Der Hokkaido-Kürbis ist einer der beliebtesten Speisekürbisse für Suppen oder andere leckere, saisonale Gerichte im Herbst und bis in den Winter hinein. Er zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er eine optimale Portionsgröße hat und sich damit als ideal für kleine Haushalte erweist. Außerdem braucht man ihn nicht zu schälen, wie das bei anderen Sorten oft der Fall ist, weil er eine dünne und sehr weiche Schale hat, die mit verwertet werden kann. Haben wir andere kleinfrüchtige Kürbisse, die geschält werden müssen, bleibt von diesen meist nicht mehr viel Fruchtfleisch übrig. Die Schale vom Hokkaido ist nicht so knochenhart, wie beispielsweise beim Spaghetti-Kürbis und sein karottenrotes Fleisch ist auch nicht so faserig, wie bei der Spaghetti-Variante.
Hokkaido-Kürbisse sind bei uns noch gar nicht so lange in Mode. Erst in den 1990er Jahren kamen sie hier auf den Markt. Für meine Recherchen fand ich Fotos aus dem Jahre 2007 in meiner Bildersammlung. Diese stammen von der damaligen Bundesgartenschau in Gera und Ronneburg, und zu dieser Zeit wurden noch kräftig die Werbetrommeln für den japanischen Kürbis gerührt:
Im Bild 2) wird er als bester Suppenkürbis angepriesen, doch diese einseitige Bewertung wird seiner vielfältigen Verwendungsmöglichkeit nicht gerecht. Als Zutat zu Bratgemüse beispielsweise eignet er sich hervorragend. Da das Fruchtfleisch nicht faserig ist und bei längerem Kochen weich und breiig wird, kann man ihn gut für Kürbismarmelade und als Zutat für Kürbisbrot verwenden. Wer allerdings nur Suppe kochen möchte, und vielleicht gleich eine größere Menge, dem empfehle ich, auch auf die große Vielfalt der Kürbisfamilie zu schauen, denn die Form gehört zur Art der Riesenkübisse (Cucurbita maxima), und in dieser Artengruppe eignen sich viele der Sorten für Suppen.
2) Anfang der 2000er wurde die Sorte noch viel beworben. BuGa 2007.
Botanik
Auch wenn eine botanische Einleitung etwas langweilig ist, so will ich doch auf eine Besonderheit aufmerksam machen. Eine Hokkaido-Kürbis-Sorte hat wohl die verästeltste Botanik aller Pflanzen überhaupt. Hier habe ich die botanische Klassifikation einmal am Beispiel des 'Uchiki Kuri' zusammengestellt:
Untersorten der alten Sorte 'Uchiki Kuri' [1] – Ursprungssorte 'Uchiki Kuri' [2] – Sortengruppe Hokkaido-Kürbisse (Kuri kabocha-Gruppe) [3] – Kabocha-Gruppe (Sortengruppe) [3] – Hubbard-Kürbisse (Cucurbita maxima convar. hubbaridianna) – Cucurbita maxima (Pflanzenart) – Cucurbita (Subtribus [Unter-Unter-Unter-Familie]) – Cucurbiteae (Tribus [Unter-Unter-Familie]) – Cucurbitoideae (Gattung [Unter-Familie]) – Cucurbitaceae (Kürbisgewächse [Pflanzenfamilie] – Anisophylleaceae [Unterordnung] – Cucurbitales (Kürbisartige [Ordnung]) – Magnoliopsida (Bedecktsamer [Klasse]).
Entstehung der ältesten Sorte 'Uchiki Kuri'
Der Kürbisanbau ist in Japan seit etwa 400 Jahren weit verbreitet. Die Pflanzenart Cucurbita maxima gelangte im 16. Jahrhundert durch Handelsbeziehungen mit den Europäern in das Land der aufgehenden Sonne. Züchtete man in Europa das Gewächs aber so, dass immer größere Früchte angestrebt wurden und bis in die heutige Zeit immer schwerere Exemplare mit bereits bis zu einer Tonne Fruchtgewicht produziert werden, so konzentrierte man sich in Fernost auf handlichere Größen mit Früchten von um die 0,8 bis 2 kg Gewicht.
