9. Januar 2024, ein Übersichtsartikel von Thomas Jacob
Kurzfassung: Dieser Beitrag behandelt den Soloknoblauch, der als Zwiebel-Rundling angeboten wird, das heißt, er bildet keine Zehen aus. Am häufigsten wird er aus Rocambole-Knoblauch gezüchtet, da dieser sich auch durch Luftzwiebeln (Bulbillen) vermehren lässt und dann die gewünschten Rundlinge ausbildet, die etwa einen Durchmesser von einer Zwei-Euro-Münze haben. Zudem gilt die Rocambole-Varietät als besonders edel im Geschmack. Da die Rentabilität der Produktion von Soloknoblauch nicht nur von der Art, sondern auch von den Anbaubedingungen abhängt, wird er überwiegend im Südwesten Chinas, in der Provinz Yunnan, angebaut, wo entsprechende Witterungsbedingungen vorherrschen. Vermutlich sind es die besonderen wintermilden Verhältnisse, welche in Südwest-China vorherrschen, verbunden mit speziellen gartenbaulichen Techniken, welche die Produktion dieses Exportschlagers begünstigen. Der Beitrag zeigt auf, dass es durchaus allgemein bekannte Regeln für die Kultur von Knoblauch und den Solo-Varianten gibt. Doch zusätzlich kommt es je nach den herrschenden örtlichen Bedingen auf ganz bestimmte Details an, welche den Anbau erst rentabel machen. Allerdings werden solche Detailinformationen selten genau dokumentiert. So muss sich jeder interessierte Knoblauchbauer oder -gärtner für seine Bedingungen vor Ort die nötigen Erfahrungswerte selbst erarbeiten. Anregungen dazu finden sich im vorliegenden Übersichtsbeitrag und in den umfangreich aufgeführten Quellenhinweisen.
Einleitung
Schon seit einigen Jahren findet sich in der Gemüseabteilung unserer Supermärkte der sogenannte Soloknoblauch. Meistens ist dabei das Herkunftsland China ausgezeichnet [1]. Und so findet sich für diese Varietät in der Literatur gern der Name Chinesischer Knoblauch. Sowohl die Bezeichnung Soloknoblauch als auch weitere wie Monoknoblauch, Einzehen-Knoblauch und Perlknoblauch weisen auf eine Besonderheit hin, die darin besteht, dass es sich um eine Knoblauchzwiebel handelt, welche nicht aus einzelnen Zehen besteht, sondern aus einer einzigen, fast kugelrunden Knoblauchzwiebel, einem sogenannten Rundling. Für die Kultur des Soloknoblauchs wird in der Regel Allium sativum var. ophioscorodon (Rocambole-Knoblauch) genommen. Weniger gebräuchlich, aber für den Eigenanbau zu empfehlen, ist die Kultur aus A. sativum var. Holmense (Riesen-Soloknoblauch).
Wer im Internet nach Anbauverfahren für Soloknoblauch sucht, wird wissenschaftliche Arbeiten finden, die in Argentinien und Mexiko publiziert sind, leider aber sehr wenige aus China. So können nur Vermutungen angestellt werden, warum der Export von chinesischem Soloknoblauch viele Konkurrenten vom Weltmarkt verdrängt hat. Ist der Anbau rentabler oder sind die Wachstumsbedingungen besonders gut?
Definition mit besonderem Augenmerk auf das Aroma
Was man unter Soloknoblauch versteht, ist in einem Info-Flyer [2] der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (2020) recht gut definiert: "Solo-Knoblauch oder Einzehen-Knoblauch besteht aus einer einzigen, kreisrunden Zehe („Rundling“) mit einem Durchmesser von 25 mm bis 50 mm. Er hat das typische Knoblaucharoma, ist leicht zu schälen und wird meist aus der chinesischen Provinz Yunnan geliefert."
