Unter der Bund- oder Frühlingszwiebel verstehen wir verschiedene Formen und Sorten der Küchezwiebel (Allium cepa) und der Winterheckzwiebel (Allium fistulosum), welche so angebaut werden, dass sie im Frühjahr als junge Zwiebel mit Röhrenlauch geerntet werden können. In diesem Stadium besitzen sie ein grünes Lauchblatt, aber noch keine ausgebildete Zwiebel. [1] Das Laub des Lauchgemüses ist röhrig und je nach Sorte von mittel- oder dunkelgrüner Farbe. Geschätzt werden Sorten mit aufrecht wachsendem Laub, weil diese sich geerntet gut bündeln lassen. Wir kennen das Gemüse meist aus dem Supermarkt. Im Kleingarten wird es eher selten angebaut, weil der Anbau mit den gängigen Sorten, die gesät werden, nicht ganz einfach ist. Allerdings ist die Kultur der robusteren Winterheckzwiebel recht einfach, die wir ebenfalls als grüne Frühlingszwiebel verwenden können. Sie soll hier vordergründig beschrieben werden.
Interessantes und botanisches
Vorweg sei noch einmal kurz erklärt, dass die Frühlingszwiebel nichts weiter als eine junge Lauchzwiebel (Grüne Zwiebel) ist. Nur ist es bei uns nicht üblich, diese größer wachsen zu lassen, zu vermarkten und so in der Küche zu verwenden. In vielen asiatischen oder tropischen Ländern ist die große Grüne Zwiebel (Green Onions) viel häufiger in Gebrauch, was aber auch damit zu tun hat, dass die bei uns häufiger verkaufen Küchen- bzw. Trockenzwiebeln in den äquatornahen Breiten weniger gut große runde Zwiebelbollen ausbilden. Aber letztlich ist es schon eine Merkwürdigkeit, dass die Lauch- und Frühlingszwiebel aus kalten nördlichen Breiten stammt (östliches Zentralasien, die Urform ist der Alltai-Lauch) aber heute eines der am weitesten verbreiteten Gemüse in den heißen und tropischen Ländern ist. Definitiv ist die Pflanze aber frosthart. Das gilt für die Arten Allium cepa (Küchenzw.), wie für Allium fistulosum (Winterheckzw.) gleichermaßen. Bei beiden Arten (auch bei der Winterheckzwiebel) stirbt aber im Hebst der grüne Lauch ab und es überwintert nur eine Zwiebel (Bulbe), die im Frühjahr wieder austreibt.
Wobei noch zu bemerken ist, dass die Varianten und Sorten der Allium cepa (Trocken- bzw. Speisezwiebel) oft schon im Februar grüne Laubspitzen ausbilden – mitunter schon im Spätherbst, die dann in warmen Wintern weiter wachsen und als Lauch geschnitten werden können (siehe dazu: Wintersteckzwiebeln).
Wenn wir uns mit den Frühlingszwiebeln beschäftigen, so ist aber auch noch zu bemerken, dass es manchmal begriffliche Verwirrungen gibt, denn es gibt auch zeitig reifende Küchenzwiebeln mit Bollen, welche von den Gärtnern Frühlingszwiebeln genannt werden. Das sind beispielsweise die Sorten 'De Vaugirard' oder 'Frühernte', deren Samen als Frühlings- oder auch Winterzwiebel gehandelt werden. Dies sind aber nichts anderes als spezielle Sorten der Gemüsezwiebel, welche von Mitte August bis September ins Freiland gesät werden und dann überwintern. Die feinschaligen, weißen Zwiebelknollen sind dann oft schon Anfang Juni, also im späten Frühjahr erntereif, jedoch nicht sehr lange lagerbar.