Im Jahre 1933 brachte dann der japanische Züchter Matsumoto Saichiro die Sorte 'Uchiki Kuri' auf den Markt, welche züchterisch vermutlich der Hubbard-Gruppe (eine alte amerikanische Kürbis-Formengruppe) entstammt. Der Name 'Uchiki Kuri' ist die kürzere Form des japanischen Sortennamens 'Uchiki kuri kabocha', was so viel wie "Uchiki – Kastanien (Maronen) – Kürbis" heißt. Ein weiterer synonymer Sortenname ist 'Utsugi akagawa amaguri kabocha', was mit "Utsugi [Ortsname] – rotschaliger Süßkastanien – Kürbis" übersetzt werden kann und in Japan heute noch in Gebrauch ist. Wie es zu dem deutschen Namen "Hokkaido-Kürbis" kam, ist zwar nicht bekannt, doch ich vermute, dass man diesen Verkaufsnamen etwa ab den 1990er Jahre wählte, weil er im Deutschen einfach eingängiger ist. Außerdem verrät er sofort die Herkunft, weil die japanische Insel doch sehr bekannt ist.
Weitere Sorten
Es gibt mittlerweile etliche Unter- und Nebensorten, welche dem Hokkaido zugeordnet werden, doch mitunter sind das auch Weiterzüchtungen des viel älteren Hubbard-Kürbis', welcher im 19. Jahrhundert in den U.S. Staaten sehr beliebt war. Oft sind sie aber auch der sogenannten Kabocha-Gruppe zugeordnet und nochmals in einer Untergruppe mit der Bezeichnung "Kuri kabocha" versenkt. Letztere beide Gruppen orientieren sich vor allem an geschmacklichen Gesichtspunkten sowie Form und Farbe und weniger an der Herkunft.
Folgende Sorten können wir aber bedenkenlos als Hokkaidos bezeichnen, wobei der 'Amro F1' das Beispiel für einen Abweichler darstellen soll:
- 'Amoro F1' – hoher Ertrag; herzförmige Form, die nicht dem Hokkaido ähnelt; Gewicht 1,0 kg – 1,7 kg
- 'Akaguri Uchiki Kuri' – Selektion von 'Uchiki Kuri' aus Asien; (1,0 kg bis 2,0 kg)
- 'Fictor' – länger lagerfähig als andere H.; schöne Fruchtform; Ergebnis einer Intercross-Zucht (FIC); (0,9 kg bis 1,3 kg)
- 'Orange Cutie F1' – Mini-Hokkaido, viele gleichgeformte Früchte; (0,6 kg bis 1,0 kg)
- 'Orange Summer F1' – Hokkaido-Hybrid-Sorte mit hohem Ertrag; (1,0 kg bis 1,5 kg)
- 'Potimarron Francais' – typisch französischer Hokkaido; etwas größer als der japanische; (1,0 kg – 2.0 kg)
- 'Red Kuri' – ein grosser Hokkaido; nur 2 Monate haltbar; (1,5 kg bis 2,5 kg)
- 'Solor' – ertragreiche Selektion von 'Uchiki Kuri'; länger lagerfähig als andere H.; (0,8 kg bis 1,3 kg)
- ꞌTractor F1ꞌ – sehr ertragreich; mit größeren, flachrunden Früchten; (2,5 kg – 3,5 kg)
- 'Uchiki Kuri' – die Urform aller Hokkaidos; am wenigsten lagerfähig; (1,0 kg bis 1,5 kg)
Welche Sorte für den Kleingarten?
Prinzipiell empfehle ich dem Kleingärtner, keine F1-Hochzuchtsorten zu verwenden und alle Gemüsearten möglichst selber zu vermehren, doch beim Kürbisanbau verhält sich das anderes. Haben wir viel Fläche für den Eigenanbau zur Verfügung (extensive Bewirtschaftung), was in den seltesten Fällen aber zutrifft, dann können wir alte samenechte Sorten anbauen. Ist aber nur wenig Platz vorhanden (Intensivanbau), zum Beispiel auf einem Hochbeet, dann sollten wir schon auf die effektivsten Sorten zurückgreifen. Großfrüchtige Sorte bringen vom Gewicht her mehr Ertrag als kleinfrüchtige, weil die Anzahl nicht unbedingt steigt, je kleiner die Exemplare sind. Von einer Pflanze der Hochzuchtsorten ernten wir etwa 3 lagerfähige und drei unausgereifte Früchte. Sebstvermehrter Hokkaidosamen (auch der von F1-Hybriden) bringt im Vergleich zur Hochzuchtsorte 30 bis 50% des Ertrages.
