Lauchzwiebel-Anbau nach asiatischem Vorbild – Grüne Zwiebel (Green Onions)

Lauchzwiebeln, Allium fistulosum

In Deutschland ist es so, dass wir unter dem Begriff der Lauchzwiebel (Allium fistulosum) ganz verschiedene Vorstellungen haben. Meist wird der Name gebraucht, wenn im Supermarkt kleine Bündel von Frühlingszwiebeln angeboten werden. Diese jungen, grünen Zwiebeln können aber auch, wenn sie länger im Boden bleiben, zu ausgewachsenen Exemplaren heranwachsen und als Green Onions (Grüne Zwiebeln) Verwendung finden. Üblich ist das vor allem in den Ländern, die nahe am Äquator liegen.

Warum Grüne Zwiebeln in den Subtropen?

Ein Grund dafür ist, dass je näher man sich dem Breitengrad Null nähert, es schwieriger wird, Trockenzwiebeln (Allium cepa) anzubauen, also diejenigen, die dicke, runde Bollen bekommen, und die wir als Gemüsezwiebeln im Netz kaufen und lange lagern können. Denn das Ausbilden von dicken Bollen und die damit verbundene lange Lagerfähigkeit hängt stark mit der Tageslichtlänge zusammen. In unseren Breiten beträgt sie um den 21. Juni herum ca. 16 Stunden, was den Zwiebeln die Möglichkeit gibt, an Dicke zuzulegen. In Äquatornähe beträgt die Tageslichtlänge dauerhaft 12 Stunden, zu wenig für unser scharfes, lagerfähiges Gemüse [1]. Aber es braucht dort, wo es keinen Winter gibt, auch nicht unbedingt lange lagerfähige Gemüse. Das ist also ein Grund, warum die langschäftigen, grünen Zwiebeln in anderen Breiten so beliebt sind. Natürlich sind auch die regionalen Kochgewohnheiten ein Grund für Anbau und Handel der Green Onions.

Ein dritter Grund für die häufigere Verwendung der Lauchzwiebeln in manchen Regionen der Erde ist der einfach duchführbare Anbau im Hausgarten und damit der Gebrauch für die Selbstversorgung. Diese Möglichkeit soll folgend besonders unter die Lupe genommen werden. Aber weil ich eingangs erwähnte, dass es sehr verschiedene Interpretationen dafür gibt, was eine Lauch- oder Frühlingszwiebel ist, so sollen diese begrifflichen Aspekte nun zuerst einmal klar definiert werden.

Die botanische und umgangssprachliche Zuordnung

Die hier vorgestellte Art gehört der Pflanzengattung Allium an und ist nichts anderes als die bei uns seit 400 Jahren kultivierte Winterheckenzwiebel (Allium fistulosum), deren Urform wiederum im Altai-Lauch (Allium altaicum) vermutet wird. Diese Arten sind nicht wintergrün.

Übrigens: Die Winterheckenzwiebel wurde früher bei uns nur wie eine Art sehr grober Schnittlauch verwendet. Man ließ das absolut winterharte Gewächs drei oder vier Jahre an einem Platz als Büschel stehen und schnitt nur das grüne, röhrige Laub für die Küche ab. Seltsamerweise ist man nicht auf die Idee gekommen, die Pflanzen zu vereinzeln und, ähnlich den Porree-Stangen, mit schönen langen und dicken Schäften zu züchten [2].

Grüne Zwiebeln©szjeno09190 Pixabay.com, Grüne Zwiebeln auf dem Markt zum Verkauf

In China und Japan war und ist das wiederum gang und gäbe. (Im Foto oben sind Lauchzwiebeln auf einem chinesischen Markt abgebildet.) Und tatsächlich hatte man bereits um 1880 asiatische Auslesen mit weißen Stangenschäften auch bei uns zur Verfügung [3]. Protegiert wurde jedoch die Trockenzwiebel (Allium cepa), die natürlich den wichtigen Vorteil aufweist, dass sie für den Markt leichter zu händeln (die Grünen Zwiebeln welken schnell) und den ganzen Winter über lagerbar ist.

