Flaschenkürbis FrüchteDie Früchte sogen im Garten für ein tropisches Flair
Die Früchte sogen im Garten für ein tropisches Flair

Der Flaschenkürbis (Kalebasse) ist neben dem Tabak die älteste und verbreitetste Kulturpflanze der Menschheit und schon aus diesem Grunde sollten wir beide auch im eigenen Garten anbauen. Der einzige Grund, warum das Gemüse bei uns noch nicht die Verbreitung hat, welche ihm zusteht, ist der Umstand, dass bei uns die Kochkunst in dieser Richtung noch wenig entwickelt ist [1]. Junge Früchte sind roh und gekocht essbar. Reine Kalebassensorten (siehe unten) sind oft bitterlich und ungenießbar.

Botanik

Der Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria) wird als Kürbis bezeichnet, zählt aber botanisch nicht zu den bei uns bekannteren Gartenkürbissen, die aus der Neuen Welt (Nord- und Südamerika) stammen. Doch beide Arten Curcurbita und Lanenaria gehören tatsächlich der gleichen Pflanzenfamilie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) an, allerdings getrennt über zahlreiche Unterfamilien. Die botanische Systematik für den Flaschenkürbis ist folgende und sie ist beachtlich:

Flaschenkürbis Sorten – Flaschenkürbis Sortengruppen – Lagenaria siceraria (Pflanzenart) – Benincasinae (Subtribus [Unter-Unter-Unter-Familie] – Benincaseae (Tribus [Unter-Unter-Familie]) – Cucurbitoideae (Gattung [Unter-Familie]) – Cucurbitaceae (Pflanzenfamilie) – Magnoliopsida [Bedecktsamer] (Klasse)

Kalebasse Blattform FruchtOktober: Hier haben zwei Pflanzen meine Tomatenüberdachung überrankt.

Der Flaschenkürbis ist der einzig bekannte klassische Speisekürbis der alten Welt und wenn man bei uns zur Zeit des Mittelalters Kürbisse anbaute, so waren dies allesamt Früchte der Art Lagenaria siceraria. Nach heutigen Erkenntnissen stammt die Art ursprünglich aus Afrika, doch spätestens seit der Mittelsteinzeit fand der Flaschenkürbis, aus dem man auch Behältnisse (Kalebassen) oder Musikinstrumente fertigte, auf allen Kontinenten (Australien?) Ausbreitung und merkwürdigerweise besonders auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Lagenaria siceraria ist ein tropisches Gewächs und kann bei uns nur in der frostfreien Zeit angebaut werden.

Sorten

Diese hier gelisteten Sorten sind nur Beispiele für eine weit größere Vielfalt:

  • 'Pinguin' – Birnenform; Reifezeit nur 120 Tage
  • 'Bushel Plus' – groß, rund; für Schüsseln und Schalen; 125 Tage
  • 'Dipper Long Handeld' – für Weinheber; 130 Tage
  • 'Xiaohulu' – chinesische Variante mit verengter Mitte (Violinenform); 130 Tage
  • 'Flaschenkuerbis Bianca' – Flaschenform, weiß, 125 Tage
  • 'Schlangenkuerbis' – bis 10 cm dick und 1,7 m lang, 130 T.
  • 'Flaschenkuerbis mini' – Miniaturausführungen für Dekorationszwecke oder als Natur-Auflaufformen für Kochkünstler

Kalebasse, Trocknung, Gefäße herstellen

Der Flaschenkürbis wird manchmal auch als Kalebasse [2] bezeichnet (Samen, Sorten usw.), doch die Kalebasse definiert weniger die Pflanzenart, sondern verschiedenste Gefäße, Schöpfbehälter, Trinkgefäße, Schalen, Trichter, Weinheber oder Resonanzkörper von Musikinstrumenten, welche von den Naturvölkern aus der getrockneten Schale ausgereifter Flaschenkürbisse hergestellt wird. Für diese Zwecke werden gut gereifte Kürbis mit einem Stück Stiel geerntet und an einem trockenen, luftigen Ort (nicht in praller Sonne) etwa drei Monate lang getrocknet, bis man beim Schütteln im inneren der immer härter werdenden Fruchthülle die Samen klappern hört. Um das Ausdörren zu beschleunigen oder Fäulnis zu vermeiden können wir auch die Außenhaut der Schale vorsichtig abschaben.