In Beiträgen lesen wir recht häufig, dass Solo-Knoblauch milder sei als der Zehen-Knoblauch. Auch viele Sterneköche [3] sind davon überzeugt. Doch genau genommen ist diese Aussage nicht ganz korrekt, denn der Geschmacksunterschied liegt ganz einfach daran, dass Solo-Knoblauch häufig aus einer anderen Art (die Unterart Allium sativum var. ophioscorodon) gezogen wird als der weißhäutige Zehenknoblauch [4 und 5].Würde dieser als Rundling angeboten, was selten der Fall ist, hätte er dieselben Geschmackseigenschaften wie ein Exemplar, das Zehen ausgebildet hat. Nochmal vereinfacht gesagt: dass der Soloknoblauch diese "edlen" Geschmackseigenschaften besitzt, liegt also nicht daran, das es ein Rundling ist, sondern dass im Großhandel der Rocambole-Knoblauch oft nur als Rundling und selten als Zehen-Zwiebel zu haben ist [6]. Diesen bekommt man, zumindest in Deutschland, meist nur von regionalen Produzenten, auf Regionalmärkten oder per Bestellung und Direktversand.
Manche Aussagen in Publikationenen behaupten auch, dass Knoblauch aus tropischen Anbaugebieten milder schmecken soll. Theoretisch kann das möglich sein, aber ich beziehe die Aussage auf den Umstand, dass in diesen Regionen überwiegend mild schmeckende Sorten angebaut werden [7].
Das Anbaugebiet mit milden Wintern
Die von der Landschaft her malerische Provinz Yunnan liegt im Südwesten das Landes. Sie befindet sich am Rand des tibetischen Hochplateaus und trifft auf die Länder Myanmar, Laos und Vietnam. Abgesehen von einigen höheren Gebirgslagen könnte man das Klima insgesamt als tropisch-mild bezeichnen, was bedeutet, dass es im Winter frostfrei ist und im Sommer auch nicht zu heiß wird. Da es in vielen Teilen der Provinz Yunnan im Winter keinen Frost gibt, ist sie bestens geeignet für den Anbau von Rundlingen, da ohne Frosteinwirkung eine Knoblauchpflanze keine Zehen ausbildet. Wird sie hingegen, wie in unseren Breiten häufig, Kälte ausgesetzt (Vernalisation), entstehen an der Basiszwiebel die bekannten Knoblauchzehen.
Der frostfreie Anbau fördert also definitiv das Entstehen der Rundlinge in Südwest-China. In Deutschland ist das nur umsetzbar, wenn wir Knoblauch im Frühjahr, nach der Frostperiode pflanzen.
Die Arten des Knoblauchs und deren Eignung als Solo-Variant
Allgemein stehen uns für den Knoblauchanbau drei Art-Varianten zur Verfügung:
- Kulturknoblauch (Allium sativum var. sativum); bildet nur sehr selten Luftzwiebelchen (Bulbillen) aus
- Rocambole-Knoblauch bzw. Schlangenknoblauch (Allium sativum var. ophioscorodon); bildet viele Luftzwiebelchen (Bulbillen) aus und wurde deshalb früher oft auch als Rockenbollenknoblauch bezeichnet [9]; Rundlinge werden durchschnittlich 35 mm stark
- Elefanten-Knoblauch, Allium ampeloprasum var. HolmenseAllium ampeloprasum var. Holmense (Allium ampeloprasum var. ampeloprasum Pearl-Onion Group [20]) hierzu zählt auch der Perllauch (ebenfalls der A. a. Pearl-Onion Group zugehörig [20]) bildet Blüten und Samen aus; Luftzwiebelchen sind nur von der Sorte (bzw. Sortengruppe) 'Hairy Friend' bekannt; die meisten Ampeloprasum-Varianten setzen Brutzwiebelchen an; Rundlinge werden um die 55 mm stark;
Meine Recherchen ergaben, dass in China für die Produktion des Soloknoblauchs vor allem Allium sativum var. ophioscorodon genutzt wird. Aus dieser Form entwickeln sich Rundlinge mittlerer Größen mit einer Stärke von 25 bis 35 Millimeter Durchmesser, die im Durchschnitt 13 Gramm schwer sind. So sind sie in der Regel bei uns im Handel erhältlich. [8]
Knoblauchanbau im Allgemeinen und Rentabilitäts-Fragen
Im Normalfall wird Knoblauch durch einzelne Zehen vermehrt. Gepflanzt wird er in unseren Breiten im frühen Herbst, so können sie bis zum Winter bereits reichlich Wurzeln und erste Blätter ausbilden. Die Pflanzenart ist harte Winterkälte gewöhnt, da sie aus der zentralasiatischen Steppe stammt, und kann bei uns problemlos überwintern. Im Frühjahr treibt der Knoblauch rasch aus und entwickelt aufgrund der längeren Tageslichtzeiten bis zum Frühsommer seine Zwiebel aus. Optimale Temperaturen für das Wachstum sind 18 bis 21 Grad Celsius. Im Juli ist der Knoblauch erntereif.