Wachstumszyklus, eigene Sortenzüchtung und Vermehrung
Der natürliche Wachstumszyklus der Frühlings- oder Bundzwiebel (wie sie im Handel oft genannt wird) beginnt mit dem Aufgehen der ausgefallenen Samen im Sommer oder Spätsommer. Die jungen Lauchpflanzen werden in diesem ersten Jahr – wenn überhaupt – im Durchmesser nicht stärker als ein Zentimeter. Wir können sie ernten oder stehen lassen. Nachdem sich die Lebenskraft der oberirdischen Pflanzenteile in die Zwiebel zurückgezogen hat, verlieren sie dann aber im Herbst rasch ihr Laub. Die Zwiebel überwintert unterirdisch und treibt im März abermals grüne Röhrenblätter, und bildet bis Ende Mai zunächst seine vorhandene Zwiebel kräftiger aus, wie auch kräftigere Lauchröhren. Vom Treiben im April bis Mai kann das Würzgemüse nun in der Küche Verwendung finden. Im Juni teilt sich jedoch die Zwiebel und es sollte in dieser Zeit erst einmal nicht geerntet werden. Diese Teilung ist in der Regel im Juli abgeschlossen, wobei sich dann aus einer Zwiebelpflanze zwei, drei ober seltener vier neue, voneinander getrennte, kleinere Lauchzwiebeln gebildet haben, welche wiederum geerntet werden können. Unter guten Bedingungen sind die Stängel dieser geteilten Exemplare ein bis zwei Zentimeter stark. Wenn diese Pflanzen nun wieder überwintern (wir können im Herbst oder Frühjahr die Zwiebeln auch verpflanzen), dann beginnt der beschriebne Zyklus von vorn, doch mit der zusätzlichen Ausbildung eines bald erhärtenden Stängels mit kugelrundem Samenansatz. Pflanzen mit Samen eignen sich nicht zur Ernte, doch können die sich im April bildenden Samenstängel sofort ausgeschnitten werden, was die Frühlingszwiebeln dann wieder brauchbar für die Selbstversorgerküche macht. Lassen wir Jahr für Jahr die Samen von den besten Pflanzen ausreifen, können wir auf diese Weise recht schnell eine eigene regionale Lauchzwiebel-Sorte züchten, welche sich durch die generative Vermehrung an unsere regionales Klima und an unsere Bodenverhältnisse anpasst. Neben dieser Vermehrung durch Samen können wir – natürlich auch unsere eigenen Sorten – vegetativ vermehren, also im Spätsommer und Herbst die belaubten oder unbelaubten Zwiebeln (von den sich geteilten Exemplaren) pflanzen oder die überwinterten Zwiebeln im Frühjahr verpflanzen.
Anbau – allgemeines – Boden, Düngung
Die Bedingungen für einen guten Anbau, also Bodenverhältnisse und Kleinklima sind bereits hier bei der Winterheckzwiebel ausführlich beschrieben, denn die Frühlingszwiebel ist nichts anderes, als eine Edelform der Winterheckzwiebel. Günstig sind sonnige Anbaustandorte, doch Halbschatten wird auch vertragen. Nur haben die Edelsorten ähnlich dem Porree, lange Schäfte, womit sie praktisch zu verarbeiten und im Marktanbau gut zu transportieren und lange zu lagern sind. Der Boden sollte vor der Kultur bereits in gutem Zustand und gut gelockert sein und ausreichend Nährstoffe enthalten. Kompost, Mist und dergleichen wird während der Kultur nicht eingebracht. Eine Düngung mit einem nicht zu hoch konzentrieren Flüssigdünger (z.B. Jauche), ist Ende Juni möglich.
Aussaat Zeitpunkt
Nach den Angaben der Saatzuchtbetriebe und der Fachbücher ist der optimale Zeitpunkt der Aussaat (es wird flach gesät) der Monat März und April, bis in die ersten Maiwochen hinein. Schön drückten es die Alten aus, welche die "Aussaat während der Obstbaumblüte" rieten, was für den Kleingärtner leicht zu merken ist. Die Keimung der Samen beginnt bei 4 bis 5°C, doch das Optimum liegt um die 20°C. Je nach Temperaturen geht der Samen nach 5 bis 14 oder 20 Tagen auf.
Ab September ist das Gemüse erntereif, doch gutgewachende Exemplare können wir schon ab Ende Juni herausziehen. Dies ist die herkömmliche Anbaumethode, welche immer noch viel publiziert wird, doch die erhofften Ernten bringen diese nicht. Dafür braucht es überwinterte Pflanzen. Der Rat, das Gemüse im Frühjahr auszusäen, ist nicht falsch, doch für Ernte im gleichen Jahr haben wir dann nur recht dünne Schlotten zur Verfügung, die eher an große Schnittlauchstängel erinneren. Planen wir die Haupternte aber für das nächste Jahr, dann ist der Aussaatzeitpunkt ok.
