SpaghettikürbisSchnell reifend ....
Schnell reifend ....

Spaghettikürbisse sind eine spezielle Sortengruppe innerhalb der Art Cucurbita pepo (Gartenkürbis). Die Früchte besitzen im voll gereiften Zustand ein fasriges Fleisch, welches nach dem Kochen oder Backen wie Spagetti zerfällt. Mit würzigen Saucen, Käse oder anderen Zutaten können wir von den Früchten schmackhafte Gerichte servieren. Jung geerntet verwenden wir sie wie Zucchini, mit denen der Spaghettikürbis sehr eng verwandt ist.

Botanik

Hier auf diesen Garten-Infoseiten wurde schon ausführlich über die verschiedenen Arten der Speisekürbisse geschrieben, womit wir einen guten Überblick bekommen, welche Arten wir im Garten anbauen können. Die hier vorgestellte Sortengruppe wird wie folgt botanisch klassifiziert:
Die Sortengruppe der Spaghettikürbisse gehört der Pflanzenart Cucurbita pepo an – und diese wiederum der Unter-Unter-Unter-Familie (Subtribus) Cucurbita – Cucurbiteae ist die zugehörige Unter-Unter-Familie (Tribus) – und Cucurbitoideae ist die Gattung/Unter-Familie der hier vorgestellten Spaghetti-Früchte. Die Gattung der Cucurbitoideae fügt sich in die Pflanzenfamilie der Cucurbitaceae (Kürbisgewächse) – und diese in die Unterordnung der Anisophylleaceae – und diese wiederum in die Ordnung der Cucurbitales (Kürbisartigen).

Spaghetti Kürbis Pflanze

Der botanische Name Cucurbita pepo erklärt sich wie folgt. Cucúrbita ist dem lateinischen entlehnt und setzt sich aus vermutlich cúcumus und órbis zusammen, also Kürbis/Gurke und Kugel – "Kürbis mit runden Früchten". Dazu kommt die Spezifizierung "pepo", was auch ein Begriff für Kürbis ist – ursprünglich aber für Melone mit den sprachlichen Wurzeln (griechisch) Pépon = reif/mürbe und vielleicht auch péssein = kochen. Kurzum, der botanische Begriff geht eigentlich in die Richtung einer "Koch-Melone" oder eines "Küchen-Kürbis", doch die deutsche Übersetzung lautet "Garten-Kürbis". Der Begriff "Spaghettikürbis" ist genau genommen nur ein weiterer deutscher Begriff für Cucurbita pepo, der sich mehr auf die Zubereitungsart bezieht.

Vegetable marrow Gruppe

Wenn wir die Art Cucurbita pepo weiter botanisch-systematisch aufdröseln, so finden sich dort verschiedene Unterarten, die man auch als Sorten-Gruppe bezeichnen kann. So gehört der Spaghettikürbis etwa in die sogenannte Vegetable marrow-Gruppe [1], deren Früchte in der Regel eiförmig sind und etwas an einen amerikanischen Football erinnern. Die hier vorgestellte "Spaghetti-Sorte" ist natürlich eine Sortenauslese deren Fleisch besonders gut auffasert, doch zeichnen diese Eigenschaften mehr oder weniger alle Cucurbita pepos aus – selbst das Zucchini. Gängige Spaghettikürbis-Sorten [2] sind:

  • 'Angel Hair F1' – fast rund, goldgelb
  • 'Pinnacle F1' – länglich-eiförmig, gelb, wenig rankend
  • 'Small Wonder F1' – Mini-Spaghettikürbis, rund, wenig rankend
  • 'Stripetti F1' Gelb mit grünen Längsstreifen, stark rankend
  • 'Unique F1' – goldgelb, eiförmig, kleinfrüchtig, wenig rankend
  • 'Vegetable Spaghetti' – hellgelb oder weiß, eiförmig, wenig rankend

Wie bereits in der Liste ersichtlich ist, wurden viele der Sorten so gezüchtet, dass sie nicht zu sehr ranken. Die F1-Sorten weisen besonders hohe Erträge auf.