Nach der Ernte können die Zehen im selben Jahr wieder für die Neupflanzung Verwendung finden. Dafür sollten die größten Zwiebeln und davon ebenso die größten Zehen genommen werden. Kulturknoblauch-Zwiebeln bestehen aus 10 bis 20 einzelnen Zehen.
Rocambole-Knoblauch entwickelt Zwiebeln gleicher Größe, ist aber weniger differenziert und bringt es auf etwa fünf bis zwölf Zehen. Damit ist der Rocambole bei dieser Vermehrungsart etwas unrentabler, weil er weniger Pflanzmaterial liefert. Dafür bildet er aber an seinen spiralartig [10] verdrehten Blütenstielen neben einigen (meist) unfruchtbaren Blüten [11] auch kleine Luftzwiebelchen (Bulbillen) aus, welche ebenso wie die Zehen gepflanzt werden können. Allerdings bleiben die so entstandenen Setzlinge im ersten Jahr noch recht klein und bilden nur um die ein Zentimeter starke Solo-Zwiebeln aus. Da diese für eine erfolgreiche Weiterkultur im darauffolgenden Jahr sehr klein sind, müssen wie sie ein weiteres Mal pflanzen. Nun bilden sie Zehen aus, die im Herbst wiederum gepflanzt werden. Erst nach dem zweiten Sommer verfügt man über Pflanzmaterial, das ausreichend Ertrag verspricht.
Besonderheit: Um den Knoblauchanbau zum Erfolg zu führen, müssen wir immer nur nur die größten Zehen pflanzen. Das heißt im Eigenanbau, nur das Beste aus der Vorjahresernte sollte für die Weitervermehrung genommen werden. Das sind die schönsten Pflanzzehen, die aus fünf bis sechs Zentimeter großen Zwiebeln hervorgehen. Unglücklicherweise bilden die aromatischen Rocambole-Typen meist nur wenige Zehen aus, und das ist durchaus ein Dilemma. So stehen wir im Hausgarten nämlich vor der Wahl: Nehmen wir unsere Ernte zur weiteren Vermehrung oder verwenden wir sie in der Küchen? Im Großen verhält es sich ebenso: Produzieren wir vorzugsweise für den Verkauf, haben wir kaum Material für den Anbau.
Anbau des Soloknoblauchs im Besonderen
Die Produktion von Einzehenknoblauch ist gut bekannt und wird zum Beispiel in der Argentinischen Fachliteratur (unibulbos de ajo) ausführlich beschrieben [12]. Zunächst eignen sich für diese Zwecke besonders die kältegewohnten Sorten (Rocambole), wenn sie in wintermilden Klimaten angebaut werden. Zudem dürfen sie, wie oben bereits erwähnt, nach der Pflanzung keiner Kälteeinwirkung ausgesetzt sein, da sonst der Vernilisationsprozess einsetzt. Das kann bereits geschehen, wenn über einen Zeitraum von 30 bis 45 aufeinanderfolgenden Tagen Temperaturen unter 10 °C herrschen [13]. So wird etwa im argentinischen Knoblauchanbaugebiet bei Mendoza, das ähnlich milde Wintertemperaturen wie Yunnan aufweist, sehr zeitig gepflanzt (Juli, August, September), was bei uns Januar, Februar und März entspricht.