Ein weiterer möglicher Zeitpunkt für die Aussaat (wie er im professionellen Anbau [2] empfohlen wird) liegt im Frühherbst, mit der anschließenden Überwinterung. Ach wenn nicht direkt ins Beet gesät wird und die Jungpflanzen in Anzuchtpaletten vorgezogen sind, dann kommen sie noch im Herbst in die Erde. Gepflanzt wird im Erwerbsgartenbau in Doppelreihen, welche fünf Zentimeter Abstand aufweisen. Die Abstände der Doppelreihen betragen 30 Zentimeter. In der Reihe werden die relativ dicht gesäten Jungpflanzen auf 2,5 Zentimeter verzogen. Bei Trockenheit wird gegossen.
Nach der Überwinterung treiben die Pflanzen spätstens im April und bilden auch schnell Samenstände aus. [3] Von den besten Zwiebelpflanzen werden wir den Samen ausreifen lassen – dafür müssen die Stängel aber an einen Stab angebunden werden. Im Juli/August wird der Samen reif. Bei den Pflanzen, die wir nutzen wollen, schneiden wir aber den Trieb mit dem Samenansatz heraus, da die Pflanze im Reifestadium holzig wird. Die Frühlingszwiebeln beginnen nun wieder Lauchblätter auszubilden und können bald geerntet werden:
Ernte und Verwendung
Je nach Aussaatzeitpunkt und Witterung werden die stärksten Pflanzen ab April vorsichtig aus der Erde gezogen. Mitunter müssen sie dabei mit einem Esser etwas in der Erde gelockert werden. Wir verwenden sie sofort, oder lagern sie im Kühlschrank, wo sie sich im Gemüsefach gut 10 bis 14 Tage lang halten. Das ist insofern ein guter Tipp, weil im Juni und Spätherbst/Winter nichts aus dem Garten geholt werden kann. Möchten wir überwinterte Pflanzen ernten, so ist das theoretisch von April bis Spätsommer möglich. Nur im Juni (wie oben bereits erwähnt) haben wir eine Zeit, in der die Gemüse holzig sind, weil sie sich gerade in einer Teilungsphase der Zwiebeln befinden. Nachher dieser Teilung haben wir dann aber statt einer Frühlingszwiebel etwas kleinere auf dem Beet stehen, die dann auch wieder sehr zart und aromatisch sind. Von den Frühjahresaussaaten ernten wir die stärksten Exemplare etwa ab Mitte Juni und so ist auch der Monat Juni weitgehend überbrückt.
Man verwendet die aromatischen und würzigen Bundzwiebeln, die etwas milder, als Küchenzwiebeln sind roh, gebraten und gekocht. Roh kommen sie in schmale Ringe geschnitten in Salate, Dips und Kräuterquark, oder auf ein Butterbrot. In Gemüsepfannen und im Wok und selbst auf dem Grill werden sie gebraten und gegrillt. Weiterhin würzen sie Suppen, Pasteten, Gemüsestrudel und vielerlei regionale schmackhafte Gerichte. Typisch ist das Würzgemüse beispielsweise für japanischen Gerichte (Suppen, Sukiyaki; Naga Negi), wobei die Miso-Suppe wohl am bekanntesten ist. Ich koche sie jede Woche (gleich für mehrere Tage) mit reichlich Gemüse und serviere sie, wie das in Japan üblich ist, als vollwertiges gesundes Frühstück.
Mischkulturanbau
Die Mischkultur ist mit einigen weiteren Gemüsen und auch mit Erdbeeren gut möglich, nur sollten Zwiebeln nicht mit Bohnen zusammenstehen. Beim Mischkulturanbau von Lauch-, bzw. Frühlingszwiebeln mit anderen Gemüsearten, nutzen wir vor allem den Zwischenkultur-Effekt. Das heißt, dass entweder der Lauch im Zusammenspiel mit anderen Pflanzen noch sehr klein ist und diese sich untereinander deshalb nicht verdrängen, oder es ist umgekehrt. Der Autor hat gute Erfahrungen mit dem Gemischtanbau zusammen mit Schwarzwurzeln (sowie Haferwurzeln) gemacht. Möglich ist die Mischkultur auch mit Tomaten. Experimentiert habe ich mit mit Roten Beeten und mit Möhren, was sich aber nicht bewährte. Meine Empfehlung ist also die Mischkultur zusammen mit Tomaten und (wenn wir die Reihen etwas weiter legen), im Zwischenraum der Reihen (60 bis 65 cm) von Schwarz- und Haferwurzeln und Erdbeeren (Reihenabstand 70 bis 75 cm) in zweijähriger Kultur:
- Tomaten – Mitte Mai zusammen mit verpflanzten Jungpflanzen aufs Beet
- Schwarz- und Haferwurzeln – den Zwischenraum für die Frühjahrsaussaat nutzen!
