus (mit etwa 21 weiteren amerikanischen Arten) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

2) Yacón gilt als gesunde Nutz- und Heilpflanze. Neben den Knollen verwendet man die Blätter für Tee.

Die Inkawurzel wurde von den südamerikanischen Ureinwohnern kultiviert und vor allem in den warmen Andentälern angebaut. Alle Teile der Pflanze sind essbar, sogar auch roh. Die Blätter, die im Bild 2) zu sehen sind, verwendet man für einen heilenden Tee (Magen, Darm, Leber, Haut). Er schmeckt etwas süßlich etwa vergleichbar mit Schachtelhalmtee. Ein Teil der Frühjahrsaustriebe können in einem grünen Salat Verwendung finden. Die Hauptsache aber sind die Knollen, die man wie bereits gesagt roh verzehren kann und auch sollte, denn so bleiben die knackige Frische und der süßliche Geschmack erhalten. Außerdem enthalten sie viele wichtige natürliche Enzyme und Nährstoffe, die beim Kochen verloren gehen können. Nicht zuletzt enthält das Gemüse den Ballaststoff Inulin, dem präbiotische Eigenschaften zugesprochen werden und das damit positiv auf unsere Darmgesundheit wirken kann. Wer auf Grund des hohen Ballaststoffgehalts Yacon roh nicht verträgt, kann es aber auch durchaus kochen bzw. dünsten. Ferner wird den Knollen eine heilende und (heilungsunterstützende) Wirkung zugesprochen (Herz-Kreislauf-System, Diabetes, Krebs). Das Gemüse kann durchaus als Heilpflanze bezeichnet werden, zumal es mit den Heilkräutern Alant, wie die Blüten im Bild 3) dokumentieren, und Beifuß eng verwandt ist. Die Wurzelknollen enthalten reichlich Aminosäuren, Kalzium, Kalium, Phosphor und Eisen, aber wenige Vitamine.

Yacon-Blüten im September3) Die Blüten ähneln etwas denen des Echten Alant (Inula helenium) Tatsächlich sind beide Arten miteinander verwandt.

Eine enge botanische Verwandtschaft besteht zudem mit dem indianischen Topinambur (Helianthus tuberosus), welchem ähnliche Gesundheitswirkungen zugesprochen werden. Ich führe den Topinambur hier deshalb an, weil auch er zu den eingangs erwähnten Mode-Gemüsen zählt, welches einmal überschwänglich angepriesen wurde, aber in der der Praxis ziemlich unbrauchbar ist, denn seine Knollen schmecken nur einem kleinen elitären Kreis von Kennern. Selbst meine Kaninchen sind davon nicht besonders begeistert – vom Yacon- Gemüse allerdings um so mehr.

Yacon pflanzen – Anbauanleitung

Man braucht für den Anbau einen tief gelockerten Gartenboden und normalerweise viel Platz, denn die Indianerwurzel wird sowohl im Pflanz- als auch im Reihenabstand von einem Meter gepflanzt. Im Kleingarten kann man diesen optimalen Abstand bis auf 80 Zentimeter reduzieren und wird noch gute Erträge haben. Ideal ist ein freier Stand und volle Sonne, was auf Landwirtschaftsflächen leichter umzusetzen ist, als z.B. in einem Kleingarten. Meist hat man da nicht ausreichend Platz und zudem die erforderlichen Bedingungen, es sei denn, der Kleingärtner verzichtet auf einige andere Gemüse. Bei einem sächsischen Gartenfreund und Selbstversorger habe ich jedoch eine sehr brauchbare Anbaumethode kennengelernt. Die Yacon-Pflanzen wurden in kleinen, nur 30 Zentimeter hohen, temporären Hügelbeeten (flache Hochbeete) gezogen. Mein Bekannter hatte dafür alte Kunststoffregentonnen in einzelne Ringe zersägt, diese ein Stück eingegraben, mit Komposterde gefüllt und bepflanzt. Die Ergebnisse konnten sich durchaus sehen lassen.

Indianerwurzel Sorte Morado4) Die Ernte der Indianerwurzel erfolgt spätestens im Oktober. Sorte 'Morado'.

Man kann auch alte Kisten verwenden, um entsprechende temporäre "Hochbeete" anzulegen. Der Vorteil ist, wie bei den Elementen aus der Regentonne, sie können auch an Stellen transportiert werden, wo kein gutes Gartenland ist und kaum was anderes gut wächst. Und selbst leicht überschattete Stellen eignen sich noch dafür. So können zum Beispiel schattige Plätze unter Obstbäumen nutzbar gemacht werden. Dass die Yacon-Pflanzen auch im Halbschatten noch ganz gut gedeihen und dort reichlich Knollen ansetzen, habe ich in meinem Nutzgarten erfolgreich ausprobiert. Unter Idealbedingungen funktioniert der Yaconanbau, wie bereits gesagt, jedoch nur in ausreichend großen Gemüsegärten, weil der Platzverbrauch doch enorm ist.