Gepflanzt werden Zehen mittlerer Größe. In der Regel kommen die Bestände dann unter Folie und werden so vor Kälte zusätzlich geschützt. In dieser ersten Entwicklungphase bilden die Pflanzen zunächst aus der Energie ihrer Zwiebel heraus ein kräftiges Wurzelsystem aus [14]. Wenige Laubblätter sprossen, doch verweilen sie noch in einer Art Startposition. Mit den länger werdenden Tagen (die wichtig für die Zwiebelbildung sind) und den im Frühjahr möglichst rasch ansteigenden Temperaturen (um die 20°C), tritt dann die für die Ernte entscheidende üppige Wachstumsphase der Pflanze ein. Je mehr sie jetzt Blätter hervorbringt und Photoassimilate (Zucker per Photosynthese) herstellen kann, um so größer werden später die Knoblauchzwiebeln. Die Wachstumphase endet in der Bildung der Zwiebel. Diese geht dann noch in eine Phase der Reife und Ruhe über und daraufhin erfolgt die Ernte.
Spezifische Bedingungen in Yunnan
Um nun noch einmal auf die Besonderheiten in Yunnan (China) zurückzukommen, so sind dort die Winter so mild, dass eine Vernilisation bestimmter Sorten nicht stattfindet. Damit sind die Landwirte dort in der Lage, ihre Pflanzung ohne viel Aufwand noch weiter zu verfrühen, als das etwa im argentinischen Mendoza-Anbaugebiet der Fall ist. Dieser Umstand wiederum ermöglicht den Pflänzlingen ihr Wurzelsystem noch intensiver auszubilden, wobei nochmals bemerkt sei, dass die ausgiebige Wurzelausbildung (in einer Zeit relativ kühler Witterung) bereits den Grundstein für eine reiche Ernte liefert. So lange diese Wurzeln im (gut gelockerten) Boden erst einmal Fuß fassen, braucht und sollte es noch gar nicht zu warm sein. Dies ist erst in der zweiten Entwicklungsphase von Nutzen. In der Folge ist für das maximale Zwiebelwachstum ein rascher Temperaturanstieg vorteilhaft und das möglichst tags, wie nachts. Das sind idealerweise 18 bis 21 Grad Celsius plus verlängerte Tageslichtzeiten.
Nun vermute ich zudem, dass all die genannten Bedingungen in Südwest-China so günstig sind, dass man dort sogar auch einjährig vorgezogenes Pflanzmaterial aus Bulbillen zum Einsatz bringen kann. [15] Es ist sogar anzunehmen, dass diese in Yunnan auch größere Zwiebelchen hervorbringen, als anderswo (wo sie auch schon passable Durchmesser aufweisen [16]). Damit wäre das nötige Pflanzmaterial preiswerter zu produzieren, als wenn nur Zehen zur Verfügung stehen, die wie bereits erwähnt, von den Rocambole-Sorten nur spärlich zu bekommen sind. Wie gesagt, diese Aussage ist hypothetisch, denn über den Knoblauchanbau in China habe ich bisher wenig recherchieren können. Der Autor Menguhi Cao [17] schreibt lediglich, dass für die Produktion von Solo-Knoblauch der sogenannte "Sichuan-Knoblauch" Verwendung findet (die Provinz Sichuan liegt nördlich von Yunnan). Ob es sich dabei wirklich um Zehen oder kleine Rundlinge handelt, ist anhand seiner Aussage nicht völlig eindeutig (wobei vielleicht die Übersetzung auch nicht ganz klar ist)
Die Provinz Yunnan ist eine sehr schöne Provinz im Hochland. Das Klima ist warm, ohne jede Kälteperiode, der Boden ist unfruchtbar und die schwachen, kleinen Zehen des Sichuan Knoblauchs werden in sehr hoher Dichte gesteckt. Damit sind alle vier Voraussetzungen für Solo-Knoblauch erfüllt. Insbesondere um die Ortschaften Dali, Yuxi und Qujing wird Solo-Knoblauch produziert.