- Erdbeeren – im Herbst oder Frühjahr Zwiebeln pflanzen
Noch ein P.S.: Auf dem Schwarzwurzelbeet (Zwischenraum zwischen zwei Reihen) pflanze ich im Frühling genau in der Mitte eine Reihe Schalotten. Dann wird der ganze Zwischenraum zwischen den Schwarzwurzeln breitwürfig (dünn säen) mit Frühlingszwiebelnbesät, auch in die Reihe der Schalotten hinein. Letztere sind bereits im Juli zu ernten, also erst dann, wenn sich die aufgegangene Saat stark auszubreiten beginnt.
Krankheiten
Krankheiten sind kaum bekannt und Schädlingsbefall tritt in der Regel keiner auf; allerdings bekommen überalterte Pflanzen im Sommer schnell Flecken an den Röhren, was tatsächlich ein Befall von Pilzen bewirkt, doch ist dieser mit dem natürlichen Absterbeprozesses des Laubes verbunden. Nach meinen Beobachtungen ist der Befall von Zwiebelfliegen nicht zu befürchten.
Sorten
- 'Bohemia' (Böhmen) – langes, schmales Laub
- 'Da Mazzi Bunching' – sehr langer Schaft, milder Geschmack
- 'Feast' – sehr hitzetolorant
- 'Freddy'
- 'Guardsman'
- 'Ishikura' – samenfest; japanische Sorte
- 'Ishikura Long White' – japanische Sorte
- 'Kalgaro'
- 'Marjolina'
- 'Musona'
- 'Negaro'
- 'Pal'
- 'Red Toga' – roter Schaft
- 'Rote von Florenz' – roter Schaft
- 'Tonda'
- 'Totem' (F1)
- 'White Lisbon' (Allium cepa)
Erfahrungen und Bewertung
Der Autor selber interessiert sich sehr für die Thematik, wie die Frühlingszwiebel im eigenen Garten effektiv angebaut werden kann, zumal sie in der Mischkultur mit anderen Gartengemüsen sehr wenig Platz verbraucht und weil sich von ihnen auch der Samen problemlos selber gewinnen lässt.
Sorten, wie die samenfeste japanische 'Ishikura' lassen sich beispielsweise für den Privatgebrauch leicht selber vermehren, da die Lauch- und Frühlingszwiebeln mehrjährig und winterhart sind. So können wir an einer gesonderten Stelle den Lauch als Staude anpflanzen, dort die Lauchblätter ernten, aber auch Samen ausreifen lassen. Die selber frisch geernteten Lauchsamen sind zudem oft um vieles keimfähiger, als gekaufte Sämereien. Ob sich vielleicht noch eine effektivere Anbaumethode verwirklichen lässt, wird sich zeigen. Ein Problem bei der Zucht größerer Lauchpflanzen ist nur, dass sie irgendwann harte Blütenstiele treiben und dann nicht mehr wir gewünscht zu verwenden sind. Möchten wir nur den Lauch schneiden, so müssen wir uns die Mühe mit dem Frühlingszwiebelanbau nicht machen. In diesem Falle sein noch einmal auf die Winterheckzwiebel und ähnliche Laucharten verwiesen. [TJ.9.15] ©Thomas Jaocb
- Quellen/Hinweise
- [1] Neuerdings werden auch Sorten gezüchtet, welche mehr runde Zwiebeln ausbilden, was ich als Spielerei ansehen, da dann die praktische Handhabung in der Küche verloren geht.
- [2] https://www.plantura.garden/leserfragen/gemuese/ fruehlingszwiebeln-anbauen-aussaat-pflege-und-erntezeit – mit "früher Herbstaussaat" kann ab April geerntet werden.
- [3] Möglicherweise gehen die im Herbst gesäten Pflanzen im Frühjahr nicht in den Samen. Ich habe es noch nicht herausgefunden, was ich natürlich noch nachholen werde.
- eigene Erfahrungen