Anbau und Vermehrung
Um den Hokkaido-Kürbis anbauen zu können, braucht es nicht viel Aufwand. Die Pflanzstelle sollte aber reichlich mit Kompost aufgebessert werden. Hornspäne, Knochenmehl und Holzasche, deren Wirkung ich im Abschnitt Pflege genauer beschreibe, sind empfehlenswerte Beigaben. Die Pflanze selber kann im Halbschatten stehen, sollte ihre Ranken aber auf einem sonnige Platz ausbreiten können.
Aussaat und/oder Pflanzung
Für eine für den Selbstversorger ausreichende Menge an ausgereiften Früchten genügt es, in den ersten Maitagen den Samen direkt an Ort und Stelle ins Gartenland zu säen. Die Saattiefe beträgt drei Zentimeter, denn die Pflanzen sind Dunkelkeimer. Wer das ganze ein wenig verfrühen möchte und die Möglichkeit hat, der kann sie auch in Saattöpfen vorziehen (Aussaatzeitpunkt 15. April), doch sollten die Keimlinge im Wachstum nie stagnieren, weil das den Vorteil der Verfrühung sofort wieder zunichte machen würde. Deshalb favorisiere ich die Direktsaat und habe dafür den 5. Mai fest in meinem Saatkalender verankert. Weitere Tipps zur Jungpflanzenanzucht findest du hier. Wichtig: Die getopften Pflanzen müssen nach der Pflanzung ebenso tief in der Erde stehen, wie sie ursprünglich im Topf gestanden haben, keinesfalls tiefer.
Pflanzenabstand
Ob für den Anbau im Nutzgarten oder auf dem Feld, sowohl die Saat- als auch die Pflanzabstände der Hokkaido-Setzlinge haben einen hohen Einfluss auf den Ertrag. Entsprechende Anbauversuche wurden bereits in den 2000er Jahren durchgeführt [4]. Deren Ergebnisse resultieren in dem empfohlenen, optimalen Pflanzabstand von 1,5 Metern und Reihenabstand von 0,75 bis 1,0 m Metern. Wird dichter gepflanzt, fällt der Ertrag erheblich geringer aus. Wird der Reihenabstand im Feldbau beim Hokkaidos weiter als ein Meter gewählt, gehen der Hektarertrag ebenfalls zurück. Für den Kleingärtner, der ein Hochbeet mehrfach bestückt, ist der optimale Pflanzenabstand 0,75 Meter.
Pflege, Hokkaido düngen
Die Pflege beschränkt sich auf das Entfernen von Unkraut und auf das Gießen bei Trockenheit. Die Ranken werden nur gekürzt, wenn sie irgendwo lästig werden. Oft schlagen die Ranken Wurzeln, wenn sie auf dem Boden aufliegen. Diese dürfen wir nicht herausreißen.
Gegossen wird mit abgestandenem, angewärmten Wasser. Wir sollte darauf achten, die Pflanzen nicht zu "ersäufen". Viel hilft viel gilt in diesem Falle nicht, da die Wurzeln bei zu viel Feuchtigkeit rasch faulen.
Als weitere Bearbeitung der Kultur ist die Düngung wichtig. Doch dort gilt das gleiche Prinzip, wie beim Wässern. Ein Zuviel an Dünger und vor allem Stickstoff schadet den Pflanzen mehr, als dass es nützt. Bereits bei der Bodenvorbereitung sollte wir reichlich Nährstoffe in das Erdreich einarbeiten. Ein Geheimtipp hierfür ist die Verwendung von Holzasche, da sie besonders viel Kalium und Magnesium enthält. Diese Nährstoffe benötigen die Kürbisgewächse ganz besonders und das von Anfang an. Von Juni an bis Anfang Juli wird wöchentlich moderat mit einem flüssigen, stickstoffhaltigen Universaldünger (Blumendünger aus dem Handel) oder mit verdünnter Jauche aus Tierdung gedüngt. Das reicht aus, um die Pflanzen optimal zu versorgen. Wird noch sehr spät mit Stickstoff gedüngt, schränkt das die Lagerfähigkeit der Hokkaido-Kürbisse ein.