Weitere Faktoren, welche das Wachsen von Rundlingen fördern
Es handelt sich durchaus um gärtnerisches Allgemeinwissen, dass bei der Pflanzung von Zehen oder Luftzwiebelchen, welche nicht der Winterkälte ausgesetzt sind, Rundlinge entstehen. Dass der Anbau von kälteliebenden Varietäten in milden Breiten ebenfalls Monozwiebeln fördert, ist bei den argeninischen Autoren LANZAVECHIA und BURBA gleich zu Beginn ihrer Publikation "Sistema de producción de unibulbos de ajo" [12] auf Seite 3 (oben) nachzulesen.
Weitere bekannte Bedingungen, welche die Bildung von Zehen unterbinden, sind:
- nährstoffarmer Boden (wenig Stickstoff)
- dichte Pflanzung (normalerweise braucht Knoblauch mindstens 15 cm Pflanzabstand)
Obwohl Menghui Cao in seiner Veröffentlichung "Knoblauch – Qualitätsproduktion in China" [17] diese Faktoren nennt, so bin ich skeptisch, ob diese wirklich alle auf die Yunnan-Rundlinge zutreffen. Ich nehme an, dass man den Soloknoblauch zwar auf entsprechend armen "unfruchtbaren" Böden (dritter Tracht) pflanzt – vermutlich im Herbst – doch in der Zeit des Dickenwachstums der Zwiebeln düngt.
Was die Pflanzenabstände betrifft, so lässt sich doch recht einfach die tatsächliche Pflanzdichte bestimmen, da der Autor die Ertragsmenge des Soloknoblauchs mit 60 Dezitonnen pro Hektar (bei herkömmlichem Zehenknoblauch liegt der Ertrag zwischen 50 und 120 Dezitonnen [18]) angibt, was 600 Gramm pro Quadratmeter entspräche. Für den Verkauf sind die Rundlinge im Durchschnitt 13 Gramm schwer.
Allerdings fallen auch nennenswerte Mengen an nicht vermarktungsfähigen Größen an. Dass diese Mindergrößen dann für die Monozwiebel- oder die Zehenknoblauch-Vermehrung oder für andere Vermarktungsformen (Grüner Knoblauch [19]) Verwendung finden, ist anzunehmen.
Vorläufiges Resümee
Meine Recherche hat mich zu der Erkenntnis geführt, dass Soloknoblauch in der Rocambole-Variante nur unter entsprechenden klimatischen Bedingungen rentabel angebaut werden kann. Hinzu kommen gartenbauliche Parameter, die eingehalten werden müssen. In der chinesischen Provinz Yunnan spielen diese Faktoren in optimaler Kombination zusammen. Das ergibt sich aus den oben gezogenen Schlussfolgerungen.
In meinem Beitrag konnte ich in einigen wichtigen Teilen leider nur Vermutungen anstellen. Auch meine eigene Forschung ist noch nicht so weit fortgeschritten, dass ich schon klare Ergebnisse vorweisen kann. Deshalb ist es wünschenswert, wenn sich Gartenbauinstitute mit dieser Thematik befassen würden, um mehr Licht ins Dunkel zu bringen. Selbstverständlich werde ich meine Erkenntnisse zeitnah zur Verfügung stellen, um weitere Forschung anzuregen.
Noch viele Unklarheiten
Ob es jemals möglich sein wird, in Deutschland und Mitteleuropa Soloknoblauch in nennenswerter Größe rentabel zu produzieren, bleibt abzuwarten. Ich bin da eher skeptisch. Für Hobbygärtner ist es jedoch absolut empfehlenswert, sich mit diesem Themenkomplex zu beschäftigen. Allein die Beobachtung der verschiedenen Wachstumsphasen des Knoblauchs und die daraus gezogenen Erkenntnisse können auch für den Anbau der gewöhnlichen Zehen-Knoblauchsorten von großem Nutzen sein.
Rentabel für den Kleingartenbereich ist auf jeden Fall die Kultur von Rundlingen aus der Knoblauchart Allium ampeloprasum var. Holmense. Das ist der sogenannte Elefanten-Knoblauch, den ich hier genauer beschreibe.