Yacon-Wurzelstock Vermehrung5) Nachdem die Knollen entfernt sind, dienen die Wurzelstöcke der Vermehrung.

Wer aber mit jedem Quadratmeter Gartenboden haushalten muss, der sollte auf eine der oben vorgeschlagenen Methoden zurückgreifen. Nach der Ernte werden diese eingefassten Hügelbeete wieder entfernt, denn befinden sich Obstbäume oder andere Gehölze in der Nähe, würden sich deren Wurzelsyteme dort ausbreiten.

Vermehrung und Pflanzung

Gepflanzt wird gekaufte Ware (getopfte Pflanzen) ab dem 15. Mai, wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind, denn das Knollengewächs ist nicht frosthart. Wer Yacon bereits in seinem Garten kultiviert hat, kann die abgeernteten Wurzelstöcke frostfrei überwintern, teilen und wieder einpflanzen. Das ist die übliche Vermehrungsmethode, da die Blüten kaum Samen ausbilden.

Wuchseigenschaften

Auf das Wachstum der Pflanze möchte ich noch einmal gesondert eingehen, denn die Gewächse, welche wie bereits gesagt im Mai gepflanzt werden, stehen zunächst mindestens bis Mitte Juli auf dem Beet, ohne sich besonders auszubreiten, wie das Bild 7) gut dokumenteirt. Erst Mitte August starten sie so richtig durch und entwickeln sich in den nächsten Wochen zu mannshohen Büschen, siehe Bild 2).

Yacon-Pflanzen im Juli7) Noch Ende Juli sind die Gewächse nur kniehoch, erst dann bilden sie hohe Büsche aus.

Das hat den Vorteil, dass man die Yacon-Beete im Kleingarten mit einer sogenannten Zwischenkultur bestellen kann, also einem Gemüse, welches zusammen mit der Inkawurzel gepflanzt oder gesät wird, aber bereits im Juli erntereif ist. Das heißt, es wird geerntet vor oder zu Beginn der Hauptwachstumzeit der Knollenpflanze. Diese Zwischenkulturen (man kann diese Anbaumethode auch als eine Art Mischkultur sehen) sollten aber keine Wurzelkonkurrenz für die Inkawurzel sein. Man kann also ohne Probleme frühe Buschbohnen wählen oder Pflück- bzw. Spargelsalat (diesen nicht zu dicht setzen). Kapuzinerkresse würde sicher auch eine brauchbare Unterpflanzung geben. Eine Mischkultur von Yacon und Mais könnte ich mir ebenfalls vorstellen, wobei der Mais aber schon Mitte April gesät werden muss.

Pflege, Düngung

Nach der Pflanzung lassen wir dem Gemüse die übliche Pflege, wie Unkraut jäten und Wässern (bei Trockenheit unbedingt reichlich) angedeihen. Gedüngt wird am besten nur organisch mit gelegentlicher Gabe von Jauche. Da das aber nicht übermäßig erfolgen sollte, gelten als Orientierung zwei Gaben im Laufe der Vegetationsperiode. Eine Mulchschicht ist ideal, da sie das Austrocknen des Bodens verhindert.

Ernte, Lagerung

Spätestens nach dem ersten Nachtfrost sterben die oberirdischen Pflanzenteile ab. Dann sollten die Knollen ausgegraben werden. Wer Kleintiere hat, kann das wertvolle Grün als Futter nutzen und sollte es im Oktober ernten, auf jeden Fall aber vor dem ersten Frost. Die Wurzelknollen werden frostfrei geborgen und an einem nicht zu trockenen Ort, der im Winter durchaus um die 15°C haben kann (was relativ warm für Lagergemüse ist) frostfrei gelagert. Sie dürfen durchaus dem Licht ausgesetzt werden (im Gegensatz zu Kartoffeln), was den Geschmack sogar noch verfeinern soll. Wer Dahlien über den Winter einlagert, der kann die Yakon-Wurzeln wie diese aufbewahren.

Zubereitung

Die Formen der Zubereitung sind sehr vielfältig. Neben dem Frischverzehr und Grünen Smoothies können die Knollen gedünstet oder gebraten werden. Geraspelte Chips kann man trocknen oder fritteren, wobei dem experimentellen Kochen wohl keine Grenzen gesetzt sind. Jeder sollte für sich herausfinden, wie er dieses Gemüse in seine Speiseplan integriert. Bei uns dient es überwiegend als Rohkost.