mediterranes EigenheimBungalow-Haus mit Romanischen Dachsteinen.
Bungalow-Haus mit Romanischen Dachsteinen.

Wer auf meinen Seiten unterwegs ist, wird rasch bemerken, dass häufig nicht die allgemeinen Informationen zu finden sind, sondern das Außergewöhnliche und das, worauf es meiner Meinung nach wirklich ankommt. Beim mediterranen Eigenheim und Wohnen wäre einiges zu sagen, was erst bei genauerer Betrachtung einleuchtet.

In den Fertighaus-Katalogen ist zu lesen, dass man Häuser mit geringem Dachgefälle und weitem Dachüberstand mediterran nennt. Arkadenähnliche Vorbauten sind noch eine Zugabe und mit den richtigen Farbtönen hat man dann das perfekte Eigenheim des Südens. Das ist aber noch lange nicht alles. Nur leider wird es oft so umgesetzt. Der Betrachter meint zwar, ein mediterranes Haus vor sich zu haben, aber das Gefühl vermittelt, dass da irgendetwas fehlt.

Über die Bauformen des Südens habe ich schon einiges geschrieben und empfehle es zum Studium. Es ist ganz allgemein der mediterrane Baustil und in abgewandelter Form das Toskana-Haus. Letzteres ist dem Wesen nach ein mehr frei stehendes Haus, aber das klassische mediterrane Haus baut man doch grundsätzlich etwas anders:

Das mediterrane Hof-Haus

Wenn wir uns die südlichen Architekturbesonderheiten verinnerlichen wollen, so ist es nötig, kurz auf die Grundrissaufteilung der antiken römischen Wohnhäuser einzugehen. Unter griechischen, etruskischen und orientalischen Einflüssen entstand das antike Atriumhaus (römischer Einflussbereich) beziehungsweise das Peristylhaus (griechisches Hof-Haus), welche gleichermaßen als Zentrum einen offenen Gartenhof besitzten. Der Baukörper umschließt diesen Hofraum meist mit Arkaden als Übergang zum geschlossenen Bau. Die ganze Grundarchitektur ordnet sich dem südlichen Klima unter und schafft im Ganzen eine kleine schattige Wohnoase. Nach Außen sieht so ein Haus wenig spektakulär aus, denn die architektonische Schönheit und der Nutzen erschließen sich aus dem Inneren heraus, aus dem Atrium oder Peristyl. Selbst der kleine angeschlossene Nutzgarten, der sogenannte Hortus, ist, von hohen Mauern umschlossen, in den Baukörper integriert.

Zugespitzt könnte man sagen, wer sich ein Eigenheim im mediterranen Stil wünscht, der baue sich einen Wohnhof mit Seitengebäuden. Der Hof ist hier das Zentrum des Heimes. Hohe Mauern verhindern den Einblick in das Refugium. Selbst der Garten sollte dem Wesen nach ein südlicher ummauerter Hofgarten sein, und es bietet sich förmlich an, einen versteckten Hortus - einen kleinen geheimen Garten - anzulegen. Fazit: Das mediterrane Eigenheim ist nicht dazu geeignet, nach außen zu repräsentieren.

mediterranes EigenheimIm Süden sind die Häuser von außen wenig spektakulär.

Atrium und Peristyl

Beim Atrium könnte man durchaus von einem überdachten Wohnhof sprechen, dessen Dach in der Mitte geöffnet ist. Als Zentrum besaß das antike Atrium meist ein Wasserbecken, in dem Regenwasser gesammelt wurde,  welches das Klima in den zum Hof offenen Räumen positiv beeinflusste. Beim Peristyl ist dieser geöffnete Hofbereich um einiges größer und von Arkaden umgeben. Der Hof, der oft als geometrische Gartenanlage gestaltet war, konnte zwar auf Wegen (als Kreuzgang angelegt) betreten werden, war dem Wesen nach aber oft mehr ein Betrachtungsgarten. Bei beiden Formen sind Fenster und Türen so angeordnet, dass sie in den inneren Hofbereich gehen. Ausblicke in Umgebung und Landschaft sind eher selten. Ganz anders beim nordeuropäischen Landhaus, wo viel Wert auf schöne Fernblicke gelegt wird. Ein Projekt, das gleichzeitig auf Außen- wie auf Innenwirkung setzt, ist nicht möglich. Oder es wird stillos.

Wer den mediterranen Stil ins eigenen Heim übertragen will, der sollte die oben erwähnten klimatischen Besonderheiten kennen. Allerdings ist die Umsetzung dieser Prinzipien in unseren Breiten oft anders. Vor allem durch die völlig unterschiedlichen klimatischen Bedingungen kann man die südliche Bauweise nur dem Sinn nach übertragen. Offene Wohnräume sind im nordeuropäischen Raum nur im Hochsommer nutzbar. Das sind unter Umständen nur wenige Wochen im Jahr. Verglasungen können Abhilfe schaffen, was durchaus akzeptabel ist. Der zweite Punkt ist der, dass die Bewohner einer klassischen römische Villa oder des griechischen Peristylhauses sehr vermögend waren, was ihnen erlaubte, großzügig zu bauen. Hohe Grundstückspreise und Baukosten schränken diese Möglichkeit bei vielen Bauherren beträchtlich ein. Das solltest du bedenken, ehe die Umsetzung im verkleinerten Maßstab grotesk wirkt. Nur wer großzügig bauen kann, kann ein solches Projekt umsetzen.

Fazit

Kurz zusammengefasst ist zu sagen: Südlich der Alpen finden wir flache Dachdeckungen und die Vergrößerung der Wohnfläche durch Zusammenschließung zu einer Reihe oder einem Ring bei gleichzeitiger Aufgabe der Selbständigkeit der einzelnen Hauskörper (Mediterraner Baustil). Das heißt, dass wir durchaus die Flachbauweise also den Bungalow-Haustyp verwenden könen, aber durch eine L-Form bzw. U-Form einen Innenhof schaffen müssen. Den Hof sollten wir als solchen betrachten und ihm weniger das Flair einer Terrasse geben. Auch ein einbezogenes Gartenhaus und eine Garage können diese Hofsituation schaffen, wenn sie entsprechend angeordnet werden. Wer lediglich ein frei stehendes Eigenheim hat, der muss mehr mit Mauern, Pergolen und Sichtschutzwänden arbeiten.

Des weiteren kannst du alle Tipps nachlesen, die ich in Bezug auf das Leben im Landhaus gegeben habe. Letztlich ist das mediterrane Eigenheim zusammen mit Hof und Garten eine Einheit und ein Konzept dafür, Garten und Haus als Wohnraum zu nutzen. Eine Sommerküche zu gestalten wäre beispielsweise auch eine Möglichkeit, das Wohnen nach Außen zu verlagern.

Mediterrane Hofterrasse. © Ilo...
Ein südländischer Wohnhof. © L...
Ummauerter Hof.