Noch eine letzte Vermutung
Eine letzte Vermutung meinerseits sei noch gestattet. Zunächst stellte ich bei meinen Recherchen zum chinesischen Soloknoblauch fest, dass Nationen wie Argentinien zwar die Wegbereiter für den rentablen Anbau von Soloknoblauch waren, nun aber gegenüber den Chinesen ins Hintertreffen geraten sind. Gründe hierfür werden viele gefunden. Ein bisher kaum benannter ist mir aufgefallen, und er mag scheinbar nebensächlich sein. In Argentinien beispielsweise war man bestrebt, für den Export nur die besten und größten Knoblauch-Rundlinge bereitzustellen, und man hatte dafür auch festgelegte Normen. Soloknoblauch über 30 Millimeter Durchmesser kam in den Export, was darunter lag, auf den heimischen Markt. Das jedoch ist teuer, da es weniger Einnahmen aus dem Export generiert. Die chinesische Ware hingegen wird mit großzügigeren Größenunterschieden gehandelt [8].
Wenn ich ausreichend Anbauversuche mit Rocambole-Rundlingen gemacht und zufriedenstellende Erkenntnisse auf diesem Gebiet gesammelt habe, was spätestens 2025 zu erwarten ist, folgt eine Ergänzung dieses Beitrags.
[TJ.8.10] I
[1] China ist keineswegs das einzige Land, in dem traditionell Soloknoblauch angebaut wird. Argentinien und Mexiko sind ebenfalls Produzenten, doch spätestens seit ca. 2017 stark von den Exporten Chinas bedrängt.
Die Bezeichnung Chinesischer Knoblauch ist insofern auch etwas unglücklich gewählt, da es zu Verwechslungen mit einer Varietät des Knoblauchs führen kann, welche botanisch als Allium sativum f. pekinense bekannt ist und die ebenfalls den deutschen Namen "Chinesischer Knoblauch" trägt.
https://web.archive.org/web/20220811211628/
https://hosho.ees.hokudai.ac.jp/tsuyu/top/plt/lily/allium/veg.html
Mitunter wird der Chinesische Knoblauch auch mit dem in Fernost beliebten Schnittknoblauch (Allium tuberosum) verwechselt.
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[2] Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung; (Flyer) Knoblauch Produktinformation; Oktober 2020
https://www.ble-medienservice.de/0105-3-knoblauch.html
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[3] VILGIS, Thomas und VIERICH, Thomas; Aroma – Die Kunst des Würzens; Berlin 2020; Seite 189: "Gourmets bevorzugen den rosafarbenen, aromatischeren Knoblauch. [...] "Chinesischer Knoblauch" oder "Solo-Knoblauch" ist kleiner, besteht nur aus einer Zwiebel und schmeckt milder."
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[4] Als weißer Knoblauch wird oft der Kulturknoblauch (Allium sativum var. sativum) bezeichnet. Der für ihn ebenfalls verwendete Name Softneck-Knoblauch (Weichhals-Knoblauch) rührt daher, dass sich seine weichen Stiele zu Zöpfen flechten lassen. Die Zehenhaut der Sorten ist nicht in jedem Falle weiß, doch das Fleisch der Zehen ist meist weißer als beim Rocambole-Knoblauch. Letzterer ist auch unter dem Namen Hardneck-Knoblauch zu finden.
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[5] Manchmal sind die weißen Knoblauchsorten auch Formen von Allium ampeloprasum var. Holmense, wie z.B. der berühmte Toskanische Knoblauch. Die Italiener behaupten von ihrem "toskanischen Aglione-Knoblauch" (Reginalprodukt: Aglione della Val di Chiana Bolognami), dass er sich durch einen "besonders angenehmen Geschmack auszeichnet. Zudem soll er leicht verdaulich sein und keinen schlechten Mundgeruch hinterlassen, so dass er auch als „Kuss-Knoblauch“ bekannt ist." Dem wird sicher kein Sternekoch widersprechen – oder? In England wird Allium ampeloprasum var. Holmense als Elefantenknoblauch bezeichnet (ein Koch weiß das in der Regel nicht), und ihm kein hoher geschmacklicher Wert zugemessen. Gourmet-Köche lehnen den Elefanten-Knoblauch ebenfalls als zu gewöhnlich ab, weil er geschmacklich weit unter dem des normalen Knoblauchs liegen soll.