Kalebassen trocknenDas Trocknen der Kalebassen dauert bei uns länger, als in den wärmeren Weltgegenden.

Ist der Trocknungsvorgang beendet, kann die Kalebasse zum Beispiel mit einer sehr feingezahnten Säge in der Weise aufgeschnitten werden, welcher Zweckbestimmung diese dann erfüllen soll. Je nach gewünschter Form braucht es dafür natürlich die entsprechende Sorte. Letztere gibt es in ungeahnter Formenvielfalt. Um bei uns vollreife Früchte ernten zu können, muss der Anbau (Saat und Pflanzung) so zeitig wie möglich erfolgen, denn die Kalebassen reifen erst nach 130 Tagen [3] aus. Das sind nicht ganz 4,5 Monate, doch das ist genau die Zeitspanne von Mitte Mai bis Ende September, welche bei uns frostfrei zur Verfügung steht. Die Besonderheiten für den Anbau der Kalebasse sind unten bei der Flaschenkürbis-Kulturanleitung nachzulesen.

Neben dem Flaschenkürbis werden auch die Früchte des aus Amerika stammenden Kalebassenbaumes (Crescentia cujete) zu ähnlichen Gefäßen verarbeitet. Diese Gefäße nennt man jícara (Plural jícaras). Der Baum ist ein Gewächs der Tropen. Beide Gewächse und Produkte – Flaschenkürbis, wie Jicara – haben heute noch eine große Bedeutung in der Subsistenzwirtschaft der Indios.

Anbauanleitung Flaschenkürbis

Die Anbau gleicht im Wesentlichen der aller Kürbisarten und ist dort bitte nachzulesen. Zu beachten ist noch, dass die Gewächse volle Sonne leben, wenn sie auf dem Rankgitter stehen. Doch können sich von einem halbschattigen Platz, der gut 2 m entfernt liegen kann dort hin ranken. Weitere Besonderheiten der Kultur folgen hier im Text:

Lohnt bei uns der Anbau überhaupt?

Der Flaschenkürbis ist sehr wärmebedürftig und in vielen Gegenden reifen die Früchte auch nicht aus. Des weiteren beginnt das Hauptwachstum der Pflanzen erst im August, was relativ spät ist und oft werden auch nicht vor Ende August ordentlich Früchte angesetzt. Doch was bei der ersten Betrachtung als Nachteil gesehen werden kann, das ist durchaus ein Vorteil. Der Grund hierfür ist, dass die jungen Flaschenkürbisse unausgereift, wie Zucchini geerntet und ähnlich in der Küche verwendet werden. Auch der Geschmack der jungen Flaschenkürbisse ähnelt den des Zucchini und deshalb verwenden wir beide Gemüse genau genommen auf die gleiche Weise. Nun könnte man aber die viel leichter zu kultivierenden Zucchini von Mitte Juni bis in den Oktober hinein von zwei oder drei Stauden ernten und hätte ausgesorgt, wenn nicht des öfteren im August die Zucchinistauden vom Mehltau befallen werden, was dann zum Totalausfall der Kultur führt. Und genau für diesen Fall der Fälle kommt der Flaschenkürbis ins Spiel. Ihn können wir zum Beispiel zusammen mit Kletterbohnen stecken und mit diesen gemeinsam an dem Bohnengestell empor ranken lassen. Lange Zeit hält sich dann der Flaschenkürbis unauffällig im Hintergrund und lässt zunächst die Rankbohnen gewähren. Haben diese ihren Hauptertrag hinter sich setzt sich dann wie auf Knopfdruck der Flaschenkürbis durch und liefert ab September noch reichlich Früchte, wenn die Zucchini oft schon abgestorben sind.

Direktaussat

Wer den Kürbis nur für junges unausgereiftes Gemüse anbauen will, der kann die Samen um den 15. Mai direkt ins frei Land auf das Beet säen und wird in einem warmen Sommer nach 70 Tagen erste Früchte ernten können. Diese Methode ist besonders für den Selbstversorgungsanbau interessant, wenn sehr viele verschiedene Gemüsekulturen im Garten kultiviert werden. In diesem Falle hat man nicht immer die Zeit oder die Kapazität den Flaschenkürbis im Topf vorzuziehen.

