Fliegende Vögel Grabmal aus HolzEin Motiv, welches nicht viel erklärt werden muss. Grabmal aus Holz.
Ein Motiv, welches nicht viel erklärt werden muss. Grabmal aus Holz.

In der Grabmalgestaltung werden Vögel gern verwendet um Bilder von Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln. Das ist tatsächlich ein schönes Mittel, um dem Ort der Trauer auch einen hoffnungsvollen und sogar heiteren Anstrich zu verleihen. Der Vogel ist von Alters her ein Symbol der körperlosen Seele, der freien Gedanken oder der Transzendenz. In den archaischen Kulturen symbolisieren Vögel auch Geister der Luft oder die zum Himmel aufsteigenden Seelen der Verstorbenen. Wenn wir heute nach der Bedeutung der Symbolik rund um die gefiederten Wesen fragen, so ist diese in der Regel auf intuitivem Wege recht einfach zu erfassen und bedarf eigentlich keiner umfangreichen Erklärung. In diesem Sinne werden entsprechende Motive viel auf unseren Friedhöfen gefunden.

Phönix, Adler, Kranich, Pfau und Seelenvögel

Merkwürdig ist bei einigen Symboltieren die Verbindung mit Feuer, wie beim Feuervogel und dem Phönix, der verbrennt und aus der Asche wiederersteht. Diese Thematik ist gesondert behandelt (bitte dem Link folgen).

Ägyptischer Ba Vogel über einer SeeleDer ägyptische Ba, der Vogel der Seele über einer Mumie, bevor er den Flug ins Jenseits antritt.

Eine Sonderstellung nimmt auch der Adler ein, den ein uraltes altes Kunstmotiv im Kampf mit einer Schlange, was den Kampf von Licht und Dunkelheit versinnbildlicht, den Kampf der Ordnung gegen das Chaos. Als "König der Vögel" und in entsprechender Verwendung als Herrschaftssymbol fand der Adler Eingang in die Heraldik, die Wappenkunst. Beeindruckend ist der Flug der Kraniche und so tut es nicht wunder, dass auch der Kranich in vielen Kulturen eine Sonderstellung einnimmt. Wie der Adler kann er der Kranich ein Götterbote sein, denn der Kranich genießt die Gemeinschaft mit denselben. Diese Vorstellungen über den Glück verheißenden Vogel finden wir bei den Chinesen. Ähnlich verbreitet ist das Motiv des Pfaus, der oft im Zusammenhang mit Baum- und Sonnenkulten steht. Der Pfau verkörpert Liebe und wie der Kranich die Unsterblichkeit und Langlebigkeit. Der prächtige Vogel ist ein Natursymbol für den Sternenhimmel. Bei aufkommenden Regen wird der Pfau zuvor unruhig und vollführt einen "spiralförmigen Regentanz", was ihn hier und da auch mit der Spiralensymbolik in Zusammenhang bringt. Solche feinsinnigen Beobachtungen erklären uns zum Glück mitunter auch Symbolbedeutungen, welche uns ohne diese zu völlig abwegigen Schlüssen kommen lassen kann. All die hier genannten Arten, wie auch Schwäne und Krähen, können in der Mythologie der indogermanischen Völker auch Seelenvögel darstellen. Wie beim Ba, der alten Ägypter (Abbildung auf einem Papyrus, 13. Jahrhundert v. Chr.), ist aber nicht immer klar zu trennen, ob diese dann Seelenbegleiter, Seelenführer oder die Seelen der Verstorbenen selber sind. Diese Seelenvögel tragen das Geistwesen der Verstorbenen in das Totenreich. Ähnliche Aufgaben übernehmen in der Mythologie vieler Völker aber auch Engel und Genien, welche mit Flügeln ausgestattet die Attribute der Vogelwelt, oder der Schmetterlinge tragen.

Vogel Seele SymbolModern gestaltete Grabmalsymbolik. Jurakalk und Bronze.

Diese ganze hier aufgezeigte Thematik spiegelt sich natürlich auch in der neuzeitlichen Kunst wieder. Ein schönes Beispiel hierfür ist Joseph von Eichendorffs Gedicht Mondnacht mit den bekannten Worten: "Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande als flöge sie nach Haus."

Allgemeine Bedeutung der Vögel in der Symbolsprache

Oben sind bereits vier symbolträchtige Vogelgestalten erwähnt und so könnte man die Reihe der bedeutungsvollen Bewohnern der Lüfte ins fast endlose fortsetzen und deren Sinnbilder interpretieren. Hier soll mehr auf die allgemeine Bedeutung der Vögel in ihrer Symbolik hingewiesen werden. Vieles davon klang oben bei den drei Hauptvertretern bereits an. Es ist das geistige Prinzip. Bereits in den Kunstwerken der Steinzeitmenschen, etwa auf Felszeichnungen, stellte man fest, dass die Tiergruppen, welchen man sich zuwendete in drei Kategorien zuzuordnen sind. Das sind die fliegenden Wesenheiten, welche das himmlische und geistige Prinzip verkörpern. Dann gibt es die Tiere der großen Ebenen, Savannen und Steppen. Diese verkörpern die Welt und werden nicht selten mit der Zahl Vier in Verbindung gebracht (Radkreuz usw.), also den vier Himmelsrichtungen. Ein dritte Gruppe sind die Tiere, welche scheinbar unter der Erde, also im Totenreich leben. Das sind die Schlangen, Ratten, Mäuse und dergleichen. Auch Fische werden in diese Gruppe gezählt. Die Idee, dass mit den Tiergruppen zu einem uralten Weltbild gehören ist gar nicht so weit hergeholt, wie mancher meint.

