Schwarze ApfelbeereSchwarze Apfelbeere Sorte 'Nero'
Schwarze Apfelbeere Sorte 'Nero'

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich die Schwarze Apfelbeere nun als Ost oder Wildobst bezeichnen sollte – ich meine, ein Wildobst war sie noch vor 50 Jahren, doch nun ist sie so weit kultiviert und in den Gärten integriert, dass sie kein Außenseiter mehr ist. Ich kann das so einschätzen, da ich 1982 meine Lehre als Baumschulgärtner machte und damals die Aronie vor allem in den USA beliebt war und gerade – wie so vieles westliches Kulturgut – seinen Weg nach Europa fand. Zunächst wurde das Nutzgehölz in einigen Balkanländern gepflanzt und später in Mitteleuropäischen Ländern, doch nicht immer nur zur Saftgewinnung, sondern auf Hochstamm veredelt, auch als kleinkroniger Stadtbaum.

Es gab aber auch noch einen zweiten Verbreitungszweig dieser sehr nützlichen Gehölzart und der kommt aus Russland, wo Aronia malanocarpa um 1900 eingeführt wurde. Dort hatte bald danach der berühmte russische Botaniker und Pflanzenzüchter Iwan Mitschurin (siehe unten: Mitschurin-Sorten) wertvolle Aronien-Sorten gezüchtet, die wir heute noch in unseren Baumschulen kaufen, bzw. online bestellen können. Dieser Umstand sollte uns tatsächlich aufhorchen lassen, den der von Lenin und Stalin protegierte Wissenschaftler wollte ja mit seiner Arbeit den damaligen Kommunismus zur Weltmacht verhelfen und so hat sich Mitschurin mit den Obstarten beschäftigt, welche er für besonders unverzichtbar hielt. Ein Hauptgrund der Wertschätzung der Aronien war und ist aber sicher die Eigenschaft, dass sie bestens auf trockenen Böden gedeihen.

Botanik

Bevor wir uns aber den praktischen Informationen zur Apfelbeere widmen, schauen wir noch einmal kurz auf die Einordnung der Art in die biologische Systematik. Mit dem werden wir aber durchaus auch recht patente Hinweise für den Anbau bekommen, denn aus der Systematik ersehen wir, dass es biologisch sehr nahe stehende Arten gibt, welche es möglich machen z.B. die Aronie auch auf eine Eberesche veredeln oder gar kreuzen zu können (siehe unten: Mitschurin-Sorten).

Aronia malanocarpa ist eine Pflanzenart der Gattung Apfelbeeren (Aronia), welche sich in den Untertribus der Kernobstgewächse (Pyrinae) fügt. Der Tribus ist Pyreae und die Unterfamilie Spiraeoideae – die Pflanzenfamilie sind die Rosengewächse (Rosaceae) und die Ordnung, zu welcher die Rosengewächse gehören sind die Rosenartigen (Rosales). Ursprünglich gehörten die Aronia-Arten als Sektion zu den Sorbus-Arten, wurden dort aber herausgenommen und drei der Arten als Aronia vereint: A. arbutifolia, A. melanocarpa und Aronia × prunifolia (ein natürlicher Hybrider der vorangestellten beiden Arten). Von A. melanocarpa existieren nach wikipedia zwei beschriebene Varietäten (quasi Unterarten):

  • Großfrüchtige Apfelbeere – Aronia melanocarpa var. grandifolia (Lindl.) Schneid.
  • Kahle Apfelbeere – Aronia melanocarpa (Michx.) Elliott var. melanocarpa

Der botanische Name wurde durch den deutschen Botaniker Friedrich Kasimir Medikus (1736 – 1808) festgelegt. Der Zusatz melanocarpa ist dem Griechischen entlehnt: Mela-, melan-, melano = schwarz und carpos = Frucht. Das sommergrüne Gehölz wird auch unter folgenden Synonymen gehandelt: Sorbus melanocarpa; Aronia prunifolia 'Nero'; Zwergvogelbeere; Schwarze Edeleberesche; Straucheberesche; Aronie; Aronienbeere; Schwarze Colorado-Beere; Black chockeberry; Aronie noire; Gueule noire; Aronia Nero Superberry.

