Einen Platz im Garten anlegen? Über dieses Thema denkt heute kaum jemand nach. Früher war das ein wenig anders. Willy Lange hatte 1907 dazu Folgendes niedergeschrieben: "Ein Platz um einen alten Baum, mit Tisch und Bänken unter ihm kann eine kleine Anlage beherrschen, im großen und im Park auch weit vom Hause Ziel der Ruhe sein."
Und weiter:
Plätze sind im Garten notwendig: für Anfahrten; zum Umwenden; zum Spielen im Freien; zur Verbindung von Teilen des Grundstückes von verschiedenen Ausgangspunkten her, wo zu gleichem Zweck der Wege zu viele werden würden. Plätze benötigt man, um Gäste zu empfangen, zu verabschieden, also am Haus, vor der Veranda, am Garteneingang; als Sammelplätze für größere Gesellschaften am Haus, im Park und großen Gärten; als Ruhepunkte an Wegen oder mittels kleiner Pfade abseits davon im Schatten oder auf einer sonnigen Wiese.
Wenn das Haus nicht absichtlich im Grün der Bäume eingesponnen sein soll, so ist ein freier Platz vor dem Hause ein Mittel, zu dessen Betrachtung den nötigen Abstand zu gewinnen. (Die Gartengestaltung der Neuzeit Leipzig 1907)
Lauschige Sitzplätze, romantische Hofräume, Rasenflächen, Spielplätze und Terrassen machen den Garten also erst zu dem, was er sein soll: ein Stück bewohnbare Natur. Dieses Prinzip kennt man übrigens auch aus den chinesischen Gärten. Dort ist dies ganz typisch. Die Anlage besteht aus verschiedenen und sehr bequem angelegten Gartenplätzen, die unterschiedlichen Zwecken dienen. Diese gestalterischen Ruhepunkte sind meist mit sehr malerischen und bewegten Wegen verbunden.
So bekommt das Gesamtbild dieser Anlagen den besonderen Reiz einer optischen Kontrastwirkung von Ruhe und Bewegung. So viel am Rande. Bei uns im Hausgarten wird man diesen Stil wohl weniger umsetzen können. Das Prinzip aber doch:
Ideen
Deshalb rate ich bei Neu- oder Umbau: schaffe mehrere Ruhepunkte und lege nicht nur eine Hausterrasse an, denn es wäre schon etwas schade, die gesamte andere Gartenfläche als Wohnplatz ungenutzt zu lassen. Hier auf diesem Infoseiten habe ich viele solcher Möglichkeiten vorgestellt. Da wäre zum Beispiel neben der gesonderten Sitzecke eine Senkterrasse zu nennen, also ein abgesenkter Gartenbereich, der sich dort anbietet, wo häufiger Wind ein Problem darstellt.
Einen ganz besonderen Ort, mit einem Pavillon versehen, habe ich unter dem Schlagwort "kleines Refugium" vorgestellt. Dahinter steht die Idee, eine versteckte Leselaube zu platzieren. Da ich gerade das Wörtchen "versteckt" gebrauchte und bereits die Wege erwähnte (welche all diese Plätze miteinander verbinden), biete ich noch eine weitere Idee für dein Projekt:
Versteckte Wege
Wer einen kleinen Garten hat und sich in diesem nur wenige der vorgeschlagenen Refugien eingerichtet hat, der wird den Wert einer solchen Anlage genießen, wenn er sich für Nachbarn unbemerkt dort aufhalten kann. Nicht, weil man die Nachbarn nicht mag, doch oft braucht man einfach nur Ruhe und ein paar Minuten nur für sich selbst und will sich nicht immer beobachtet wissen. In diesem Falle ist es klug, die Wege zu diesen Gartenplätzen so anzulegen, dass man sich ungesehen auf ihnen bewegen kann. Laubengänge, Wege unter einer Pergola, Sichtschutzpflanzungen oder Spaliere, die schlau platziert wurden, machen dies möglich.
Bildrechte: Franz Hecker (1870 - 1944) vermutlich gemeinfrei