Vorkultur im Topf - Aussaat Zeitpunkt 15. April

Die Vorkultur ist auf der Seite mit dem Titel "Kürbis anbauen" genau beschrieben. Hier sein nur noch einmal auf die Wichtigkeit hingewiesen, dass es nichts bringt, die Jungpflanzen zu zeitig vorzuziehen, weil sie schon bald im Topf leiden, weil sie ihre Wurzeln nicht ausbreiten können. Deshalb ist von mir der 15. April als frühester Aussaatzeitpunkt vorgeschlagen und der 20. April als spätester. Die Vorkultur im Topf ist für die Kalebassen zwingend, damit sie überhaupt nennbare Erträge bringen, was die ausgereifte Kalebassenfrüchte betrifft. Für die Kalebassen werden die Anzuchttöpfe in den ersten 12 Tagen (bis der Samen aufgekeimt ist) ins warme Wohnzimmer oder ins Treibhaus gestellt und das bei 20 bis 22 °C Durchschnittstemperatur!

Pflanzen

Die Auspflanzung geschieht nach den sogenannten Eisheiligen (kalte Tage im Mai) und auch dann ist es sinnvoll den Pflanzen Schutz zu geben, wenn noch einmal kalte Nächte angesagt sind. Die kommen oft noch einmal um den 11. Juni. Pflanzenschutzhaben oder Schutzvliese sind dafür geeignet. Schutz vor Schnecken ist ebenfalls nötig, bis die Pflanzen jeweils gut fünf Blätter besitzen. Dazu können wir Schneckenkorn verwenden. Es reicht aber, wenn wir jeden Abend drei Körnchen in der Näher der Setzlinge platzieren. Der Pflanzabstand an Spalieren beträgt 60 cm. Nach dem Pflanzen wird gut angegossen und in den ersten Wochen der Kultur bei Trockenheit gewässert. Später sollte nur bei starker Trockenheit gut und reichlich gegossen werden, doch sonst ist zu viel an Nässe nicht zuträglich.

Spalier

Flaschenkürbisse sind Rankpflanzen, welche sich in der Natur aufstützend durch das Geäst von Büschen und Bäumen ranken. Man kann die Gewächse im Garten auf ähnliche Art und Weise an Bäumen ranken lassen, muss ihnen aber am Anfang etwas Hilfe geben und die Triebe anbinden. Das Gleiche gilt auch für die Bepflanzung von Spalieren oder Pergolen.

Düngen

Gedüngt wird erst im August, doch das nicht zu reichlich, da sonst die Pflanzen anfällig für Mehltau werden. Dafür nimmt man am besten einen flüssigen Universaldünger (Blumendünger) und düngt jede Woche, doch wenig dosiert. Naturdünger (Jauchen) sind den Kunstdüngern vorzuziehen.

Ernte

Die Ernte erfolgt bei den Gemüsesorten im Jugendstadium der Fruchtausbildung, so wie bei den Zucchini. Die Ernte der Kalebassen wurde bereits oben beschrieben. Sie muss aber unbedingt vor dem ersten Frösten geschehen, welche manchmal bereits im September auftreten können. Manchmal bleibt der ganze Oktober frostfrei, was dann eine reiche Kalebassenernte beschert. Tatsächlich reifen in der Oktobersonne noch sehr viele Früchte aus. Diejenigen Kürbisse, welche es nicht zur reifen Kalebasse geschafft haben und nicht in der Küche Verwendung finden, sind zunächst eine brauchbare Dekoration und später auch ein hervorragendes Hühnerfutter, welches durch Lagerung der Früchte mindestens bis Anfang Januar zur Verfügung steht.


  • [1] Wobei anderseits mit dem recht ähnlichen Zucchini sehr variantenreich in der Küche experimentiert wird.
  • [2] Deutsch Kalebasse oder Kalabasse von calebasse (französisch) oder calabaza (spanisch) hergeleitet.
  • [3] Nur ganz wenige Kalebassen-Sorten schaffen es mit 120 bis 125 Tagen zur Reife