Die Herkunft des Gehölzes beschränkt sich auf die östlichen US-Staaten Ontario und Michigan, doch wird in der Fachliteratur [1] als natürliches Verbreitungsgebiet auch Florida genannt. Dort wächst die Schwarze Apfelbeere vor allem auf trockenen Böden. Von den Indianern wurden die Beeren getrocknet und für den Winter auf Vorrat gehalten. Im entsprechenden Wikipedia-Artikel sind weitere Verbreitungsgebiete im nördlichen Amerika bis hoch nach Kanada genannt, wobei ich die Daten bei Eiselt/Schröder[1] (Ontario, Michigan, Florida) als Ursprungsgebiete definiere und die aus dem Online-Lexikon als darauf folgende Verbreitungsgebiet.

Die Edelsorten der Apfelbeeren kennen wir meist als kleine Bäume, was jedoch ein Trugschluss ist. Von Hause aus sind die Aronien eher klein zu nennende Sträucher, die jedoch oft auf Stämmchen (Sorbus aucuparia) veredelt oder auch als hochstämmige Bäume angeboten werden. Die Sträucher selber bringen es auf ein bis zwei Meter Höhe und verzweigen sich reich. Die Aroniapflanzen sehen das ganze Jahr frisch und gesund aus. Die elliptischen Blätter erinnern an das Laub der Apfelbäume, nur sind die Blätter bei den Apfelbeeren kleiner und glänzender.

Wuchsform, Früchte

Die Büsche wachsen besonders in ihrer Jugend aufrecht und erst mit den Jahren auch in die Breite. Die Gehölze können Ausläufer treiben und ein feines Faserwurzelwerk ausbilden und da sie auch trockene Standorte sehr gut vertragen, verwendet man sie zur Hangbepflanzung oder auch zur Begrünung entsprechender kleiner Splitterflächen. Allerdings ist die Ausläuferbildung recht moderat, sodass wir bei der Pflanzung von Edelsorten im Garten keine Bedenken haben müssen, dass sich die Gehölze unkontrolliert ausbreiten.

Schwarze Apfelbeere Aroniaplantage

Die Blüten erscheinen Ende Mai an Doldentrauben. Sie sind weiß und im Mai, wenn überall üppig geblüht wird, wenig auffällig. Von den Bienen werden sie allerdings gefunden. Die im Hochsommer schwarz ausreifenden Früchte zählen botanisch tatsächlich zu den Apfelfrüchten (Balgäpfel), was der Oberbegriff für alle Früchte der Kernobstgewächse (Pyrinae) ist, wozu neben dem Apfel beispielsweise auch die Früchte der Quitten, Birnen, Mispeln, Felsenbirnen oder Vogelbeeren zählen wie auch die Früchte von Ziergehölzen, wie die der Zierquitten, Feuerdorne und Weißdorne (Heckenpflanze).

Vermehrung

Aronia melanocarpa ist sehr leicht zu vermehren. Büsche für Grünanlagen werden durch Aussaat oder Stecklinge vermehrt. Ältere Gehölze lassen sich nach dem Ausgraben mittels Axt und einigen gezielten Schlägen auch einfach Teilen und wieder einpflanzen. Die Sträucher (Edelsorten) werden in der Regel durch Grünstecklinge vermehrt. Eine weitere Form der vegetativen Vermehrung ist das Veredeln, was in der Regel auf Sorbos aucuparia (Eberesche, Vogelbeere) geschieht. Man kann kräftige Triebe der Aronie recht leicht auf Hochstämme hinter die Rinde Pfropfen oder Okulieren (Frühjahr und August), sowie Kopulieren.

Verwendung

In Grünanalgen

Die Verwendung als Gehölz für Böschungen oder städtischen Flächenbepflanzungen (Vogelnährgehölz) wurde oben bereits erwähnt. In Grünanlagen haben die Büsche oder besonders auch die Bäume im Herbst eine besondere Zierwirkung, weil das Laub im Herbst mit einer wunderschönen orangefarbenen Blattfärbung aufwartet. Zudem werden die Gehölze kaum Laub ab, weswegen sie gern für pflegeleichte Grünanlagen genommen werden. Sie erfüllen damit ökologische und ökonomische Aspekte und sich gleichermaßen ein Tipp für entsprechend gewünschte Gestaltungen in Firmengrünanlagen.