https://web.archive.org/web/20230327020019/
https://www.italybite.it/de/blog/post/Toskanischer-Aglione-Knoblauch-Geschichte-und-Rezepte.html
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[6] Ein Grund, warum im Handel überwiegend der Kulturknoblauch [4] angeboten wird, ist vermutlich auch die Haltbarkeit. Er ist ohne Behandlung 10 bis 12 Monate haltbar. Rocambole hält sich nur vier bis sechs Monate, als Rundling jedoch auch länger.
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[7] Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass der milder schzmeckende Kulturknoblauch (Allium sativum var. sativum) eine kürzere Zeit auf Kälteeinwirkung angewiesen ist als andere Varianten. Aus diesem Grunde wird er in wärmeren Klimaten vorzugsweise angebaut.
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[8] Die angegebene Größensortierung auf den Verpackungen der Ware im Supermarkt stimmt nicht unbedingt mit den tatsächlichen Größen überein. Für die Solozwiebelchen auf dem Beitragsbild ganz oben sind sie mit 30/40 mm angegeben. Tatsächlich sind es Größen zwischen 25/35 mm (Bild 2).
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[9] In Deutschland gibt es auch den Begriff der Rockenbolle oder Roggenbolle, der wohl nichts mit Rocambole (frazösich) zu tun hat. Die Rockenbolle ist der alte Begriff für die in der Küche nutzbaren Luftzwiebelchen (Bulbillen), und so wurden verschiedene Pflanzenarten als Rockenbolle bezeichnet, etwa auch der Schlangenlauch (Allium scorodoprasum) und selbst die Ägyptische Zwiebel (Allium x proliferum).
THOMÉ'S, Prof. Dr. ; Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, in Wort und Bild für Schule und Haus; Gera-Untermhaus, 1886; Seite 297
[10] Daher auch der Name "Schlangenknoblauch".
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[11] Früher vertrat man die Auffassung, dass Allium sativum nur taube Blüten ausbildet, doch dem ist nicht so. Besonders in den Untergruppen von Allium sativum var. ophioscorodon befinden sich Variationen (z.B. Purple-Stripe-Gruppe), die auch Samen ausbilden. Aus dem englischen Sprachraum sind Initiativen von Hobbygärtnern bekannt, die samenbildende Knoblaucharten kultivieren [11a]. Sicher arbeiten die Wissenschaftsgemeinschaft, die Agrarindustrie sowie die Zuchtbetriebe an dieser Thematik, doch halten sie sich mit ihren Ergebnissen weitgehend bedeckt. Allerdings erwähnt der chin. Autor CHO in seinem PDF [17] z.B. die Sorten 'Hybrid White' und 'Hybrid Purple' (beides Zehen-Knobl.). Überhaupt ist der Begriff "chinesischer Hybrid-Knoblauch" bereits ein Eigenbegriff geworden.
Nach dem unten stehenden Bericht [11a] bildet im zeitigen Frühjahr gesäter Allium sativum mitunter im gleichen Jahr noch eine Zwiebel aus, was z.B. bei Allium ampeloprasum nicht der Fall ist. Bei diesem entsteht aus der Saat zunächst Lauch bzw. Porree.