Vogel Motiv Grabmal Halbplastik

Selbst die biblische Geschichte von Adam und Eva und der Schlange im Paradies führt in diese Richtung. In der Bibel lesen wir zum Beispiel von der Erschaffung der Tiere in jenen oben genannten Kategorien, also von den Vögeln im Himmel und den Tieren auf der Erde. Und erst mit dem verlorenen Paradies entsteht die Kategorie der Tiere unter der Erde (Symbol für die Unterwelt/das Totenreich), also der Schlange, weil diese nämlich anfangs laut Paradiesgeschichte noch Beine hatte und erst als Strafe diese verlor. Weil diese Auffassung uralt ist und zu den archetypischen Denkweisen des Menschen zählt, finden wir beispielsweise weltweit das Kunstmotiv von Pardiesvögeln, bzw. von Gärten, Bäumen und Vögeln, welch paradiesische Zustände symbolisieren. Und auch wieder findet sich in der Bibel ein entsprechendes Gleichnis vom Himmelreich, welches einem winzigen Samenkörnchen gleicht, aus dessen Same aber ein gewaltiger Baum wächst, "so dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen." Ev. Matthäus 13, 31–32. Nistende Vögel weisen als christliches Kunstmotiv auf diese Bibelstelle.

Oft findet sich der Vogel und der Baum des Lebens oder der Weltenbaum – in welcher Spielart auch immer miteinander. Diese Bäume sind als Weltenbäume träger des Himmelsgewölbes zu verstehen. In fast allen primitiven Weltbildern stellten sich die Menschen die Erde mit der Himmels- und Sternenkuppel als eine Art riesiges Zelt (Sternenzelt) oder Bauwerk vor. Über dieser Kuppel, welche von hohen Bäumen oder Bergen und Gebirgen getragen wird, glaubte man die Götter und da liegt es auch auf der Hand anzunehmen, dass die Vögel dort hin gelangen können. Der Baum fungiert in diesem Bild ebenfalls als Bindeglied zwischen Himmel und Erde. Deshalb kommt auch in allen Kulturen immer wider der Gedanke auf, der Vogel sein ein Götterbote. Interessant ist hierbei die Feststellung dass der sagenumwobene Phönix, dessen Urbild vermutlich ein Reiher oder Kranich ist, eng mit der Natur des Götterboten Hermes/Merkur verbunden sind, der auch gewisse Attribute der Vogelwelt trägt, als die geflügelten Schuhe und den geflügelten Hermesstab. Und manchmal findet sich im Zusammenhang mit diesem Hermes, in alten alchemistischen Zeichnungen und dort die Verbindung zweier Elemente verkörpert, auch ein Paar sich streitender oder fliegender Vögel (meist Raben). Diese sind dann im alchemistischen Sinne gedeutet ein Symbol für die Doppelnatur des Hermes/Merkur welche man mit dem Quecksilber gleichsetzte. All dies sind weiterführende Formen des einen uralten Bildgedankens. So kann auch die Darstellung zweier Vögel (auf dem Lebensbaum) ein dualistisches Symbol sein, besonders dann, wenn die Vögel mit unterschiedlichen Farben dargestellt sind. Diese Bildsprache kann aber durchaus positiv unterlegt sein und zwei liebende Menschen Symbolisieren.

Vogelmensch LascauxEin Vogel auf einer Säule deutet auf die Verbindung von Himmel und Erde. In diesem Falle ist der Stab, als vertikaler Strich stilisiert ganz klar ein Bildzeichen für das Verbindende von Himmel und Erde. Die älteste Abbildung von einem Kultgegenstand ist übrigens solche ein Vogelstab. Die Darstellung befindet sich auf einer jungpaläolithische Höhlenmalerei in der berühmten Höhle von Lascaux (Frankreich, Département Dordogne). Der Steinzeitkünsler bildet diesen Schamanenstab neben einem Menschen, der einen Vogelkopf besitzt, und neben einem (vom Speer getroffenen) Wisent ab. Weiterhin verkörpern die Vögel als symbolisches Motiv auch das Licht, die Luft und das Feuer (Feuervogel). Dazu muss auch nicht mehr viel erklärt werden, wieso und warum diese Metaphern bestehen, zumal die gefiederten Freunde der Menschen (vielleicht abgesehen vom Adler) vom Menschen nie als Bedrohung wahrgenommen wurden. [TJ.6.16] Zählpixel