Aronia-Plantagen

In Deutschland wurde die erste Aroniaplantage 1976 in Sachsen gepflanzt und es folgten weitere Pflanzung im Raum Dresden und Meißen. (Ein kleines AUnabugebiet gab es wohl auch in Bayern). Damals lieferten die Beeren aber lediglich einen natürlichen Lebensmittelfarbstoff für die entsprechende Industrie. Erst ab ca. 2000 kam es zur "Wiederentdeckung" der teils verwilderten sächsischen Plantagen und deren Nutzung als Saftobst, zumal um Dresden herum ab den 1970er Jahren viele kleiner Obstbaugebiete entstanden und mit ihnen auch die Obst verarbeitende Industrie mit regionalen Absatzmärkten. Spätestens seit den 2010er Jahren bekommt der Anbau von Aroniabeeren im größeren Maßstab immer mehr Zuwachs und das in Deutschland, wie in Europa. Zu verdanken ist das vor allem der sehr robusten und schmackhaften Sorte 'Nero', welche im Vergleich zu anderen Sorten einen wirklich angenehmen fruchtigen Geschmack aufweist (alle anderen Sorten sind weniger geeignet), welchen die Verbraucher auch mögen. Ein weiterer Grund für den wachsenden Anbau ist die Möglichkeit der maschinellen Ernte.

Pflanzung im Garten

Apfelbeeren benötigen möglichst volle Sonne, doch brauchen sich nicht unbedingt den allerbesten Boden. Das ist insofern von Vorteil ist, da wir im Garten so auch Plätze bepflanzen können, wo andere Obstgehölze oder gar Gemüse versagen würde. Das robuste Wildobst kann sogar dort stehen, wo eine gewisse Wurzelkonkurrenz zu  großen Bäumen besteht. Allerdings müssen wir dann im Sommer bei Trockenheit zusätzlich Wässern und das nicht, weil sonst die Gehölze eingehen, sonderen weil dann die Früchte klein und trocken werden. Auch die jährliche Düngung mit einem Universaldünger ist angebracht, wenn der Standort nahe von Konkurrenten (Bäume) liegt, oder wenn der Boden karg und nährstoffarm ist.

Apfelbeere HochstammVeredeltes Stämmchen

Aus der Baumschule bekommen wir entweder aus Stecklingen gezogene oder veredelte Pflanzen. Die Stecklings-Pflanzen, die meist in Töpfen verkauft werden, können wir jederzeit pflanzen, so langer der Boden frostfrei ist. Theoretisch geht das bei den veredelten Gehölzen ebenso, doch ich rate diese lieber nur im Frühjahr zu setzten, da sie durch die Veredlung doch etwas empfindlicher sind. Wir pflanzen sie im Garten so tief ein, dass sie am Ende in der gleichen Höhe stehe, wie das im Topf der Fall war.

Tipp zur Pflege und Düngung

Direkt nach der Pflanzung und das folgende Jahr wird nicht gedüngt, denn die Wurzeln der Gehölze sollen zunächst mit ihren Wurzeln in der Tiefe nach Nährstoffen suchen und sich gut verzweigen. Wir achten besonders bei hochstämmigen Pflanzen darauf, dass sie fest an einem Pfahl angebunden sind (die Rinde darf aber nicht abgebunden werden), da sie sonst bei Sturm beschädigt werden könnten. Bei Setzlingen, wie im Bild oben braucht es mindestens zwei Jahre, bis sich die Gehölze allein auf ihrem Stamm halten können. Im ersten Jahr nach der Pflanzung achten wir darauf, dass der Boden im Sommer nie austrocknet.

Im Prinzip sind die Pflanzen relativ robust und anspruchslos, doch wenn wir sie ab dem zweiten Standjahr regelmäßig Düngen, dann nehmen die Früchte prinzipiell an Größe zu und werden schmackhafter, weil der derbe Schalen-Anteil bei dickeren Beeren prozentual abnimmt. Am zweckmäßigsten ist eine Düngerjauche, die wir z.B. aus Hühner- oder Stallmist ansetzten. Wer diese nicht zur Verfügung hat, nimmt einen gewöhnlichen Flüssigdünger, wie er im Garten für Blumen und Gemüse genommen wird. Diese Nährstoffgaben geben wir im Frühling reichlich und dann noch einmal moderat direkt nach der Ernte. Mit dem Düngen sollte auch gut gewässert werden.