Ernte
Die Ernte muss auf jeden Fall vor dem ersten Nachtfrost geschehen. Schon eine kalte Nacht mit Temperaturen unter dem Gefriepunkt, die es bereits im September, spätestens aber im Oktober geben kann, reicht aus, um den Früchten zu schaden. Für die Lagerung der Kürbisse muss an den Exemplaren unbedingt noch ein Stück Stiel verbleiben. Deshalb schneidet man sie am besten mit einer Gartenschere drei bis fünf Zentimeter über dem Stielansatz ab. In warmen Mittagsstunden können die Früchte gerne in der Sonne noch etwas nachreifen. Das macht sie haltbarer.
Übrigens können wir bereits im August abschätzen, welche Kürbisfrüchte nicht mehr voll ausreifen werden. Diese können wir ja nach Bedarf ernten und sofort verbrauchen. Aber auch unausgereifte Früchte am Ende der Vegetationsperiode müssen rasch verbraucht werden und sind nicht lagerfähig, weil sie bald Faulstellen bekommen oder von Innen her verderben. Die gut ausgereiften Hokkaidos können wir zunächst als Dekoration verwenden und anschließend frostfrei lagern.
Lagerung
Die Lagerfähigkeit der Hokkaido-Kürbisse hängt sehr von der Sorte ab, was oben in der Sortenliste nachzulesen ist. Die weniger haltbaren Varianten sollten wir bis Weihachten aufbrauchen und die länger lagerbaren spätestens im Januar. Typische Lagersorten für Selbstverbraucher gibt es beim Hokkaido nicht. Sowohl selbstgezogene als auch gekaufte Früchte lagern wir optimal bei Temperaturen zwischen 10 und 15°C. Wer keinen geeigneten Lagerplatz hat, kann sie auch in der Küche dekorativ aufbewahren. Für diese Zwecke ist es nützlich, von vornherein kleinfrüchtige Sorten anzubauen. Auch sie müssen regelmäßig auf Faulstellen untersucht werden.
Hokkaido-Kürbis selber vermehren und züchten
Diese Art und Sorte lässt sich selber recht leicht weiter vermehren. Man entnimmt einer ausgewählten, reifen Kürbisfrucht die Kerne, trocknet sie und bewahrt sie trocken auf. Die Aufbewahrung funktioniert auch im Gartenhaus, das nicht frostfrei ist. Frost schadet den getrockneten Samen nicht. Im Frühling wird dann entsprechend der Anbauanleitung der Kürbissamen gesät. Man muss aber wissen, dass eigentlich fast alle Nachkommen der Maxima-Sorten und so auch die Nachkommen der einzelnen Hokkaido-Sorten nie sortenecht ausfallen. Die nächste Generation wird also immer andere Varianten liefern als die Ausgangssorte. Diesen Nachteil können wir aber auch als Vorteil nutzen und so eine eigene Hokkaido-Sorte selektieren, indem wir immer Früchte nach eigenen Vorstellungen als Samenspender wählen. Auf diese Art und Weise habe ich selber schon eine eigene Zuchtlinie geschaffen.
So wie hier können die Nachkommen sehr aus der Art schlagen
Bei der eigenen Samenvermehrung sollte aber darauf geachtet werden, dass wir im gleichen Jahr neben den Hokkaido-Früchten nicht noch eine andere Cucurbita maxima Sortengruppe anbauen. Steht neben unserer Kultur zum Beispiel ein Riesenkürbis 'Atlantic Gigant' mit 1 m großen Früchten, so kommt es dann garantiert zu Sortenvermischungen und wir haben dann vielleicht im nächsten Jahr einen Riesen-Hokkaido der zwar dekorativ ist, aber die Suppe fade schmecken lässt. Der gleichzeitige Anbau anderer Kürbisarten (z.B. Flaschen- oder Moschus-Kürbisse) verhindert die Sortenvermischung. Zucchini gehören ebenfalls einer anderen Art an und vermischen sich mit dem Hokkaido nicht.
Hinweise und Literatur:
- [1] Die heutigen Saatzuchtfirmen züchten die alte Sorte in verschiedenen Varianten weiter.
- [2] Genau genommen ist 'Uchiki Kuri' Ausgangspunkt der Hokkaido-Kürbiss-Zucht.
- [3] Diese Gruppe steht mitunter auch an Stelle der Hubbard-Kürbisse
- [4] Auswirkung unterschiedlicher Standweiten auf den Ertrag von Hokkaido-Kürbis im Ökologischen Anbau G. Hirthe, C. Heinze, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei M-V; 2007
- https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/gartenbau/dateien/2013_g2-02_kürbis.pdf
- Sortenvergleich Hokkaido-Kürbisse 2015; LVG Heidelberg, 2015