Früher immer falsch verstanden ...

Wie bereits erwähnt, gebrauchte man schon vor 300 oder 400 Jahren die Lauchzwiebel als eine Art Schnittlauch, worüber viel in alten Gartenbüchern zu lesen ist [3]. In den Nachkriegsjahren (nach 1945) sind die Winterheckenzwiebeln jedoch fast gänzlich aus der Gebrauchsliteratur verschwunden. Erst mit der viel später in Mode gekommenen Frühlingszwiebel, die aus A. fistulosum oder A. cepa gezogen wird, findet hier und da die Lauchvariante wieder Erwähnung. Im Buch "Mein Gartenjahr" (Zug 1988) taucht neben der Winterheckenzwiebel sogar wieder eine fernöstliche Form auf, die man als Randnotiz mit der Bezeichnung 'Japanische Büschelzwiebel' wie folgt stichpunktartig beschreibt:

"Wird aus, im Spätfrühling (Mai) gesäten, Samen gezogen und erreicht erst im zweiten Jahr ihre volle Größe. Wie bei der ganz ähnlichen Winterzwiebel eignen sich die Sprossen und Blätter für Salate, während die Ballen wieder eingesetzt werden." [2]

Obwohl zwei Professoren fachlich an der Autorenschaft des besagten Bandes (über 600 Seiten stark) beteiligt waren, wurde nicht verstanden, wie die japanische Lauchzwiebelsorte zu handhaben ist. Natürlich wird sie im Ganzen verwendet und nicht in Teilen wieder eingepflanzt, ebenso wie die bei uns heimischen Sorten. Dazu unten mehr.

LauchzwiebelnHeutige Sorten.

Selbst bis zum heutigen Tage [4] hat sich in Großen und Ganzen nichts daran geändert, dass in vielen Ländern Europas der Wert der klassischen Lauchzwiebel verkannt wird. Dabei ist man in züchterischer Hinsicht schon einen Schritt weiter und bietet Allium-fistulosum-Sorten an (Bild oben), die neben einem verlängerten Schäften auch eine verdickte Zwiebelknolle ausbilden. Deren farbliches Spektrum geht mittlerweile von weißen über gelbliche bis hin zu lila-roten Sorten, die unter den Kleingärtnern sicher bereits Liebhaber gefunden haben.

Die Anbau-Anleitung

Prinzipielles – Bodenvorbereitung

Was den Anbau der Grünen Zwiebel betrifft, so müssen wir die Regeln, welche gewöhnlich für den Zwiebelanbau gelten, beiseite schieben. Ist beispielsweise bei der Küchenzwiebel angeraten, den Boden vor dem Anbau nicht stark aufzulockern und dann während der Kultur wenig zu gießen und zu düngen, so ist bei der Lauchzwiebel das Gegenteil der Fall. Sie setzen wir auf guten, tief gelockerten Gartenboden, der im Vorfeld auch etwas mit Gartenkalk aufgebessert wurde.

Aussaat-Beet zeitig vorbereiten

Wenn wir ein Beet für die Aussaat im Frühjahr vorbereiten, ist es zweckmäßig, dieses schon recht zeitig anzulegen. Wenn wir nicht zu zeitig säen (siehe unten), also erst Ende April, dann kann bis dahin nämlich schon im Boden lauerndes Unkraut aufkeimen. Dieses wird vor der Saat durch flaches häckeln beseitigt und dabei wenn möglich auch der Gartenkalk mit eingearbeitet. Die Zwiebelsaat ist durch diese Maßnahme dann recht gut vor den ersten Verunkrautungen geschützt und kann damit breitwürfig erfolgen.