Ofen- oder Gorgonzola-Kürbis, bzw. Eichelkürbis

Eine weitere ähnliche Sortengruppe, die wohl zur sogenannten Acorn-Gruppe [3] gehören. Die oft kleinen, runden und dekorativen Früchte haben ebenfalls ein auf-faserndes Fleisch und sind deshalb in der Küche gleichermaßen zu verwenden. Für den Haushalt mit ein- oder zwei Personen mag diese Sorte sogar zweckmäßiger sein, zumal die runden Früchte besser in den Kochtopf passen, als die größeren eiförmigen. Übrigens erinnern weder Geschmack, noch Aussehen der Früchte an einen Gorgonzola (Blauschimmelkäse), es sei denn man vergleicht die etwas gesprenkelte Schale mit einem aufgeschnittenen Gorgonzola. Die Idee, die Früchte mit einem sehr würzigen Käse aromatisch aufzubessern, ist zielführender und tatsächlich bin ich auf ein solches Rezept mit Käse und Schinken bei meiner Recherche gestoßen: [4]

Besondere Eigenschaften im Vergleich zu anderen Kürbisarten

Von den vielen anderen Arten und Sorten, die es an Kürbissen gibt, ist die hier vorgestellte Art diejenige, welche in kühleren Regionen am besten durchkommt und im nordalpinen, etwas kühleren Klima Europas die meisten Früchte hervorbringt. Diese werden zwar nie so groß, wie bei den zentnerschweren Sorten von Cucurbita maxima, doch in der Masse bringt eine Pflanzen unter gleichen Bedingungen (und kühler Witterung) zeitiger und insgesamt mehr Ertrag. Cucurbita pepo ist rankend, wobei unser allbeliebtes Zucchini (Cucurbita pepo subsp. pepo convar. giromontiina) als Unterart lediglich eine nicht rankende Sortengruppe darstellt, deren Früchte zudem unausgereift geerntet werden. Im Grunde genommen könnten wir den Spaghettikürbis, auch jung ernten und hätten dann quasi die rankende Form des Zucchini im Garten.

Giftige bittere Früchte?

In der Artengruppe von Cucurbita pepo kann es durchaus zu rückläufigen Mutationen kommen und älteste Eigenschaften wie ein Bittergschmack, welcher aus den Früchten herausgezüchtet wurde, tritt dann plötzlich wieder in Erscheinung. Sollten also Früchte einen bitteren Geschmack aufweisen, gelten sie durch das ihnen enthaltenen Cucurbitacin als giftig (Erbrechen/Durchfall/Kopfschmerzen), doch sind sie durch das ausgeprägte bittere Aroma ohnehin ungenießbar. Nach meinen Erfahrungen kann das theoretisch immer wieder einmal punktuell auftreten, bei gekauften wie auch bei selber gezogenen und vermehrten Früchten. Besonders, wenn wir selber den Samen vermehren, sollten wir allerdings streng darauf achten, dass wir keine Zierkürbisse in der Nähe haben, welche recht schnell diese giftige Eigenschaften durch Blütenpollen übertragen können. Andererseits sollten wir ob der möglichen Giftigkeit nicht gleich in Panik verfallen – man schmeckt es – und man muss schon recht einfältig sein, giftige Zucchini oder Spaghettikürbisse zu konsumieren.

Anbau im Garten

Standort

Die Art liebt einen sonnigen Platz im Garten, der durchaus in den heißen Stunden das Tages leicht überschattet sein kann. Stark rankende Sorten, wie 'Stripetti F1', können wir sie auch an Stellen anbauen, die schattig sind und über ein Rankgitter in der Sonne verfügen. Der Boden sollte nahrhaft und tiefgründig sein und darf keine Staunässe aufweisen. Leicht feuchte Böden sind jedoch optimal. Verbessern wir diesen noch mit Kompost, Mist und Jauche, können wir Höchsterträge erwarten. Ein guter Platz ist neben dem Komposthaufen (nicht darauf) ausgemacht, wobei das wuchernde Gewächs den Komposthaufen über den Sommer hin von den Seiten her völlig einspinnen kann. Optisch ist das natürlich vorteilhaft für den Garten, doch können wir in dieser Zeit nicht auf frische Komposterde zugreifen oder den Haufen nicht umsetzen.
Ich will noch einmal auf die gut vorbereitete Pflanzstelle eingehen. Sie kann, doch sie muss nicht so aufwändig vorbereitet werden. Wer es aber möchte, der hebe eine Grube von 40 x 40 x 40 Zentimeter aus. In diese kommen gut vermischt halb verrottete Dungstoffe, Komposterde, frischer Mist und wenn vorhanden noch etwas verdünnte Jauche. Kalk wird nicht hinzu gegeben – direkte Kalkdüngungen werden von Kürbissen nicht vertragen! Darüber legen wir noch etwas von dem zuvor ausgehobenen Mutterboden und in diesen hinein (in einer Vertiefung zum Gießen) werden die Jungpflanzen gesetzt oder die Samen gesteckt.