Verwendung der Früchte

Die Sträucher tragen im vorgerückten Sommer schwarze Beeren, die essbar und auch sehr gesund sind. Die Fruchtdolden gleichen denen der Eberesche, nur sind die Beeren etwas kleiner und schwarz und nicht rot. Die Reife der Früchte ist um den 15. August (Sorte 'Nero') erreicht. Dann beginnen sich Beeren leicht zu lösen, sind prall und besitzen Süße. Der Geschmack erinnert an Heidelbeeren, aber sie haben auch einen mehligen und etwas herben Beigeschmack. Die Ernte ist einfach. Wir schneiden mit einer Schere die fruchtbehangenen Dolden ab, wobei ein einzelner Strauch schon mal einen 10-Liter-Eimer gut füllen kann. Die Aronia-Früchte lassen sich schmackhaft zu Jogurt mischen. Weiterhin nimmt man sie für gemischte Marmeladen, Liköre oder für Obstkuchen. Wir haben die Beeren auch schon eingefrostet oder getrocknet fürs Frühstücks-Müsli verwendet.

Eine weitere Verwendung, die sich mittlerweile durchgesetzt hat und sicher auch wirtschaftlich vermarkten lässt, das ist die Gewinnung von Aroniensaft, der sich natürlich auch Zu Fruchtwein weiterverarbeiten lässt. Allerdings ist allein schon die Vermarktung des Saftes ein rentable Sache.

Aroniensaft

Sorten

Die Züchtung von geeigneten Sorten ist derzeit noch im Gange. Ältere, wie 'Viking', der ein erdiger morastinger Geschmack nachgesagt wird, eigen sich höchstens noch als Vogelschutzgehölz. Durch die weitere Auslesen und Kreuzungen werden die Beeren in Zukunft sicher noch etwas milder, süßer und besser im Geschmack. An Sorten sind mir derzeit folgende bekannt:

  • Aronia melanocarpa 'Aron'
  • Aronia melanocarpa 'Nero'
  • Aronia melanocarpa 'Rubina'

Mitschurin-Sorten

An dieser Stelle muss auf jeden Fall noch auf die historischen Zucht-Varianten des Russen Iwan Wladimirowitsch Mitschurin (1855 bis 1935). Mitschurin war ein berühmter Pflanzenzüchter und Züchter zahlreicher Obstsorten.

Sorte 'Desertnaja'Mitschurin-Sorte 'Desertnaja'

Er ging dabei mit eigenen speziellen Methoden vor und schaffte es sogenannte Gattungshybriden zu kreuzen, wie zum Beispiel Quitte und Birne, Holzbirne und Mehlbeere, aber auch Apfelbeere und Edeleberesche (Vogelbeere). Das Ergebnis nennt man Sorbaronia. Eine Sorte davon ist beispielsweise

  • 'Burka'
  • 'Titan'
  • 'Likjornaja'

Ich hatte vor Jahren die Möglichkeit die Beeren der 'Burka' zu verkosten und erinnere mich durchaus an einen angenehmen, saftigen Geschmack. Die Beeren sind tatsächlich nicht so "trocken", wie die der Apfelbeere, sondern haben diesbezüglich etwas von der Edeleberesche geerbt.

Noch bemerkenswerter sind Kreuzungen von Eberesche und Mispel = Ebereschenmispel, welche es heute noch in manchen Baumschulen mit der Sorte 'Desertnaja' (x Sorbomespilus Miczurinskaja Desertnaja) zu bestellen ist.


  • [1] Eiselt/Schröder; Laubgehölze; Radebeul 1977
  • https://www.verantwortungsbewusst-wachsen.de/aroniabeere/
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Apfelbeeren  Version 10/2020
  • für saft ein Obstar dazu, welch zur gleichen Zeit reif wird, Aronia Bäumchen mit Beeren
  • https://kornelkirsche.eu/sortiment/gattungshybriden