Vermehrungs-Varianten

Wir haben zwei Anbaumöglichkeiten zur Verfügung und zwar ist das diejenige mittels Aussaat, oder wir vermehren sie durch Teilung. Die Aussaat wählen wir, wenn wir größeren Mengen ernten wollen. Das Saatgut für diese Zwecke können wir leicht selber ziehen. Für den geringeren jährlichen Bedarf genügt es, auf einem kleinen Stück Beet am Rande des Gartens, Mutterpflanzen als Stauden wachsen zu lassen (siehe Winterheckenzwiebel). Im einfachsten Falle kommen wir (nur für den privaten Gebrauch [5]) an Mutterpflanzen heran, indem wir ein paar Bündel Frühlingszwiebeln im Laden kaufen und sie einpflanzen. Setzen wie sie im zeitigen Frühjahr ein, so werden sie bereits im Juni kugelrunde Samenstände ausbilden, deren sich schwarz färbende Samen dann rasch reifen. Fallen die ersten aus, schneiden wir die Samenstände vorsichtig ab, trocknen sie eine Woche lang und ruscheln die kantigen schwarz glänzenden Samen heraus.

Die Mutterpflanzen können wir nach der Samenernte stehen lassen. Sie verzweigen in der Folge ihre Zwiebeln, die wir für die zweite Art der Vermehrung nutzen können, also für das Pflanzen im September oder Stecken der Zwiebeln. Für diese Zwecke nehmen wir die geteilten, schmalen Zwiebelchen mit dem Absterben des Laubes auf und pflanzen sie im Oktober/November wieder ein (siehe Bild unten). Damit ist diese zweite Form der Vermehrung aber auch schon erschöpfend erklärt und so wenden wir uns der Aussaatkultur zu:

Vermehrung durch Aussaat

Gesät wird im Frühjahr und am besten nach alter Regel in derjenigen Zeit, in der die Obstbäume blühen. Das geschieht etwa vom 10. April bis 10. Mai. Wer recht viel Unkraut auf den Beeten hat, der säe in Reihen. Damit sind dann die Zwischenräume mit einer Unkrauthacke leicht zu pflegen. Ist das Beet von vornherein relativ unkrautfrei (siehe Bodenvorbereitung) dann wählen wir die breitwürfige Saat. Der Samen sollte etwa 0,5 bis 1,0 Zentimeter tief in die Erde kommen. Bei der breitwürfigen Aussaat schaffen wir das, indem wir die Saat mit einem Rechen leicht in den Boden einarbeiten.

Winterheckenzwiebel SaatBreitwürfige, aufgewachsende Saat, links neben den silbrigen Haferwurzeln.

Anschließend wird mit der Rückseite der Harke das Saatbeet etwas angedrückt, damit die Samen guten Kontakt mit dem Boden erhalten und dann wird das Beet vorsichtig mit Wasser überbraust. Das Saatbeet wird in den Folgetagen bei Trockenheit weiter feucht gehalten und dann wird es auch nicht lange dauern, bis sich die ersten schmalen Keimblätter zeigen.

Weitere Kultur und Erntezeit

In den folgenden Wochen ist nicht viel zu tun. Unkraut ist zu jäten. Wenn die Lauchpflanzen 10 bis 20 Zentimeter hoch geworden sind, sollten sie aller ein oder zwei Wochen einer moderaten Flüssigdüngung unterziehen (einfacher, universeller Gemüsedünger). Im August sind die Pflänzchen dann schon so groß, dass nach und nach die stärksten Exemplare in die Küche wandern können. Den Rest lassen wir stehen und verpflanzen ihn im September auf ein wiederum gut vorbereitetes Beet.

Lauchzwiebel verpflanzenSo werden im September die Pflänzlinge zurechtgestutzt.