Aussaat

Vermehrt wird durch Aussaat. Neben der Direktsaat Ende April an Ort und Stelle, können wir um zeitiger Früchte zu ernten, die Pflanzen im Gewächshaus Mitte April in 10 bis 12er Blumentöpfen vorziehen. Dabei stecken wir die Samen drei Zentimeter tief in die Erde (Dunkelkeimer) und zwei nebeneinander. Gehen beide Samen auf wird kurz nach der Pflanzung die kümmerlichere weggeschnitten. Bei der Direktsaat, welche ich bevorzugen, säe ich mindestens fünf Samen an einer Stelle aus und warte dann ab, was die Schnecken und andere Konkurrenten davon übrig lassen. Erst, wenn die Pflanzen drei bis vier Blätter an den Ranken haben, wird die kräftigste von mir übrig gelassen und der Rest fortgeschnitten.

Pflege

Zunächst beschränkt sich die Pflege der jungen Kürbispflanzen auf das entfernen der Unkräuter und auf das Gießen vor allem bei Trockenheit. Weiterhin haben wir dann die Möglichkeit mit aufwändiger Düngung und Wässerung Maximalerträge zu erzielen, oder gar nichts dergleichen zu tun. Beides wird funktionieren, oder wir finden den goldenen Mittelweg und düngen regelmäßig mit einem Flüssigdünger und Gießen wenn es unbedingt nötig ist. Allerdings muss uns klar sein, dass die Kultur um so regelmäßiger bewässert werden muss, je mehr wir Dünger – und vor allem Kunstdünger – geben.
Da die hier vorgestellte Art die robusteste unter den Speisekürbissen ist, eignet sie sich besonders für eine Minimalpflege. Haben wir mehr Zeit, uns solch einer Kultur zu widmen, dann wäre es natürlich sinnvoller, bei uns im Garten etwas edlere Kürbisse anzubauen, wie etwa diejenigen aus der Artengruppe von Cucurbita moschata, wo als Beispiel der Butternut- oder der Schlangenkürbis zu nennen ist.

Mischkultur?

Prinzipiell bin ich mit einem Mischkulturanbau, wenn er erzwungen wird, vorsichtig geworden. Einzig die Nebeneinanderkultur von Kürbis, Bohne und Mais auf dem sogenannten Indianerbeet (bitte dem Link folgen) ist empfehlenswert. Sie hat mit dem Spaghettikürbis und schnell reifenden Bohnen- und Maispflanzen (Zwerg-Mais-Sorten!) sogar noch den Vorteil, dass wir ein solches Indianerbeet Ende Juli (weil alles gereift ist) abernten und dann noch mit einer Spätkultur (z.B. Herbstrübchen, Herbstrettiche, Chime di Rapa) bestücken können.
Eine weitere Möglichkeit der Mischkultur, die ich selber allerdings nicht erprobt habe und wohl nur für die Feldkultur von Rankkürbissen gilt, möchte ich nicht ungenannt lassen. Folgenden beiläufigen Hinweis zur Thematik fand ich in alter Literatur: F. Kuhnert; "Hampels Gartenbuch für Gärtner und Gartenliebhaber, Anleitung zur Ausübung aller Zweige der Gärtnerei"; Berlin 1929:

Der Kürbis wird meist als Nebenfrucht zwischen Kraut und Runkelrüben auf dem Land gebaut.

Ich vermute, dass mit dem oben genannten "Kraut" Kopfkohl, also Rot- oder Weißkraut gemeint ist. Neben dem Anbau der hier vorgestellten Art ist heute die Feldkultur des Hokkaido-Kürbis durchaus ein lohnenden Geschäft, zumal sich durch die gute Lagerfähigkeit beider Arten der Verkauf recht einfach gestaltet.

Ernte und Lagerung

Wie alle ähnliche Arten, so ist auch der Spaghettikürbis frostempfindlich. Also müssen wir ihn vor der ersten Frostnacht im Herbst ernten. Dabei schneiden wir ihn am besten mit einer Gartenschere am Stiel ab, und schneiden den Stiel noch einmal sauber auf etwa einen Zentimeter Länge zurück. Bricht der Stiel vom Fruchtkörper ab, ist das zwar nicht schlimm, doch lässt sich dann die Frucht nicht mehr lange lagern.
Prinzipiell können wir den Spaghettikürbis in allen Reifungsgraden abernten, also von ganz jungen, zarten bis hin zu ausgereiften Früchten mit harter Schale. Ausgereift halten sich die Kürbisse an einem kühlen, frostfreien Platz gut drei Monate lang – und manchmal sogar bis Ende März. Die oben erwähnten Eichel-Kürbisse sind sogar noch länger lagerbar.