- [11a] MEREDITH, Ted Jordan und DRUCKER, Avram; Growing Garlic from True Seed; Frühjahr 2012 https://web.archive.org/web/20231226162647/
https://garlicseed.blogspot.com/p/growing-garlic-from-true-seed.html - [11b] Seite eines Produzenten: https://web.archive.org/web/20230925005029/
https://landschaftenschmecken.com/produkt-kategorie/samen-raritaeten/knoblauch/purple-stripe/
[12] LANZAVECHIA, Silvina Beatriz; BURBA, Jose Luis; Sistema de producción de unibulbos de ajo [System zur Herstellung von Soloknoblauch]; publiziert 2011 Volltext als PDF-Format -->
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[13] Cultivo de ajo: etapas, tiempo de cosecha y fertilización (Knoblauchanbau: Stadien, Erntezeitpunkt und Düngung) https://web.archive.org/web/20231128190527/
https://agrotendencia.tv/agropedia/cultivos/el-cultivo-del-ajo/
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[14] Knoblauch bildet ein 30 Zentimeter tiefes, ziemlich dichtes, homogenes Wurzelsystem aus (Homorhizie). Etwa 80 Prozent der Wurzeln reichen bis 30 Zentimeter Tiefe, 15 Prozent bis 45 Zentimeter und nur fünf Prozent bis 75 Zentimeter tief [12]. Diese massive Wurzelmasse, die sich zum Großteil Wochen und Monate vor dem Frühjahrstrieb ausbildet, ermöglicht dem Setzling ein wirklich enormes Wachstum. Pflanzen wir Knoblauch in Deutschland erst im Frühjahr, hat das Gewächs zu wenig Zeit für sein Wurzelwachstum und muss mit dem Frühjahrsaustrieb seine Kräfte auf zwei Entwicklungsphasen gleichzeitig verteilen. Das verbraucht viel Energie. Aus diesem Grund bleiben in unseren Breiten die Zwiebeln des im Frühjahr gesteckten Knoblauchs kleiner, als bei der Herbstpflanzung.
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[15] Es ist gut möglich, dass eine Pflanzzwiebelproduktion auch im Zusammenhang mit grünem Frühlings-Knoblauch in der Spargelsaison steht, der auf lokalen Märkten im großen Umfang frisch vermarktet wird. Auch für diesen braucht es zunächst einen großen Bestand an Pflanzmaterial. Grüner Knoblauch wird unter anderem viel in der Provinz Sichuan erzeugt.
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[16] PRODUCCIÓN DE BULBILLOS “SEMILLA” DE Allium sativum L. cv.
“Chino Cincomesino” UTILIZANDO BULBILLOS AÉREOS, BAJO TRES FORMULACIONES DE FERTILIZACIÓN Tesis [HERSTELLUNG VON „SAMEN“-ZWIEBELN VON Allium sativum L. cv....] AREQUIPA, PERÚ 2022
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[17] CHO, Menguhi; Knoblauch – Qualitätsproduktion in China; CHO, Menguhi; XUZHOU LIMING FOOD CO. LTD [Firma], Xuzhou (China); veröffentlicht von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Bonn-Mehlem 2018
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[18] LABER, Hermann/ LATTAUSCHKE, Gerald; Gemüsebau; Stuttgart (Hohenheim) 2020; Seite 446
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[19] Grüner Knoblauch: Junger, frisch getriebender Knoblauch, von dem das Grün (ähnlich der Lauchzwiebel) Verwendung findet. Die Ernte fällt in die Spargelsaison. Der grüne Lauch wird in dieserzeit in China oft in großen Mengen auf den regionalen Gemüsemärkten angeboten.
Weitere Literatur:
[20] Systematik von Allium ampeloprasum: https://mansfeld.ipk-gatersleben.de/....
[21] BURBA, José Luis; Producción de ajo [Knoblauchproduktion]; Buenos Aires, 2022. Volltext als PDF-Format -->
[22] Infoblatt des Instituts: AER BELEN – INTA – EEA Catamarca; CULTIVO DE AJO. UNA ALTERNATIVA PRODUCTIVA.[KNOBLAUCHANBAU. EINE PRODUKTIVE ALTERNATIVE.]; Stadt Belén/Catamarca 2023 Volltext als PDF-Format -->
[23] Sorten-Beispiel von einem chinesischen Anbieter mit Informationen zu Haltbarkeit und Saison: https://web.archive.org/web/20210412025900/https://de.forichgarlic.com/solo-garlic/
[24] Informative chinesische Seite (deutsch) über Knoblauch:
https://web.archive.org/web/20240205085942/https://de.garlicvegetables.com/info/