Dort stehen dann die Pflänzlinge bis zum nächsten Jahr, wo wir sie schrittweise vom April bis August ernten und in der Küche frisch verbrauchen. Die Sorten mit langen Schäften sind auch noch im September, bis in den Oktober hinein zu gebrauchen. Das grüne Röhrenlaub wird manchmal schon Ende August von Pilzen befallen. Bei mir bekommen es dann klein-geschnitten die Hühner, die mir dann wiederum schmackhafte Eier (Kräutereier) liefern. Wir sehen also, dass die Lauchzwiebel ein ideales Gemüse für die Kreislaufwirtschaft (Permakultur) darstellt und das ist nicht spaßig gemeint. Das ist sie wirklich. Sie gehört in jeden Permakulturgarten.

Eigene Sortenzucht

Die oben beschriebene Form der Aufzucht von Jungzwiebeln ermöglicht es uns aber auch, eigene Familien- bzw. Landsorten zu züchten. Und zwar brauchen wir dafür nur über den Sommer hinweg diejenigen Lauchzwiebelchen auf dem Saatbeet auszumachen, die wir am wertvollsten halten. In der Regel sind das die wuchsfreudigen Exemplare mit langen, dem Porree ähnlichen Schäften. Diese versetzen wir auf unser Mutterpflanzenbeet (siehe oben) und gewinnen von ihnen den Samen. An dieser Stelle sei noch einmal der Hinweis gegeben, dass bei den meisten gehandelten Lauchzwiebeln ein Sortenschutz besteht. Nach dem (in der BRD) bis dato [5] geltenden Recht, dürfen solche Sorten, nur für private Zwecke, selber weiter vermehrt werden. Wer also Sämereien selber gewinnen und verkaufen möchte, der muss dafür als Ausgangsmaterial sogenannte freie Sorten hernehmen.

Verwendung in der Küche

Die Verwendung in der Küche ist allgemein bekannt, wobei wir in der Regel die grünen Schlotten mehr für Salate und die weißen Zwiebelschäfte eher für Suppen nehmen. Übrigens ist die Lauchzwiebel auch ein Bestandteil der klassichen Misosuppe, welche ich jeden angehenden Selbstversorger wärmstens empfehlen möchte. Die Misosuppe ist die typische japanische Frühstücksmahlzeit und gilt ernährungs-physiologisch als sehr wertvoll. Aus diesem Grunde gibt es bei uns daheim an fünf Tagen morgens Misosuppe und nur am Wochenende klassisch Brötchen, Marmelade und gekochte Eier. Die Suppe wird in einem Stück vorgekocht und kalt gestellt. Sie ist unter der Woche – natürlich mit japanischem Geschirr – in wenigen Minuten serviert.

Lauchzwiebeln in der KücheSeptember: Gemüse aus dem Garten

Besonders für Suppen besteht die Möglichkeit Lauchzwiebeln zu trocknen und aufzubewahren. Das Trocknen erfolgt auf einem Backblech in der Sommersonne (das Blech heizt sich auf und dörrt das Gemüse schneller) oder wir haben für die gleichen Zwecke einen einfachen Dörrrgerät, bzw. Dörrautomaten zur Hand. [TJ.4.7] Zählpixel


  • Weitere Hinweise und Literatur
  • [1] Laber H. / Lattauschke G.; Gemüsebau; Stuttgart (Hohenheim) 2020; Seite 424
  • [2] Prof. Dr. Jürke Grau und Dr. Hans-Christian Friedrich; "Mein Gartenjahr"; Honos Verlags AG, Zug 1988 (Seite 312ff)
  • [3] Th. Rümpler; Illustrierte Gemüse- und Obstgärtnerei (bearbeitete Auflage); Verlag von Wiegand , Hempel & Parey; Berlin 1879; Seite 217 "Man hat von dieser Art eine weiße und eine rote Form, doch ist die Erstere wegen ihres milderen Geschmacks vorzuziehen."
  • [4] Sommer 2021
  • [5] rein journalistische Recherche, bitte selber juristisch prüfen, es wird keine jur. Haftung übernommen