Samen selber gewinnen oder kaufen?

Es ist wirklich einfach, aus den gereiften Früchten den Samen für das kommende Jahr zu entnehmen, zumal er ja quasi bei der Zubereitung automatisch anfällt, weil dabei die Kerne entfernt werden. Kürbissamen sind nur vom Ölkürbis genießbar und nicht von den gängigen Gartensorten. Was die Sorten- bzw. "Samenechtheit" betrifft, so ist zu sagen, dass bei der eigenen Vermehrung von Spaghettikürbissen die Form und Farbe der Früchte immer etwas variieren wird. Haben wir weitere Sorten von Cucurbita pepo im Garten oder stehen sie beim Nachbarn, so ist es relativ sicher, dass sich die Sorten immer etwas mischen. Gleiches gilt, wenn wir Zucchini oder Patisson in der Nähe stehen haben. Bei letzteren ist es dann aber eher so, dass diese dann in Form und Farbe stark abweichen können. Der Spaghettikürbis wird von beiden weniger beeinflusst.
Damit sich Kürbis-Sorten untereinander nicht kreuzen, müssten die einzelnen Pflanzen 500 Meter voneinander entfernt stehen. Alternativ könnten wir aber auch die bekannten drei verschieden Arten (Curcubita pepo, C. maxima, C. Moschata) in unserem Garten selber vermehren, da sich die Arten untereinander nicht vermischen.
Was nun die Herkunft der Samen betrifft, so haben beide Möglichkeiten ihren Charme – das kaufen der Samen von interessanten Züchtungen beim Händler, wie auch die eigene Samengewinnung. Als drittes steht noch die Möglichkeit im Herbst einen schönen Spaghetti- oder Gorgonzola-Kürbis im Supermarkt zu kaufen (oft sind sie auch noch im Winter erhältlich) und von diesem den Samen zu nehmen.

Zubereitung – Rezepte

Für die Verwendung in der Küche gibt es sicher genügend Rezepte im Internet, sodass ich hier keine aufführen muss. Es gibt aber zwei grundsätzliche Möglichkeiten zur Zubereitung. Die erste ist es, die Früchte zunächst ohne sie aufzuschneiden in Wasser zu kochen. Anschließend werden sie aufgeschnitten und mit Saucen usw. verbessert. Die zweite Art ist es, die Spaghettikürbisse aufzuschneiden, sie im Backofen bei ca. 180 °C etwa eine halbe Stunde lang zu garen und dann weiter zuzubereiten. Fast immer nutzt man die Kürbisfrüchte gleichzeitig als eine Art Schale, wobei man dann durchaus auch sagen kann, dass auch das "Auge mitisst". Behalten wir diesen Umstand besonders im Auge, wenn wir für unsere Zwecke Sorten wählen. Sie sollten natürlich auch optisch etwas her machen.

Spaghetti-Küerbis gekocht

Die Schale der Früchte ist in der Regel so hart, dass sie ungenießbar ist – giftig ist sie nicht. Zum Schluss sei hier aber noch einmal darauf hingewiesen (siehe oben im Text), dass die Früchte der Art Cucurbita pepo – äußerst selten – bitter sein kann und dann nicht genossen werden darf. Allerdings ist für uns ein Sechser im Lotto wahrscheinlicher, als dieser eintretende Umstand.

Verwendung als Hühnerfutter

Nicht unerwähnt sei der Nutzen für die Hühnerhaltung. Haben wir zu viele Früchte, dann können wir sie samt Kerne an die Hühner verfüttern. Besonders im Winter sind die Kürbisse ein gute Beschäftigung für das Federvieh,welches in der Kälte immer etwas Bewegung haben sollte.


Literatur und Hinweise
Koehler, Horst; Das praktische Gartenbuch; Hannover 1952
[1] Vegetable marrow (englisch) heißt übersetzt "Gartenkürbis", der nach der botanischen Systematik eine Untergruppe von Curcubia pepo darstellt. Im deutschen Sprachgebrauch wird aber auch die Art Curcubia pepo als Gartenkürbis bezeichnet.
[2] Anbieter dieser Sorten ist Jansen Zaden B.V. (Niederlande)
[3] Eichelkürbis, Cucurbita pepo var. Turbinata
[4] https://www.chefkoch.de/rezepte/1292251234526200/Gorgonzola-Kuerbis.html
[TJ.3.3] Zählpixel